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Haltbarkeit/Lebensdauer von Sekt und Champagner etc.

Verfasst: Fr 28. Okt 2011, 07:30
von susa
Moin zusammen

im Zusammenhang mit dieser Fragestellung habe ich mich (mal wieder) gefragt, woran es auszumachen ist, ob ein Schaumwein (ich mag dieses Wort nicht so besonders, in meinen Ohren klingt es bürokratisch gestelzt wie Auslegeware ;)) zum alsbaldigen Verzehr bestimmt ist oder welche lange leben.

Welche chemischen/physikalischen Faktoren sind da ausschlaggebend?

Meine Erfahrung besagt lediglich, einfache Sekte maximal zwei Jahre, je komplexer desto länger, ich hab mal einen Lanson im Weinkühlschrank vergessen und nach 6 Jahren gefunden, der prickelte kaum noch und unprickelnd fand ich ihn jetzt nicht so begeisternd. Ich konnte es also nur am Preis festmachen.

lieben Gruß
susa

Re: Haltbarkeit/Lebensdauer von Sekt und Champagner etc.

Verfasst: Fr 28. Okt 2011, 12:49
von BuschWein
Hallo Susa

Ich habe es auch schon am angegebenen Ort geschrieben, es kommt auf zwei Dinge entscheidend an. Einmal wann wurde der Sekt (ich schreibe hier nur zu flaschenvergorenen Schaumweinen) degorgiert. Solange der Sekt im Keller des Weinguts auf der Hefe und vor allem unter Kronkorken liegt, verliert er sehr wenig an Kohlensäure. Sekte die lange auf der Hefe reifen, verlieren natürlich an primären Fruchtaromen, gewinnen aber an komplexeren Reifetönen, da kommt es wieder drauf an was man mehr mag.

Nach dem Degorgieren und dem Verschließen mit Naturkork verliert der Schaumwein die Kohlensäure stärker, sprich, wer beim Schaumwein den Prickel sucht sollte seine Sekte maximal 2 bis 3 Jahre im eigenen Keller liegen lassen. Wer auch an sehr schwach prickelnden Sekten Genuss findet, der kann gute Sekte, aber meist doch eher Champagner, auch länger im eigenen Keller reifen lassen. Die Kohlensäure bietet dem Sekt da auch einen Oxidationsschutz, sprich oxidative Altersnoten kommen eher erst sehr spät, wenn der Druck schon komplett weg ist.

Im Prinzip kommt Sekt aber auf den Markt, wenn er trinkreif ist, auch gute Jahrgangschampagner reifen eigentlich mit der Hefe im Keller des Erzeugers und kommen dann trinkreif auf den Markt.

Re: Haltbarkeit/Lebensdauer von Sekt und Champagner etc.

Verfasst: Fr 28. Okt 2011, 13:10
von susa
Danke Armin

jetzt verstehe ich diese Hype zum beispielsweise 99er Roederer Cristal aber noch weniger, oder gibt es da andere Aspekte.

lieben Gruß
susa

Re: Haltbarkeit/Lebensdauer von Sekt und Champagner etc.

Verfasst: Fr 28. Okt 2011, 14:21
von Sebastopol
Der andere Aspekt wurde schon erwähnt, die fortschreitende Reife der Weine, solange sie auf der Hefe liegen. Von Alterung möchte ich erst sprechen, wenn sie nur noch blank in der Flasche liegen. Das Hefelager lässt die Weine immer feiner und eleganter werden. Die Aromen werden besser eingebettet, die Weine werden facettenreicher. Die entsprechende Lagerzeit lässt sich der Hersteller natürlich gerne bezahlen, vor allem wenn wir von Cristal reden.. ;)
Dazu kommt, das ähnlich wie bei Stillweinen, bestimmte Jahre von Jahrgangschampagner einen besonders guten Ruf geniessen. Ohne Rücksicht auf die tatsächliche Entwicklung ziehen dann die Preise immer weiter an, aus den bekannten Gründen: sinkende Verfügbarkeit, steigendes Prestige,...

Um reinen Hype handelt es sich hierbei natürlich nicht. Allerdings auch nicht um ein Produkt für die breite Masse der Weinliebhaber. Ein längeres Hefelager allein führt schon zu besonderen Weinen, die nicht jedermanns Geschmack treffen. Flaschengereifte Schaumweine sind in einem sehr kleinen Kreis von Liebhabern durchaus hoch geschätzt.
Das nicht nur Freaks solche Weine mögen, konnte ich gerade vor einigen Wochen miterleben. 1998er Rauenthaler Baiken Sekt aus der Magnum (99 degorgiert) vs. aktuellen Winzersekt: 6 Magnums leer bevor 2 "normale" Flaschen ausgeschenkt waren...Prost :mrgreen:
Wie stets geht also auch hier probieren über studieren.

