Experimentalweine: aus Amphoren, ungeschwefelt etc.
Verfasst: So 21. Nov 2010, 15:29
Seit meinen Erlebnissen mit den Cornelissen Weinen mache ich eigentlich einen großen Bogen um derartige Experimente. Trotzdem kann ich nicht umhin, Frank Cornelissen für eine sehr treffende Begrüdnung meiner Ablehnung zu danken. Auf seiner HP schreibt er:
"Daher vermeiden wir konsequent alle möglichen Einmischungen wie chemische, organische oder bio-dynamische Behandlung auf unserem Land, denn all dies zeigt die Unfähigkeit des Menschen die Natur so wie sie ist zu akzeptieren."
Mein erster Gedanke: Ja, und das ist gut so! Wir sind die Wesen, die irgendwo zwischen Natur und Unnatur hin- und herpendeln. Warum soll ich eine Natur akzeptieren, die in Form von Erdbeben und Vulkanausbrüchen für meine Vernichtung sorgen will? Soll ich jetzt nackt rumrennen, weil ich die Kälte der Natur akzeptieren soll? Habe selten einen so dogmatischen bullsh*** gelesen. Oder ist wohl der Mensch Schuld an allen Übeln der Natur? Im Umkehrschluss: ohne den Menschen wäre die Natur rein und die Welt gut. Ja sorry, soll ich mich jetzt für meine Existenz entschuldigen? Das ist sich selbst geißelnder Natur-Protestantismus auf die Spitze getrieben. Und Religion und guter Geschmack gehen selten eine Allianz ein.
Weiter schreibt er: "Die göttliche Fähigkeit das "Ganze" zu verstehen ist den Menschen offensichtlich nicht gegeben, da wir nur ein Teil dieser komplexen Welt sind und nicht Gott selbst. Trotzdem und immer mehr versuchen Menschen Gott zu sein und verändern das natürliche Gleichgewicht nur um die Produktivität zu steigern, mit allen gegebenen Konsequenzen..." Jaja, jetzt fühle ich mich ganz schuldig!
"Unsere Produkte sind ohne Schutzmittel hergestellt (also auch ohne Schwefelzufuhr) damit sie sich frei zu ihrem vollen Potential entfalten können." Nachdem ich seine Weine im Glas hatte, möchte ich von diesem vollen Potential definitiv verschont bleiben. Da ziehe ich Weine vor, die in Magen und Darm keine weiteren bakteriologischen Nachgärprozesse auslösen. Danke, Herr Cornelissen!
TROTZDEM: ich bin ja ein offener Mensch und möchte kein noch so blödes Dogma verdammen, wenn die Qualität stimmt. Ich muss dennoch voranschicken, dass der folgende Wein GESCHWEFELT ist. Ungeschwefeltes Zeug rühre ich nicht mehr an! Ich muss oft genug gärenden Most und Weine vor der Cuveetierung probieren und weiss, wie ich mich am nächsten Tag fühle.
DER WEIN: 2008 Pithos rosso 'Anfora' IGT Sicilia der Azienda Agricola Cos
Die Farbe ist eher hell- bis mittelrot, dabei klar und durchscheinend. Schon beim ersten Anblick ist klar: hier ist kein Extraktmonster im Glas, sondern etwas Leichteres. Der Wein besteht aus Nero d'Avola (die ich kenne) und Frappato (gänzlich unbekannt). Nun ist es nicht so, dass der Wein völlig fremde Geschmacksaromen offenbart, er hat eine feine Himbeerfrucht, ist dabei getragen von einem sehr würzigen und eher dunkleren Aromenspektrum, auch Bleistift, ohne irgendwie schwer oder mächtig zu sein. Aus einem schwarzen Glas würde ich sogar eher auf einen vielleicht gereiften Weißwein tippen, Traubensorte unbekannt. Er ist schlank und kühl, dabei schön seidig.
Der Wein schockiert nicht und die Geschmackspapillen sind nicht vollständig irritiert. Trotzdem hat er einen erdigen Unterton, den ich bisher noch nicht erlebt hatte und der dem Wein durchaus eine weitere Dimension eröffnet. Holzeinfluss ist es nicht, das schmeckt anders. Ich tippe daher, dass es durch den Amphorenausbau kommt. Mit EUR 18,-- nicht ganz billig, aber mehr als nur einen Versuch wert. Ich kann ihn mir gut zu gebratenem weissen Fleisch mit Pilzen vorstellen.
