Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

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UlliB
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von UlliB »

olifant hat geschrieben: Do 17. Okt 2024, 13:01 Valpantena 2023 Valpolicella DOC, Bertani - Grezzana (VR), NK, Cuvée 80% Corvina, 20% Rondinella, 12%alc., 8 Monate Inox (Edelstahl)

mittelhelles transparentes Rubinrot; (erdig-)würzige rote (Kirsch-)Frucht, zarte Kräuternoten, Pfeffer; am Gaumen eher leicht- bis mittelgewichtig, die Aromen korrespondierend zur Nase, fein und intensiv, erdig-(minimal kräuterige)-würzige Kirsche, etwas Orangenzesten, gewisse pfeffrigen Noten, feines, fast fragiles Tanningerüst, sehr stimmige "saftige" Säure, harmonisch und sehr leichtfüssig, starke "Verdunstungstendenzen"; mittellanger Abgang auf würzige rote Kischfrucht, leicht pfeffriger und leicht säuerlicheren Nachklang - 16,5/20 op
Von dem habe ich mir etwas besorgt. Die Notiz passt so für mich im Großen und Ganzen, dennoch ein paar Anmerkungen dazu:

Die Farbe ist gemessen am heutigen Rotweinstandard schon sehr hell, etwa so wie ein typischer Vernatsch oder Trollinger, und strukturell erinnert der Wein auch stark daran (aromatisch allerdings nicht). Das Tanningerüst würde ich nicht als "fast fragil" bezeichnen, sondern als kaum vorhanden - es gibt Weißweine, die dank langer Maischestandzeit mehr Tannin haben. Die Beschreibung der Aromatik passt genau, wobei der Wein schon ein ziemliches Leichtgewicht ist - eine Art "Sommerrotwein", mit dem man auch einen kräftigeren Rosé substituieren kann.

Das war für mich eine Überraschung. Was ich zuletzt an Valpolicella im Glas hatte, war immer viel dunkler und kräftiger, in der "Superiore"-Kategorie sowieso (von Ripasso gar nicht zu reden, aber ich mag Ripasso nicht sonderlich), aber auch schon in der Basis, etwa von Brigaldara. Strukturell erinnert der Bertani schon ein wenig an das, was man vor 40 Jahren in der Pizzeria als Valpolicella aus irgendeinem Großgebinde für wenig Geld ins Glas bekam, aromatisch dürfte es allerdings viel besser sein. Dennoch wirkt der Wein für mich auf durchaus angenehme Art "altmodisch" und etwas aus der Zeit gefallen, er zeigt, wie Rotwein eben auch sein kann, aber heute nur noch sehr selten ist.

Gruß
Ulli

PS. Meiner war nicht mit Naturkork verschlossen, sondern mit einem DIAM 5.
olifant
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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von olifant »

Ja, "aus der Zeit gefallen", das beschreibt's ganz gut.
Anscheinend bekomme ich langsam ein Faible für aus der Zeit gefallene Stilistiken. Ob das nun bei Valpolicella oder Chianti (Cassico) - oft gefallen mir angestaubte Stilistiken besser als derzeitigen "massenkompatible" viel Frucht mit gebügeltem Tannin, auf Reduktion getrimmter Mineralikfetischismus oder unbedingte Natürlichkeit.

Dieses Angestaubte hat für mich einen gewissen Charme.
Bei Bertani ist das imA durchaus, trotz Grosskellerei. mit oft ansprechender Qualität verbunden.
Gilt aber auch nicht für alles und jedes des Betriebs. Der Soave Classico ist in seiner bedingungslosen "Weinigkeit" mir bspw. zu "lasch". Da bin ich geschmacklich bei den Suavia - Schwestern oder beim natürlichen Fillipi, also eher weit entfernt von "aus der Zeit Gefallen".
Grüsse

Ralf

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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von EThC »

...die gelben Fruchtnoten schwinden, was den Wein mit seiner Vulkanmineralik und einigen grünen Noten ernsthafter und fordernder macht, nach wie vor ein recht bemerkenswerter Soave für seinerzeit gerade mal knapp über 8 Euronen...

2020er [Garganega] – Roncà – Monte Calvarina – S – Tenuta Corte Giacobbe – Soave DOC, Dal Cero

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Erich

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Re: Veneto, Friaul, Julisch-Venetien - Der Nordosten

Beitrag von EThC »

...dieser Amarone aus dem Pieroth-Dunstkreis hat sein Leben wohl schon vor längerer Zeit ausgehaucht:

2005er [Cuvée] - Vigneti di Mazzano - Conte Ottavio Piccolomini - Amarone della Valpolicella Classico DOC, Bacchus Weinhaus Graf Eltz

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