Jos. Christoffel jr.

niers_runner
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Re: Jos. Christoffel jr.

Beitrag von niers_runner »

UlliB hat geschrieben:Vor kurzem gab's bei mir diesen Wein von Christoffel jr.:

2008er Ürziger Würzgarten Spätlese -4 09. 7,5%Vol. Sehr, sehr schön - alle Komponenten in perfekter Balance, unaufdringliche Süße, feine Säure; das ist eine prototypische restsüße Mosel-Spätlese aus einem Jahrgang, der meines Erachtens gründlich unterschätzt wurde.

Der Glanz dieses Weines wäre vermutlich noch größer gewesen, wenn es nicht zeitgleich eine andere Spätlese aus dem gleichen Jahrgang gegeben hätte: 2008er Graacher Himmelreich Spätlese -02 09 von Joh.Jos.Prüm. 8,0% Vol. und dem Christoffel in wirklich jeder Hinsicht überlegen, und zwar deutlich: mehr innere Spannung und Spiel, mehr Finesse und Tiefgang, größere Länge. Punktemäßig sehe ich da volle 5 Punkte Unterschied zwischen beiden Weinen, und da es auch bei Prüm noch deutlich besser geht als mit dieser Spätlese, kann da am Schluss für den Christoffel eben keine 9 vorne stehen.

Mir geht es nicht darum, den Christoffel in irgend einer Weise schlecht zu machen; das ist ein sehr schöner Wein (und außerdem kostet der Prüm mehr als doppelt so viel). Ich denke nur, dass KaJo Christoffel in den Foren ein wenig zu euphorisch bewertet und 'über den grünen Klee' gelobt wird, so dass man denken könnte: darüber gibt es an der Mosel nichts mehr. Doch, das gibt es - vielleicht nicht immer, aber doch häufig genug.

Gruß
Ulli
Hallo Ulli,

bei allem Respekt, aber der Vergleich zwischen Ürziger Würzgarten und Graacher Himmelreich hinkt doch wohl ein wenig.
Keine Frage, auch Joh.Jos.Prüm macht hervorragende Weine, aber wie Du ja auch bestätigst, zu Kursen, die mir reichlich abgehoben vorkommen. Über 20 Euronen für einen Kabi beim Prüm, dafür bekomme ich bei KaJo eine *** Auslese Goldkapsel.

Beste Grüße

Peter
Demokratie ist, wenn zwei Wölfe und ein Schaf entscheiden, was es zum Essen gibt (Thomas Jefferson).
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UlliB
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Re: Jos. Christoffel jr.

Beitrag von UlliB »

niers_runner hat geschrieben: bei allem Respekt, aber der Vergleich zwischen Ürziger Würzgarten und Graacher Himmelreich hinkt doch wohl ein wenig.
Warum bitte sollte ich hier keinen qualitativen Vergleich anstellen können? Zwei unterschiedliche Lagen, ja, aber so unterschiedlich nun auch nicht - die eine roter Schiefer, die andere grauer mit etwas höherem Feinerdeanteil, sehr ähnliche Exposition, beide als hochwertig eingestuft, wobei der Würzgarten traditionell eher noch als die ein klein bisschen bessere Lage angesehen wird. Die Grundstilistik beider Weine ist jedenfalls schon sehr ähnlich.
Keine Frage, auch Joh.Jos.Prüm macht hervorragende Weine, aber wie Du ja auch bestätigst, zu Kursen, die mir reichlich abgehoben vorkommen. Über 20 Euronen für einen Kabi beim Prüm, dafür bekomme ich bei KaJo eine *** Auslese Goldkapsel.
Ich habe hier aber nicht das PLV bewertet, sondern die Qualität der Weine. Und wenn der Prüm 100 Euro die Flasche kosten würde: es wäre immer noch der bessere Wein. Ob ich ihn dann noch kaufen würde, ist eine ganz andere Frage.

Gruß
Ulli
Bernd Schulz
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Re: Jos. Christoffel jr.

Beitrag von Bernd Schulz »

Hallo Ulli,

in der Liga, in der J.J. Prüm und Christoffel Junior spielen, scheinen mir die Präferenzen eine sehr subjektive Angelegenheit zu sein. Für mich ist unstrittig, dass beide Erzeuger auf höchstem Niveau arbeiten.

