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Beim Abendessen und in Gesellschaft getrunken, deshalb keine detaillierten Notizen:

Nicolas Maillart Platine Premier Cru brut NV (Jahrgänge 2015 und älter, degorgiert 2020)

Wie üblich aus Bouzy v.a. vom Pinot Noir geprägte Stilistik mit feiner Perlage. Äpfel und Spätburgunderduft, fast etwas roséartig. Ich hatte etwas mehr "zip" erwartet, war aber nicht enttäuscht. Die Dosage von 5,5 g/l war spürbar, aber für den Anlass richtig und störte mich nicht. Wirkte insgesamt schon etwas gereift. Ich würde empfehlen ihn nun zu trinken, wenn man ihn mit Basisjahr 2015 hat.

...neulich beim Gruppentrinken:

Angeregt von den Notizen hier, habe ich in diesem Jahr ein paar Sprudler genossen.
In meinem Gläser Fundus bin ich dann auch auf ein für mich/uns passenden Glas gestossen:
- Gabriel Glas. Zu groß, Duft und Perlage hielten nicht lange vor
- altes Riedel Sommerlier Weißweinglas (hieß früher Rieslingglas?) mit nach außen gebogenem Rand. Hielt den Geruch besser im Glas, aber durch den gebogenen Rand kam für mich zuviel Schaum auf die Zunge, das empfand ich als unangenehm.
- Zalto Süßweinglas. Das war perfekt für uns. Es geht zwar wenig rein, dafür kann man öfter nachschenken
Nun zu den Sprudlern - für uns alle unbekannte Erzeuger:

Vauversin Orpair 2019 extra brut - Bio : im Geruch verhalten, am Gaumen nussig, Dosage von 3 g spürbar, Säure anfangs eher gering, kommt dann langsam und zieht den Nachgeschmack in die Länge, sehr schön, leider relativ wenig Kohlensäure.

Perseval-Farge - C de Réserve Brut (Dosage 3,6 g): anfangs hefig, dann setzt sich Frucht durch, am Gaumen fordernd, straight, mit langem Nachgeschmack. Später kommt noch etwas nussgeschmack dazu. Wirkt trocken am Gaumen und würde gut zu Speisen passen.

André Heucq HERITAGE Blanc de Meunier Brut Nature - Bio : Im Geruch frisch, blumig, Kräuter, im Geschmack Grapefrucht, Stachelbeere, Rharbarber, mineralisch, feine Säure, zitrischer langer Nachgeschmack.

Labruyère Prologue Extra-Brut : im Geruch kräutrig, trockenfrüchte, im Geschmack Grapefruit, Marille, kräftig im Nachgeschmack. Sehr guter Schampus für den Aperitiv!

Hugues Godmé Brut Nature - Bio : sehr feine Perlage, Geruch „steinig“, Steinobst, am Gaumen pur, mineralisch.

Dosnon / CC - Récolte noir brut zéro - PN : sehr feine Perlage, Geruch sehr vielfältig, etwas Karamell (?)… am Gaumen sehr fruchtig, sehr feine Säure, zitrisch, viel Zug, als Essensbegleiter geeignet.

Die Sprudler haben wir jeweils an den Wochenenden getrunken - es liegt also etwas Zeit zwischen den Eindrücken.
Am schwächsten fand ich den Vauversin Orpair im Vergleich zu den anderen. Die hatten für Gaumen und Nase mehr zu bieten.

AmonA hat geschrieben:Angeregt von den Notizen hier, habe ich in diesem Jahr ein paar Sprudler genossen.

...kenne zwar nur 4 von den 6, aber daran gemessen eine sehr schöne Auswahl!

Bezüglich der Gläser habe ich aber tatsächlich eine andere Erfahrung gemacht: die eher kleinen Gläser -ob nun dezidierte Champagnergläser, die unsäglichen Sektflöten oder auch eher enge / kleine Süßweingläser- fand ich durchweg weniger animierend als die meisten Weißwein- / Universalgläser, tatsächlich finde ich sowohl das Gabriel-Glas als auch das Zalto Universal für Schaum (fast) aller Art sehr gut geeignet. Aber es gibt in meinem Umfeld auch genügend Leute, die eher auf die kleineren Gefäße setzen...

