OsCor hat geschrieben:In der (hauptsächlich natürlich wohlwollenden) Berichterstattung in der Badischen Zeitung zu Weinbauthemen kann man - zur Not zwischen den Zeilen - herauslesen, dass die WGs sehr hart zu kämpfen haben. Da werden Kooperationen eingegangen zwischen WGs, die weit auseinanderliegen, um Synergie-Effekte zu erzielen und nach ein paar Jahren wieder aufgelöst; also da knirscht es schon gewaltig. Weine, die man normalerweise eher im etwas höheren (7-10 €) Preisniveau des LEH erwarten würde, werden buchstäblich verramscht.
Die Probleme betreffen nicht nur die badischen Genossenschaften, sondern alle Erzeuger, die auf Discounter und Lebensmittelhandel als wesentlichen Vertriebskanal angewiesen sind.
Ich kann mich nur wiederholen: man muss mal die Marktrealität in Deutschland zur Kenntnis nehmen. Volumenmäßig wird die Hälfte aller in Deutschland verkauften Weine beim Discounter umgesetzt, ein weiteres Viertel im sonstigen Lebensmittelhandel. Das bedeutet, dass fast drei Viertel des in Deutschland gehandelten Weins von nur vier
big playern kontrolliert wird: Aldi (Nord und Süd, die im Einkauf inzwischen zusammenarbeiten), Schwarz-Gruppe (Lidl und Kaufland), REWE (Rewe, Penny), und EDEKA (EDEKA-Märkte, Netto). Wie auch bei anderen Lebensmitteln bestimmen die, was die Produzenten zu liefern haben, und vor allem, zu welchem Preis. Und bei Wein heißt das: billig.
Die Position der Produzenten ist in dem Spiel außerordentlich schwach. Eingekauft wird zu großen Teilen generisch - wenn die eine Genossenschaft nicht liefert, liefert halt die andere, da die Produkte mehr oder weniger austauschbar sind. Dem Preiswettbeweb kann sich da keiner entziehen.
Wer aus dem Spiel raus will, muss vom Vertriebsweg Discounter / LEH weg. Das ist bei den Produktionsvolumina der meisten Genossenschaften aber illusorisch. Und so bleiben sie, was sie sind: zu wesentlichen Teilen fremdbestimmt. Die Vorstellung, dass die völlig frei entscheiden können, was sie machen, ist naiv.
Gruß
Ulli