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Re: Lisa Bunn

Verfasst: Di 23. Dez 2025, 17:02
von Schönibert
Da bin ich voll bei Oswald. Wie tief muss der Hofschuster in die Flasche geschaut haben - und in welche - um sich da, neben der lebendigen Säure auch noch einen guten bis sehr guten Abgang (was soll das sein, langer Abgang okay aber gut?) zusammenzureimen, und leicht salzige Töne hab ich da auch nicht gefunden, das alles kann ich in Anbetracht meiner Flaschen, und ich hab schon vier aufgezogen, nicht nachvollziehen. Völlig verreißen braucht man den Wein aber nicht, aber dazu schrieb ich bereits abschließend.

Re: Lisa Bunn

Verfasst: Di 23. Dez 2025, 17:26
von Rieslingfan
OsCor hat geschrieben: Di 23. Dez 2025, 16:08 Leider kann ich auf den Link nicht zugreifen und habe deshalb keine Ahnung, unter welchen Umständen diese Beurteilung zustande kam.
Hier das Zitat aus der Weinbeschreibung von Hofschuster:

Weingut Lisa Bunn - 2024 Grauburgunder trocken, Rheinhessen, Deutschland 86 Punkte - Sehr gut

Relativ kühler, etwas nussig-hefiger, pflanzlicher bis kräuteriger und leicht speckiger Kernobstduft mit einem Hauch Steinobst und Pilzen sowie angedeutet Melone. Jugendliche, noch ganz leicht gedeckte, saftige Frucht mit etwas Schmelz, einer Spur dunkler Beeren und wieder Speck, lebendige Säure, leichter Gerbstoff-Griff, Fassholz im Hintergrund, auch etwas Butter und pflanzliche Würze, salzige Töne, guter bis sehr guter Abgang.

Trinkempfehlung: Mitte 2025 bis 2026.

Re: Lisa Bunn

Verfasst: Di 23. Dez 2025, 18:30
von OsCor
Hallo Markus,

ich danke dir für's Raussuchen. Ich habe den Wein jetzt nochmal solo im Glas. Die Enttäuschung lässt jetzt doch nach, aber Säure und Grip finde ich immer noch nicht so richtig.
Was ich heute mittag gemacht habe, war auch eine absolute Ausnahme, nämlich einen Wein direkt nach dem Öffnen der Flasche zum Essen zu nehmen. Das hat sich bei mir zu einer Routine entwickelt: Flasche am Abend auf, Probeschluck, am nächsten Tag dann [edit: zum] Essen auf den Tisch. Morgen probiere ich es nochmal.

Gruß
Oswald

Re: Lisa Bunn

Verfasst: Di 23. Dez 2025, 18:56
von Bernd Schulz
Als ehemals ziemlich aktives Mitglied des leider schon lange den Heldentod gestorbenen Wein-Plus-Forums war ich früher mit den Beschreibungen und Bewertungen von Marcus Hofschuster sehr vertraut (ich bin ihm auch zweimal beim sogenannte "großen Treffen" des Forums persönlich begegnet).

Ich möchte es mal so formulieren: Hofschuster ist ein Vollprofi und sicher ein sehr guter Verkoster. Aber mir ist es ziemlich oft passiert, dass ich ganz subjektiv seine Beschreibungen und Bewertungen kaum bis gar nicht nachvollziehen konnte. Zur Folge hatte das bei mir, dass ich diese Beschreibungen und Bewertungen schon seit etlichen Jahren nicht mehr lese, weil sie mir ganz subjektiv keine wirkliche Orientierungshilfe bieten. Mit den Aussagen und Punkten anderer Profiverkoster wie zum Beispiel Wolfgang Fassbender (der früher für den Eichelmann-Weinguide tätig war) bin ich generell deutlich besser zurecht gekommen.

Jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen und herausfinden, nach welchem Weinkritiker er sich mehr und nach welchem er sich weniger richten kann (wenn er sich denn überhaupt im größeren Stil um Weinkritiken kümmern möchte - ich möchte das mittlerweile kaum noch).

