Rhone - Châteauneuf du Pape

nördliche Rhône (Côte Rôtie, Hermitage, Cornas und Co.) und südliche Rhône (Châteauneuf du Pape, Gigondas, Tavel und Co.), Ardeche, Vivarais, Vaucluse und Isere, Côstieres de Nîmes, Provence, Korsika
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UlliB
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

Beitrag von UlliB »

Dass ich kein großer Fan von rotem Chateauneuf bin, dürfte vielen regelmäßig Mitlesenden bekannt sein. Noch seltener als roter kommt mir aber weißer Chateauneuf ins Glas. Das nachfolgende Exemplar ist auch nicht gerade dazu angetan, dass sich daran in Zukunft viel ändern wird:

Chateauneuf du Pape blanc "Clos des Papes" 2011 Deklarierte 15%Vol, die sich sofort bemerkbar machen. Korken raus und unmittelbar ins Glas: recht helles Goldgelb, und in der Nase: Alkohol.... supersauberer Alkohol, Primasprit aus der Apotheke, nicht einmal unangenehm, aber sonst erstmal gar nichts. Glücklicherweise bleibt das nicht so, mit Luft berappelt sich der Wein (Dekantieren wäre richtig gewesen), das Aroma wird gelbfruchtig, Aprikose, auch mürber Apfel, etwas Wachs; insgesamt sehr sauber und klar, aber der Alkohol bleibt permanent spürbar - hier scheint die Grenze dessen überschritten zu sein, was ein trockener Weißwein an Alkohol noch verarbeiten kann. Im Gaumen wie erwartet satt und dicht, allerdings nicht plump; auch nicht süß, aber da ist für meinen Geschmack gerade eben noch genug Säure vorhanden, um den Wein in Schwung zu halten und einen Absturz zu verhindern; auch im Gaumen wieder supersauber, aber im Abgang scheint der Alkohol doch wieder auf. Sättigend.

Das ist zweifellos gekonnt gemacht, und erkennbar aus erstklassigem, offensichtlich nicht botrytisiertem Lesegut vinifiziert, aber der Wein kämpft mit dem Alkohol und verliert dagegen, und schrammt hinsichtlich des Säuregehaltes am alleruntersten Level mal gerade eben so vorbei. NIx für Fans einer reschen Säure im Weißwein, und nachdem ich ein paar aktuelle Händlerpreise gegoogelt habe (> 40 Euro), ist klar: meins ist das nicht.

Gruß
Ulli
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octopussy
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

Beitrag von octopussy »

UlliB hat geschrieben:
Chateauneuf du Pape blanc "Clos des Papes" 2011 Deklarierte 15%Vol, die sich sofort bemerkbar machen. Korken raus und unmittelbar ins Glas: recht helles Goldgelb, und in der Nase: Alkohol.... supersauberer Alkohol, Primasprit aus der Apotheke, nicht einmal unangenehm, aber sonst erstmal gar nichts. Glücklicherweise bleibt das nicht so, mit Luft berappelt sich der Wein (Dekantieren wäre richtig gewesen), das Aroma wird gelbfruchtig, Aprikose, auch mürber Apfel, etwas Wachs; insgesamt sehr sauber und klar, aber der Alkohol bleibt permanent spürbar - hier scheint die Grenze dessen überschritten zu sein, was ein trockener Weißwein an Alkohol noch verarbeiten kann. Im Gaumen wie erwartet satt und dicht, allerdings nicht plump; auch nicht süß, aber da ist für meinen Geschmack gerade eben noch genug Säure vorhanden, um den Wein in Schwung zu halten und einen Absturz zu verhindern; auch im Gaumen wieder supersauber, aber im Abgang scheint der Alkohol doch wieder auf. Sättigend.

