Hallo Frederik,
ganz der Jüngste bist du sicher nicht, wir haben schon jemand aktiv dabei, der grad so "trinken durfte"...
Aber einer der Jüngeren sicher und in so fern ein herzliches Willkommen und immer her mit deinen Fragen.
Die Schulung der Sinne kommt mit der Zeit des intensiven Beschäftigens mit Wein, suche die Möglichkeit, mit anderen zu diskutieren, ob virtuell dasselbe getrunken wird oder im Kreise anderer Liebhaber bei einer gemeinsamen Probe - wenn Freaks wie wir es zum großen Teil sind, zu Proben einladen, dann kann man oft als Anfänger eine Menge lernen. Auch in punkto Sensorik, weil meist über die Eindrücke diskutiert wird.
Wenn dir Rhône gefällt, dann taste dich mal von den Regionen her über das Languedoc / Roussillon weiter nach Spanien rein und suche von den Traubensorten ruhig weiter nach Syrah und Grenache, auch in Verbindung mit anderen Rebsorten des Mittelmeerraumes. da gibt es auch schon vernünftiges in deiner Preiskategorie, selbst wenn man bei JWD da auf ein schnell ausgelutschtes Sortiment trifft - aber zum eintrinken erstmal weit besser als Discounter und Co. Und du kannst viele der Weine probieren. Nimm ruhig ein kleines Heftchen und einen Stift mit und notiere dir Weine, die dir besonders gut schmecken. Dann lassen sich besser vergleichbare Weine empfehlen in Zukunft.
An die meisten jüngeren Weine muss Luft ran, damit sie sich entsprechend entfalten, daher dekantiert man sie oder das sogar doppelt (Flasche -> Karaffe -> zurück in die Flasche), oder man öffnet den Wein und läßt ihn längere Zeit offen stehen (solang keine Gärfliegen etc unterwegs sind).
Gießt du dann Wein in ein ausreichend großes Glas (dort nie über den Bauch hinaus, d.h. dort, wo das Glas am weitesten ist) und wartest kurz, riechst dann und schwenkst kräftig und riechst erneut... Ein offener Wein empfängt dich mit einem üppigen Duft, manche Weine sind so extreme Schnüffelstoffe, da könnte man sich wieder und wieder nur am Riechen ergötzen - erstmal auch egal, ob dir die Duftnoten mehr oder weniger zusagen - es geht nur um die Frage offen / verschlossen. Bei einem verschlossenen Wein kommt nichts oder nicht viel oder eben etwas, aber sehr verhalten. Hier kann Luftkontakt helfen. Das sind dann auch mitunter die Weine, von denen du vielleicht sagen wirst, sie hätten am 2. Tag besser geschmeckt.
Oft gehen Nase und Gaumen miteinander einher, bei einem richtig verschlossenen Wein kommt auch am Gaumen nicht viel - der Wein will nicht mit dir sprechen. Dann warte einfach, bis er sich dir mehr offenbart. Passiert das auch nach Tagen nicht, ist er gnadenlos zu jung oder taugt nix - in der von dir avisierten Preiskategorie eher letzteres.
Trinke den Wein nicht einfach so hinter, sondern übe das lange und intensive Schlürfen - du wirst erstaunt sein, wie viel sich dann bei guten Weinen offenbart, was dir beim einfachen Trinken verborgen bleibt (als Nichtraucher hab ich mir sagen lassen, das sei ähnlich wie das auf Lunge rauchen gegenüber dem Paffen) - nicht zu wenig und nicht zu viel in den Mund nehmen, bei leicht geöffnetem Mund Luft einziehen und den Wein hin und her wirbeln, immer nur wenig hinterschlucken und dabei weiterschlürfen, nicht Verschlucken - das ist Übungssache, am Besten am Anfang nicht den Galaanzug und das feinste Hemd anhaben... Wenn du den dreh raus hast, wirst du Wein, der dir schmeckt, immer so trinken wollen - jeden Tropfen intensiv auskosten... (bei mir merken Mittrinker sofort, wenn mir der Wein nicht schmeckt und ich nur aus Höflichkeit das Glas leere - oder gar nach einem Vorwand suche, um mit dem noch halbvollen Glas zu verschwinden und mit dem leeren wieder aufzutauchen... - meist sind Blumen und Haustiere dann besoffen und ich nüchtern - dann waren die Weine definitiv nix. ..

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Also ran an den Speck und immer weiter fleißig den Austausch mit uns suchen.