Hallo zusammen,

Schampus geht immer... vor allem, wenn er so gut ist wie der folgende:



LG
Bodo

Bei Ole kamen drei Champagner von Henriet-Bazin auf den Tisch, die zu denken gaben.
Wir haben sie offen getrunken, aber ich bildete mir ein, die Rebsorten der beiden ersten müssten auch verdeckt erschmeckbar gewesen sein. Obwohl bei vielen Champagner-Proben überraschend häufig Chardonnay mit Pinoir Noir verwechselt wird.
Der Blanc de Blancs Premier Cru also mit fein-vielschichtiger Chardonnay-Nase und geschmacklich stark auf die substanzvolle Frucht setzend. Sie zieht die Aufmerksamkeit auf sich, als wäre der Champagner mehr als Kulisse um sie gebaut. Das könnte bald langweilig werden, allerdings ist die Einordnung der Frucht nicht zu einfach - unter den Citrusanmutungen schwingen auch Mandarine und milde Grapefruit mit. Es gibt Pflaume, Apfeliges und dann auch verschiedene Gewürze und vor allem feine, elegante Reifenoten! Ein schönes, belebendes, verdichtetes Spiel.
Das Fokusierte erscheint noch verstärkter beim „Blanc de Noirs“-Grand Cru aus 100% Pinot Noir. Es ist geschmacklich geradezu ein Abtauchen in dunkle Aromenmaterie, um die herum es erfrischend prickelt. Es widerstrebt, den Wein negativ zu umschreiben, wie etwa er habe zu wenig Spiel oder Komplexität. Denn der feste, intensive Pinot-Eindruck hat seine eigene Qualität, aber auch Schwere.
Ausgerechnet der schwächste Wein lässt dann einen Verdacht über die angestrebte Machart des Hauses aufkommen. Beim Blanc de Noirs aus 100% Pinot Meunier fehlt der Fokus auf die Frucht, da sie von Süßeanmutung geradezu umnebelt wirkt. Wie schmeckt Pinot Meunier eigentlich, frage ich mich. Noch nie hat mich ein Schampus so schnell gesättigt und gleichgültig gemacht wie dieser, der insgesamt schwammig und auch brühig wirkt. Fatalerweise fällt beim Nachprobieren des Pinot Noir ebenfalls Süße unangenehmer auf, diffuser und schlaffer kommt die Frucht daher. Er zeigt mit mehr Luft genau wie der Chardonnay aber noch manche überraschende Seite und metallisch-mineralische Anmutungen, die beide Weine immer wieder interessant machen. Der Blanc de Blancs war durch seine Intensität gepaart mit Facettenreichtum und einer klaren, frischen Chardonnay-Anmutung der klare Favorit.
Es bleibt die Sorge, durch den Genuss allzu vieler Brut Nature-Schaumweine für manche Brut verdorben zu sein...

Gruß, Kle

Kle hat geschrieben:Es bleibt die Sorge, durch den Genuss allzu vieler Brut Nature-Schaumweine für manche Brut verdorben zu sein...

Das scheint mir eine angemessene Strafe zu sein.

Cheers,
Ollie

Kle hat geschrieben:Es bleibt die Sorge, durch den Genuss allzu vieler Brut Nature-Schaumweine für manche Brut verdorben zu sein...

Dreh's doch um, Carsten: "Es bleibt die Freude, durch den Genuss vieler Brut Nature-Schaumweine manche (viele!) Brut verderben zu können.

Kle hat geschrieben:Es bleibt die Sorge, durch den Genuss allzu vieler Brut Nature-Schaumweine für manche Brut verdorben zu sein...

...Zucker ist halt ein probates Mittel, kleinere bis mittlere Unzulänglichkeiten zu überschminken, ohne Zucker darf man sich m.E. keine Fehler erlauben, fällt alles sofort auf. Je mehr fehlerfreie Brutnaturinger ich ins Glas bekomme, desto schwieriger wird's tatsächlich für die Fraktion, die mit mehr als roundabout 5 g/l RZ arbeitet. Das bedeutet aber keinen Verlust für mich...

Du sagst es, Erich. Generell hat meine Toleranz für Süße im Wein immer mehr abgenommen, außer, wenn ich den Eindruck habe, er ist zwingender Bestandteil. Fällt er in eigentlich trockenen Weinen unangenehm auf, erscheint mir dies oft weniger als Schminke denn als Geschmacksverstärker oder Konzession an einen angenommenen Durchschnittsgeschmack.

EThC hat geschrieben:Das bedeutet aber keinen Verlust für mich...

aber faktisch geht viel Farbe aus der Welt verloren. Allein die ganzen Weinregale im Supermarkt, die ich einst fasziniert anstarrte und die inzwischen jede Bedeutung verloren haben.

Gruß, Kle