Re: Bordeaux 2009
Verfasst: Mo 3. Sep 2012, 21:42
Nach Pomerol und dem linken Ufer war jetzt St. Emilion dran:
La Tour Figeac präsentierte sich außerordentlich erfreulich - eigentlich als Einstiegswein gedacht, hielt er mit den teilweise deutlich teureren nachfolgenden Weinen anstandslos mit und fiel auch beim wiederholten Querverkosten nie aus dem Rahmen. Satter Fruchtkern, schöne Dichte und Länge, bleibt bei aller Konzentration elegant. In der Subskription knapp unter 30 Euro; Parker vergibt 93 Punkte, die aus meiner Sicht passen. Was will man mehr?
Ganz schwer zugänglich zeigte sich hingegen Pavie Macquin. Extrem verschlossen, macht auch mit viel Luft nur ein wenig auf, dann eine deutliche Cassis-Note, die zusammen mit einem sehr festen Tanningerüst eher an St. Estephe als an St. Emilion denken lässt. Ich denke schon, dass die Anlagen sehr gut sind, der wird aber vermutlich sehr lange brauchen.
Sehr offen präsentierte sich wiederum Clos St. Martin, in ähnlicher Linie wie La Tour Figeac, sehr viel Frucht, vielleicht ein wenig mehr Dichte, aber auch mit einer deutlich hervortretenden Neuholznote, die mir nicht unbedingt zugesagt hat. Nein, schlecht ist der Wein nicht - aber für den doppelten Preis vom La Tour Figeac hat er gar nicht viel mehr zu bieten als dieser: ein wenig mehr Konzentration und eben: Holz. Nicht mein Fall; andere am Tisch mochten ihn aber sehr.
Vieux Chateau Mazerat: noch nie davon gehört? Ich bis vor kurzem auch nicht; offensichtlich ist das ein Fehler. 65% Merlot, 35% Cabernet franc, gut 60 Jahre alte Reben in unmittelbarer Nachbarschaft von Angelus, vinifiziert von einem Fanatiker, 18.000 Flaschen. Schwarz im Glas, Power ohne Ende, dabei aber überhaupt nicht plump, sondern vielschichtig und mitunter sogar verspielt, nichts sticht laut oder unangenehm hervor, ganz große Nummer. Leider auch schon von Parker entdeckt: 97+ PP - ja, das kann man so sehen.
Schließlich noch Beausejour Duffau Lagarosse. Im direkten Vergleich etwas weniger Gewicht als Vieux Chateau Mazerat, aber dafür noch eine Nummer feiner; dekliniert gewissermaßen das ganze Spektrum roter und blauer Früchte über einem kalkig-mineralischen Hintergrund durch, sehr warm wirkend, gewissermaßen "mollig", aber nicht fett. Parkers 100 Punkte kann man diskutieren; im Distanzvergleich erscheint mir VCC als noch etwas feiner und distinguierter, aber einerlei - das ist ein großer Wein, der mal wieder die Frage aufwirft, wie schnell ein neues Team auf einem vernachlässigten Betrieb das Ruder herumwerfen kann, wenn das natürliche Potential stimmt.
Gruß
Ulli
La Tour Figeac präsentierte sich außerordentlich erfreulich - eigentlich als Einstiegswein gedacht, hielt er mit den teilweise deutlich teureren nachfolgenden Weinen anstandslos mit und fiel auch beim wiederholten Querverkosten nie aus dem Rahmen. Satter Fruchtkern, schöne Dichte und Länge, bleibt bei aller Konzentration elegant. In der Subskription knapp unter 30 Euro; Parker vergibt 93 Punkte, die aus meiner Sicht passen. Was will man mehr?
Ganz schwer zugänglich zeigte sich hingegen Pavie Macquin. Extrem verschlossen, macht auch mit viel Luft nur ein wenig auf, dann eine deutliche Cassis-Note, die zusammen mit einem sehr festen Tanningerüst eher an St. Estephe als an St. Emilion denken lässt. Ich denke schon, dass die Anlagen sehr gut sind, der wird aber vermutlich sehr lange brauchen.
Sehr offen präsentierte sich wiederum Clos St. Martin, in ähnlicher Linie wie La Tour Figeac, sehr viel Frucht, vielleicht ein wenig mehr Dichte, aber auch mit einer deutlich hervortretenden Neuholznote, die mir nicht unbedingt zugesagt hat. Nein, schlecht ist der Wein nicht - aber für den doppelten Preis vom La Tour Figeac hat er gar nicht viel mehr zu bieten als dieser: ein wenig mehr Konzentration und eben: Holz. Nicht mein Fall; andere am Tisch mochten ihn aber sehr.
Vieux Chateau Mazerat: noch nie davon gehört? Ich bis vor kurzem auch nicht; offensichtlich ist das ein Fehler. 65% Merlot, 35% Cabernet franc, gut 60 Jahre alte Reben in unmittelbarer Nachbarschaft von Angelus, vinifiziert von einem Fanatiker, 18.000 Flaschen. Schwarz im Glas, Power ohne Ende, dabei aber überhaupt nicht plump, sondern vielschichtig und mitunter sogar verspielt, nichts sticht laut oder unangenehm hervor, ganz große Nummer. Leider auch schon von Parker entdeckt: 97+ PP - ja, das kann man so sehen.
Schließlich noch Beausejour Duffau Lagarosse. Im direkten Vergleich etwas weniger Gewicht als Vieux Chateau Mazerat, aber dafür noch eine Nummer feiner; dekliniert gewissermaßen das ganze Spektrum roter und blauer Früchte über einem kalkig-mineralischen Hintergrund durch, sehr warm wirkend, gewissermaßen "mollig", aber nicht fett. Parkers 100 Punkte kann man diskutieren; im Distanzvergleich erscheint mir VCC als noch etwas feiner und distinguierter, aber einerlei - das ist ein großer Wein, der mal wieder die Frage aufwirft, wie schnell ein neues Team auf einem vernachlässigten Betrieb das Ruder herumwerfen kann, wenn das natürliche Potential stimmt.
Gruß
Ulli
