Historische Weinlagenkarten und ihre Aussagekraft
Verfasst: Di 9. Aug 2011, 22:22
Hallo zusammen,
gestern wurde auf Jancis Robinsons Seite ein Artikel von Nicola Gutman mit dem Titel "Mapping German Heritage" veröffentlicht, der sich mit den alten Bewertungen von Weinlagen auf der Basis ihrer Besteuerung befasst. Leider ist dieser nicht frei einsehbar.
Nicola Gutman gibt mehrere Beispiele, wie Weingüter ihre Lagen auf der Basis dieser alten Karten klassifizieren. Sie gibt das Beispiel des Weinguts Bürklin-Wolf, das seine Einteilung in Grand Crus und Premier Crus auf der Basis der zu Zwecken der Besteuerung angefertigten Lagenkarte des Königreichs Bayern (zu dem die Pfalz um die Mittelhaardt Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte) von 1828 vorgenommen hat.
Die Preußen (zu denen die Weinbaugebiete Rheingau, Nahe, Rheinhessen und Mosel Saar Ruwer gehörten) haben bekanntermaßen ebenfalls Weinlagenkarten erstellt, die die Klassifikation anhand des Steueraufkommens aus den Verkaufserlösen (einschließlich aus Auktionen) vornahmen. Anhand dieser Klassifikationskarte (1868) hat z.B. das Weingut Dr. Loosen seine Einteilung als Erste Lage vorgenommen (siehe http://www.drloosen.de/vineyard_intro.htm). Einer der großen Verfechter der alten Einteilung ist auch Roman Niewodniczanski vom Weingut Van Volxem. Laut dem Artikel von Nicola Gutman hat er nach dem Erwerb des Weinguts Van Volxem gezielt entsprechend der Einteilung von 1868 weniger hoch bewertete Lagenparzellen verkauft und höher bewertete Lagenparzellen dazu gekauft.
Mit diesem Thema beschäftigt sich auch dieser Kurzbeitrag von Felix Eschenauer auf Captain Cork, anlässlich des Fundes der Besteuerungskarte für den Rheingau von 1867: http://www.captaincork.com/Weinwissen/A ... tung-heute. Daniel Deckers hat darüber auch einen interessanten Artikel im Fine Wine Magazin 1/2011 veröffentlicht, der sich aber mehr mit dem Fund der Karte beschäftigt.
Mich beschäftigt, inwieweit die Lagenkarten aus dem 19. Jahrhundert heute noch Aussagekraft haben. Nicola Gutman und Felix Eschenauer haben zurecht darauf hingewiesen, dass jede Lage natürlich nur so gut ist, wie sie von einem Winzer behandelt wird.
Ich denke, dass zwar die meisten Lagen ihre große Klasse über die Jahrzehnte gehalten haben. Es fällt aber schon auf, dass aus manchen ehemals nach Besteuerungskarten, Bodenpreisen und Marktpreisen hoch bewerteten Lagen heute zwar noch gute Weine kommen, aber kaum mehr solche, die Deutschland- oder sogar weltweit den gleichen Ruf haben wie seinerzeit. Beispiele sind der Bernkasteler Doctor, der Erbacher Marcobrunn der Steinberg in Hattenheim oder auch die besseren Niersteiner Lagen wie Pettenthal, Ölberg, Hipping und Orbel. Dass die Weine aus diesen Lagen heute nicht mehr ganz den Weltruf (und vielleicht auch nicht mehr die Qualität) haben, den sie damals hatten, mag an den Weingütern liegen, die in den Lagen Besitz haben. U.U. liegt es aber auch an veränderten Rahmenbedingungen, z.B. dem veränderten Klima, herannahender Wohn- oder Gewerbebebauung, Brücken, abgeholzten oder aufgeforsteten Wäldern. Ich kann die Frage leider mangels Detailkenntnissen nicht beantworten.
