Glyphosateinsatz in der Champagne

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la-vita
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Glyphosateinsatz in der Champagne

Beitrag von la-vita »

Hallo zusammen,

einigermaßen schockiert habe ich den Artikel bei Winesearcher zur Kenntnis genommen. Unglaublich, dass viele Erzeuger weiter spritzen, als ob es kein morgen mehr gibt und selbst gesetzliche Vorgaben missachten:
(Auszüge per Google-Translater)

Doch trotz der jüngsten milden Wetterlage sind zu viele Landwirte in der Region erneut zu einem übermäßigen Einsatz von Herbiziden übergegangen. Das wichtigste Herbizid der Champagne ist Glyphosat. Dessen Verwendung ist durch französisches Recht stark eingeschränkt, auch wenn die meisten Glyphosat-Anwender in der Champagne die vorgeschriebenen Beschränkungen nicht einhalten. Seit Oktober 2020 hat die französische Agentur für Lebensmittelsicherheit, Umwelt- und Arbeitsschutz (ANSES) den Glyphosateinsatz in französischen Weinbergen (aus Umwelt- und Gesundheitsgründen) stark auf etwa ein Fünftel der empfohlenen Dosis pro Hektar begrenzt.
Das bedeutet, dass das Herbizid nur auf einem Fünftel der Weinbergsfläche ausgebracht werden darf, was ein flächendeckendes Spritzen de facto verbietet. Einzige Ausnahme von dieser Regel ist das Verbot der maschinellen Bearbeitung von Weinbergen, was laut dem technischen Team des Comité Champagne (CIVC) nur auf sechs Prozent der Champagner-Weinberge zutrifft. Zudem darf das Herbizid nicht näher als fünf Meter von Gewässern oder Wohnhäusern entfernt eingesetzt werden.
Im Jahr 2023 erneuerte die Europäische Union (EU) die Zulassung von Glyphosat um ein weiteres Jahrzehnt, und die ANSES änderte ihre Beschränkungen nicht.
Dennoch scheinen sich die Champagner-Regionen entschieden zu haben, die gesetzlichen Beschränkungen der ANSES zu ignorieren, deren Einhaltung das Herbizid in der Region nahezu ausrotten würde. Sébastien Debuisson, Qualitäts- und Nachhaltigkeitsdirektor des CIVC, bestätigte gegenüber Wine-Searcher, dass es nahezu unmöglich sei, die gesetzlich verbindlichen Glyphosat-Grenzwerte in den dicht bepflanzten Weinbergen der Champagne einzuhalten.
„Selbst mit gut eingestellten Sprühgeräten ist es äußerst kompliziert, das Herbizid nur zehn bis zwölf Zentimeter neben dem Rebstamm auszubringen, um nicht zu sagen unmöglich“, sagte er. Debuisson wies darauf hin, dass die gesetzlichen Beschränkungen für Glyphosat zwar im Weinbauführer des CIVC klar erwähnt würden, die versengten Weinberge aber zeigten, dass nur sehr wenige Winzer diese gelesen hätten.
Tatsächlich hat Debuisson zugegeben, dass der Herbizideinsatz in der Champagne seit 2022 von Jahr zu Jahr gestiegen ist, was im krassen Widerspruch zu der Verpflichtung der Region steht, in allen ökologischen Bereichen Fortschritte zu erzielen.
Die Behauptung des SGV, die ANSES-Beschränkungen würden in der Champagne nicht gelten, hat jedoch zu einem immer dreisteren Vorgehen einiger Weinbauern geführt, deren ökologische Praktiken in den letzten Jahren nachgelassen haben. So gab es beispielsweise mehrere Beschwerden von Biobauern, deren angrenzende Rebflächen durch die Nachlässigkeit ihrer Nachbarn zerstört wurden. Selbst Wasserwege und Weinberge, die an Häuser grenzen, wurden übermäßig mit Glyphosat behandelt.

Orirginaltext:
https://www.wine-searcher.com/m/2025/04 ... cide-habit

Viele Grüße
Detlef
Lars Dragl
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Re: Glyphosateinsatz in der Champagne

Beitrag von Lars Dragl »

Hallo Detlef!

Ich möchte dir jetzt nicht sämtliche Illusionen rauben, aber wie glaubst du, dass das bei uns in der BRD aussieht? Beim Umwelt- und Klimaschutz lügen wir uns alle gerne in die eigene Tasche. Da wird viel geredet, aber es passiert kaum was. Das würde auch bedeuten, dass ich mich selbst bescheiden müsste und kürzer treten. Ist doch besser, wenn die anderen das machen und ich sie auslache :lol:

Herzliche Grüße

Lars
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EThC
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Re: Glyphosateinsatz in der Champagne

Beitrag von EThC »

...bin gerade auf La Palma, hier schaut's weitgehend glyphosatfrei aus, aber die Winzer können hier ja froh sein, wenn auf der Vulkanasche überhaupt was wächst. Aber ein -anscheinend sehr privater, dennoch nicht ganzer kleiner- Weingarten in El Pinar sah dann doch äußerst geleckt aus...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

https://ec1962.wordpress.com/
Ursula
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Registriert: Di 11. Okt 2022, 14:19

Re: Glyphosateinsatz in der Champagne

Beitrag von Ursula »

wir sind gerade von unserer traditionellen kleinen Oster-Radtour durch die Weinberge in der Nordpfalz bis zum Hubackerturm in RHH zurückgekehrt.Unser Eindruck :

recht früher Austrieb der Weinreben, manche Anlagen warten noch auf den Rebschnitt ( ? ), und immer mehr Winzer nutzen den Scheibenpflug zur Unkrautbekämpfung im Unterstockbereich statt der Chemokeule mit Glyphosat, was uns einfach nur freut.

Im Zellertal haben wir eine interessante Entdeckung gemacht:

eine brandneue und für die Region absolut untypische frischangelegte Rebanlage in Einzelpfahlerziehung und Dichtpflanzung im Steilhang.Erinnert an die Untermosel.Das sieht nach verdammt viel Handarbeit aus. Sehr mutig !

Gruß Ursus
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UlliB
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Re: Glyphosateinsatz in der Champagne

Beitrag von UlliB »

Ursula hat geschrieben: Mo 21. Apr 2025, 17:13 recht früher Austrieb der Weinreben, manche Anlagen warten noch auf den Rebschnitt ( ? ),
Ist zwar OT, aber dennoch: wenn der Rebschnitt nicht rechtzeitig vor dem Austrieb erfolgt, liefert die Anlage in dem Jahr keinen brauchbaren Ertrag.

Mir sind im letzten Jahr noch im Spätfrühling viele "unbeschnittene" Rebgärten aufgefallen, das war allerdings in Franken. Früher passierte das gelegentlich mal, wenn ein Winzer erkrankt oder verstorben war und sich niemand um die Reben kümmern konnte, aber nicht in dieser Häufung. Ich vermute, dass jetzt zunehmend Betriebsaufgabe dahinter steckt. Da bekommen die zuständigen Behörden noch einiges zu tun.

Noch zum Thema Glyphosat: nachdem das Thema Verbot erstmal vom Tisch ist, habe ich nicht mitbekommen, dass die Verwendung im Weinbau in Deutschland gesetzlich eingeschränkt worden ist, wie das nach dem verlinkten Artikel in Frankreich der Fall sein soll. Habe ich da etwas verpasst?

Gruß
Ulli
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