Das ist zweifellos gekonnt gemacht, und erkennbar aus erstklassigem, offensichtlich nicht botrytisiertem Lesegut vinifiziert, aber der Wein kämpft mit dem Alkohol und verliert dagegen, und schrammt hinsichtlich des Säuregehaltes am alleruntersten Level mal gerade eben so vorbei. NIx für Fans einer reschen Säure im Weißwein, und nachdem ich ein paar aktuelle Händlerpreise gegoogelt habe (> 40 Euro), ist klar: meins ist das nicht.
Hallo Ulli,

danke für die Notiz. Weißer Châteauneuf du Pape ist für mich ganz extrem schwierig, sogar Rayas (erst zwei Mal getrunken, war beide Male nicht begeistert). Der hohe Alkohol, das Wachsige, der Druck am Gaumen, häufig durchaus spürbare oxidative Noten, all das macht für mich den Genuss wirklich schwierig. Hinzu kommt die schwierige Berechenbarkeit der Weine. Freunde von mir, die gerne weißen Châteauneuf du Pape trinken, sagen häufig, ein bestimmter Wein sei gerade im Loch, komme wieder, sei noch zu jung, etc. Wann hier das richtige Trinkfenster sein soll, ist mir schleierhaft, mir fehlt dafür aber auch die Erfahrung. Aus Interesse hatte ich zwischenzeitlich öfter mal Süd-Rhône-Weißweine gekauft, aber die Zeiten sind vorbei und mein Bestand ist mittlerweile bei null.
Beste Grüße, Stephan
Einzelflaschenfreund
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

Beitrag von Einzelflaschenfreund »

Kleine Anekdote von mir zu weißem Chateauneuf: 2005 oder 06 kam ich nach Menübestellung bei Dieter Müller auf die Idee, aus der Weinkarte einen weißen Beaucastel (Jahrgang nicht mehr geläufig, dürfte aber recht jung gewesen sein) als passend zu … na ja, eher nicht „identifizieren“, sondern eher „bauchgefühlsmäßig zu raten“. Ich glaube nicht, dass ich bis zu dem Zeitpunkt öfter als 1-2 mal weißen Chateauneuf getrunken hätte, wenn überhaupt. Aber irgendwas lachte mich da an; im Menü waren – glaube ich – Fisch und Meeresfrüchte mit recht kräftiger, mediterrraner Gemüse- und Gewürzakzentuierung enthalten. Sommelier war seinerzeit Sebastion Georgi und ich bin mir bis heute nicht sicher, ob sein halbwegs verblüfftes „das ist eine sehr interessante Wahl“ (o. Ä.) nun heißen sollte, „um Himmels Willen, geht’s noch?“ oder „hui, das ist wirklich originell, da wäre ich selbst nicht drauf gekommen“. Auf jeden Fall erwies es sich als eine gute Wahl. Dennoch blieb es für mich folgenlos, was mein Trinkverhalten betrifft. Aber irgendwie ist weißer Chateauneuf für mich nach wie vor tendenziell positiv konnotiert.

Viele Grüße
Guido
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VillaGemma
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

Beitrag von VillaGemma »

UlliB hat geschrieben: Chateauneuf du Pape blanc "Clos des Papes" 2011 Deklarierte 15%Vol, die sich sofort bemerkbar machen.
Hallo Ulli,

wie warm oder kalt war der Wein? Hast Du den bei 14 Grad gehabt. Sollte man bei einem weißen C9 schon machen...ein wenig kühlen. Ich hatte den 13,14 und 15 im Juni vor Ort probiert und war extrem begeistert von den Weinen. Da war so wahnsinnig viel an Früchten in der Nase, dass der Alkohol kaum wahrnehmbar war. Den 2011 blanc kenne ich jedoch nicht.
Vor Ort bei CdP war der weiße, so fällt mir beim Schreiben grad auf, auch nicht gekühlt. Der "Porbiertisch" dort ist sehr spartanisch gehalten. Spartanischer geht es nicht...
UlliB hat geschrieben: ... und schrammt hinsichtlich des Säuregehaltes am alleruntersten Level mal gerade eben so vorbei.
Ich denke, hier liegt der Hase im Pfeffer ;) ...der Säuregehalt von Weinen i.A. und beim Weißen im Besonderen. Man muss säurearme Weine mögen, sonst ist man wahrscheinlich hier komplett falsch. Die Nase war bei den oben genannten JG war trotz hohem Alkoholgehalt genial...dett scheint bei Deinem 2011er anders gewesen zu sein.

