harti hat geschrieben:Hallo miteinander,
quasi zur Einstimmung, haben wir uns am Vorabend des 2010er Verkostungs-Marathons ein paar reifere Bordeaux gegönnt - in einem Restaurant, ohne Anfertigung von VKN, daher nur aus der Erinnerung:
Los ging es mit einem exzellenten 1990er Roederer Cristal, der erstaunlicherweise immer noch recht frisch daher kommt und im Glas deutlich zulegt. Beeindruckt hat mich insbesondere der langanhaltende mineralische Nachgeschmack. Großer Stoff. 95 P.
Es folgten dann - nacheinander getrunken
1995er Château Margaux: Sehr holzwürzig in der Nase, vollmundig, von der Aromatik noch nicht als Margaux zu erkennen, könnte angesichts seiner Fülle und Würze fast als spanischer Wein angesprochen werden. Derzeit erst in der Vorahnung der beginnenden Trinkreife, d.h. zugänglich, aber hier ist noch mehr zu erwarten. 96+
1995er Mouton-Rothschild: Enttäuschend auf hohem Niveau. Angenehm röstige Nase, eben typisch Mouton. Am Gaumen ein guter, klassischer Pauillac mit frischer Säure, aber insgesamt doch etwas zu dünn, um als groß gelten zu können. 92 P.
1995er Lafite-Rothschild: Am Anfang sind sie da, Zedern und Bleistift, diese werden aber bald durch Mocca und Schokolade verdrängt. Auch am Gaumen dominieren Mocca-Noten. Ein fülliger, runder Wein, der noch ein paar Jahre zur Trinkreife brauchen wird, aber jetzt schon mit Vergnügen angetrunken werden kann. 95+.
1995er Latour: Für mich der Wein des Abends, geradezu aristokratisch, mit einem unglaublich vielschichtigen Bukett, dazu vollmundig, rund und geschmeidig am Gaumen, tief und komplex. Wird durch weitere Lagerung vermutlich noch zulegen können. 98+.
Grüße
Hartmut
Hallo Harti,
wie du sicher schon vernommen hast, haben wir uns letzte Woche schweren Herzens an gleicher Stelle zu einer kleinen "Nachverkostung" durchgerungen.
Zum Gruß aus der Küche in Form von u.a. Ziegenfrischkäse-Pesto und Carpaccio vom Kalbsfilet
mit Wildkräutersalat als Vorspeise harmonierte vorzüglich ein
1990er DOM PERIGNON.
Der verströmte schon beim Einschenken einen Duft, dass man glauben mochte, ab sofort im Fokus aller anderen Restaurant-Gäste zu sitzen.
Ich habe einen Champagner von solcher Opulenz und mit solch riesenhaftem Abgang noch nie getrunken. Der hätte es auch mit jedem anderen Hauptgericht aufnehmen können. Aufgrund der irren Frische und des unglaublichen Potenzials für mich 98+.
Danach, wie von dir beschrieben, der
1995er CHÂTEAU LATOUR.
Hier möchte ich ergänzen, dass man mit der ersten Nase quasi einen Spaziergang durch die Garrigue der Haut-Provence beginnt - einfach betörend und kaum zu beschreiben!
Dazu gab's Rücken vom Spanferkel mit Schwarzbiersoße, schonend gegartem Wammerl, Gartenbohnen und Semmelkloß.
Diesmal der Latour für mich auch locker 98+,
vor allem im Vergleich zum folgenden
1995er CHÂTEAU MARGAUX.
Der konnte mich (wahrscheinlich wegen der Reihenfolge) nicht so überzeugen wie zuletzt, war schon offen und baute auch mit Luft sogar noch etwas aus. Störend für mich allerdings, was du vielleicht mit "spanisch" beschreibst, in der Nase Überreife und Rumtopf. Dafür ist er eigentlich noch zu jung.
Aber mit 95 P. ist das natürlich auch Jammern auf sehr hohem Niveau.
Überraschend lecker um nicht zu sagen extrem g..l dann zur Crème brûlée und Eis von der Tonkabohne mit frischen Beeren ein
1988er CHÂTEAU DOISY - DAENE.
Ein Fest für die Sinne und zumindest in dieser Kombination für mich auch locker 93 Punkte!
Liebe Grüße
Dieter