Re: out, megaout, Bordeaux. Ein Weinbaugebiet in der Imagekr
Verfasst: Mi 17. Sep 2014, 11:11
Als die Mauer fiel, war ich in einem Alter, wie Innauen am Beginn seiner ernsthaften BDX-Leidenschaft...
Für mich war damals natürlich alles neu und mußte erstmal ausprobiert werden... - Tütensuppen, Mc.Donalds, und na klar - anständige Weine wollte ich jetzt trinken - als damals schon frankophiler Mensch (mit 18 hab ich händeringend gesagt:"Hoffentlich werd ich schnell Rentner, um endlich nach Frankreich fahren zu können") mußten es natürlich französische Weine sein. Und in diesem verklärten Blickwinkel strahlte der Glanz von Bordeaux auf mich, aber eben nicht irgendwelcher Bordeaux, nein - die Spitzenchâteaus waren es, die Begehrlichkeiten weckten. Nun hatte ich das Glück, in den 90ern auch anständiges Geld zu verdienen und konnte Geld in einen Weinkeller investieren. Natürlich suchte ich damals auch bewußt Weine, die lange reifen sollten - das war schließlich noch die Lehrmeinung seinerzeit. Also mehr kaufen als man trinken kann, damit was liegen bleibt...
Liegen blieben oftmal die Bordeaux-Weine, hieß es ja, die brauchen Zeit, zudem hatte mir ein guter Freund (ich glaub zu meinem 30.) zwei Bildbände geschenkt: "Die Spitzenweine und Schlösser des Medoc" "... Sauternes / Graves". Die machten Appetit, ich setzte mir zum Lebensziel, einmal im Leben einen Wein (natürlich den Erstwein) eines jedes dieser Güter getrunken zu haben - die Preise empfand ich seinerzeit als teuer, aber erreichbar (es waren seinerzeit Preise zwischen 20 und 80 DM, später dann eher 30 bis 150 DM). Dann mit der regelmäßigen Lektüre des Guide Hachette begriff ich, dass ich jene klassifizierten Châteaux nicht alle probieren müsse, bestimmte Namen, wie Ferriere, Durfort-Vivens, Rauzan-Gassies und einige mehr strich ich von der Liste meiner Begehrlichkeiten, nach den anderen suchte ich zielgerichtet, um sie jung zu kaufen und im Keller zu vergessen. Das Image der weltbesten Weine weckte meine Neugier und meinen Sammeltrieb - aber nicht des finanziellen Gewinnes wegen sondern wegen des in Aussicht stehenden wohl höchsten Genusses.
Dass dieser dann nicht immer eintritt, das konnte ich ja erst Jahre später, zum Teil mehr als ein Jahrzehnt später feststellen. Sich von Tütensuppen und Mac Donalds zu verabschieden ging wesentlich schneller...
In der Zwischenzeit habe ich viele interessante Weine Frankreichs aller anderer Regionen getrunken, dazu kam Spanien, heute sicher meist auf Katalonien reduziert und zwischendrin immer mal wieder ein Bordeaux. Schau ich mir an, was mich in der Spitze begeistert hat, dann verlagert sich das Gewicht leider zu Ungunsten von Bordeaux, dann tauchen da ganz andere Sachen immer wieder verläßlich vorn auf (zugegeben, die waren lange bzw. sind es heute noch - deutlich mehr Mega-Out. Kein Schwein interessierte sich ewige Jahre für das Jura, wer redet denn schon vom Priorat...
Das Image der Spitze ist für mich mit meiner heutigen Trinkerfahrung anders besetzt, gewiß, auch immer wieder mal ist einer der Bordeaux dabei, der liefert wie zuletzt sogar ein 1996er Leoville Barton - und dann nehm ich noch immer gern jene Bildbände zur Hand und schaue mir jene Seite an, wo die Info zu dem Wein ist, den ich grad trinke. Mit über 50 nennt man das dann wohl Nostalgie.
Über die heutigen Preise der Bordeaux auf meinem Tisch denke ich nur höchst ungern nach (natürlich wünsche ich mir, dass der Weinfreund, dessen geschultes Adlerauge zielsicher den teuersten Bordeaux in meinem Trinkregal erkennt, auch durchaus was adäquates auf den Tisch stellt, um den gemeinsamen Spaß zu verdoppeln ...), die neuen Jahrgänge davon kann ich mir eh nicht mehr leisten, und wenn sogar der deutlich schlechtere Jahrgang (2007, 2011) deutlich teurer ist als mein damals mittelprächtiger z.B.96er würde ich mir die aus heutiger Erfahrung auch nicht mehr leisten wollen, selbst wenn ich es noch könnte.
