"naja. alle beschweren sich dass das 71er gesetz und die öchslegrenzen eigentlich falsch und schlecht sind, aber wenn ein wein 83° hat ist es schon zu viel? ich persönlcih verorte die spätlese ab 90° drunter ist es fast unmöglich wirklich VOLLreifes material zu ernten. außerdem geht eine späte lese und niedrige grade eben auch nicht wirklich. ich persönlcih sehe MEIN Kabiideal rein wertetechnisch so wie es 16 war. 40 gramm (+-5) und zwischen 7,5 und 8,5 Alkohol. Da bleibt ein Mostgewichtsspielraum von 75-85°."
Winzer K.J. Thul
BerlinKabinettCup - Kabinett 2016
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Re: BerlinKabinettCup - Kabinett 2016
"Ein Leben ohne Riesling ist zwar möglich, aber sinnlos!"
Re: BerlinKabinettCup - Kabinett 2016
Ganz ehrlich gesagt, habe ich eigentlich keine vollumfänglichen Kriterien für einen Kabinett. Du, Ollie, hast das Problem zwischen der Bewertung eines guten Weines und eines Kabinetts ja einleuchtend dargestellt und ich bewerte einen Kabinett auch letztlich immer ausschließlich danach, ob er ein guter Wein ist, stelle also allenfalls fest, wie kabinettig er ist, und selbst dann sind meine Bewertungen (und v.a. auch die Punkte) natürlich aus den vielen altbekannten Gründen niemals konsistent. Dennoch überzeugen mich deine Kriterien für einen Kabinett (und ich empfand deine Ausführungen deshalb auch als erhellend), weil sie eigentlich mit dem Ernst machen, was man in Anlehnung an die Wissenschaftstheorie als "purity" bezeichnen könnte. Und mit ihnen lässt sich argumentieren, dass ein "schlechterer Wein" in seiner Kategorie und mit den dazu passenden Trinkanlässen doch wiederum der "bessere Wein" sein kann. Gerade dieser Zusammenhang zw. Trinkanlass bzw. Kategorie und Wertung wird in den meisten VKNs (auch meinen) leider viel zu selten thematisiert (bekannte Ausnahmen sind natürlich Floskeln wie der "Spargelwein" oder "Terrassenwein"), was man auch als Auftrag an uns hier verstehen könnte.Ollie hat geschrieben:
Michl,
deswegen solltest du auch gerne bei deinen eignen Kriterien bleiben - bislang funktionieren sie ja optimal fuer dich, oder?
Viele Grüße
Michl
Michl
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Re: BerlinKabinettCup - Kabinett 2016
Die einzigen objektiven Kriterien für Kabinettigkeit sind die des Weingesetzes, und die sind herzlich irrelevant in puncto Genuß. Alle anderen sind subjektiv, spiegeln mithin mithin die individuelle Erwartung wider.
Ich habe mich gefragt, ob dieser Versuch einer Formalisierung nicht eng an Prädikatsweine im allgemeinen und eben Kabinette im besonderen gekoppelt ist. Aber nein, z.B. bei Bordeaux ist etwas ganz ähnliches zu beobachten: Pontet Canet polarisiert genau aufgrund dieser Unterscheidung.
Es gibt die Fraktion, die großen Wert auf "Typizität" (was immer das im Wandel der Zeit sein mag) legt, und die, der das wumpe ist, solange der Wein gut ist, oder bestenfalls groß. Aber es gibt diesbezüglich kein richtig oder falsch.
Edith ist gerade noch über diese Glosse von Captain Cork zu dem Thema gestolpert...
Ich habe mich gefragt, ob dieser Versuch einer Formalisierung nicht eng an Prädikatsweine im allgemeinen und eben Kabinette im besonderen gekoppelt ist. Aber nein, z.B. bei Bordeaux ist etwas ganz ähnliches zu beobachten: Pontet Canet polarisiert genau aufgrund dieser Unterscheidung.
Es gibt die Fraktion, die großen Wert auf "Typizität" (was immer das im Wandel der Zeit sein mag) legt, und die, der das wumpe ist, solange der Wein gut ist, oder bestenfalls groß. Aber es gibt diesbezüglich kein richtig oder falsch.
Edith ist gerade noch über diese Glosse von Captain Cork zu dem Thema gestolpert...
