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				Re: J.B. Becker
				Verfasst: Do 17. Aug 2017, 11:30
				von Bradetti
				Noch nachzureichen da unlängst im Glas:
1988 J.B. Becker Wallufer Oberberg Riesling Kabinett trocken 
Also hier kann ich in Auszügen wirklich Lobenberg zitieren. Das (fett markierte) deckt sich mit meinen Eindrücken:
Lobenberg: 
Fast auslesehafte Dichte, trockene und zugleich süße Nase, extrem reife Quitte, Aprikose, Feige und Dattel, dazu feine Sherry Oloroso Note. Unglaublich duftig-berauschende Nase. Dicht, fast im Stile eines schweren Smaragds von F.X. Pichler. Diese Nase ist unglaublich, dazu eine dunkelgold ölig-gelbe Farbe. Der Mund - nicht das Gegenteil, aber die unerwartete Zartheit schlechthin, mit wunderbar-lebendiger Säure, dazu ein wunderbarer Hauch Firne. Grandioses Spiel, unendliche Länge mit feiner Säure. Auch hier wieder eine Grüne-Veltliner-Affinität, die leicht ölig-süßliche Schwere zusammen mit der unendlichen Leichtigkeit. Ein Traumwein. Für Freaks only! 94-95/100 
Ich fand die Säure auch durchaus lebendig, aber für meinen Geschmack könnte sie präsenter sein. 88 Punkte.
Weiß jetzt nicht wie Lobenberg auf 95 Punkte kommt, aber er gibt wahrscheinlich den Altersbonus, denn ein 29 Jahre alter Kabinett von einem anderen Erzeuger dürfte eine solche "Performance" kaum schaffen. Und für 14 EUR sicherlich ein Schnäppchen!
Edit: übrigens hatte ich den Wein über 3 Tage getrunken, ohne dass er irgendwie abgebaut hätte. Ich meine sogar er war am 3. Tag am harmonischsten....
			 
			
					
				Re: J.B. Becker
				Verfasst: Sa 19. Aug 2017, 22:12
				von Bradetti
				So, so jung hab ich Becker noch nie im Glas gehabt
2015 Wallufer Walkenberg Riesling Spätlese
Die Nase ist geprägt von diverser tropischer Frucht und einem leichten Zitrusspritzer! Der trockenen Spätlese von jos. Christoffel jr. nicht ganz unähnlich.
Im Antrunk kurz weiter die tropische Frucht und dann sofort das Paar Säure / Mineralik! Sehr mundfüllend, leichte Honignote, feinherber Charakter, saftig, durchaus komplex. Im Abgang dann kurz nochmal Tropic, bevor dann die Zitruswand salzig und mineralisch recht lange und vor Allem TROCKEN nachwirkt. Ein toller Wein!! 93 Punkte!
Die meisten gucken bei J.B. Becker ja mehr auf die trockenen Spätlesen. Ich bevorzuge die normale Spätlese, gerade auch nach vielen Jahren der Flaschenreife finde ich die Spätlese nicht unbedingt ausdrucksstärker als das trockene Pendant, aber irgendwie noch vielschichtiger...
Morgen ist für den direkten Vergleich die trockene 2015er Spätlese dran!
			 
			
					
				Re: J.B. Becker
				Verfasst: Mo 21. Aug 2017, 08:34
				von Bradetti
				So, gestern dann für den direkten Vergleich im Glas:
2015 Wallufer Walkenberg Riesling Spätlese trocken Alte Reben
2 Stunden in der offenen Flasche Zeit gelassen.
Frische Nase nach heimischem Obst, Apfel, Zitrone, aber auch süßer, reifer Grapefruit sowie leichtem Kräuterkorb.
Im Antrunk dann mit guter Säure und Mineralik, frisch, etwas schlanker als die normale Spätlese aber irgendwie mit konzentrierter, gebündelter Kraft. Der Mund zieht sich fast zusammen. Zitrus ist wieder da, ab und zu kommt eine leichte Honignote durch. Es wird alles ausgefüllt, der Wein hat auch Schmelz, einen Hauch exotischer Früchte. Der Abgang ist lang, salzig, zitronig.
Ein Powerteil, das im Gegensatz zur "normalen" Spätlese definitiv noch Zeit braucht. 93 Punkte
Beide Weine werden nochmal nachgeordert....
			 
