Deutscher Weißwein aus Sicht eines "Südfranzosen"

[VillaGemma]

Auch wenn mein Logo toskanisch daherkommt, so liegt der Geschmack inzwischen eindeutig im C9dP. Seit einem Jahr interessieren meine Frau und mich auch Weißweine, wenn auch nur niederrangig, so passen sie doch zu dem einen oder anderen Gericht, welches wir gern zubereiten häufig besser dazu.

Nun heißt es, dass man in Deutschland bei weißen Weinen durchaus Weltklasse findet. Motiviert durch diese Aussagen habe ich mal 12 Flaschen erworben, in der Hoffnung, dass das grobe Schrot schon irgendwie trifft.

Für uns als "Referenzwein" gilt aktuell ein weißer C9dP von Gigognan, Clos du Roi 2012. Den sehen wir bei 93P Trinkgenuss. In der gleichen Kategorie liegt ein 2011er Odysseus aus dem Priorat, Garnatxa Blanca.

Ich möchte mit diesem Thread unsere Erfahrung zu den deutschen Weinen teilen und natürlich auch gern noch Tipps erhalten, was man sonst probieren könnte. Soviel vorweg, jetzt geht es los:

1. Wein: 2011er Von Winning Weißburgunder: Ich fand, der Wein hat eine schöne Nase nach weißen Früchten. Vom Geschmack war ich durchaus angetan, auch wieder leicht Pfirsich, aber auch Ananas. Die Säure war akzeptabel. Dazu eine gewisse Mineralik. Aber für mich landete der irgendwo bei 90-91P und meine Frau "sah" ihn noch einen Punkt schlechter.
Somit ging dieser erste Vergleich deutlich an den (gleichteuren) C9dP.

2. Wein, heute geöffnet: 2010er Schneider Ruländer Spätlese. Nase auch schön, einiges an weißen Früchten. Geschmack recht einfach für mich, leicht eindimensinal "Ananassig". Aber trotzdem ein schöner Eßbegleiter, daher 90P von uns. Zugute halten muss man, dass dieser Wein, dank Direktverkauf, einen ganzen Zehner günstiger ist. Trotzdem darf der Preis keinen Einfluss auf die Wertung haben

to be continued...

[mha71]

Die Herangehensweise verstehe ich nicht ganz: Suchst Du einen deutschen Wein, der ähnlich schmeckt bzw. stilistisch in eine ähnliche Richtung geht, wie Dein Referenzwein, ein C9dP blanc (oder auch ein weisser Priorat..)? Oder warum vergleichst Du einen Weissburgunder mit einen C9dP blanc?

[Bernd Schulz]

Die Herangehensweise verstehe ich nicht ganz: Suchst Du einen deutschen Wein, der ähnlich schmeckt bzw. stilistisch in eine ähnliche Richtung geht, wie Dein Referenzwein, ein C9dP blanc (oder auch ein weisser Priorat..)?

Ich verstehe die Herangehensweise ebenfalls nicht wirklich....

Nun heißt es, dass man in Deutschland bei weißen Weinen durchaus Weltklasse findet.

Ja, aber diese "Weltklasse" manifestiert sich unter Umständen in einem ungewohnten Geschmacksbild. So sind z.b. viele (natürlich beileibe nicht alle) der international renommierten deutschen Weißweine restsüß und liegen im Alkohol bei weniger als 10 Volt. Sie bewegen sich geschmacklich in einem ganz anderen Zusammenhang als deine französischen Favoriten. Und auf diesen völlig neuen Kontext müsstest du dich erst einmal einlassen und einschießen....der direkte Vergleich, so wie du ihn betreibst, macht schlichtweg keinen Sinn. Noch nicht einmal, wenn man den trockenen Rahmen nicht verlässt.

Viele Grüße

Bernd

[octopussy]

der direkte Vergleich, so wie du ihn betreibst, macht schlichtweg keinen Sinn. Noch nicht einmal, wenn man den trockenen Rahmen nicht verlässt.

Dem kann ich nur beipflichten. Dazu noch das zwanghafte Festhalten an den Punkten. Viel interessanter als "das hier hat 93 Punkte und das hier nur 91 Punkte und 93 ist immer besser als 91" ist doch die Frage, warum der eine Wein so schmeckt und der andere Wein anders schmeckt, wie das jeweils in die lokale kulinarische Kultur und Weinbautradition passt und ob man damit dann was anfangen kann oder nicht. Weißweine, die wie ein weißer Châteauneuf schmecken oder wie ein weißer Priorat, gibt es in Deutschland nicht. Punkt. Es gibt aber andere gute Weißweine. Man muss nur einen ausreichend großen Horizont und ein halbwegs vorhandendes Verständnis für unterschiedliche Kulturen haben, dann kann man m.E. sogar beides goutieren.

[Kle]

Villa Gemmas Ansatz habe ich so verstanden, dass ein eingefleischter Frankreich-Genießer mit einer simplen Methodik seinen Horizont zu erweitern versucht: Er stellt einfach beim Abendessen gewohnte Weine ungewohnten gegenüber und beobachtet, was passiert. Die alte Gewohnheit, nach Châteauneuf & Co zu greifen wird dann nicht zufällig, z. B. wegen der Getränkekarte im Restaurant, sondern systematisch durchbrochen, weil es vielleicht nur so möglich ist, genug Erfahrungen zu sammeln und gegen eine einprogrammierte Präferenz vorzugehen. Letzteres kann ja sehr schwer sein, wenn man es nicht methodisch tut – weswegen viele Menschen bei ihren erlernten Präferenzen bleiben. Die gewählte Methode wirkt zwar nicht wissenschaftlich ausgeklügelt und berücksichtigt keinen großen weinkulturellen Hintergrund, aber ich könnte mir vorstellen, dass sie praktisch, für zwei Menschen am Abendbrottisch, funktioniert. Auch Punkte zu vergeben finde ich keine schlechte Idee, weil es dazu animiert, nicht nur die subjektiven Vorlieben im Auge zu haben.

Gruß, Kle

[Ollie]

Danke, Kle, fuer die guetigen Worte.

(Mit aehnlicher Methode kaempfe ich mich gerade hoechsterfolgreich durch restsuesse Ahrburgunder. )

Cheers,
Ollie

[Jochen R.]

... Er stellt einfach beim Abendessen gewohnte Weine ungewohnten gegenüber und beobachtet, was passiert. ...

... und dann kommt die böse Überraschung: Ein Riesling schmeckt nicht wie ein
Chateauneuf (von Tardieu)...

[Wicheler]

l ein weißer C9dP (gleichteuren) C9dP.

Hallo,

ich muß mich jetzt mal als Unwissender outen, aber ich komm auch mit "Tante Gugl" nicht hinter die Begriffe C9dR C9dP.
Klärt ihr mich auf?

Gruß Dieter

[Gaston]

C9dP --- Chateau Neuf du Pape

[Wicheler]

C9dP --- Chateau Neuf du Pape

oh Mann, da hat der Franzose in mir aber ........geschlafen! Danke