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Re: Bordeaux 1986

Verfasst: Fr 9. Nov 2012, 21:49
von UlliB
Frankie Wilberforce hat geschrieben: das liest sich ja bestenfalls wie ein mittelmässiger Wein, vielleicht eher ein besseres CB Niveau als ein 2.GCC.
Im Alter von 26 Jahren muss man immer damit rechnen, dass es sich nur um ein Problem der jeweiligen Flasche und nicht des Weins an sich handelt (die von Susa erwähnte Madeiranote lässt eine gewisse Oxidation vermuten). Offensichtlich gibt es auch deutlich bessere Flaschen; Neil Martin hat im März diesen Jahres eine ziemlich enthusiastische VKN gepostet und dem Wein 94 Punkte gegeben - wobei er meint, dass der Wein gerade erst seine erste Trinkreife erreicht (was mir angesichts meiner eigenen Erfahrungen mit vielen 86ern nicht so ganz unwahrscheinlich vorkommt).

Ich selber hatte den LB 86 wohl ein gutes Jahrzehnt nicht mehr im Glas. Léoville Barton hatte in den 70er Jahren eine Schwächephase (wie damals sehr viele Güter), und die 80er sind in meiner Erinnerung hier ziemlich variabel ausgefallen; ich erinnere mich an sehr gute und eher enttäuschende Erlebnisse. Echte qualitative Konstanz gibt es hier erst ab ca. 1990.

Gruß
Ulli

Re: Bordeaux 1986

Verfasst: Sa 10. Nov 2012, 09:41
von Weinbertl
ich kann Susa´s Beschreibung recht gut nachvollziehen. Ich habe den 86er im Januar diesen Jahres getrunken und war ebenfalls etwas enttäuscht. Der Wein war in der Nase besser als am Gaumen, am Gaumen wirkte er austrocknend und etwas flach. Abgang wie bei Susa, nur mittelmäßig. Entwicklungspotential habe eher nicht gesehen. Insgesamt ging der bei mir mit 17 P. weg. Der ein paar Monate früher getrunkene 89er war dagegen eine ganze Klasse besser. Und nein ich bin kein Fruchttrinker :lol: , bin sogar ein richtiger Fan von den 86ern Medoc.

Gruß
Robert

Re: Bordeaux 1986

Verfasst: Sa 10. Nov 2012, 09:47
von weinfex
LB 86 ist sicher ein ordentlicher und mittelgwichtiger Wein in
diesem Jahrgang, nicht mehr und nicht weniger, der sicher u.a.
wie viele andere Weingüter in dieser Zeit unter den für heutige
Verhältnisse hohen Erträgen und schlechter Selektion "leitet", und wie
Susa schreibt, zum Essen besser funktioniert als solo (was in der heutigen
Zeit aus meiner Sicht gerade anders herum und der "Preis der
qualitativen Anstrengungen ist, was man nicht nur positiv sehen kann/sollte).

P.S. LLC 86 ist da ein anderes Kaliber, wenn auch noch lange nicht ausgereift
und deshalb in "kalt gelagerten Flaschen" nach wie vor mehr Potential wie Trinkspass.

Re: Bordeaux 1986

Verfasst: Mo 26. Nov 2012, 12:40
von Moulis
Chat. Chasse Spleen

Eigentlich einer meiner Lieblingsweine.
Baut er jetzt ab?
Noch gut zu trinken, aber etwas dünn.
Flasche kam aus meinem Keller, selbe LOT wie die bisherigen.
Ich hoffe auf eine Flaschenvarianz.
Ansonsten Korken raus und austrinken.

Re: Bordeaux 1986

Verfasst: Di 27. Nov 2012, 13:53
von Trapattoni
Hallo zusammen,
über lange Jahre hinweg habe ich mit wachsender Begeisterung die 86er genossen, sehr oft auch mit der Feststellung "noch verschlossen, Riesenpotential". Oft fehlte ihnen ein bisschen die Süße und die Mitte. Mittlerweile lasse ich mit wenigen Ausnahmen, wie z.B. Talbot, die Finger von den 86ern, weil für mich die Anzahl der Enttäuschungen in keinem Verhältnis mehr zum derzeitigen Kurs steht. Selbst bei LLC z.B. habe ich den Eindruck, dass in diesem Jahr - wie auf vielen Gütern - einfach nicht sauber gearbeitet wurde. Imho werden einige 86er die einstmals hohe Parkerbewertung nie wieder erreichen.
Wie seht ihr das?
Grüße
Dieter

Re: Bordeaux 1986

Verfasst: Di 27. Nov 2012, 14:24
von Frankie Wilberforce
Trapattoni hat geschrieben:Hallo zusammen,
über lange Jahre hinweg habe ich mit wachsender Begeisterung die 86er genossen, sehr oft auch mit der Feststellung "noch verschlossen, Riesenpotential". Oft fehlte ihnen ein bisschen die Süße und die Mitte. Mittlerweile lasse ich mit wenigen Ausnahmen, wie z.B. Talbot, die Finger von den 86ern, weil für mich die Anzahl der Enttäuschungen in keinem Verhältnis mehr zum derzeitigen Kurs steht. Selbst bei LLC z.B. habe ich den Eindruck, dass in diesem Jahr - wie auf vielen Gütern - einfach nicht sauber gearbeitet wurde. Imho werden einige 86er die einstmals hohe Parkerbewertung nie wieder erreichen.
Wie seht ihr das?
Grüße
Dieter
Hallo Dieter,
vom 86er habe ich nur eine übersichtliche kleinere Anzahl von Weinen aus dem Bordelais probieren können.
Ich kann sehr gut deine Meinung hierzu nachvollziehen.
Am meisten haben mich seinerzeit LLC, beide Pichon's, Palmer und Cos enttäuscht, d.h. waren sehr taninhaltig und verschlossen.
An Weihnachten habe ich vor, eben den Talbot und parallel dazu den Gruaud Larose zu probieren.
Ich hoffe beide sind offen und punktreif zu geniessen.
Was glaubst du, wie lange ich vor dem Genuß die beiden Weine dekantieren und belüften sollte?

