Weinverkauf am Telefon

Hohe Brisanz, kurzes Verfallsdatum
toskana86
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Weinverkauf am Telefon

Beitrag von toskana86 »

Hallo,

gestern Abend klingelt das Telefon. Nanu? Die angezeigte Nummer ist mir völlig unbekannt, die Vorwahl aus Ulm...

"Ja, guten Abend, hier ist XXXX vom Weingut Reichsgraf von Ingelheim. Sie haben bei einer Umfrage über Weingläser teilgenommen und jetzt möchten wir uns bei Ihnen bedanken."
"Wann soll das gewesen sein? Ich kann mich an eine derartige Umfrage nicht erinnern."
"Im letzten Jahr."
"Aha."
"Ja, und Sie teilten uns mit, dass Sie halbtrockene Rotweine bevorzugen."
"Ich? Ich trinke absolut keine halbtrockenen Rotweine."
"Aber trockene!?"
"Ja, trockene Rotweine schon."
"Und Weißweine."
"Und Weißweine."
"Und da möchten wir Ihnen ein Kennenlernpaket zukommen lassen. Da sind neun Flaschen darin. Normalerweise kostet das Paket 149 € plus Zustellung, aber Ihnen senden wir es für nur 89 € zu. Das Paket übergeben wir unserem Hausspediteur, der Ihnen das bringt. In diesem Paket legen wir die Rechnung bei, die Sie dann bei Ihrer Bank bezahlen. Außerdem legen wir noch 2 Schott-Zwiesel Weingläser bei.
Bei den Weinen handelt es sich um eine Literflasche ausgezeichneten Rotweins aus Frankreich, 2 trockene Rieslinge, einer Flasche blumigem Rotwein aus dem Cote Langedock..." (weiteres ist mir entfallen)

Dass ich so ein Angebot nur ausschlagen konnte :)
Die Gute am Telefon hat vor der Aufzählung der Weine erst einmal ihren Ordner holen müssen, damit sie auch schön die äußerst nichtssagenden Weinanpreisungen vorlesen konnte. In einer Schulung hat sie gehört, dass man dies mit etwas Euphorie machen sollte - jeder "Schlecht-Schauspieler" einer Dokusoap hätte das genauso gemacht.

Habt Ihr schon einmal Erahrung mit einem Weinkauf am Telefon gemacht bzw. was haltet Ihr Allgemein von dieser Praktik?
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austria_traveller
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Re: Weinverkauf am Telefon

Beitrag von austria_traveller »

Servus,
Ich schreib dir mal, wie das bei mir so abläuft ....

"Ja, guten Abend, hier ist XXXX vom Weingut Reichsgraf von Ingelheim. Sie haben bei einer Umfrage über Weingläser teilgenommen und jetzt möchten wir uns bei Ihnen bedanken."
"Wiederhören, ich leg jetzt auf .... "
Mir ist meine Zeit einfach zu Schade für solchen Quargel ;)
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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Gerald
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Re: Weinverkauf am Telefon

Beitrag von Gerald »

Für solche Anrufe gibt es eine sehr unterhaltsame Antwortstrategie, siehe hier:

http://www.xs4all.nl/~egbg/duits.pdf

Habe mir das einmal ausgedruckt, leider hat nie eines dieser Callcenter gerade angerufen, als ich es in der Nähe hatte ...

Grüße,
Gerald
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austria_traveller
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Re: Weinverkauf am Telefon

Beitrag von austria_traveller »

Gerald hat geschrieben:Für solche Anrufe gibt es eine sehr unterhaltsame Antwortstrategie, siehe hier:
LOL ... das ist wirklich gut
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
bordeauxlover
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Re: Weinverkauf am Telefon

Beitrag von bordeauxlover »

Köstlich ;) ... Hab mich weggeschmissen. Muss ich mir auch ausdrucken und jederzeit griffbereit legen, wenn wieder irgendwer am Telefon einem irgendwas aufschwatzen will...
Armin
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thvins
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Re: Weinverkauf am Telefon

Beitrag von thvins »

Beim Reichsgraf von Ingelheim bietet sich auch noch folgende Strategie an:
"Ich kaufe nur Weine nach vorheriger Verkostung"
Dann bietet der Telefonstratege unter Garantie an, dass ein Vertreter zu Besuch käme.

Dies ist dann in aller Regel ein armer Schlucker, der meist auf Hartz IV aufstocken muss, meist im Anzug, damit es seriös wirkt... mit einem dickem Koffer voller billigst gemachter Weine auf Discounterniveau, nur deutlich teurer.

Der gute Herr packt dann gern ein kleines Plastikgläschen zum Kosten seiner edlen Kreszenzen aus, da sollte man dann ein richtig gutes Glas parat halten.

