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Re: Kössler gegen "ahnungslose Winzer"

Verfasst: Di 21. Mai 2013, 14:38
von MichaelWagner
naja, für die "Sponti-Last-Minute-einbiszweiFlaschen-Käufer" müsste man dann aber mindestens schon die Geschäftszeiten ändern. 10-18:30 unter der Woche und bis 14:00 am Samstag wird man die wohl nicht erwischen. Wage auch zu bezweifeln, dass dieses Segment allein überhaupt ausreicht um stationären Handel zu rechtfertigen?!?

Re: Kössler gegen "ahnungslose Winzer"

Verfasst: Di 21. Mai 2013, 15:04
von Gerald
Wage auch zu bezweifeln, dass dieses Segment allein überhaupt ausreicht um stationären Handel zu rechtfertigen?!?
ich habe natürlich keine Einblicke in die Kundenstruktur der zuvor genannten Kette. Aber schon nach dem Publikum in den Shops zu urteilen glaube ich, dass dieses Segment mehr oder weniger das wichtigste Standbein darstellt. Natürlich tut man sich dort leicht, da eine Weinbar angeschlossen ist und auch der Shopteil bis spät in die Nacht geöffnet ist.

Grüße,
Gerald

Re: Kössler gegen "ahnungslose Winzer"

Verfasst: Di 21. Mai 2013, 16:02
von BuschWein
Immer wieder schön, wenn sich Menschen, die keine Ahnung vom Weinhandel haben Gedanken machen, wie ein Weingeschäft funktioniert.

Und wer beim betrachten der Homepage von Kössler schreibt, dass er ein austauschbares Sortiment hat, der macht sich doch ziemlich lächerlich. Es gibt wenige Kollegen, die ein so individuelles Programm auf die Beine stellen, immer wieder neue Winzer entdecken und diese bekannt machen.

Namen wie Wittmann und Heymann-Löwenstein mögen heute bekannt sein, vor 10 Jahren waren sie es ganz sicher nicht und Kössler führt diese Erzeuger eben nicht erst seit 2 Jahren. Bei Bürklin-Wolf und Christmann lief das sicher anders, aber da war es eben die biodynamische Ausrichtung, die die Weine interessant für sein Portfolio gemacht haben.

Natürlich hilft Jammern nicht wirklich weiter, aber manchmal wundert man sich halt schon, wie mancher Winzer seinen Vertrieb aufbaut. Da stört weniger, dass man als Händler nicht exklusiv bedient wird, es gibt halt wenige Händler, die deutschlandweit so stark vertreten wären, dass sie Exklusivität durchsetzen könnten.

Und Kössler vorzuwerfen, dass er den Online-Markt verschlafen hätte, kann man auch nicht sagen, er war einer der ersten, der seinen Katalog ins Internet gebracht hat, mit seinem Forum war er schon vor 10 Jahren führend im Bereich "social media", viele die heute hier schreiben haben dort angefangen sich in einem Weinforum zu betätigen.

Trotzdem bleibt das Problem, als Weinhändler suchst Du neue interessante Erzeuger, versuchst diese bekannt zu machen, veranstaltest Proben, Weinmenüs etc. und sobald ein Wein dann etwas bekannter wird kommen die Kollegen und wollen den Wein auch. Ist ja auch irgendwie verständlich, aber es ärgert halt manchmal doch. Sich die besten Winzer des Gault Millau und von renommierten Kollegen auszusuchen, dazu noch etwas Großhandelsware ins Programm zu nehmen um die Lagerkosten im Griff zu behalten ist sicher eine Möglichkeit seinen Weinhandel zu betreiben, aber für die Kopierten eben nicht ganz so lustig. Auch wenn man es natürlich auch ein wenig als Bestätigung nehmen kann, wenn die eigenen Weine nach und nach bei den Mitbewerbern auftauchen.

Gänzlich unangenehm wird es dann aber, wenn man die reinen Internethändler sieht, die wahllos Weine anbieten, meist schlicht was schon bekannt ist, das ganze dann einfach billiger anbieten und das war es dann. Die Kosten sind eher klein, weil man aus der eigenen Garage versendet, Lager gibt es keines, weil man nur kurzfristig einkauft. Natürlich halten solche Geschäftsmodelle am Ende nicht sehr lange, nach 3 bis 5 Jahren sind fast alle wieder verschwunden, in der Zwischenzeit machen Sie aber den seriösen Händlern den Markt kaputt.