Re: Bordeaux 1986

Verfasst: Di 27. Nov 2012, 16:08
von Trapattoni
Frankie Wilberforce hat geschrieben: Hallo Dieter,
vom 86er habe ich nur eine übersichtliche kleinere Anzahl von Weinen aus dem Bordelais probieren können.
Ich kann sehr gut deine Meinung hierzu nachvollziehen.
Am meisten haben mich seinerzeit LLC, beide Pichon's, Palmer und Cos enttäuscht, d.h. waren sehr taninhaltig und verschlossen.
An Weihnachten habe ich vor, eben den Talbot und parallel dazu den Gruaud Larose zu probieren.
Ich hoffe beide sind offen und punktreif zu geniessen.
Was glaubst du, wie lange ich vor dem Genuß die beiden Weine dekantieren und belüften sollte?
Hallo Armin,
danke für die rasche Antwort. Bei den Pichons (letzte 5x), Montrose (3x), Ducru-B. und leider mittlerweile vielen anderen, auch Pomerols z.B., liegt es sicher nicht an der Tanninlastigkeit oder der Verschlussphase. M.E. sind die völlig ausgezehrt vom Keller-TCA, schleichenden Kork, Kellermuff oder wie auch immer man diese Fehler bezeichnen mag.
Zum Belüften:
Ich mag die Flaschen vom Anfang bis zum Schluß beobachten, d.h. gerade bei gereifteren Weinen bin ich kein Freund des langen Dekantierens. Aber sicher spielt der Zustand der Flaschen eine große Rolle, wobei die Kandidaten, die du dir ausgesucht hast, einiges abkönnen. Dem Gruaud würde ich etwas länger Luft gönnen. Gerade letzte Woche hatte ich wieder mal den Talbot, Flasche mit gutem Füllstand, Korken völlig durchgesuppt, über ca. drei Stunden und nicht dekantiert in guter Form bei 95 P. Dieser Wein verändert sich mit Luft nur langsam und in Nuancen. Da würde ich nur zur Karaffe greifen, wenn ich wüsste, dass er aus einem optimalen kühlen Keller kommt und dort von Anfang an lagerte. Du wirst sicher Spaß haben!
Grüße
Dieter

Re: Bordeaux 1986

Verfasst: Di 27. Nov 2012, 17:18
von Jochen R.
Hallo Dieter,
die ´86er Comtesse hatte ich in die engere Auswahl für Weihnachten
genommen, jetzt bin ich mir aber nicht mehr so sicher :D

Was 1986 anbelangt, so hatte ich dieses Jahr noch nicht so viel im Glas,
aber unter anderem im April einen m. M. genialen Mouton R. (99 P.) und
bei der Rauzan S. Vertikale in Idstein war der ´86er R. Segla mein Wein des
abends (97 P).
Palmer (92 P.) fand ich im Juni etwas rustikal. Besonders positiv überrascht
war ich April vom "kleinen" Belgrave (90 P.), der in der 80ziger Jahren ja
durchweg schlechte Bewertungen erhalten hat.

Viele Grüße,
Jochen

Re: Bordeaux 1986

Verfasst: Di 27. Nov 2012, 18:33
von Moulis
Also die 86er die ich in letzter Zeit getrunken habe waren eigentlich gut, bis auf die letzte Flasche.
Waren eher Weine der mittleren Preisklasse wie VCC oder Sociando. Poujeaux, Branaire oder auch Petit Village sind jetzt hervorragend.
Ausgezehrt fand ich die nicht. Wäre auch schade, einiges aus dem Jahrgang habe ich noch im Keller.

Re: Bordeaux 1986

Verfasst: Mi 28. Nov 2012, 14:48
von Trapattoni
Jochen R. hat geschrieben:Hallo Dieter,
die ´86er Comtesse hatte ich in die engere Auswahl für Weihnachten
genommen, jetzt bin ich mir aber nicht mehr so sicher :D

Was 1986 anbelangt, so hatte ich dieses Jahr noch nicht so viel im Glas,
aber unter anderem im April einen m. M. genialen Mouton R. (99 P.) und
bei der Rauzan S. Vertikale in Idstein war der ´86er R. Segla mein Wein des
abends (97 P).
Palmer (92 P.) fand ich im Juni etwas rustikal. Besonders positiv überrascht
war ich April vom "kleinen" Belgrave (90 P.), der in der 80ziger Jahren ja
durchweg schlechte Bewertungen erhalten hat.

Viele Grüße,
Jochen
Hallo Jochen,
du hast den Mouton demnach schon mal halbwegs offen erlebt, jetzt werde ich gleich neidisch. ;)
Ich durfte den im letzten Jahr 3x probieren, jedesmal völlig vernagelt trotz bis zu 10 Stunden des Dekantierens. Mehr als 95+ waren da m.E. nicht drin und die 100 vielleicht so in 15 Jahren. :mrgreen:
Rausan-Ségla ist natürlich eine Bank und die Comtesse habe ich auch schon einmal gut getrunken, probiers einfach aus, vielleicht hast du ja eine Konterflasche. :D
Grüße
Dieter