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Re: Bordeaux 2008
Verfasst: Sa 6. Feb 2016, 15:33
von Weinbertl
Hallo,
nach dem sehr schönen 2010er fieuzal blanc, nun ein 2008er Malartic-Lagraviere blanc. Der Wein besteht zu 85% SB/15% Semillon und lag 11 Monate in zu 55% neuen Barriques.
In der Nase zunächst für kurze Zeit etwas tropische Früchte, danach gemäßigtere helle Fruchtnoten umhüllt von Rauch. Ich habe mir zum Nasenaroma nicht allzu viel notiert, aber ich empfand die Nase durchaus komplex.
Am Gaumen ein Mix aus Harz, Frucht, Rauch - alles in schöner Harmonie. Hintenraus zieht er ordentlich in die Länge, zeichnet ein recht komplexes Bild aller Aromen.
2008 war ja ein sehr säurereiches Jahr, in diesem Wein ist die Säure jedenfalls bestens integriert und dosiert.
Den Alkohol von 14% ! nimmt man lange nicht wahr, allerdings zeigt er sich zum Ende der Flasche und lässt den Wein etwas opulent wirken, das sehe ich als kleinen Minuspunkt.
Mir hat der Wein Spaß gemacht, weil er in seinem jetzigen Reifestadium ein recht komplexes Geschmacksbild zeichnet. Die jungen frischen Aromen sind noch nicht ganz verblasst, die ersten Reifearomen aber bereits vorhanden. Hätte ich noch weitere Flaschen, würde ich diese in den nächsten 1-2 Jahren trinken.
17-17,5 P.
Re: Bordeaux 2008
Verfasst: Mi 17. Feb 2016, 22:32
von glycosid
Zwei Herzen schlagen, ach, in meiner Brust... Eines natürlich für die guten Winzer und die anspruchsvollen Weinhändler - das andere aber ist das des gelegentlich etwas skrupellosen Wein-Hedonisten ohne Goldesel: Bei Lidl gibt's momentan den
2008er Château Lamothe-Bergeron (Haut-Médoc)
und zwar für sage und schreibe 5,99 €! Habe natürlich sofort eine Flasche gekauft und probiert: Zwar eher ein leichter Vertreter und auch ohne jeden Anspruch, eine "Granate" zu sein. Aber er ist auf's Feinste vinifiziert, hat durchweg alles, was ein sehr gut gelungener Haut-Médoc-Bourgeois braucht und geht ein wie eine Mozart-Serenade, wie die unversehens leere Flasche bewies.
Auf welch mysteriöse Weise ein solch geradezu lächerlich niedriger Preis für einen so schönen Wein auch immer zustande kommen mag, mehr Bordeaux für's Geld ist schlechterdings nicht möglich.
Re: Bordeaux 2008
Verfasst: Do 18. Feb 2016, 00:05
von Créot
Ich weiß nicht, ob ich den Mozartvergleich unterschrieben würde, aber man bekommt für 6 Euro einen ordentlichen Bordeaux, eher old-school, erkennbar Bordeaux, gute Struktur, Cassis, etwas Leder und leicht grüne Paprikanoten. Macht man nichts falsch
Ich bekenne also auch: ICH HABE BEI LIDL WEIN GEKAUFT

Re: Bordeaux 2008
Verfasst: Sa 20. Feb 2016, 14:23
von TheFan
Den habe ich auch gekauft und schließe mich den positiven Meinungen hier an. Ein toller Bordeaux für Zwischendurch!
Frage mich halt nur, warum LB sich so verschleudern lässt. Ist in Deutschland ja kein Unbekannter. Hätte ich als Weinhändler dieses Weingut geführt, dann wäre jetzt Schluss damit. Selbst für ehemals 9€ kann da wahrscheinlich keiner mithalten - und will wohl auch keiner.
Stehen die Chateaux gerade bei schlechteren Jahrgängen dermaßen unter Druck?
Grüße
Daniel
Re: Bordeaux 2008
Verfasst: Sa 20. Feb 2016, 15:14
von Jochen R.
Mein Lidl vor Ort führt den 2007er Lamothe-B. Ein wirklich einwandfreier, richtig
guter, Zechwein, von dem ich mir gerne auch ein zweites oder drittes

