Rhone - Châteauneuf du Pape

nördliche Rhône (Côte Rôtie, Hermitage, Cornas und Co.) und südliche Rhône (Châteauneuf du Pape, Gigondas, Tavel und Co.), Ardeche, Vivarais, Vaucluse und Isere, Côstieres de Nîmes, Provence, Korsika
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Jochen R.
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

Beitrag von Jochen R. »

Domaine de la Janasse - Chaupin 2011:
Fast schwarz mit leichtem Violettstich. Genial duftende, mittelkräftig
bis intensive, Nase: Kirschen & Heidelbeeren, Marzipan, Joghurt,
Gewürze, feiner heller Tabak. Dahinter Minze, ein Hauch Vanille und
etwas nasses Laub.
Mittlerer Körper bis voller Körper, dunkle Früchte, Marzipan, sehr würzig,
florale Noten mit etwas Paprika, Tabak, durchaus frisch, der Alkohol ist
gut eingebunden, ewig lang mit würzig/fruchtigem Nachhall.
92-93 P.

Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
Kle
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

Beitrag von Kle »

Erfreulich war die zweite Begegnung mit Domaine du Rempart 2005. Ich bin ganz zufällig bei einem Kurzaufenhalt in Chateauneuf du Pape (Ort) auf das Gut gestoßen. Die Kellertreppe in den Verkostungsraum etwas außerhalb des Zentrums sah nach all den hübsch gemachten Verkaufsbuden einladend nach Werkstatt aus, und so ging ich spontan hinunter, wo die Seniorchefin aus dem Halbdunkel trat. Auf die Frage nach einem persönlichen Favoriten unter den angebotenen Weinen empfahl sie zu meinem Erstaunen einen allgemein als schwächer angesehenen Jahrgang, der vom Gut auch entsprechend günstig verkauft wurde. Nette Begründung: Man könne ihn sofort genießen, während man auf viele andere sooo lange noch warten müsse. Mir schwebte allerdings da schon eine Genussreife-unabhängige wissenschaftliche Untersuchung durch Hamburger Weinenthusiasten vor, deren Planung durch den nachfolgenden Besuch bei Pegau Formen annahm.
Bei der Verkostung in diesem Sommer schlug sich der Rempart 2005 respektabel, doch erschien er mir etwas glatt und jemand sprach, glaube ich, von einem „internationalen Stil.“ Diese Eindrücke konnte ich jetzt beim Probieren der zweiten Flasche nicht mehr nachvollziehen.
Es gibt die abgegriffene Wendung von Weinen, die eine Geschichte erzählen – sie beschreibt aber besser als Aromaassoziationen, was den Wein für mich auf den ersten Schluck zu einem besonderen Erlebnis machte. Er fordert nicht zu prägnanter Definition heraus, sondern erfreut durch den Fluss von Nuancen, die nicht vorhersehbar sind, auch eigenwillig, aber von souveräner Natur. Konkret sind es zu Anfang Aromen mit erdigen, dunkelwürzigen, auch dumpfen Noten wie u.a. lang gegartem Kohl. Man befindet sich eher auf einem Acker oder tief im Zwielicht des Waldes als in einem Garten. Eine gute, frische Säure akzentuiert diese vollmundigen Eindrücke. Der Körper ist ziemlich voluminös und fest und weckt den Eindruck, der Wein habe mehr zu bieten, als er zeigt. Später kommen dann aber doch Früchte in Form einer dichten, nicht zu aufdringlichen Rumtopfanmutung zum Vorschein. Sie gewinnen sogar die Oberhand, schwer und dicht, und die eher dunklen, erdigen und kräuterigen Aromen fungieren nun als interessanter Kontrast. Die Bewertung dieses Weines ist schwierig, seine Lebendigkeit und Kraft besitzen auch etwas Ungehobeltes, aber 88 ist er mir mindestens wert.
Erst nachdem ich mich erneut mit dem Wein beschäftigt hatte, las ich Stephan "Octopussys" VKN von der ersten Verkostung wieder. Ich war verblüfft und erfreut, wie gut seine Beschreibung mit meiner zweiten Verkostung des Rempart korrespondierte, im Sinne von – deutlich die gleiche Sach aus anderem Blickwinkel. Sie passte jetzt viel besser als zu meinen Eindrücken von unserer einzigen gemeinsamen Verkostung... So kann es gehen.

