Aber hast Du nicht selber proklamiert, das Konfidenzintervall wäre ±3, mindestens?
Da fallen doch alle drunter?
(Ok, Calon nicht, aber bei dem ist die 2019er Bewertung ja auch zweifelhaft, oder zumindest Ausreißer.)
Bordeaux 2020
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amateur des vins
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Re: Bordeaux 2020
Besten Gruß, Karsten
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pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2020
Danke, Ollie, für deinen Jahrgangsvergleich!
Dein Fazit kann ich gut nachvollziehen.
Aufgefallen ist mir, dass Kelley Brane Cantenac nicht gar so hoch bewertet wie bspw. Adrian vV oder Jeff L. (sonst häufig nicht kongruent), die beide nach der Arrivage 98 Punkte vergeben, auf derselben Stufe wie RS.
Aber das zeigt halt wohl auch, dass Flaschenmuster nicht nur en primeur, sondern auch abgefüllt ziemlich stark differieren können, ganz abgesehen vom persönlichen Geschmack...
Gruß
Jean
Dein Fazit kann ich gut nachvollziehen.
Aufgefallen ist mir, dass Kelley Brane Cantenac nicht gar so hoch bewertet wie bspw. Adrian vV oder Jeff L. (sonst häufig nicht kongruent), die beide nach der Arrivage 98 Punkte vergeben, auf derselben Stufe wie RS.
Aber das zeigt halt wohl auch, dass Flaschenmuster nicht nur en primeur, sondern auch abgefüllt ziemlich stark differieren können, ganz abgesehen vom persönlichen Geschmack...
Gruß
Jean
Re: Bordeaux 2020
Ja, bei Einzelvergleichen schon, aber nicht beim Fehler des Mittelwerts, wo die Anzahl der Punkte eingeht mit 1/sqrt(N). Deswegen mein Ansatz mit dem Ensemble (der "Benchmark-Gruppe") - wobei ich implizit davon ausgehe, Kelley sei imstande, Wertungen punktgenau zu reproduzieren. Was er natürlich nicht tut, denn es ist bestimmt auch so, daßamateur des vins hat geschrieben:Aber hast Du nicht selber proklamiert, das Konfidenzintervall wäre ±3, mindestens?
Da fallen doch alle drunter?
(Ok, Calon nicht, aber bei dem ist die 2019er Bewertung ja auch zweifelhaft, oder zumindest Ausreißer.)
Mein eigentliches Ziel ist es genau, etwas über William Kelley (und seinen Geschmack) zu lernen. Also versuche ich momentan nur, eine gefühlte Tendenz zu finden, woran ich ja auch glorreich scheitere. Falls 2020 also schlechter ist (und nicht nur anders), geht es aus diesen Wertungen nicht hervor. Und aus den unsystematischen Abweichungen erkenne ich auch noch keine Vorlieben; das werden mir hoffentlich die Verkostungsnotizen sagen.pessac-léognan hat geschrieben:Flaschenmuster nicht nur en primeur, sondern auch abgefüllt ziemlich stark differieren können, ganz abgesehen vom persönlichen Geschmack...
Ja, eine Menge anderer Kritiker sehen den 2020er B-C besser, vielleicht sogar besser als der 2019er. Nun hat mir der 2019er ja wirklich extrem gut gefallen, aber weder scheint Margaux 2020 systematisch besser abgeschnitten zu haben als die anderen Dörfer, noch schlägt der 2020er Durfort seinen 2019er Gegenpart, falls der als Proxy taugt. Im Gegenteil.pessac-léognan hat geschrieben:Aufgefallen ist mir, dass Kelley Brane Cantenac nicht gar so hoch bewertet wie bspw. Adrian vV oder Jeff L. (sonst häufig nicht kongruent), die beide nach der Arrivage 98 Punkte vergeben, auf derselben Stufe wie RS.
Sehr viel Jahrgangsvergleich ist also nicht drin bei mir, ich denke, das habt ihr beide (Adrian und du) eher im Griff.
Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
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amateur des vins
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Re: Bordeaux 2020
...bei unabhängigen Ereignissen und hinreichender Stichprobengröße. Sicher, daß diese Annahme zulässig ist? Ich habe da doch erhebliche Zweifel.Ollie hat geschrieben:Ja, bei Einzelvergleichen schon, aber nicht beim Fehler des Mittelwerts, wo die Anzahl der Punkte eingeht mit 1/sqrt(N).amateur des vins hat geschrieben:Aber hast Du nicht selber proklamiert, das Konfidenzintervall wäre ±3, mindestens?
Besten Gruß, Karsten
Re: Bordeaux 2020
Hm. Zur fehlenden Unabhängigkeit (der Datenpunkte voneinander): Meinst du, ein Verkoster kommt nach der ersten Handvoll probierter 2020er zum unbewussten Schluss, daß 2019 besser ist, und verkostet dann bei allen weiteren Weinen seinem eigenen Vorurteil solange hinterher, bis es für ihn auch tatsächlich so ist (confirmation bias)?amateur des vins hat geschrieben:..bei unabhängigen Ereignissen und hinreichender Stichprobengröße. Sicher, daß diese Annahme zulässig ist? Ich habe da doch erhebliche Zweifel.
Ich mag's wirklich nicht ausschließen, aber falls dem so wäre, wäre meine Quadratwurzel das geringste Problem, oder?
Stichprobengröße: Ich denke, stark 50 Weine sind ein recht guter Anfang, mehr als 200 bekomme ich eh nicht zusammen, und da wäre der Fehler auch nur zwi mal kleiner. (Sowieso: Wenn's für 50 nicht stimmt, stimmt's für 200 auch nicht. Von daher: egal.)
