Hier nun meine Eindrücke zur gestrigen Verkostung in Stuttgart:
Am 5. Dezember fand wie schon die Jahre zuvor, in der Filiale Stuttgart-Süd, eine große Champagner Verkostung statt.
Bernd Kreis hat hier einzigartige Gewächse von vorwiegend kleineren Maisons produziert, die man selten und wohl kaum in dieser Zusammenstellung woanders finden dürfte.
Unter den insgesamt 18 verschiedenen Champagnern, waren Cuvées aus Häusern wie Larmandier-Bernier, Egly-Ouriet, Billecart-Salmon und Champagner von Cédric Bouchard (Roses de Jeanne) repräsentativ vertreten.
Die Stimmung war einzigartig trotz der enormen Besucheranzahl zu späterer Stunde.
Ich möchte in diesem Artikel die Aufmerksamkeit auf den ein oder anderen Champagner lenken, wenn auch nahezu alle präsentierten Weine tadellos waren.
Im ersten Flight wurden die Champagner von Larmandier-Bernier (Vertus) verkostet.
Die Weine des 9 Hektar großen Hauses werden spontanvergoren und dann in Edelstahltanks und Fudern ausgebaut und zeichnen sich allesamt durch die sehr trockene Abfüllung aus (alle Weine sind Extra Brut).
Hier fasziniert mich immer wieder die „Basis-Cuvée“ des Hauses. Der „Extra Brut Tradition Premier Cru“ gehörte an diesem Abend zu den frischesten und belebendsten Champagnern. Sowohl sein frischer Duft nach Zitrusnoten und säuerlichen Äpfeln, als auch sein gehaltvollers aber leicht erscheinendes Gesamtbild machen diesen Wein zu einem interessanten Einstieg in eine Verkostung.
Im Vergleich „Extra Brut Blanc de Blancs Premier Cru“ und „BdB Premier Cru Terre de Vertus Non Dosé“, erscheint mir der „Terre de Vertus“ charaktervoller. Der vielleicht etwas herbere Champagner bleibt lange und eindrucksvoll am Gaumen und glänzt durch seine Jugendheit und kalkigen Anklänge im gegensatz zum blumenreichen Bukett.
Ein weiterer Champagner aus dem Hause Larmandier-Bernier glänzte ebenfalls. Der „Vieilles Vignes de Cramant Grand Cru“ aus 2005. Ein Extra Brut Blanc de Blancs der etwas nach Dörrobst und Brot roch und gereiftere Noten in sich trug.
Nachdem ich bereits sehr positive Erfahrungen mit dem „Inflorescence Blanc de Noirs“ von Cédric Bouchard gemacht habe, war ich natürlich sehr gespannt auf die weiteren Champagner von Roses de Jeanne.
Bei diesem 2,5 Hektar großen Betrieb glänzen durch die Bank mineralisch erfrischende Weine. Der Inflorescence BdN gehört für mich zu den interessantesten Champagnern in der Preisklasse bis 40€ und begeistert mit einer ganz individuellen Note in einer Preisklasse, in der auch die großen Häuser ihre Standardweine in den Supermärkten ansiedeln.
Der BdN „Les Ursules“ 2009 zeigte sich leblos – was aber vermutlich auf den kleinen Rest in der Flasche zurückzuführen ist. So bleibt mir vor allem der „La Bolorée“ Blanc de Blancs aus 2007 im Gedächtnis. Dieser Champagner besteht nämlich komplett aus Pinot blanc! Ein Champagnererlebnis, welches sicherlich prägend ist!
Der Star des Abends waren aber für mich überraschenderweise nicht die Champagner von Bouchard, sondern durch die Bank Champagner von Egly-Ouriet.
Die in Stahltanks und Barriques spontanvergorenen Weine werden weder filtriert, noch geschönt abgefüllt. Ein weiteres Merkmal der Champagner, ist die lange Ausbauzeit der Grundweine, sowie die lange Lagerung auf der Hefe.
Spricht man bei den Moselweinen von J.J. Prüm vom prüm’schen Stinker, so erkennt man die Champagner von Egly-Ouriet auch sehr schnell an der speziellen Nase.
Während die „Prestige Millésimé 2003″, sowie der „Les Vignes de Vrigny“ sich beide noch etwas grün und jung präsentiert haben, kann man die „Brut Tradition Grand Cru“ momentan schon vollstens genießen. Der Grand Cru präsentiert sich vielschichtig, kraftvoll und entwickelt sich enorm im Mund.
Meine beiden Favoriten des Abends bestanden aus dem Blanc de Noirs „Grand Cru Vieilles Vignes“ und dem Grand Cru aus 1999!
Der Blanc de Noirs präsentiert sich momentan wunderbar. Er hat ein volles und fruchtiges Bukett, Aromen von reifen Äpfeln, zeigt sich körperreich und samtig und vorallem ultrakomplex. Ein ganz großer Wein, der seinen Preis verdient!
Der Grand Cru aus 1999 präsentierte sich dann trotz Vorlauf des großartigen BdNs mindestens genauso überwältigend. Eine abgefahrene salzige Parmesannote strömte mir aus dem Glas entgegen. Am Gaumen dann ein etwas leichterer Wein, der im Vergleich zum BdNs nobler wirkt. Am Gamen sind dann auch leichte Holznoten und die tolle Reife des Champagners zu spüren. Ein weiterer Weltklasse-Champagner, der sogar noch etwas günstiger als der BdNs angesiedelt ist.
Nicht zu vergessen sind die Champagner aus dem größeren Hause Billecart-Salmon. Billecart-Salmon ist hierzulande weniger bekannt, in Frankreich dafür um so mehr.
Hier wurde die einfache „Brut Réserve“ angeboten. Dieser Champagner gehört zu meinen ganz persönlichen „Weinwerten“. Es handelt sich hierbei um einen der preiswertesten Champagner, die in jedem Jahr gelungen sind und sicherlich vielen Menschen den Champagner näherbringen und verständlich machen können.
Bei den angebotenen Rosé-Champagnern enttäuschte mich etwas der bowlenfarbene und aus 100% bestehende Rosé von Larmandier-Bernier. Die mir bereits bekannten Rosés von Billecart-Salmon und Egly-Ouriet gehören dafür definitiv zu den Champagnern, die man weiterempfehlen kann. Dabei unterscheidet sich für mich der Egly-Ouriet im Vergleich zum Billecart-Salmon durch seine Aromen nach gekochten Erdbeeren. Der Rosé von Billecart-Salmon wirkt dafür etwas spritziger.
Hier noch mal ganz kurz meine Favoriten des Abends:
Preis-Leistungs-Verhältnis:
-Champagne Roses de Jeanne – Inflorescence Bland de Noirs (ca 38€)
-Champagne Billecart-Salmon – Brut Réserve (ca. 34€)
Spitzige, erfrischende Champagner:
-Champagne Larmandier-Bernier – Extra Brut Tradition Premier Cru
Mineralische und knochentrockene Champagner:
-Champagne Larmandier-Bernier – Terre de Vertus Non Dosé (BdB)
Roséchampagner:
-Champagne Egly-Ouriet – Brut Rosé Grand Cru
-Champagne Billecart-Salmon – Brut Rosé
Spitzenchampagner:
-Champagne Egly-Ouriet Blanc de Noirs Grand Cru vieilles Vignes
-Champagne Egly-Ouriet Grand Cru Milléssimé 1999