Glas
einschenke und demzufolge ein paar Flaschen für kommende Grillpartys zurückgelegt
habe.
Viele Grüße,
Jochen
Re: Bordeaux 2008
Verfasst: Sa 20. Feb 2016, 16:12
von innauen
Hallo,
weil der in meinem Lidl noch 8,99 Euro (auch kein Preis) kostet, habe ich dann doch lieber zu diesem Vertreter gegriffen und es nicht bereut
Gerade am rechten Ufer ist 2008 stellenweise ausgezeichnet gelungen.
Grüße,
wolf
Re: Bordeaux 2008
Verfasst: So 21. Feb 2016, 23:06
von Frankie Wilberforce
Heute Abend im Glas gehabt:
Château Lafon La Tuilerie, Grand Cru, St. Emillion, 2008
vor fast 5 Jahren, das letzte Mal getrunken. Ist dieser von Rene Gabriel hochgelobter Wein, momentan in einer schwierigen Phase? Dunkles tintiges Rot mit lilareflexen. Brombeeren, Johannisbeeren, Eichenholz, Waldblumen und Kaffeenoten in der Nase. Am Gaumen eine deutliche alkoholische Note, saftig, fette aber noch immer rauhe Tannine, dichter Stoff, druckvoll aber momentan ohne Eleganz und Größe, rauhbeinig, tragende Säure, fehlt insgesamt die Balance. Langer Abgang mit fetten rauhen Tanninen und eine Menge Alkohol.
Braucht noch ein paar Jahre im Keller.
Derzeit nur 87+FW Punkte
Re: Bordeaux 2008
Verfasst: Mi 24. Feb 2016, 18:52
von Kle
glycosid hat geschrieben:
Auf welch mysteriöse Weise ein solch geradezu lächerlich niedriger Preis für einen so schönen Wein auch immer zustande kommen mag, mehr Bordeaux für's Geld ist schlechterdings nicht möglich.
Was dem einen sehr preisgünstig, ist dem anderen wenig wert.
Schon länger kümmern mich vermeintlich interessante Discounter-Angebote nicht mehr – wegen zu häufiger Enttäuschungen. Aber nach den obigen Lobpreisungen des mir früher gut bekannten Lamothe-Bergeron habe auch ich ihn mit Konterflasche gekauft. Und so kam es, dass ein Lidl-Wein es schaffte, mich in Geistesverwirrung zu stürzen. Anfangs, ohne viel Luft,wie einer der üblichen belanglosen unter-10-Euro-Bdx. Etwas Holz, etwas Frucht, dazwischen Leere. Der Wein dreht dann aber auf, bekommt Volumen, Dichte und Spiel – phasenweise kann ich die Begeisterung gut verstehen. Gäbe es nicht einen sich erhärtenden Verdacht: „Kork“. Also die Konterflasche öffnen. Sie schmeckt, als würde ich immer noch aus der ersten probieren. Unter anderem mit derselben fröhlichen Korkanmutung. Einen Doppelfehler habe ich zuvor zum Glück noch nie erlebt. So kommen Selbstzweifel auf: Ist diese Häufung von Kork-Fällen nicht recht unwahrscheinlich? Bereits letzte Woche hatte ich einen St. Estèphe wegen vermeintlich eindeutigem Flaschenfehler in Soße verwandelt. Liegt eine Geschmacksirritation vor, die mit einer gerade überstandenen Erkältung zu tun haben könnte? Ich kehre zurück zu Flasche 1 und schaffe es tatsächlich zeitweise, mir den Wein schön zu trinken. Ja, das könnte ein sehr ehrbarer, preislich äußerst günstiger Wein sein. Doch echtes TCA ist kein psychischer Faktor und setzt sich also wieder durch. Am nächsten Tag ist der Inhalt aus Flasche 1 völlig in sich zusammengefallen und Flasche 2 hat schlicht und einfach Korkgeschmack. So wird der Wein in die Soße zur Lammkeule kommen. Als Getränk dazu habe ich mir eine weitere Flasche Lamothe-Bergeron besorgt, samt Konterflasche, aus einer anderen Filiale. Bin gespannt, was die Gäste sagen. Leider keine Korkspezialisten.
Ohne die hier berichteten guten Erfahrungen mit dem Wein hätte ich ihn sicher nicht noch einmal gekauft. Obwohl TCA und Ähnliches überall vorkommen kann – und mir in jedem Fall hätte klar sein müssen, dass die dritte Flasche höchstwahrscheinlich keinen Fehler hat - hätte mich der doppelte Reinfall in meinen Vorbehalten gegenüber Discountern bestätigt.
In Hoffnung auf die dritte Flasche,
Kle
Re: Bordeaux 2008
Verfasst: Mi 24. Feb 2016, 20:34
von Ollie
Ja, unsere Flasche hatte auch einen Muffton, der stark an Kork erinnerte.

Dahinter schimmerte zwar durchaus das Medoc durch, aber der Wein war nix. Die Konterflasche haben wir aber zu gelassen, es gab stattdessen 2011er Malescasse. ...
Cheers,
Ollie
Re: Bordeaux 2008
Verfasst: Mi 24. Feb 2016, 21:58
von TheFan
Das ist ja interessant! Das erste Glas LB hatte ich weggeschüttet - Kork. Ich war mir ganz sicher!
Am nächsten Abend wollte ich die Flasche wegschütten, habe dann aber doch nochmals probiert. Und siehe da, der Wein war wunderbar - keine Spur mehr von diesem Muffton. Kann bis heute nicht verstehen wie ich mich so dermaßen täuschen konnte. Im Restaurant hätte ich mich mit jedem Sommelier gestritten....
Keine Ahnung, was das war/ist, aber Kork wohl nicht.
VG
Daniel