octopussy hat geschrieben:

Nicht dem oben beschriebenen Muster folgten neulich drei Châteauneufs im Rahmen eines "Tour de France" Abends. Alle drei Weine waren nämtlich verhältnismäßig jung und einer davon eine "Supercuvée" (wenn auch nicht die Super-Super-Cuvée). Wir hatten:

Domaine du Rempart - 2005 Châteauneuf du Pape
Domaine Pegau - 2005 Châteauneuf du Pape Cuvée Reserve
und
Domaine Pegau - 2009 Châteauneuf du Pape Cuvée Laurence

Der Rempart (kannte ich vorher nicht) fiel neben den beiden deutlich ab. Solo hätte er sich aber im Zweifel gar nicht so schlecht geschlagen. Die beiden Pegaus ähnelten sich insofern, als sich beide sehr fruchtig-intensiv waren mit extrem prägnanten Cassis-Aromen. Obwohl er jünger war zeigte der Cuvée Laurence schon etwas mehr Spiel als der Cuvée Reserve, obwohl auch bei diesem ein Aromenspiel schon angelegt war. Beide Weine tranken sich hervorragend, machten Lust auf den nächsten Schluck und gerade nicht satt. Aber sehr jung waren sie noch und sind in 10-15 Jahren sicher ein Gedicht, beim Cuvée Laurence vielleicht eher in 15-20 Jahren. Good stuff.

Bild
Gruß, Kle
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Herr S.
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

Beitrag von Herr S. »

Moin moin,

als "Betthupferl" zum Geburtstag musste noch folgende Einzelflasche herhalten:

Bild

Danach hatte man die entsprechende Bettschwere, satt machend aber auf sehr angenehme Art!

Viele Grüße,
Björn
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austria_traveller
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

Beitrag von austria_traveller »

Herr S. hat geschrieben:als "Betthupferl" zum Geburtstag musste noch folgende Einzelflasche herhalten:
Na dann nachträglich alles Gute !
Ich hoffe du hast noch kein Sauerkraut gegessen ;)
Beste Grüße
Gerhard aus Wien
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VillaGemma
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

Beitrag von VillaGemma »

Eine Frage: Ist der Riesling von Knipser Nordrhone oder Südrhone :P
"wine is sunlight held together by water" (Galileo Galilei)

Auch eine Enttäuschung, wenn sie nur gründlich und endgültig ist, bedeutet einen Schritt vorwärts. (Max Planck)
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thvins
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

Beitrag von thvins »

VillaGemma hat geschrieben:Eine Frage: Ist der Riesling von Knipser Nordrhone oder Südrhone :P
Schnöffdüpapp.., sonst wär´s doch im Nord - oder Südrhône - Thread gelandet... :mrgreen: :lol: ;)
Beste Grüße

Torsten

http://www.torsten-hammer-priorat-guide.com
jetzt mit richtiger Startseite...
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Allegro
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

Beitrag von Allegro »

Eben im Glase:

Domaine du Pegau Cuvee reservee 2011

Das pfeffrige Rind mit Rosmarin-Knoblauchkartoffeln ganz wunderbar auffangend und begleitend mit viel straffer und erdiger Frucht und seidigen Tanninen .... aber auch hinterher solo ein Genuß :mrgreen:
Viele Grüße - Allegro
miromo
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

Beitrag von miromo »

Neulich im Glas: Vieux Donjon 1998

Helles Ziegelrot mit gelbbräunlichen Rand, Kork zur Hälfte durchnässt.

Die Nase ist umwerfend: Zimt, komplexe Würznoten, Garrigues, Trüffel, Kräuter, Steinpilze, betörende Himbeer- und Erdbeerfrucht, Oliven, Unterholz, Kakao, ätherisch-mineralische Obertöne heißer Stein, man kann einfach nicht aufhören immer wieder die Nase ins Glas zu halten.
Am Gaumen auf den Punkt gereift, mürbe aber noch feste Tannine, mürbe und feine Himbeer-und Erderbeersüße, deutliche Kakaonoten im Abgang, Tannine präsent, zwar nicht ultrafein aber deutlich gereift, mit einem ganz leicht grünen Unterton, der aber dem Wein die notwendige Festigkeit gibt. Warmer und mineralischer überhaupt nicht alkoholischer Abgang von großer Länge. Ein mustergültiger Chateauneuf, der zum Glück nicht die manchmal aufdringlich nussige Süße der Grenachetraube im Abgang entwickelt sondern fest und strukturiert bleibt. Mit 13,5% Alkohol eine Ausnahme für diese Region, die letzte von allen genossenen Flaschen für mich auf dem Höhepunkt, perfekt zu Tournedo Rossini.