Klar kann man jetzt wieder sagen, so ist der Markt halt, aber das finde ich eben auch wieder etwas billig. Natürlich muss man da auch die Erzeuger ansprechen, ob sie sich nicht überlegen sollten ob wirklich jeder Händler als Kunde willkommen sein sollte. Klar kann man über die Worte des Kollegen semantische Diskussionen führen, aber in der Sache spricht er schon wichtiges an.

Re: Kössler gegen "ahnungslose Winzer"

Verfasst: Di 21. Mai 2013, 16:17
von BuschWein
Und der Vergleich mit Wein und mehr hinkt halt auch sehr, in Österreich langen doch 7 bis 10 Fillialen um flächendeckend präsent zu sein, dann kann ich ein Weingut durchaus dazu bringen, dass es mir Exklusivität bietet. In Deutschland ist das sehr viel schwieriger mit der Exklusivität. Und die Zeiten der Exklusivität für eine bestimmte Region in Deutschland sind halt auch fast vorbei, das Internet ist halt nicht regional.

Dazu macht Wein und mehr einen guten Teil des Umsatzes mit Gastronomie, nur so sind auch die Kosten für die Ladenlokale in der Innenstadt finanzierbar. Das ist sicher ein sinnvolles Konzept für einen Innenstadt-Weinhändler, aber eben auch nicht für jeden Händler sinnvoll und machbar.

Re: Kössler gegen "ahnungslose Winzer"

Verfasst: Di 21. Mai 2013, 17:01
von Gerald
Hallo Armin,

du hast natürlich Recht, es ist immer einfach, als Konsument (oder Winzer wie Michael) gute Ideen zu haben, wie man einen Weinhandel führen kann. ;)

Trotzdem kann es jedem passieren, dass man selbst leicht betriebsblind wird und die Meinung von anderen Menschen in der Vertriebskette (seien es potenzielle Lieferanten oder aber Käufer) nicht schaden kann. Dass Herr Kössler die Diskussion hier in einem Kommentar auf seinem Blog einfach als "haarsträubende Borniertheit" bezeichnet, ohne inhaltlich wirklich auf die einzelnen angesprochenen Punkte einzugehen, finde ich schade. Am besten wäre es natürlich, wenn er hier direkt mitdiskutieren würde, aber dazu hat er ja seine Meinung "Ich weiß, warum ich derart inzestuösen Foren fern bleibe" ...

Ich gehe nunmal davon aus, dass eine Zusammenarbeit zwischen Winzer und Händler für beide Seiten Vorteile bringen sollte. Wenn ein Winzer nun - wie von Hr. Kössler gefordert - auf Angebote von neu gegründeten Onlinehändlern nicht eingehen sollte und damit auf Umsatz verzichtet, vermisse ich eine nachvollziehbare Erklärung, warum sich das für den Winzer langfristig lohnen sollte.

Seine Erklärung "Leider scheinen die meisten Winzer keine Ahnung von Distributionsqualität und Vertrieb zu haben. Sie haben kein auf ihre Weinqualität bzw. ihre Betriebsphilosophie abgestimmtes Vertriebskonzept, viele von ihnen verkaufen inzwischen an jeden, der ihre Weine haben will. Das macht weder mittel- noch langfristig Sinn." ist für mich jedenfalls nicht nachvollziehbar, das liegt vermutlich an der schon erwähnten Borniertheit ;)

Grüße,
Gerald

Re: Kössler gegen "ahnungslose Winzer"

Verfasst: Di 21. Mai 2013, 17:09
von Markus Vahlefeld
BuschWein hat geschrieben:Immer wieder schön, wenn sich Menschen, die keine Ahnung vom Weinhandel haben Gedanken machen, wie ein Weingeschäft funktioniert.
Danke, Armin, auch mir juckte es in den Fingern, selbiges loszulassen...