Wie seht ihr die Aussagekraft historischer Weinlagenkarten hinsichtlich der aktuellen Qualität bzw. des aktuellen Qualitätspotenzials?
gestern wurde auf Jancis Robinsons Seite ein Artikel von Nicola Gutman mit dem Titel "Mapping German Heritage" veröffentlicht, der sich mit den alten Bewertungen von Weinlagen auf der Basis ihrer Besteuerung befasst. Leider ist dieser nicht frei einsehbar.
Nicola Gutman gibt mehrere Beispiele, wie Weingüter ihre Lagen auf der Basis dieser alten Karten klassifizieren. Sie gibt das Beispiel des Weinguts Bürklin-Wolf, das seine Einteilung in Grand Crus und Premier Crus auf der Basis der zu Zwecken der Besteuerung angefertigten Lagenkarte des Königreichs Bayern (zu dem die Pfalz um die Mittelhaardt Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte) von 1828 vorgenommen hat.
Die Preußen (zu denen die Weinbaugebiete Rheingau, Nahe, Rheinhessen und Mosel Saar Ruwer gehörten) haben bekanntermaßen ebenfalls Weinlagenkarten erstellt, die die Klassifikation anhand des Steueraufkommens aus den Verkaufserlösen (einschließlich aus Auktionen) vornahmen. Anhand dieser Klassifikationskarte (1868) hat z.B. das Weingut Dr. Loosen seine Einteilung als Erste Lage vorgenommen (siehe http://www.drloosen.de/vineyard_intro.htm). Einer der großen Verfechter der alten Einteilung ist auch Roman Niewodniczanski vom Weingut Van Volxem. Laut dem Artikel von Nicola Gutman hat er nach dem Erwerb des Weinguts Van Volxem gezielt entsprechend der Einteilung von 1868 weniger hoch bewertete Lagenparzellen verkauft und höher bewertete Lagenparzellen dazu gekauft.
Mit diesem Thema beschäftigt sich auch dieser Kurzbeitrag von Felix Eschenauer auf Captain Cork, anlässlich des Fundes der Besteuerungskarte für den Rheingau von 1867: http://www.captaincork.com/Weinwissen/A ... tung-heute. Daniel Deckers hat darüber auch einen interessanten Artikel im Fine Wine Magazin 1/2011 veröffentlicht, der sich aber mehr mit dem Fund der Karte beschäftigt.
Mich beschäftigt, inwieweit die Lagenkarten aus dem 19. Jahrhundert heute noch Aussagekraft haben. Nicola Gutman und Felix Eschenauer haben zurecht darauf hingewiesen, dass jede Lage natürlich nur so gut ist, wie sie von einem Winzer behandelt wird.
Ich denke, dass zwar die meisten Lagen ihre große Klasse über die Jahrzehnte gehalten haben. Es fällt aber schon auf, dass aus manchen ehemals nach Besteuerungskarten, Bodenpreisen und Marktpreisen hoch bewerteten Lagen heute zwar noch gute Weine kommen, aber kaum mehr solche, die Deutschland- oder sogar weltweit den gleichen Ruf haben wie seinerzeit. Beispiele sind der Bernkasteler Doctor, der Erbacher Marcobrunn der Steinberg in Hattenheim oder auch die besseren Niersteiner Lagen wie Pettenthal, Ölberg, Hipping und Orbel. Dass die Weine aus diesen Lagen heute nicht mehr ganz den Weltruf (und vielleicht auch nicht mehr die Qualität) haben, den sie damals hatten, mag an den Weingütern liegen, die in den Lagen Besitz haben. U.U. liegt es aber auch an veränderten Rahmenbedingungen, z.B. dem veränderten Klima, herannahender Wohn- oder Gewerbebebauung, Brücken, abgeholzten oder aufgeforsteten Wäldern. Ich kann die Frage leider mangels Detailkenntnissen nicht beantworten.
Wie seht ihr die Aussagekraft historischer Weinlagenkarten hinsichtlich der aktuellen Qualität bzw. des aktuellen Qualitätspotenzials?