			
					
				Re: J.B. Becker
				Verfasst: Mo 21. Aug 2017, 19:51
				von Moselglück
				Bradetti hat geschrieben:So, gestern dann für den direkten Vergleich im Glas:
2015 Wallufer Walkenberg Riesling Spätlese trocken Alte Reben
2 Stunden in der offenen Flasche Zeit gelassen.
Frische Nase nach heimischem Obst, Apfel, Zitrone, aber auch süßer, reifer Grapefruit sowie leichtem Kräuterkorb.
Im Antrunk dann mit guter Säure und Mineralik, frisch, etwas schlanker als die normale Spätlese aber irgendwie mit konzentrierter, gebündelter Kraft. Der Mund zieht sich fast zusammen. Zitrus ist wieder da, ab und zu kommt eine leichte Honignote durch. Es wird alles ausgefüllt, der Wein hat auch Schmelz, einen Hauch exotischer Früchte. Der Abgang ist lang, salzig, zitronig.
Ein Powerteil, das im Gegensatz zur "normalen" Spätlese definitiv noch Zeit braucht. 93 Punkte
Beide Weine werden nochmal nachgeordert....
Ui, das hört sich prima an  
 
 
Dank & Gruß,
Daniel
 
			
					
				Re: J.B. Becker
				Verfasst: Mo 21. Aug 2017, 20:01
				von puschel
				Danke Dirk,
schöne Gegenüberstellung,  ich würde auch die Spätlese bevorzugen 
 
 
War lange nicht in Walluf  
 
 
Schaun wir mal, hast mir auf jeden Fall den Mund wässrig gemacht 
Gruß Adi
 
			
					
				Re: J.B. Becker
				Verfasst: Mo 21. Aug 2017, 20:43
				von Bradetti
				Dann lege ich heute nochmal nach, wobei ich jetzt mal langsam bissel auf die Bremse drücken muss mit dem Weingenuss....
2003 Wallufer Walkenberg Riesling Spätlese 
Hier bietet sich natürlich der Vergleich zur 2015er fruchtsüßen Spätlese vom Wochenende an. Farbe etwas dunkleres gelb als die 2015er.
In der Nase deutlich "wärmer", reifere Frucht und harmonischer mit etwas stärkerem Honigton. Schöne, feine tropische Frucht nach papaya, Ananas, maracuja. Im Antrunk öliger, seidiger, cremiger als die 2015er SL. Auch die Säure ist nicht mehr so pikant, sondern brav eingeordnet ins Gesamtbild, aber trotzdem nicht zu schwach. Die feine mineralische Note rundet alles ab. Diesem 2003er nehme ich auch eher das "fruchtsüß" ab als dem 2015er Wein, der ja fast schon trocken, mindestens aber feinherb rüberkam. Im Abgang kommt dann jedoch wieder dieser typische Zitrusspritzer, der verhindert, dass diese SL zu gefällig und eben einfach nur süß rüberkommt. Im Gesamterscheinungsbild ist diese 2003er dann doch wieder pikant, und eben nicht nur auf die Säure beschränkt!
Mann mann mann, was macht dieses Weingut für Weine. 94 Punkte
Ob das eine oder andere Verkostungsdetail dem Jahrgang geschuldet ist kann ich nicht beurteilen. Rein vom Jahrgang her kann man beide Jahrgänge sicherlich nicht unbedingt vergleichen...
Fest steht - auch diese SL wird nochmal nachgeordert!
			 