"Daher vermeiden wir konsequent alle möglichen Einmischungen wie chemische, organische oder bio-dynamische Behandlung auf unserem Land, denn all dies zeigt die Unfähigkeit des Menschen die Natur so wie sie ist zu akzeptieren."
Mein erster Gedanke: Ja, und das ist gut so! Wir sind die Wesen, die irgendwo zwischen Natur und Unnatur hin- und herpendeln. Warum soll ich eine Natur akzeptieren, die in Form von Erdbeben und Vulkanausbrüchen für meine Vernichtung sorgen will? Soll ich jetzt nackt rumrennen, weil ich die Kälte der Natur akzeptieren soll? Habe selten einen so dogmatischen bullsh*** gelesen. Oder ist wohl der Mensch Schuld an allen Übeln der Natur? Im Umkehrschluss: ohne den Menschen wäre die Natur rein und die Welt gut. Ja sorry, soll ich mich jetzt für meine Existenz entschuldigen? Das ist sich selbst geißelnder Natur-Protestantismus auf die Spitze getrieben. Und Religion und guter Geschmack gehen selten eine Allianz ein.
Weiter schreibt er: "Die göttliche Fähigkeit das "Ganze" zu verstehen ist den Menschen offensichtlich nicht gegeben, da wir nur ein Teil dieser komplexen Welt sind und nicht Gott selbst. Trotzdem und immer mehr versuchen Menschen Gott zu sein und verändern das natürliche Gleichgewicht nur um die Produktivität zu steigern, mit allen gegebenen Konsequenzen..." Jaja, jetzt fühle ich mich ganz schuldig!
"Unsere Produkte sind ohne Schutzmittel hergestellt (also auch ohne Schwefelzufuhr) damit sie sich frei zu ihrem vollen Potential entfalten können." Nachdem ich seine Weine im Glas hatte, möchte ich von diesem vollen Potential definitiv verschont bleiben. Da ziehe ich Weine vor, die in Magen und Darm keine weiteren bakteriologischen Nachgärprozesse auslösen. Danke, Herr Cornelissen!
TROTZDEM: ich bin ja ein offener Mensch und möchte kein noch so blödes Dogma verdammen, wenn die Qualität stimmt. Ich muss dennoch voranschicken, dass der folgende Wein GESCHWEFELT ist. Ungeschwefeltes Zeug rühre ich nicht mehr an! Ich muss oft genug gärenden Most und Weine vor der Cuveetierung probieren und weiss, wie ich mich am nächsten Tag fühle.
DER WEIN: 2008 Pithos rosso 'Anfora' IGT Sicilia der Azienda Agricola Cos
Die Farbe ist eher hell- bis mittelrot, dabei klar und durchscheinend. Schon beim ersten Anblick ist klar: hier ist kein Extraktmonster im Glas, sondern etwas Leichteres. Der Wein besteht aus Nero d'Avola (die ich kenne) und Frappato (gänzlich unbekannt). Nun ist es nicht so, dass der Wein völlig fremde Geschmacksaromen offenbart, er hat eine feine Himbeerfrucht, ist dabei getragen von einem sehr würzigen und eher dunkleren Aromenspektrum, auch Bleistift, ohne irgendwie schwer oder mächtig zu sein. Aus einem schwarzen Glas würde ich sogar eher auf einen vielleicht gereiften Weißwein tippen, Traubensorte unbekannt. Er ist schlank und kühl, dabei schön seidig.
Der Wein schockiert nicht und die Geschmackspapillen sind nicht vollständig irritiert. Trotzdem hat er einen erdigen Unterton, den ich bisher noch nicht erlebt hatte und der dem Wein durchaus eine weitere Dimension eröffnet. Holzeinfluss ist es nicht, das schmeckt anders. Ich tippe daher, dass es durch den Amphorenausbau kommt. Mit EUR 18,-- nicht ganz billig, aber mehr als nur einen Versuch wert. Ich kann ihn mir gut zu gebratenem weissen Fleisch mit Pilzen vorstellen.