Im allgemeinen mache ich mir aus Schäumern nicht allzu viel, meistens sind mir Stillweine einfach lieber. Aber ein paar mal im Jahr muss dann doch etwas Blubber im Glas.
Problem nur: wenn es konkret um Champagner geht, gefällt mir nur das
richtig teure Zeug. Die lausige Basis und meistens auch das preislich schon ziemlich ambitionierte Mittelfeld kann mir gestohlen bleiben
Richtig teuer war der hier, aber es war halt auch Weihnachten:
Champagne "Les Maillons" (Ulysse Collin) Lot 15/2 No. 24, degorgiert nach 36 Monaten auf der Hefe im März 2019. 100% Pinot noir aus einer Einzellage, 40% davon aus 2015, 60% Reserveweine, das meiste davon wohl aus 2014.
12,5%Vol. Altgold mit deutlich rötlichem Schimmer, sehr schöne Farbe. Die Nase ist völlig verblüffend: der besteht nicht nur zu 100% aus Pinot noir, der riecht auch ganz genau so, nämlich wie ein sehr guter roter (!) Stillwein aus der Sorte. Keinerlei brotige Hefetöne, sondern einfach nur feingliedrige, elegante Himbeerfrucht. Setzt sich am Gaumen so fort, die Perlage ist nicht sehr stark, auch hier sehr weinig, deutlich florale Noten, feine Frucht, feine Säure, ein Hauch Gerbstoff, gute Dichte, harmonisch und super elegant. Lang.
Bislang der "weinigste" und sortentypischte Champagner, den ich im Glas hatte. Ohne Zweifel ist das sehr, sehr gut; aber die 98 Punkte vom WA trinke ich dem dann doch nicht ab. Und für den Preis bekäme ich auch einen trinkreifen Bordeaux aus den oberen Registern, dem ich vermutlich mehr abgewinnen könnte. Aber immer nur Bordeaux geht halt auch nicht
Gruß
Ulli