Die J.J.Prüm-Weine kommen mir persönlich geschliffener und damit eleganter vor als die manchmal etwas ins Rustikale tendierenden Rieslinge von KaJo. Aber sie wirken deshalb auch "gemachter", manipulativer gestrickt (nicht ohne Grund laufen etliche Gerüchte über die verschiedenen "Betriebsgeheimnisse" vom Drucktank bis zur vorsichtigen Verwendung von Aromasorten durch die Szene).

Ob man nun den "ursprünglicheren" oder den "raffinierteren" Stil bevorzugt, ist meines Erachtens eine reine Geschmacksfrage. Ich mag beides sehr gerne, wobei ich aus Budgetgründen nicht so viele Flaschen von J.J. Prüm im Keller beherberge.

Dass es aber neben KaJo Christoffel auch noch andere mindestens genauso exzellente Winzer an der Mosel gibt, wird wohl kaum jemand bestreiten. Die beiden Haag-Brüder wären hier zu nennen, Willi Schaefer, Reinhold Haart, Nik Weis - und selbst Markus Molitor, dessen Stilistik mir subjektiv nicht so liegt, würde ich in diesem Zusammenhang ohne Zögern anführen.

Beste Grüße

Bernd
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UlliB
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Re: Jos. Christoffel jr.

Beitrag von UlliB »

Bernd Schulz hat geschrieben: Für mich ist unstrittig, dass beide Erzeuger auf höchstem Niveau arbeiten.
Hallo Bernd,

das sehe ich auch so, und es steht auch nicht im Widerspruch zu dem, was ich geschrieben habe.
Die J.J.Prüm-Weine kommen mir persönlich geschliffener und damit eleganter vor als die manchmal etwas ins Rustikale tendierenden Rieslinge von KaJo.
Zumindest auf das oben erwähnte Paar passt diese Beschreibung so gar nicht. Hier war der Christoffel der eindeutig ruhigere, abgeklärtere Wein von beiden, und von "rustikal" habe ich da jedenfalls überhaupt nichts gemerkt - das Wort, was mir für den direkten Vergleich mit dem Prüm am ehesten einfällt, ist "einfacher". Der Prüm war eleganter, das stimmt, aber zugleich auch wesentlich facettenreicher und zumindest im momentanen Zustand auch viel lebendiger, gar "wilder".
Aber sie wirken deshalb auch "gemachter", manipulativer gestrickt
Es gibt bei Prüm ganz sicher einen charakteristischen Hausstil, der sich im Jungweinstadium (!) über alle Weine hinweg wiederfinden lässt. Wie der entsteht, wird wohl immer ein Gegenstand von Spekulationen bleiben. Das Wort "manipulativ" scheint mir aber etwas zu weit gegriffen - die Lagenunterschiede bleiben eindeutig erhalten, und die Weine sind allesamt völlig unzweifelhaft und eindeutig Weine von der Mittelmosel. Bevor ich ausgerechnet bei Prüm an "manipulativ" denke, fallen mir jedenfalls aus der Gegend ein paar Kandidaten wesentlich eher ein.

Gruß
Ulli
Bernd Schulz
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Re: Jos. Christoffel jr.

Beitrag von Bernd Schulz »

Hallo Ulli,
Zumindest auf das oben erwähnte Paar passt diese Beschreibung so gar nicht. Hier war der Christoffel der eindeutig ruhigere, abgeklärtere Wein von beiden...
Da ich beide Weine leider (!) nicht kenne, kann ich dazu natürlich überhaupt nichts sagen. Aber ich habe es in kompetenten Verkostungsrunden mehrfach erlebt, dass man den KaJo-Rieslingen eine gewisse Ungeschliffenheit attestierte, und nachvollziehen konnte ich das irgendwie schon. Selbstverständlich kann das aber im konkreten Einzelfall auch umgekehrt aussehen.
Das Wort "manipulativ" scheint mir aber etwas zu weit gegriffen - die Lagenunterschiede bleiben eindeutig erhalten, und die Weine sind allesamt völlig unzweifelhaft und eindeutig Weine von der Mittelmosel. Bevor ich ausgerechnet bei Prüm an "manipulativ" denke, fallen mir jedenfalls aus der Gegend ein paar Kandidaten wesentlich eher ein.
"Manipulativ" habe ich hier in einem direkt vergleichenden und damit sehr engen Sinn gebraucht; Weinstyling in der Art der üblichen Verdächtigen war mit diesem Attribut keinesfalls gemeint. Wie gesagt schätze auch ich die Erzeugnisse aus dem (mir gleichwohl wenig sympathischen) Haus an der Wehlener Uferallee sehr hoch ein - die fünf GM-Trauben besitzen schon ihre Berechtigung...