Das bisschen Geld, was mir im heute deutlich kargeren Leben im Vergleich zu den goldenen 90ern noch bleibt, gebe ich dann lieber für einen richtigen Spitzenwein aus, der mich dann auch von seinem Preis-Genuss-Verhältnis her flasht. Egal ob gleich oder auch erst in 15 Jahren. Und wenn der Keller irgendwann leerer wird und die eigene ökonomische Situation noch immer vom Kampf ums Überleben geprägt ist, dann muss es auch kein Spitzenwein mehr sein, sondern für das selbe Geld halt wieder ein paar Flaschen mehr Alltagsweine... Einziger Trost der bleibt, ist ja dann wohl der von Gerald angesprochene Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn im Alter...
Diese Alltagsweine habe ich ja auch nie vernachlässigt - und lieber Bernd - die kommen z.T. sogar aus Bordeaux. Nur musst du für diese mal hinfahren und sie vor Ort entdecken (oder auf Messen wie in Lille oder Strasbourg) - die besten derer führt nämlich tatsächlich kein oder kaum ein Händler in Deutschland. Diese Weine könnten zwar das Image des Gebietes hinsichtlich Preis und Genuss wieder heben, aber sie würden dem Händler das Geschäft mit seinen prestigeträchtigen Namen u. U. kaputtmachen.
Und wenn ein Händler dann doch ein oder zwei davon aufnimmt, macht er es gern mit ähnlichem Geschrei wie jene Spanienhändler, die weismachen wollen, sie hätten den einzig preiswerten Roten des Priorats entdeckt. Das gerade das Priorat inzwischen voll davon ist, weißt inzwischen sogar Du.
Und genau so verhält es sich mit dem Bordelais und Frankreichs Südwesten.
Auf meinen Touren auch durch das Medoc und die angrenzenden Gebiete habe ich jede Menge günstiger aber anständiger, ja teilweise überraschend guter Produzenten gefunden, meist nach der Lektüre des Guide Hachette.
Nur sind das halt Weine zum Trinken mit Spaß zum vernünftigen Preis, aber nicht die Image-bildenden Top 50 oder gar Top 10, nach denen der Freak lechzt. DAS sind dann fast immer noch die selben Namen wie vor 20 Jahren, als ich lechzte, nur Weinfreund Innauen und die noch Jüngeren werden sie sich kaum noch dergestalt hinlegen können, wie ich es vor 20 Jahren tat. Auch das ist ein Grund, warum die heutige Jugend sich oft abwendet oder eben abwenden muss mangels nötigem Spielgeld.
Auswege daraus? Ich wüßte derzeit keinen wirklichen.
Für mich war damals natürlich alles neu und mußte erstmal ausprobiert werden... - Tütensuppen, Mc.Donalds, und na klar - anständige Weine wollte ich jetzt trinken - als damals schon frankophiler Mensch (mit 18 hab ich händeringend gesagt:"Hoffentlich werd ich schnell Rentner, um endlich nach Frankreich fahren zu können") mußten es natürlich französische Weine sein. Und in diesem verklärten Blickwinkel strahlte der Glanz von Bordeaux auf mich, aber eben nicht irgendwelcher Bordeaux, nein - die Spitzenchâteaus waren es, die Begehrlichkeiten weckten. Nun hatte ich das Glück, in den 90ern auch anständiges Geld zu verdienen und konnte Geld in einen Weinkeller investieren. Natürlich suchte ich damals auch bewußt Weine, die lange reifen sollten - das war schließlich noch die Lehrmeinung seinerzeit. Also mehr kaufen als man trinken kann, damit was liegen bleibt...
Liegen blieben oftmal die Bordeaux-Weine, hieß es ja, die brauchen Zeit, zudem hatte mir ein guter Freund (ich glaub zu meinem 30.) zwei Bildbände geschenkt: "Die Spitzenweine und Schlösser des Medoc" "... Sauternes / Graves". Die machten Appetit, ich setzte mir zum Lebensziel, einmal im Leben einen Wein (natürlich den Erstwein) eines jedes dieser Güter getrunken zu haben - die Preise empfand ich seinerzeit als teuer, aber erreichbar (es waren seinerzeit Preise zwischen 20 und 80 DM, später dann eher 30 bis 150 DM). Dann mit der regelmäßigen Lektüre des Guide Hachette begriff ich, dass ich jene klassifizierten Châteaux nicht alle probieren müsse, bestimmte Namen, wie Ferriere, Durfort-Vivens, Rauzan-Gassies und einige mehr strich ich von der Liste meiner Begehrlichkeiten, nach den anderen suchte ich zielgerichtet, um sie jung zu kaufen und im Keller zu vergessen. Das Image der weltbesten Weine weckte meine Neugier und meinen Sammeltrieb - aber nicht des finanziellen Gewinnes wegen sondern wegen des in Aussicht stehenden wohl höchsten Genusses.
