vorletzten Freitag haben wir über die örtliche VHS wieder einmal einen kleinen Rundumschlag in Sachen Weine der Welt durchgeführt. Insgesamt waren 15 Weine (8x weiß, 7x rot) aus 12 Ländern am Start, die wir wie immer blind mit anschließender Auflösung verkostet haben.
Folgende Weine waren in der Verkostung:
---- Monmoulin Cremant de Luxembourg Brut (Duhr Freres, Ahn) -Luxemburg-
Weine bzw. Schaumweine aus Luxemburg laufen einem selten über den Weg - kein Wunder bei lediglich 1.300 ha Rebfläche und einem stabilen heimischen Absatz. Es handelt sich hier um eine Cuvee aus Riesling, Weißburgunder und Auxerrois mit klassischer Flaschengärung und einem mindestens 2-jährigen Hefekontakt. Feine Perlage, dezente Gelbfrucht, sehr harmonisch mit einem zarten Zuckerschwänzchen. Sehr trinkiger Schäumer ohne Fehl und Tadel, der fast jedem gefallen dürfte.
2021er Tokaj Furmint szaraz (Gergö Filep, Tallya) -Ungarn-
ein Wein aus dem Moric-Projekt "Hidden Treasures" von Roland Velich. Schon in der Nase pure Mineralität, ganz dezente Frucht (Apfel, Quitte) mit kräutrig/blütigen Akzenten, knochentrocken mit straffer, animierender Säure, mittelgewichtig (12,5 Vol%), steinig-mineralisch, eine Spur Salz, dieser Wein macht keine Gefangenen

meiden. Für mich aber ein sehr spannender und hochwertiger Wein (ca. 21 EURO im Handel).
2021er "Arenas de Santyuste" Vino de Mesa blanco (Esmeralda Garcia, Segovia) -Spanien-
100% Verdejo aus 4 Lagen, uralte, meist wurzelechte Rebstöcke (Pflanzjahre 1810 und 1877), Ausbau in Edelstahl und Amphore. Dieser Wein hat absolut nichts mit den frisch-fruchtigen Supermarkt-Verdejos im Sauvignon blanc-Stil zu tun. Dies ist ein feiner Terroirwein, bei dem vor allem die Ausgewogenheit, Eleganz und Finesse überzeugt. Hier ist nichts zu viel oder zu wenig. Der Wein hat dezente Gelbfrucht (reifer Apfel, Hauch Birne), aber auch angenehm gemüsige Noten (Fenchel) und kräutrige Noten. Der Wein ist absolut trocken, hat eine sanfte Säure, die dennoch für genug Frische sorgt, die 13,5 Umdrehungen sind nicht zu spüren,absolut harmonisch und trinkfreudig bis in den langen Abgang, Toller Verdejo der ganz anderen Art (ca. 21 EURO im Handel).
2022er Chardonnay Stellenbosch W.o.O. (Meerlust Estate, Stellenbosch) -Südafrika-
ein klassischer Chardonnay-Typ, bei dem man die Herkunft nicht erraten kann. Das ist sicher Mainstream, aber verdammt guter Mainstream, daher kann ich die durchgehende Begeisterung für diesen Wein gut nachvollziehen. Geschliffene Gelbfrucht (Marille, Zitrus), keineswegs pomadig, vermengt mit zarten röstig-vanilligen Holznoten, gekonnt gemacht, gute Dichte bei 13 Umdrehungen, saftige, lebendige Säure, mittellanger Abgang. Ein durchaus hochwertiger Chardonnay internationaler Stilistik, dem man höchstens die Austauschbarkeit und den fehlenden Charakter vorwerfen kann. (ca. 29 EURO im Handel).
2019er Kammerner Renner Grüner Veltliner Kamptal (Schloß Gobelsburg) -Österreich-
ein erstes Gewächs der Österreichischen Traditionsweingüter (entspricht in etwa einem deutschen GG), kraftvolle, aber feine und sortentypische Nase, reife Marille, Birne, eine Spur Ananas, am Gaumen trocken mit deutlicher Extraktsüsse, kraftvoll (13,5 Vol%), aber nicht adipös, passende Säure, reife Gelbfrucht, würzig, Hauch Tabak, gute Länge. Ein Klassiker aus dem Kamptal, der sehr an hochwertige GV-Smaragde aus der Wachau erinnert(vor Ort ca. 22 EURO).
2018er "Le Refuge de Chavannes" Saumur AOP (Domaine de l'Enchantoir) -Frankreich-
Ein klassischer 100%iger Chenin-blanc von der Loire. Nase nach alten Apfelsorten, Lagerobst, Hauch nasse Wolle, etwas Kräuter, sehr frisch und komplex in der Nase. Am Gaumen knalltrocken mit saftiger, stringenter Säure, die aber durch einen kräftigen Körper aufgefangen wird,Alkohol (13 Vol%) bestens integriert, am Gaumen deutlich Quitte, etwas (Alt-)Holz, Lagerapfel, stringent, sehr trinkig ,mittlere Länge. Der Wein gewinnt mit Luft immer mehr, was für seine Qualität spricht. Dekantieren wäre hier nicht schlecht gewesen. Sehr empfehlenswerter Chenin mit Charakter (ca. 27 EURO im Handel).
2018er "Section 94" Sauvignon blanc Marlborough (Dog Point Vineyard) -Neuseeland-
Vergesst bei diesem Wein alle Pauschalbilder, die ihr von neuseeländischen Sauvignon blanc abgespeichert habt. Überhaupt keine quietschige, knallige Frucht, sondern ein Unikum mit nachgewiesenem Alterungspotential. Stilistisch ist das eher Loire oder Steiermark, aber doch kraftvoller und tiefer als Weine der genannten Regionen. In der Nase nur eine dezente Sortenart, leicht tropische Früchte, aber auch gemüsige Noten (Fenchel), fern von jeglicher Paprikaunreife. Ganz dezenter Holzeinsatz, man merkt das längere Hefelager, am Gaumen trocken, sehr viel Extrakt, der dennoch fokussiert bleibt, die 14,5 Umdrehungen laut Etikett sind so gut verpackt, dass man das eigentlich gar nicht merkt, perfekt ausgewogen, dezente Frucht mit Würze, seh lang. Grandioser Sauvignon blanc aus einem warmen Jahr, der Benchmark-Charakter haben sollte. Leider nicht ganz billig (ca. 38 EURO im Handel). Sollte jeder mal probiert haben !
2008er Erdener Prälat Auslese*** (Jos. Christoffel jun., Ürzig) -Mosel-
die Weine des leider schon verstorbenen Kajo Christoffel sind zu Kultobjekten geworden, die leider nicht mehr "nachwachsen" können. Perfekt gereifter, klassischer Mosel-Riesling in der Auslese-Stufe. In der Nase unheimlich feine und komplexe Rieslingfrucht, gelbe Früchte, Schieferwürze, perfekte Harmonie. Am Gaumen wirkt der Wein viel weniger süss, als er vom Papier her eigentlich sein müsste, tolle Würze, Hauch Tabak, zart kräutrig,tolles Süsse-Säure-Spiel, federleicht (7,5 Vol%) und tänzelnd auf der Zunge, dennoch mit einem langen retronasalen Abgang. Dieser Weinstil ist einmalig in der Welt und nicht kopierbar, zumal in dieser Form einfach unheimlich fein und trinkfreudig.
Die 7 Rotweine folgen in Kürze !
LG
Bodo