VG
Robert
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UlliB
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

Beitrag von UlliB »

Hallo Robert,

der Wein kam mit 11° aus dem Temperierschrank, im Glas sind es dann erfahrungsgemäß ca. 2 Grad mehr. Der Alkohol war trotzdem sofort zu riechen. Frucht war nach etwas Belüften schon da, aber nicht genug, um den Alkohol zu überdecken.

Ob es bei weißem Chateauneuf so etwas wie eine Verschluss- oder Rückzugsphase gibt, weiß ich nicht. Der Beitrag von Stephan lässt das aber vermuten, und vieleicht ist der 11er gerade ein wenig "abgetaucht".

Gruß
Ulli
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VillaGemma
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

Beitrag von VillaGemma »

Hallo Ulli,

ehrlich gesagt fehlt mir dann bei den Weißen auch die Erfahrung, um das Bestätigen oder Widerlegen zu können. Mag natürlich sein, die halten ja auch ca. 20+ Jahre. Insbesondere die von Clos des Papes. Was mich nur ein wenig stutzig macht ist das Jahr. Die Roten aus 2011 sind sehr zugänglich; aber das soll alles nix heißen, denn es ist ja kein Roter. Ein weißer Clos des Papes, der kaum Frucht in der Nase hat, klingt auf jeden Fall schon arg komisch! Dett ist ja eins der besten Weingüter aus dem schönen C9...

Viele Grüße
Robert
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

Beitrag von thvins »

Hört sich aber tatsächlich arg nach Verschlußphase an und könnte ich mir auch vorstellen.

Was mich allerdings auch generell immer gehindert hat, sonst wie viele weiße Ch9P zu kaufen, war das alkoholische hervortretene Element. Andere mediterrane Weiße können ihren Alkoholgehalt oft besser verstecken, der Ch9P zeigt ihn aber wohl so ziemlich immer. Dennoch hat er seine Berechtigung bei allem, was mit cremiger oder sahniger Sauce auf den Tisch kommt. Ich würde aber zur Sicherheit frühestens nach 10 Jahren einen solchen Wein aufmachen.
Beste Grüße

Torsten

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vanvelsen
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

Beitrag von vanvelsen »

Liebes Forum

Ein gutes Jahr ist es her, doch die Erinnerungen sind präsent, als wäre es gestern gewesen. Zusammen mit einem befreundeten Weinhändler durfte ich - kurz vor seinem Ableben - Henri Bonneau in Chateauneuf-du-Pape besuchen. Meine Eindrücke sind in einem kleinen Bericht zusammengefasst.

http://www.vvwine.ch/2016/12/chateauneu ... -henri.htm

Ich kann allen hier im Forum, die es nicht schon gemacht haben, wärmstens empfehlen, sich einmal eine Flasche C9dP von Bonneau zu gönnen - egal ob Marie Beurrier, Réserve des Celestins oder auch "nur" Les Rouliers - es sind faszinierende Weine.

Gruss,

Adrian
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austria_traveller
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

Beitrag von austria_traveller »

Servus Adrian,
scheinbar hat dein link etwas; da steht "Die Seite, die du im Blog suchst, ist nicht vorhanden. Startseite"
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
amateur des vins
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

Beitrag von amateur des vins »

Da fehlt ein "l" am Ende des URLs. Probier mal diesen Link.
Besten Gruß, Karsten
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