Beste Grüße

Bernd
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Erdener Prälat
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Re: Jos. Christoffel jr.

Beitrag von Erdener Prälat »

Der von Martin erwähnte 07er Kabinett ist jedenfalls ein ziemlich großer Wurf.
Bild

Die Sau "Christoffel ist aber nicht so gut wie Prüm" ist vor Jahren bereits durch das Weinfreaks-Forum getrieben worden; teilweise waren hier Beteiligte dabei (der Nutzer Pevauce hat dort seinen meiner Erinnerung nach etwas rustikalen ersten Beitrag entfernt) und ich denke, daß das Wesentliche dort vorgebracht wurde.
http://forum.weinfreaks.de/showthread.php?tid=273
und Folgeseite
Von der von Ulli erwähnten 08er Spätlese habe ich beide Nummern im Abfüllungsjahr getrunken und gab der 4 09 damals 91+, wobei ich die 3 09 noch ein wenig besser fand. Ich persönlich würde den wenigen bisher (teilweise blind) probierten Prüm-Weinen auf gleicher Prädikatsstufe fast immer ihre Christoffel-Pendants vorziehen (völlig unabhängig vom Preis); das ist eben Geschmackssache. Vielleicht wird die Stilistik von Prüm (und auch F. Haag) eher von Bordeaux-Trinkern bevorzugt. Aber wenn ich an meinen Mitzecher denke...
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Re: Jos. Christoffel jr.

Beitrag von Erdener Prälat »

niers_runner hat geschrieben:... Über 20 Euronen für einen Kabi beim Prüm, ...
Hallo Peter,
echt schon 20 für einen Kabinett? Die Preise sind nach 06 schon ziemlich explodiert (für die 02er GH Spätlese hatte ich 2004 bei FUB noch 15 Euro gezahlt). Im Augenblick gibt es übrigens die 09 WS Auslese für 24 Euro für die ganze Flasche im Abverkauf bei NM-Weine.
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UlliB
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Re: Jos. Christoffel jr.

Beitrag von UlliB »

Erdener Prälat hat geschrieben:
niers_runner hat geschrieben:... Über 20 Euronen für einen Kabi beim Prüm, ...
Hallo Peter,
echt schon 20 für einen Kabinett? Die Preise sind nach 06 schon ziemlich explodiert (für die 02er GH Spätlese hatte ich 2004 bei FUB noch 15 Euro gezahlt). Im Augenblick gibt es übrigens die 09 WS Auslese für 24 Euro für die ganze Flasche im Abverkauf bei NM-Weine.
Nein, das ist Quatsch. Die Prüm-Kabinette aus den letzten 6 oder 7 Jahren Jahren gibt es je nach Lage zwischen 14 und 18 Euro zu kaufen. Die Preisgestaltung bei Prüm ist schwer zu verstehen; häufig tauchen ältere Jahrgänge mit neuen AP-Nummern ganz plötzlich zu eher günstigen Preisen auf, so kürzlich einer 02er WesSo AL für rund 27 Euro.
Erdener Prälat hat geschrieben: Vielleicht wird die Stilistik von Prüm (und auch F. Haag) eher von Bordeaux-Trinkern bevorzugt.
Interessante Vermutung. Ja, ich bin Bordeaux-Trinker. Allerdings: meine Mosel-Trinker-Karriere ist ein gutes Jahrzehnt älter als mein Umgang mit Bordeaux, und in mancher Hinsicht meine ich nach wie vor, an der Mittelmosel mehr zu Hause zu sein als im Médoc. Vielleicht ist das aber nur ein Trugbild; ich muss wohl mal drüber nachdenken.

Gruß
Ulli
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sociando
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Re: Jos. Christoffel jr.

Beitrag von sociando »

hallo,

heute im glas gehabt:

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vg, martin
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Erdener Prälat
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Re: Jos. Christoffel jr.

Beitrag von Erdener Prälat »

Und hier ist meine Version. Vielleicht ist 2010 nicht so ganz mein Jahrgang.
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