Besten Gruß, Karsten
Re: BerlinKabinettCup - Kabinett 2016
Oh, mir ging's ganz explizit nicht um objektive Kriterien - Geschmack ist nicht objektivierbar -, und ich hoffe, ich habe nicht diesen Eindruck vermittelt. Es ging mir nur um meine persoenlichen Kriterien, die sich im Uebrigen alle an einem Geschmackseindruck orientieren, nicht an einer (implizit wie auch immer eingepreisten) Zubereitungsmethode (z.B. Sponti vs. RZH) oder gar an Mostanalysewerten.
Uebrigens, wenn du gerade von Typizitaet anfaengst: Es scheint niemanden hier besonders zu jucken, dass ich so gut wie nie imstande war, die Weine geographisch zu verorten. Die Frage waere dann naemlich, ob es an mir liegt (schiere Inkompetenz) oder am Wein (fehlende Typizitaet). Tatsaechlich hat nicht ein Verkoster am Tisch "Ah! Saarburger Rausch!" ausgerufen und damit richtiggelegen. (Ob dem Wein wegen dieser ganz offentsichtlich fehlenden Typizitaet dann Punkte abgezogen wurden, entzieht sich meiner Kenntnis.)
Wenn ich also die allgemein uebliche Definition von Kabinettigkeit heranziehe (kann man sich eimerweise reinziehen), interessiert also die Herkunft nur insofern, als sie hoffentlich "aus dem Kuehlschrank" lautet. (Bei Bordeaux gilt analog "aus einem guten Keller", bei Champagner "aus deinem guten Keller", um mal den geschaetzten Schnutentunker zu paraphrasieren.)
Cheers,
Ollie
Uebrigens, wenn du gerade von Typizitaet anfaengst: Es scheint niemanden hier besonders zu jucken, dass ich so gut wie nie imstande war, die Weine geographisch zu verorten. Die Frage waere dann naemlich, ob es an mir liegt (schiere Inkompetenz) oder am Wein (fehlende Typizitaet). Tatsaechlich hat nicht ein Verkoster am Tisch "Ah! Saarburger Rausch!" ausgerufen und damit richtiggelegen. (Ob dem Wein wegen dieser ganz offentsichtlich fehlenden Typizitaet dann Punkte abgezogen wurden, entzieht sich meiner Kenntnis.)
Wenn ich also die allgemein uebliche Definition von Kabinettigkeit heranziehe (kann man sich eimerweise reinziehen), interessiert also die Herkunft nur insofern, als sie hoffentlich "aus dem Kuehlschrank" lautet. (Bei Bordeaux gilt analog "aus einem guten Keller", bei Champagner "aus deinem guten Keller", um mal den geschaetzten Schnutentunker zu paraphrasieren.)
Cheers,
Ollie
Yeah, well, you know, that’s just like, uh, your opinion, man.
Parfois, quand c'est trop minéral, on s'emmerde.
"Souvent, l'élégance, c'est le refuge des faibles." (Florence Cathiard)
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Re: BerlinKabinettCup - Kabinett 2016
Hast Du nicht, Ollie, allet juut.Ollie hat geschrieben:Oh, mir ging's ganz explizit nicht um objektive Kriterien - Geschmack ist nicht objektivierbar -, und ich hoffe, ich habe nicht diesen Eindruck vermittelt. Es ging mir nur um meine persoenlichen Kriterien, die sich im Uebrigen alle an einem Geschmackseindruck orientieren, nicht an einer (implizit wie auch immer eingepreisten) Zubereitungsmethode (z.B. Sponti vs. RZH) oder gar an Mostanalysewerten.

Mir schien nur aus einigen Posts - inklusive der Winzerzitate - herauszuklingen, daß bestimmte Erwartungen an Kabinette gestellt werden, die über die Formalqualifikation nach Weingesetz hinausgehen, bei denen aber billigend inkaufgenommen würde, verstünde man sie als allgemeingültig.
Das wiederum sollte auf breiter Front konsensfähig sein: Manch einer zieht sich bestimmt auch dreizehneinhalb Umdrehungen eimerweise rein.Ollie hat geschrieben:Wenn ich also die allgemein uebliche Definition von Kabinettigkeit heranziehe (kann man sich eimerweise reinziehen), interessiert also die Herkunft nur insofern, als sie hoffentlich "aus dem Kuehlschrank" lautet.

Besten Gruß, Karsten
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Re: BerlinKabinettCup - Kabinett 2016
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Re: BerlinKabinettCup - Kabinett 2016
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Re: BerlinKabinettCup - Kabinett 2016
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Der Riesling-Papst aus Dänemark.
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