Herzliche Grüße

Bernd

Re: Lisa Bunn

Verfasst: Di 23. Dez 2025, 19:04
von EThC
...Vollprofi hin oder her, ich gehe mal stark davon aus, daß auch bei der professionellen Verkosterei eine ganze Reihe von Faktoren die Weinbewertung subjektiv beeinflussen, sicher auch, ob der Wein an dem Tag der erste, zehnte oder fünfzigste war...

Re: Lisa Bunn

Verfasst: Di 23. Dez 2025, 19:29
von Bernd Schulz
Erich, ich bin ganz deiner Meinung, aber es gibt Profi-Verkoster, die die Auffassung vertreten, dass sie ihre Arbeit quasi wissenschaftlich objektiv erledigen.....

Nach meinem Denken kann es bei der Beschreibung und Bewertung ästhetischer Phänomene keine wirkliche Objektivität geben. Aber ich glaube, das habe ich hier schon häufiger geschrieben, weshalb ich um Entschuldigung fürs Wiederholen bitte.

Herzliche Grüße

Bernd

Re: Lisa Bunn

Verfasst: Di 23. Dez 2025, 19:38
von Rieslingfan
EThC hat geschrieben: Di 23. Dez 2025, 19:04 ...Vollprofi hin oder her, ich gehe mal stark davon aus, daß auch bei der professionellen Verkosterei eine ganze Reihe von Faktoren die Weinbewertung subjektiv beeinflussen, sicher auch, ob der Wein an dem Tag der erste, zehnte oder fünfzigste war...
Und dies gilt insbesondere im privaten Bereich, denn es kann mitunter einen großen Unterschied in der Empfindung ausmachen ob man einen Wein zum Essen oder einfach so verkostet. So zumindest meine persönliche Erfahrung.

Re: Lisa Bunn

Verfasst: Di 23. Dez 2025, 20:00
von EThC
Bernd Schulz hat geschrieben: Di 23. Dez 2025, 19:29 Aber ich glaube, das habe ich hier schon häufiger geschrieben, weshalb ich um Entschuldigung fürs Wiederholen bitte.
...Du bist selbstverfreilich entschuldigt!
Profi-Weinverkoster ist ja einer der wenigen Berufe, in denen man für seine Aussagen quasi nicht haftungsrechtlich belangt werden kann. Das Schlimmste was einem da passieren kann, ist daß man von Winzern / Betrieben ausgegrenzt wird, wenn man deren Weine nicht gut genug bewertet (duck and cover... :mrgreen: )

Re: Lisa Bunn

Verfasst: Di 23. Dez 2025, 20:17
von Bernd Schulz
EThC hat geschrieben: Di 23. Dez 2025, 20:00 Profi-Weinverkoster ist ja einer der wenigen Berufe, in denen man für seine Aussagen quasi nicht haftungsrechtlich belangt werden kann....
Nach meinem Kenntnisstand ist es auch einer der wenigen Berufe, in denen man keinerlei Ausbildung oder sonstige Qualifikationen vorweisen muss. Man sollte allerdings Wein trinken und ein Glas halten können - wenn man dazu nicht in der Lage ist, wird es schwierig..... :twisted:

Herzliche Grüße

Bernd

Re: Lisa Bunn

Verfasst: Di 23. Dez 2025, 20:34
von EThC
...da hast Du grundsätzlich Recht, ich würde die Gilde der Weinauguren aber nicht grundsätzlich diffamieren bzw. kleinreden wollen, autodidaktisch erworbene Fähigkeiten / Erfahrungen bewerte ich nicht per se schlechter als solche, die man durch eine adäquate Ausbildung erlangt hat. Dennoch: es bleibt ein Beruf, in dem in erster Linie subjektiv gearbeitet wird, das mit der Objektivität -vor allem der absoluten- ist aus meiner Sicht eher Geschwafel...