Seite 6 von 100

Re: Bordeaux 2010

Verfasst: Do 17. Feb 2011, 00:04
von innauen
für alle, die etwas fundiertes lesen wollen: der Salvi-Report. 2010 ist wohl definitiv nichts für den frühen Genuss.

http://wine-times.com/artikel.php?idus= ... anguage=EN

Grüße,

wolf

Re: Bordeaux 2010

Verfasst: Do 17. Feb 2011, 09:30
von octopussy
innauen hat geschrieben:für alle, die etwas fundiertes lesen wollen: der Salvi-Report.
Danke für den Link, Wolf. Wenn ich das lese, habe ich nur noch wenig Lust auf Bordeaux. Totale Kontrolle, sekundengenaue Luftzufuhr, etc. finde ich langweilig. Ich glaube gerne, dass die Weine durch das ganze High-Tech im Keller analytisch bessere Werte aufweisen und man mit der Kellertechnik besser Jahrgangsschwankungen ausgleichen kann, aber es wird dadurch eben auch monotoner und langweiliger.

Etwas gewundert habe ich mich deshalb über die Aussagen:

"Most great winemakers agree today that 80% of the wine is made in the vineyards."

auf der einen Seite und

"A third reason is the highly sophisticated technical equipment that major properties, who sell their wine at expensive prices and can afford such luxuries, have installed in their chais today. With perfect temperature control, cooling systems, perfect control of oxygen supply, stainless steel everywhere, perfect hygiene etc. there is simply no excuse at all for a competent winemaker not to transform great grapes into great wine."

auf der anderen Seite.

Die 80% Weinbergsarbeit mögen schon stimmen, aber für mich klingt das eher wie ein erheblich größerer Anteil an Arbeit im Keller.

Weiter gewundert habe ich mich über die Aussage: "This is rare in the humid climate of Bordeaux where many winemakers who have tried making BIO wine here have given up and declared that it is an excellent way of committing suicide!" Chateau Pontet Canet ist ja schon zu 100% auf biodynamisch umgestiegen. Chateau Latour, das einen Ruf zu verlieren hat, stellt auch schrittweise auf Bio-Weinbau um.

Hoffentlich geht der Trend im Bordelais irgendwann wieder etwas mehr in Richtung Diversität. Ich würde es mir wünschen und finde es gut, dass Pontet Canet und Latour (und sicher noch viele weitere) auch mal was wagen.

Re: Bordeaux 2010

Verfasst: Do 17. Feb 2011, 10:45
von Mr. Tinte
@Octopussy

High-Tech Kellerbereitung und Typizität beissen sich in meinen Augen nicht...Im Gegenteil, erst wenn Störfaktoren aus der Welt geschafft sind, kann man wirklich das einzigartige Terroir betonen.

Re: Bordeaux 2010

Verfasst: Do 17. Feb 2011, 11:13
von dazino
Trotzdem gehören Jahrgangsschwankungen und Typizität zum Wein und diese möchte ich auch schmecken. Nichts wäre langweiliger als jedes Jahr einen 98 Punkte Pavie :(
Es ist doch auch schön zu sehen (und zu schmecken), dass sich anfangs unterbewertete Jahrgänge wie der 99er doch noch recht positiv entwickelt haben.

Die Schwankungen müssen ja nicht gerade so schlimm wie Anfang der 90er sein. ;)

Bei vielen modernen Bordeaux habe ich doch Mühe diese blind überhaupt als Bordeaux, geschweige eine Apellation darin, zu erkennen!

Gruss
David

Re: Bordeaux 2010

Verfasst: Do 17. Feb 2011, 11:19
von octopussy
Mr. Tinte hat geschrieben:@Octopussy

High-Tech Kellerbereitung und Typizität beissen sich in meinen Augen nicht...Im Gegenteil, erst wenn Störfaktoren aus der Welt geschafft sind, kann man wirklich das einzigartige Terroir betonen.
Zum ersten Punkt würde ich dir im Grundsatz zustimmen, wobei es sicher darauf ankommt, was individuell gemacht wird. Deinen zweiten Punkt finde ich zu pauschal und hätte ich gerne näher erklärt. Warum kann man das einzigartige Terroir erst betonen, wenn Störfaktoren (meinst du damit z.B. auch kellereigene Hefen?) aus der Welt geschafft sind?

