Irgendwo gab es ja diesen Spruch, dass es sich jeder ernsthafte Weinliebhaber schuldig sei, einmal im Leben Lafite getrunken zu haben... - Petrus wurde schon damals als zu rar und zu teuer für diesen Exzess ausgeklammert. Dennoch wäre ich selbst bei Lafite nicht auf die Idee gekommen, da dann 500 + € für eine Flasche zu lassen (und der Spruch stammt auch aus Zeiten, wo Lafite noch halbwegs bezahlbar war). Das ist dann halt kein Spiel mehr für jeden ernsthaften Weinliebhaber, sondern für die ausgesuchte Klientel der Besserverdienenden oder Habenden.
Dennoch würde man sich überhaupt keinen Gefallen tun, Geld für einen solchen Ikonenwein dann raus zu hauen, wenn es sich um einen derart grottigen Jahrgang wie eben 1984 handelt. Denn was will man sich dann damit beweisen? Wie schlecht ein 500 € - Wein schmecken kann? Und dass selbst ein Aldi 20 € klassifizierter Bordeaux da im Extremfall besser sein kann...
Ich hatte einmal im Leben die Idee andersherum - wir grottig wäre selbst einer der besseren 1984er Bordeaux - um einschätzen zu können, wie schwach schwach sein kann... Habe dann damals vor etwa 10 Jahren unter den noch besser bewerteten und damals als noch trinkbar Empfohlenen gesucht und knapp 40 € in 2 Flaschen Sociando Mallet (2 Fl. incl. Versand) investiert. Ergebnis: eine Flasche war das investierte Geld grade so wert und machte ein Minimum an Spaß, brach dann aber auch schnell zusammen, die zweite war ein Fall für grade noch so für das Gulasch...
Bei meinen wenigen Ikonen-Bordeaux, die ich mir in den 90ern geleistet habe, habe ich dann sowohl auf Bewertung als auch Jahrgangsrenommée geguckt und bei namhaften Händlern in Subskription gekauft, bei denen ich davon ausgehe, dass ich für mein dennoch deutlich geringeres Geld was Echtes bekommen habe.
Bei einer Geschichte wie dieser lehne ich mich grinsend auf dem Sofa zurück und überlege, wer der Dööfere ist, der Fälscher, der ausgerechnet einen 1984er Petrus fälscht oder der, der absichtlich einen 1984er Petrus kauft, auch wenn er echt sein sollte... (selbst unter neureichen Russen u.ä. gibt es da bestimmt kaum noch jemanden, der sich dafür jetzt noch ernstlich interessiert. Die, die locker 500 € pro Flasche ausgeben, wollen meist dennoch was halbwegs anständiges dafür haben).