Cheers,
Ollie
Zuletzt geändert von Ollie am So 9. Apr 2023, 14:16, insgesamt 1-mal geändert.
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.
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Re: Bordeaux 2020
Man kann sich da natürlich mit der statistischen Analyse von Punktebewertungen aufhalten. Aber wenn man mag, kann man auch ganz einfach mal das lesen, was der Verkoster selber zum Vergleich der drei Jahrgänge meint:
Ulli
Und ein Seitenhieb auf die Konkurrenz fehlt da auch nicht:The so-called trilogy of dry, sunny vintages that 2020 concludes may be summarized very simply: in 2018, the rain never came; in 2019, it arrived late, after the Merlot harvest; and in 2020, it arrived earlier, in mid-August. The 2018s are rich, muscular and often jammy; the 2019s are more vibrant, refined and differentiated by style and site while remaining fleshy and sensual; and the 2020s, at their best, are the most classic of the trio, with even purer terroir expression and lower alcohols, even if they are not as uniformly charming and accessible as the 2019s.
GrußThe style of the vintage also exposes how greatly tolerance for over-ripeness, over-extraction and clumsy cooperage choices varies between professional critics. Whether this reflects genuine indifference, or if it derives merely from a desire to avoid unpleasant interviews with petulant proprietors, I cannot say.
Ulli
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Re: Bordeaux 2020
Ich hatte da einen viel simpleren Gedanken:Ollie hat geschrieben:Hm. Zur fehlenden Unabhängigkeit (der Datenpunkte voneinander): Meinst du, ein Verkoster kommt nach der ersten Handvoll probierter 2020er zum unbewussten Schluss, daß 2019 besser ist, und verkostet dann bei allen weiteren Weinen seinem eigenen Vorurteil solange hinterher, bis es für ihn auch tatsächlich so ist (confirmation bias)?
Afaik wird in der Bordeaux-Kampagne alles nichtblind verkostet. Und das reicht schon!
Die machen das Jahr für Jahr und haben, bewußt oder unterbewußt, ein Bild nicht nur davon, wie die Bewertungen typischerweise relativ zwischen Weinen "auszufallen haben", sondern ziemlich sicher auch davon, wie sich das je Weingut jahrgngsabhängig "zu verschieben hat".
Besten Gruß, Karsten
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Re: Bordeaux 2020
Ziemlich eindeutig, oder?UlliB hat geschrieben:and the 2020s, at their best, are the most classic of the trio, with even purer terroir expression and lower alcohols, even if they are not as uniformly charming and accessible as the 2019s.
at their best = das meiste ist bestenfalls mäßig
classic = Tendenz zu Unreife und Kargheit (außer eben in der Spitze)
even purer terroir expression = die Winzer haben gerettet, was ging
lower alcohols = weniger reif
not as uniformly charming and accessible = vielfach harsch und schroff im Vergleich
Besten Gruß, Karsten
Re: Bordeaux 2020
Wenn Jancis Robinson 2019 ja schon als best ever sieht, die wirklich aus der Finesse und Frische Fraktion kommt, dann bezweifle ich auch, dass 2019 ein überreifer Jahrgang sein soll. Will hier mancher seine 2020 Käufe rechtfertigen?amateur des vins hat geschrieben:Ziemlich eindeutig, oder?UlliB hat geschrieben:and the 2020s, at their best, are the most classic of the trio, with even purer terroir expression and lower alcohols, even if they are not as uniformly charming and accessible as the 2019s.
at their best = das meiste ist bestenfalls mäßig
classic = Tendenz zu Unreife und Kargheit (außer eben in der Spitze)
even purer terroir expression = die Winzer haben gerettet, was ging
lower alcohols = weniger reif
not as uniformly charming and accessible = vielfach harsch und schroff im Vergleich
Re: Bordeaux 2020
Ja, und genau das habe ich bislang auch so geschmeckt. Speziell die relative Kargheit und die relative "Sturkturbetonheit" - also dein "harsch und schroff im Vergleich" -, sind mir aufgefallen, und beide machen die 2020er sehr, uhm, most classic.amateur des vins hat geschrieben:Ziemlich eindeutig, oder?UlliB hat geschrieben:and the 2020s, at their best, are the most classic of the trio, with even purer terroir expression and lower alcohols, even if they are not as uniformly charming and accessible as the 2019s.
at their best = das meiste ist bestenfalls mäßig
classic = Tendenz zu Unreife und Kargheit (außer eben in der Spitze)
even purer terroir expression = die Winzer haben gerettet, was ging
lower alcohols = weniger reif
not as uniformly charming and accessible = vielfach harsch und schroff im Vergleich
Ulli, ich sagte ja bereits, daß der statistische Ansatz nicht sonderlich gut funktioniert. Was ich aber immer noch bemerkenswert finde, ist, wie wenig sich die Jahrgangsdifferenzen in Punktedifferenzen niederzuschlagen scheinen. Na ja, nicht ganz: In den beiden tanninbetontesten (Cabernet-haltigsten?) Appellationen, Pauillac und St-Julien, sind die Unterschiede entsprechend (und zu Ungunsten 2020) am größten. Was wiederum passern würde. Dafür ist es in St-Estèphe gerade andersherum.
Re: clumsy cooperage: Ich fand folgende Bemerkung vom Blogger vinolent zur 2019er Southwold-Verkostung interessant: "All the barrel salesmen that used to do so well in St Emilion now ply their trade, successfully it would seem, in Margaux. They like a bit of barrel gloss in Margaux and some of them are better at it than others."
Ganz neu ist die Holz-Problematik also offenbar nicht, nur konnte wohl nicht jeder sie 2020 so gut verstecken wie noch 2019...
Cheers,
Ollie
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