Re: Kössler gegen "ahnungslose Winzer"

Verfasst: Di 21. Mai 2013, 17:26
von BuschWein
Ich gehe nunmal davon aus, dass eine Zusammenarbeit zwischen Winzer und Händler für beide Seiten Vorteile bringen sollte. Wenn ein Winzer nun - wie von Hr. Kössler gefordert - auf Angebote von neu gegründeten Onlinehändlern nicht eingehen sollte und damit auf Umsatz verzichtet, vermisse ich eine nachvollziehbare Erklärung, warum sich das für den Winzer langfristig lohnen sollte.
Ist das wirklich so Gerald? Oder verschiebt er den Umsatz nicht nur vom "erklärenden Fachhändler" zum reinen Online-Versender? Ist es wirklich so, dass die "neuen Online-Händler" neuen Umsatz generieren, oder nehmen diese nur den alten Abnehmern des Winzers die kunden weg? Sehr häufig ist es ja so, dass reine Online-Händler keinen echten Marktaufbau für einen Wein, für ein Weingut erledigen, diese bedienen nur eine bereits vorhandene Nachfrage.

Ist es da nicht sinnvoller sich auf Händler zu konzentrieren, die eine langfristige Strategie fahren, die ihren Weingütern treu bleiben? Soll man sich als Produzent eines Luxusprodukts und darum handelt es sich ja bei den allermeisten Weinen, die im Fachhandel verkauft werden, nicht besser auf Händler stützen, die die Wertigkeit unterstützen, als mit geht auch billiger Anbietern zusammen zu arbeiten? Ich sage jetzt mal als Beispiel, Prada würde eine aktuelle Kollektion auch nicht bei KIK oder NKD anbieten.

Natürlich muss man zuerst überlegen, welchen Mengen will ich erzeugen und auf welchen Distributionswegen sind diese Mengen abzusetzen, hier würde man sich schon manchmal ein klärendes Gespräch mit den Winzern vor der Investition wünschen. Es ist auch als Winzer gefährlich Verkaufserfolge linear fort zu schreiben, es gibt irgendwann immer den Punkt der Sättigung, dann einfach auf neue Distributionskanäle zu setzen, heißt nicht immer auch neue Endverbraucher zu finden, sprich wirklich mehr Nachfrage zu erzeugen.

Und genau darum geht es Kössler doch in seinem Artikel. Dass er dann auch schon mal etwas expliziter argumentiert kann man nicht schön finden, meist hilft es aber der Klarheit und der Aussage.

Re: Kössler gegen "ahnungslose Winzer"

Verfasst: Di 21. Mai 2013, 17:36
von Alas
Markus Vahlefeld hat geschrieben:Danke, Armin, auch mir juckte es in den Fingern, selbiges loszulassen...
Dies ist aber kein Forum von und für Wein-Fachhändler.

Gruß

Alas

Re: Kössler gegen "ahnungslose Winzer"

Verfasst: Di 21. Mai 2013, 17:43
von Gerald
Hallo Armin,

klar, wenn das Ganze ein "Nullsummenspiel" ist (also die Mengen, die der neue Händler verkauft, beim bisherigen dann fehlen), dann wäre das auch aus Winzersicht Unsinn. Nur glaube ich persönlich nicht, dass so etwas der Fall ist. Ein weiterer Händler wird sicher - zumindest teilweise - andere Kundenkreise ansprechen, der Gesamtabsatz sollte daher steigen.

Ich vermute einmal, dass die angesprochenen Winzer nicht so dumm sind, dass sie sich nicht mit Vor- und Nachteilen zusätzlicher Händler auseinandergesetzt haben. Denn abgesehen von der Möglichkeit des oben angesprochenen "Nullsummenspiels" ist ja auch die von Hr. Kössler angedrohte Auslistung durchaus eine reales Risiko.

Die Kernfrage scheint also zu sein, ob die Winzer klug genug sind, um aktiv ihre Beziehungen zu Handelspartnern erfolgreich zu gestalten. Den Blogbeitrag von Herrn Kössler verstehe ich so, dass das eben nicht der Fall ist.

Falls er damit Recht hätte (ich kann das als Konsument natürlich nicht wirklich einschätzen), wäre es nicht besser, diese Thematik ohne öffentliche Beschimpfung in direkten Gesprächen mit den betreffenden Weingütern zu klären? Mit derartigen Worten wie in seinem Blog wird man - nehme ich einmal an - die Fronten eher verhärten als eine gemeinsame Lösung erreichen ...

Grüße,
Gerald

Re: Kössler gegen "ahnungslose Winzer"

Verfasst: Di 21. Mai 2013, 17:54
von austria_traveller
Alas hat geschrieben:Dies ist aber kein Forum von und für Wein-Fachhändler.
Aber äußern dürfen sich hier die Mitglieder schon, oder ? Egal ob Weinhändler oder Flaschensammler !