Dann natürlich den Spucknapf, indem man den minderwertigen Wein entsorgt. Der gute Herr wird ganz entgeistert gucken und sich fragen, wieso man den Wein ausspuckt. Vielleicht sogar drängen, man solle den Wein doch lieber trinken.

Antworten, dass man ja nur verkoste und sich amüsieren, wie der gute Mann einen doch zum Trinken nötigen möchte...

Was zu Schreiben nehmen und um die Flasche bitten, die Angaben des Etikettes notieren. Das wird ihn weiter irritieren - "Sie müssen doch dazu nichts aufschreiben" "Doch, ich will die Weine ja bewerten und vergleichen"
"Sie sollen sie trinken und nicht bewerten" "Ich bewerte sie aber und veröffentliche die Notiz dazu dann im Internet. Dann sieht jeder gleich, wie Ihre Weine so sind... - außerdem möchte ich im Netz zum Hersteller recherchieren, mir auch die Lage anschauen, wo der Wein herkommt."

"Wieviel wollen Sie denn davon kaufen?" "Gar nichts, sie haben doch sicher noch was besseres dabei..." das kann man dann eine Weile so fortsetzen und irgendwann kann man den armen Mann auch bitten, mal einen Wein zu probieren: "Ich hab da grade was offen, was mich begeistert - probieren Sie mal. So was in der Richtung suche ich..."

Unterm Strich wird er erkennen, dass es sich nicht lohnt, dass er seine Weine hier nicht los wird. In aller Regel wird er sich entweder ausheulen oder er wird bitten, man solle doch was aus Mitleid kaufen. Was man aber besser nicht tun sollte, vielleicht dann doch eher den armen Mann auf ein gutes Glas einladen und ihm mal zuhören. Die meisten solcher Typen hatten es wirklich nicht leicht. Zum Schluß bitten, man möge aus dem Verteiler gestrichen werden, da die Weine eben doch nicht dem gewünschten Niveau entsprechen... In aller Regel hat man dann keinen Trubel mehr mit dieser Firma und falls doch, kann man an Herrn XXXX verweisen, mit dem man mal einen "nette" Stunde verbracht hat - und der genau weiß, was hier gesucht wird... - und Firmen wie Reichsgraf von Ingelheim oder Pallhuber und Co. werden so was in aller Regel nie bieten können, denn diese Firmen versuchen mit diesen Marketingtricks die Weine zu verkaufen, die eigentlich niemand haben will. Zumindest niemand von uns.

Ich hab mir den Spaß tatsächlich mal so gegönnt. Die Leute, die dort für wenig Geld arbeiten (müssen), sind allerdings wirklich zu bedeuern. Ich hatte aber dann hinterher Ruhe vor denen. Endgültig.
Die nette Dame am Telefon hat allerdings bei mir so eröffnet:"Wir wissen, dass Sie gerne einen guten Wein trinken, deswegen haben wir Sie für unsere Aktion ausgewählt. Wir möchten Ihnen daher gern etwas schenken." Und dann ging es auch in die Richtung mit dem Aufschwatzenwollen eines Probenpaketes...
Beste Grüße

Torsten

http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com
jetzt mit richtiger Startseite...
Michl
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Re: Weinverkauf am Telefon

Beitrag von Michl »

Danke, Gerald, klasse Tipp für alle, die niemanden demütigen oder vorführen wollen. Ich befürchte nur, ich bekomm's spontan nicht ganz ungezwungen hin.
Viele Grüße

Michl
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Oberpfälzer
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Re: Weinverkauf am Telefon

Beitrag von Oberpfälzer »

Michl hat geschrieben:Danke, Gerald, klasse Tipp für alle, die niemanden demütigen oder vorführen wollen.
+1
Servus
Wolfgang
MichaelWagner
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Re: Weinverkauf am Telefon

Beitrag von MichaelWagner »

Pieroth...WIV...Herr Sonnen ist zurück...würde mich nicht wundern, wenn du trotzdem in den nächsten Tagen ein Paket erhältst...
wenns läuft, dann läufts. Aber bis es läuft, dauerts...
toskana86
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Re: Weinverkauf am Telefon

Beitrag von toskana86 »

Gerald hat geschrieben:Für solche Anrufe gibt es eine sehr unterhaltsame Antwortstrategie, siehe hier:

http://www.xs4all.nl/~egbg/duits.pdf

Habe mir das einmal ausgedruckt, leider hat nie eines dieser Callcenter gerade angerufen, als ich es in der Nähe hatte ...

Grüße,
Gerald
Haha, also das ist wirklich ganz großes Kino. Hab herlich gelacht :D
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