			
					
				Re: J.B. Becker
				Verfasst: Sa 2. Sep 2017, 22:32
				von Bradetti
				Heute abend mal wieder was Gereiftes im Glas
1990 Wallufer Walkenberg Spätlese trocken
Der Kork war noch echt perfekt, das ist keine Selbstverständlichkeit.
In der Nase leichte Altersnoten, reifer Apfel, Zitrus, frische Kräuter.
Am Gaumen weiße und gelbe Frucht, lebendige Säure, Mineralik und kandierte Tropikfrucht, karg, alles salzig unterlegt.
Im Abgang dann langer, salziger und zitroniger Abgang.
Es ist der erste Becker-Wein, bei dem ich als primäre Geschmacksnote nicht "zitrus", sondern "Salz" nennen würde! 
Wird nicht besser, aber schöne Erfahrung. 90+ Punkte
Trotzdem gefällt mir (gerade auch gereift) die normale Spätlese einen Ticken besser. 
Becker "fetzt" 

 
			
					
				Re: J.B. Becker
				Verfasst: Sa 16. Sep 2017, 22:17
				von Bradetti
				Heute abend im Glas
2012 Wallufer Walkenberg Spätburgunder Spätlese trocken
Nach dem ersten Probierschluck dachte ich: "Oh mann, viel zu früh geöffnet!" Am gaumen ein leicht aufkratzendes, perliges Mundgefühl - alles zu frisch....
Hab das Glas dann 3h stehen lassen. Und dann war er da. In der Nase alle Kirsch-Facetten mit leichter Brombeere, noch leichtererer Kräuterwürze, dezenter Minze.
Am Gaumen kein Perleffekt mehr! Einfach nur harmonisch, rund, sehr dicht, adstringierend. Wieder diese Früchte - jetzt auch leichte Johannisbeere, mit Erdnoten, leichter Mineralik und Frische und kein Holz.
Der Abgang mineralisch, würzig lang und lässt den Mund zusammenziehen. Sehr schön. Ich würde sagen, der hat gerade das Fenster zur Trinkbarkeit aufgemacht und es wird sehr sehr lange offen bleiben.
Nach dem Öffnen: 87 Punkte
Nach 3h: 92 Punkte
Herrlich. Lebensfreude, Zufriedenheit.
			 
			
					
				Re: J.B. Becker
				Verfasst: Sa 18. Aug 2018, 14:18
				von Bradetti
				Wenngleich J.B. Becker in meinem Weinkeller das größte Kontingent vorzuweisen hat, war das gestern in der Tat mein erster Becker in 2018 - und was für einer...:
2009 Wallufer Walkenberg Riesling Auslese trocken
Mit 14,5% Alk. recht üppig unterwegs, aber weder in Nase noch im Mund spürbar. Das Bouquet zeigt gewohnte Zitrus, Quitte, Blumenwiese, diverse leichte Kräuter, kein Petrol, kein Kork (wie auch bei Glaskorken...), und etwas exotische Fruchtsüße (mit der man Anfangs fast auf eine fruchtsüße Auslese tippen könnte - aber eben nur anfangs).
Im Mund ähnliches Geschmacksbild. Recht frisch, durch eine sehr präsente, aber gut integrierte Säure. Aber auch cremig. Unheimlich tiefgründig, Power mit halbangezogener Handbremse. Viel Extrakt, Glyzerin (Kirchenfenster im Glas), sehr mundeinnehmend, alles auskleidend mit schöner mineralischer Note dazu. Alles superschön balanciert.
Der Abgang ist einfach nur extrem lang und ausdrucksstark mit Zitrus, viel Salz. Die Frische, Saft und Kraft verhindern, dass der Abgang einfach nur karg ist.
Ein unglaublich toller Wein und definitiv ein Anwärter für meinen Weißwein des Jahres.
Andere Top-Rieslinge können stilistisch sicher anders sein, aber mir ist nicht klar, was an diesem Wein besser sein könnte. Selbst meine Frau war begeistert  
 
  
97 Punkte!
Glaube nicht mal, dass er mit weiterem Alter viel besser wird, aber wie gewohnt bei Becker dürfte diese Auslese das aktuelle Niveau erstmal viele Jahre halten. Hier ist keine Eile geboten.
Genau für solche Genuss-Erlebnisse habe ich vor vielen Jahren meinen Weg zum Wein gefunden. Er hat den gestrigen Terrassenabend perfekt gemacht.
 
			
					
				Re: J.B. Becker
				Verfasst: Di 21. Aug 2018, 21:37
				von Bradetti
				Nachtrag:
Es war die 2009er trockene Auslese von den Alten Reben mit 10,3g RZ....