95 Punkte

Dieser Wein der alten Schule entspricht ziemlich exakt dem was ich mir von einem Ch9 wünsche. Leider wird es immer schwieriger diese Art von Weinen am Markt zu finden. Da ich es versäumt habe, mir den Keller mit Vieux Donjon zu bevorraten, weiß jemand, ob die neueren Jahrgänge von Vieux Donjon immer noch dieser Stilistik entsprechen? Die letzen Jahrgänge liegen laut Händlerinformationen ja mittlerweile auch schon bei 14-14,5% Alkohol.

Viele Grüße

Stefan
Grenache
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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape

Beitrag von Grenache »

Le Vieux Donjon arbeitet nach wie vor traditionell., macht nur eine Cuvée aus 75% Grenache, 10% Syrah, 10% Mourvèdre und 5% Cinsault und andere. Zu 50% wird inzwischen entrappt, der Ausbau erfolgt in Zementtanks und Foudres. Einzelne lieu-dits sind mit sehr alten Grenache bepflanzt, z.B. Le Piedlong, 90-100 Jahre, das macht den Wein so interessant. Kaufen kann man ihn vor Ort nicht. Inzwischen wird die Domaine von der Tochter Claire Michel geleitet, Philippe Cambie ist Consultant.
Die inzwischen in Châteauneuf-du-Pape bereits teilweise überschrittenen 15% sind nicht störend, sofern sie in den Wein gut eingebunden sind.
There are 2 reasons for drinking: one is when you are thirsty to cure it, the other, when you are not thirsty to prevent it...prevention is better than cure.
Thomas Love Peacock
amateur des vins
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Beitrag von amateur des vins »

Gibt es hier eigentlich ein generisches Thema Gerade im Glas oder so?

In meinem Fall ist das

C9dP 2014 blanc von La Bastide Saint Dominique

Um nicht völlig zu erstarren, probiere ich öfter mal 'was Unbekanntes aus. [Weiße] Südfranzosen mag ich eigentlich ziemlich gerne. Roussanne/Marsanne geben eine Würze, die ziemlich spezifisch ist und sich hervorragend mit mediterranen Aromen ergänzt.

Dieser hier hat je 1/3 Roussanne (yeah!), Grenache (okee) und Clairette (ups!). 14 Umdrehungen. Ich gebe zu, ich habe aus dem letzten Frankreichurlaub etwas Clairette de Die mitgebracht, aber als Beimischung zu C9 hatte ich das noch nicht.

Die Nase ist sehr zugänglich, gelbfruchtig, etwas "bonbon-ig" und etwas steinig/kreidig. Der Gaumen präsentiert keine Überraschungen und spiegelt ziemlich genau die Nase wider. Easy drinking und ein wenig Pop-Art. Kennt ihr noch die Kaugummikugeln aus den Automaten? Hat ein bißchen was davon. Angenehme Säure. Nicht sehr tief, komplex oder lang. Leicht stählern/bitter und kräuterig im (recht kurzen) Abgang.

Muss ich nicht wieder haben, schon garnicht für 24,50 €. Zuviel Bonbon. Ich glaube, Clairette wird so bald nicht meine Lieblingsrebsorte...

Gerade fällt mir auf: Würde sich prima in einer Weißburgunderprobe als Pirat machen. Aromahefen hinterlassen ja auch öfter mal diese Kaugumminote, und auch sonst scheint er mir vergleichbar (wenn man nicht gerade Schäfer-Fröhlich als Referenz heranzieht). Nur die Würze im Abgang gibt einen deutlichen Hinweis.

Immerhin bedeutet das im Rückschluss, dass er nicht ölig oder fett und recht reduziert und schlank daherkommt. Ist ja auch nicht selbstverständlich für Südfranzosen.
Besten Gruß, Karsten
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