Dass dieser dann nicht immer eintritt, das konnte ich ja erst Jahre später, zum Teil mehr als ein Jahrzehnt später feststellen. Sich von Tütensuppen und Mac Donalds zu verabschieden ging wesentlich schneller...
In der Zwischenzeit habe ich viele interessante Weine Frankreichs aller anderer Regionen getrunken, dazu kam Spanien, heute sicher meist auf Katalonien reduziert und zwischendrin immer mal wieder ein Bordeaux. Schau ich mir an, was mich in der Spitze begeistert hat, dann verlagert sich das Gewicht leider zu Ungunsten von Bordeaux, dann tauchen da ganz andere Sachen immer wieder verläßlich vorn auf (zugegeben, die waren lange bzw. sind es heute noch - deutlich mehr Mega-Out. Kein Schwein interessierte sich ewige Jahre für das Jura, wer redet denn schon vom Priorat...
Das Image der Spitze ist für mich mit meiner heutigen Trinkerfahrung anders besetzt, gewiß, auch immer wieder mal ist einer der Bordeaux dabei, der liefert wie zuletzt sogar ein 1996er Leoville Barton - und dann nehm ich noch immer gern jene Bildbände zur Hand und schaue mir jene Seite an, wo die Info zu dem Wein ist, den ich grad trinke. Mit über 50 nennt man das dann wohl Nostalgie.
Über die heutigen Preise der Bordeaux auf meinem Tisch denke ich nur höchst ungern nach (natürlich wünsche ich mir, dass der Weinfreund, dessen geschultes Adlerauge zielsicher den teuersten Bordeaux in meinem Trinkregal erkennt, auch durchaus was adäquates auf den Tisch stellt, um den gemeinsamen Spaß zu verdoppeln ...), die neuen Jahrgänge davon kann ich mir eh nicht mehr leisten, und wenn sogar der deutlich schlechtere Jahrgang (2007, 2011) deutlich teurer ist als mein damals mittelprächtiger z.B.96er würde ich mir die aus heutiger Erfahrung auch nicht mehr leisten wollen, selbst wenn ich es noch könnte.
Das bisschen Geld, was mir im heute deutlich kargeren Leben im Vergleich zu den goldenen 90ern noch bleibt, gebe ich dann lieber für einen richtigen Spitzenwein aus, der mich dann auch von seinem Preis-Genuss-Verhältnis her flasht. Egal ob gleich oder auch erst in 15 Jahren. Und wenn der Keller irgendwann leerer wird und die eigene ökonomische Situation noch immer vom Kampf ums Überleben geprägt ist, dann muss es auch kein Spitzenwein mehr sein, sondern für das selbe Geld halt wieder ein paar Flaschen mehr Alltagsweine... Einziger Trost der bleibt, ist ja dann wohl der von Gerald angesprochene Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn im Alter...
Diese Alltagsweine habe ich ja auch nie vernachlässigt - und lieber Bernd - die kommen z.T. sogar aus Bordeaux. Nur musst du für diese mal hinfahren und sie vor Ort entdecken (oder auf Messen wie in Lille oder Strasbourg) - die besten derer führt nämlich tatsächlich kein oder kaum ein Händler in Deutschland. Diese Weine könnten zwar das Image des Gebietes hinsichtlich Preis und Genuss wieder heben, aber sie würden dem Händler das Geschäft mit seinen prestigeträchtigen Namen u. U. kaputtmachen.
Und wenn ein Händler dann doch ein oder zwei davon aufnimmt, macht er es gern mit ähnlichem Geschrei wie jene Spanienhändler, die weismachen wollen, sie hätten den einzig preiswerten Roten des Priorats entdeckt. Das gerade das Priorat inzwischen voll davon ist, weißt inzwischen sogar Du.
Und genau so verhält es sich mit dem Bordelais und Frankreichs Südwesten.
Auf meinen Touren auch durch das Medoc und die angrenzenden Gebiete habe ich jede Menge günstiger aber anständiger, ja teilweise überraschend guter Produzenten gefunden, meist nach der Lektüre des Guide Hachette.
Nur sind das halt Weine zum Trinken mit Spaß zum vernünftigen Preis, aber nicht die Image-bildenden Top 50 oder gar Top 10, nach denen der Freak lechzt. DAS sind dann fast immer noch die selben Namen wie vor 20 Jahren, als ich lechzte, nur Weinfreund Innauen und die noch Jüngeren werden sie sich kaum noch dergestalt hinlegen können, wie ich es vor 20 Jahren tat. Auch das ist ein Grund, warum die heutige Jugend sich oft abwendet oder eben abwenden muss mangels nötigem Spielgeld.
Auswege daraus? Ich wüßte derzeit keinen wirklichen.