Re: Haltbarkeit/Lebensdauer von Sekt und Champagner etc.

Verfasst: Fr 28. Okt 2011, 15:18
von moc
Champagner können ganz hervorragend reifen und sie müssen dabei nicht unbedingt die Perlage verlieren. Ich habe viele BBDB Champagner (in der Regel "einfache" Winzerchampagner) aus den 80ern und auch frühen 90ern noch letztens getrunken. Reif ja, aber ganz toll zu trinken mit starker Perlage. Chardonnay von der CdB reift sehr gut. Immer vorausgesetzt, wir haben hier Topjahre.

Wichtig ist auch ob der Winzer die BSA zuläßt oder sie blockiert. Champus mit blockierter BSA braucht gut und gerne 3 bis 5 Jahre auf der Flasche um mürbe zu werden - auch "einfache Qualitäten".

Bestes Beispiel ist Andre Clouet aus Bouzy (zu beziehen über gute Weine Lobenberg). Selbst der einfache Brut kommt bei mir erst 3 bis 5 Jahre nach Degorgierdatum auf den Tisch. Die Jahrgänge können sicher 20 Jahre reifen.

J

Re: Haltbarkeit/Lebensdauer von Sekt und Champagner etc.

Verfasst: Fr 28. Okt 2011, 15:49
von susa
Oh ja, von Clouet hatten wir letztens den Rosé Champagner, der hat mir extrem gut gefallen, da kann ich Dir nur zustimmen.

lieben Gruß
susa#

Re: Haltbarkeit/Lebensdauer von Sekt und Champagner etc.

Verfasst: Fr 28. Okt 2011, 16:03
von C9dP
Oh welch Freude, gerade für das Wochenende bereitgelegt :D

Re: Haltbarkeit/Lebensdauer von Sekt und Champagner etc.

Verfasst: Fr 28. Okt 2011, 16:15
von harti
moc hat geschrieben:Champagner können ganz hervorragend reifen und sie müssen dabei nicht unbedingt die Perlage verlieren. Ich habe viele BBDB Champagner (in der Regel "einfache" Winzerchampagner) aus den 80ern und auch frühen 90ern noch letztens getrunken. Reif ja, aber ganz toll zu trinken mit starker Perlage. Chardonnay von der CdB reift sehr gut. Immer vorausgesetzt, wir haben hier Topjahre.
Hallo Jens,

kannst Du mich bitte aufklären, was die Abkürzungen bedeuten (ich kenne aus meiner Kindheit nur das ähnlich klingende dbddhkp) :?: .

Grüße

Hartmut

Re: Haltbarkeit/Lebensdauer von Sekt und Champagner etc.

Verfasst: Fr 28. Okt 2011, 17:18
von susa
wenn ich ehrlich bin fällt mir zu BBDB auch nur Big Brother DataBase ein und zu CDB Côte de Beaune

HEAGDL
susa

Re: Haltbarkeit/Lebensdauer von Sekt und Champagner etc.

Verfasst: Fr 28. Okt 2011, 17:50
von weinaffe
moc hat geschrieben:Champagner können ganz hervorragend reifen und sie müssen dabei nicht unbedingt die Perlage verlieren. Ich habe viele BBDB Champagner (in der Regel "einfache" Winzerchampagner) aus den 80ern und auch frühen 90ern noch letztens getrunken. Reif ja, aber ganz toll zu trinken mit starker Perlage. Chardonnay von der CdB reift sehr gut. Immer vorausgesetzt, wir haben hier Topjahre.

Wichtig ist auch ob der Winzer die BSA zuläßt oder sie blockiert. Champus mit blockierter BSA braucht gut und gerne 3 bis 5 Jahre auf der Flasche um mürbe zu werden - auch "einfache Qualitäten".

Bestes Beispiel ist Andre Clouet aus Bouzy (zu beziehen über gute Weine Lobenberg). Selbst der einfache Brut kommt bei mir erst 3 bis 5 Jahre nach Degorgierdatum auf den Tisch. Die Jahrgänge können sicher 20 Jahre reifen.

J
Au ja, ein lustiges Ratespiel :lol: . Zu CdB fällt mir ja noch Cote de Blancs ein.. aber BBDB ?? Ich tippe mal, da ist ein B zuviel und es soll Blanc de Blancs heissen. Da könnte man ja fast eine Wein-Castingshow daraus machen.. DSDSWR :mrgreen: :mrgreen:

Grüsse
Bodo