Winedom hat geschrieben:Mr. Suckling will sich mit seinen hohen Punktvergaben wohl in den Vordergrund schieben.
Auch Parker bewertet ja erhöht!
Aber nur so wird man von der verkaufenden Zunft zitiert!
Mit zu niedriegen Bewertungen wird man seine Position, zumindest am breiten Markt, verlieren.
Bei Suckling geht es mir aber zu weit auch wenn die innere Relation vielleicht stimmig ist.
Wie weit Parker bordeauxpolitisch bewertet würde ich gerne näher wissen.
Auffällig war zumindestens die hohe Bewertung 2008 mit nachträglicher Korrektur.
Bei 2011 bin ich sehr gespannt welchen Verkostern man vertrauen kann.
Rainer
Suckling hatte 2008 so niedrig bewertet, dass die Chateaus damals nach dem unverkäuflichen 2007er Jahrgang Parkers vermeintlich vernichtender Bestätigung auf niedrigem Niveau mit einem vorzeitigen Marktgang mit hohen Preisabschlägen zuvorkommen wollten. Das "Zusammenspiel" beider klappte damals so gut, dass ich zumindest meinte, dass dies als Hinweis auf ein abgestimmtes Verhalten gelten konnte. Bobs späterer Rückzieher bestätigte die Vermutung zumindest für ein einseitig marktgezieltes Verhalten (oder eine Klatsche für die Erzeuger).
Hatte Suckling eigentlich die Bewertungen für 2008 nach den Verkostungen von der Flasche tendenziell erhöht?
Beide haben aus meiner Sicht jedenfalls ein Interesse an hohen Verkaufszahlen, weil das ihre eigene Bedeutung erhöht. Zugleich glaube ich eigentlich beiden.Für Parker und Suckling könnten überhöhte Bewertungen das eigene Prestige als Bewerter sinken lassen. Warum sollten sie das riskieren? Ihr Marktwert als Verkoster sinkt nicht mit ehrlicher kritischer Bewertung, sondern im Gegenteil.
Wenn man die Beobachtungen bei der Preisbildung für 2008 für eine aktuelle Prognose zugänglich machen möchte, sollte man beachten, dass 2005 ähnlich wie 2009 ein bestens verkaufbarer Jahrgang war trotz jeweiliger Rekordpreise. Für den Verkauf von 2005 sorgten die Folgejahrgänge 2006, der hinter 2005 zurückblieb, und 2007, der völlig durchfiel. 2006 verkaufte sich zwar noch wegen des schwachen 2007ers. Trotzdem wurde 2006 fast durchgängig in den Supermärkten unter Subskriptionspreis abverkauft. In der Situation war die Kampagne 2008 bedeutsam für die Hersteller. Sie wollten verkaufen, damit die Marke Bordeaux nicht Schaden nahm und um überhaupt wieder mal zu verkaufen. Deshalb waren sie zu deutlichen Preisabschlägen bereit, die zwar immer noch einen rentablen Verkauf ermöglichten, aber möglicherweise dem Sekundärmarkt mehr nützten.
Zugleich verlor auf dem Sekundärmarkt jeder Händler, der darauf spekulierte, dass es wieder möglich würde, später unter Subskriptionspreis zu kaufen, da es zu einer bespiellosen Preierhöhung kam, die der Weltweinbörse zum Verhängnis wurde und möglicherweise auch 1855, was sich bald herausstellen wird.
Als 2009 nach nie gekanntem Medienhype auf den Markt kam, konnte man jeden Preis verlangen. Man erhöhte kräftig, um dem Sekundärmarkt das Gwinnpolster wieder abzunehmen, und verkaufte trotzdem. Jedenfalls bis in den Bereich der hochbewerteten 2. und 3. Reihe. Offen und fraglich bleibt für mich, ob die Premiers und die sich dafür halten, verkauften. Im Sekundärmarkt hege ich an der Verkaufbarkeit meine Zweifel. Der wird darüber aber nichts verlauten lassen, um nicht den Markt endgültig zu zerstören. Zwar gibt es in Europa auch genug Reiche, die es sich leisten könnten. Wenn aber viele Chateaus gleiche oder sogar bessere Qualität bieten können (den Bewertungen nach zumindest) bei Preisen von einem Zehntel oder weniger, dann würde zumindest ich lieber die 10fache Menge kaufen für den gleichen Preis, und mir vielleicht allein aus Sammlergründen von jedem Premier & Co ein paar Pflicht-Fläschchen hinlegen.
2010 kam dann mit überraschend hohen Bewertungen nach und die Preise stiegen nochmals nicht unerheblich!! Nun wurde 2009 nachverkauft. Ob 2010 in unseren Breiten eine erfolgreiche Kampagne für den Handel wurde und wird, wage ich zu bezweifeln. Zwar dürfte punktuell dort subskribiert worden sein und werden, wo man auf weitere 100 PP spekuliert, aber insgesamt dürfte sich der Erfolg in Grenzen halten. Ähnliches dürfte für den US-Markt gelten, auf dem allerdings bereits 2009 wegen der Preise nicht ging. Dort wurde per Wine-Spectator der heimische Markt gehypt. Bordeaux verlor dort dadurch an Marktanteilen und Bedeutung und damit in gleichem Suckling innerhalb des Wine-Spectators, dessen Weggang bezeichnenderweise genau in diese Phase fiel. Offenbar verlangte er dort verglichen mit der geschrumpften Marktbedeutung von Bordeaux zuviel und er wandte sich über seine eigene Plattform seinem internationalen Publikum direkt zu, zu dem er jetzt spricht.
Global gesehen dürften die Statements Parkers und Sucklings zur allgemeinen Verbesserung der Qualität im Bordeaux verbunden mit Höchstbewertungen für Premier-Konkurrenten aus der 2. und 3. Reihe über kurz oder lang zu einem Marktdruck auf die Preise der Premiers nach unten führen.
Und 2011? Was ist besser für den Markt - ein guter oder weniger guter Jahrgang? Ein preiswerter schlechter Jahrgang 2011 würde 2010 helfen, punktuell nachzuverkaufen (punktuell wegen der 2009-Sättigung der Konsumenten bei hohen Preisen). Er würde sich auch selbst für Käufer zumindest ins Gespräch bringen. Ein preiswerter guter Jahrgang 2011 würde sich auch gut am Markt machen. 2010 würde sich trotzdem punktuell weiter verkaufen lassen, da 2011 qualitativ definitiv nicht an diesen heranreichen kann. Ein teurer 2011er würde dem gegenüber die Verkaufsmöglichkeit für 2010 nicht denkbar erhöhen, dieser dürfte aber das Schicksal des 2007ers teilen.
Deshalb würde aus Erzeugerperspektive das beste ein Preisrückgang auf das 2008er Niveau sein. Es ist auch Zeit, ein Zugeständnis an den Zwischenhandel zu machen, da sonst die Gefahr droht, dass dieser aus dem Subskriptionsgeschäft aussteigt. Ich denke nicht, dass das wirklich im Interesse der Erzeuger liegen kann, denn es gibt eben nicht nur Jahrgänge wie 2009.
Ob man allerdings vernünftig handeln wird, wird sich erweisen. Nichts deutet darauf hin.