Ich rede ja auch nicht von sauberen oder dreckigen Kellern, sondern von den zahlreichen Techniken, die im Keller eingesetzt werden. Ich weiß darüber sehr wenig, würde aber gerne mehr wissen. Ich möchte auch moderne Kellertechniken alles andere als schlecht reden. Immerhin hat man so weniger totale Ausfalljahrgänge und eine größere Auswahl an guten Qualitäten.

Es wundert mich aber immer wieder, dass mit großer Verve und Enthusiasmus z.B. über Weinbereitung bei uns in Deutschland und auch in Österreich diskutiert wird (wer vergärt spontan, wer arbeitet bio, wer bio-dynamisch, wer benutzt Fuderfässer, wer setzt neue/gebrauchte Barriques ein, etc. pp.), dass solche Dinge aber anscheinend bei Weinen aus dem Bordelais nicht so wirklich zu interessieren scheinen.

Re: Bordeaux 2010

Verfasst: Do 17. Feb 2011, 11:22
von dazino
Mr. Tinte hat geschrieben:@Octopussy

High-Tech Kellerbereitung und Typizität beissen sich in meinen Augen nicht...Im Gegenteil, erst wenn Störfaktoren aus der Welt geschafft sind, kann man wirklich das einzigartige Terroir betonen.
Hoi Gocce

In Teilen gebe ich dir da recht. Ich erinnere nur an Ducru mitte bis ende der 80er Jahre.


Gruss
David

Re: Bordeaux 2010

Verfasst: Do 17. Feb 2011, 11:50
von Mr. Tinte
Hi David,hi octopussy

Oder ältere Figeacs? Habe davon schon viel Negatives gehört und daher mein Testkauf des 89ers in der Magnum...Top oder Flop :?: :idea:

Ich denke Herr Salvi meint aber vor allem die technische, einwandfreie Bereitstellung von Infrastruktur und die geschulte Reaktion auf Probleme, die während der Weinbereitung entstehen können. Man kann auch auf einem - technisch gesehen - state of the art Level klassische Weine erzeugen. Ich denke sogar erst die Technik mitsamt den Messmethoden erlaubt es Önologen und Winemaker zu entscheiden, ob zu viel Holz eingesetzt wurde oder zu wenig, ob die Gärung richtig verlief etc.

Alles Störfaktoren, von denen man heute noch liest oder?
Bin aber auch Laie..Hier gibt es genug Leute, die das Ganze besser verstehen als ich.

Re: Bordeaux 2010

Verfasst: Fr 18. Feb 2011, 15:19
von weinfex
Nicht uninteressanter Bericht, wenngleich sich das eine
oder andere für mich anders darstellt, bzw. manches nicht
klar genug, und die sich daraus ergebenden Ableitungen, herausgearbeitet,
bzw. zuende gedacht sind...

http://liv-ex.typepad.com/livex_fine_wi ... wines.html

Re: Bordeaux 2010

Verfasst: Do 24. Feb 2011, 20:37
von BerndB
harti hat geschrieben: Die spannendste Frage aber ist: Wo werden Bordeauxweine in 2050 wachsen? An der Loire oder doch eher in Holland.
Cher Harti, am Oslofjord, Südwesthang. ;)

Re: Bordeaux 2010

Verfasst: Mo 28. Feb 2011, 17:03
von octopussy
Für diejenigen, die es interessiert, hier ein weiterer mit vielen Wetterdaten, usw. gespickter Bericht über die Großartigkeit des Bordeaux Jahrgangs 2010

http://www.jancisrobinson.com/files/pdf ... urdieu.pdf