Bordeaux 2019

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
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octopussy
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von octopussy »

harti hat geschrieben: Gerade die Appellation Margaux ist echt schwierig zu beurteilen. Hinsichtlich der Konsistenz der Qualitäten war Margaux früher klares Schlusslicht bei den bedeutenden Ortsappellationen des linken Ufers. Inzwischen passiert dort qualitativ eine Menge, was die alten Rangordnungen gehörig durcheinander bringt.
Danke. Ich habe in den letzten Jahren immer mal dies, mal das gekauft. Rauzan-Ségla (fand ich früher richtig super und schlechter sollen die ja nicht geworden sein), Brane-Cantenac, Ferrière.

Ferrière klingt für mich aus 2019 etwas opulent (gemäß der von dir freundlicherweise verlinkten Liste 14,5% Vol. und auch die Kritikernoten klingen eher nach einem kraftvollen Wein). Deshalb zögere ich. Palmer mag ich super gerne, ist mir aber zu teuer. Alter Ego? Noch nie getrunken. Brane-Cantenac ziehe ich ernsthaft in Betracht. Rauzan-Ségla: mal schauen. Und hier sind die für mich größten Black-Boxes:

Cantenac Brown
Prieuré-Lichine
Durfort Vivens (habe ich neulich aus 2000 getrunken, das war gut, aber knapp 50 Euro für den 2019er: das muss nicht sein)
Kirwan
d'Issan

Da fehlen mir einfach die Erfahrungen und aus den Kritikernoten werde ich nicht wirklich schlau. Deshalb würde ich gerne das geballte Wissen hier im Forum anzapfen.
Beste Grüße, Stephan
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UlliB
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von UlliB »

Noch die Zahlen zum Ducru Beaucaillou: 114 € ex nego, minus 18% zum 2018er. EVP knapp unter 160 €.

Das ist sicher ein Superwein, keine Frage. Aber deutlich mehr als der doppelte Preis vom Leo P und Leo B, und sogar über dem zweieinhalbfachen Preis vom GPL? Come on.

Gruß
Ulli
pessac-léognan
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von pessac-léognan »

UlliB hat geschrieben:Noch die Zahlen zum Ducru Beaucaillou: 114 € ex nego, minus 18% zum 2018er. EVP knapp unter 160 €.

Das ist sicher ein Superwein, keine Frage. Aber deutlich mehr als der doppelte Preis vom Leo P und Leo B, und sogar über dem zweieinhalbfachen Preis vom GPL? Come on.

Gruß
Ulli
Bei den Ambitionen von Ducru (hohe Qualität und den preislichen Kontakt mit LLC nicht zu verlieren) durchaus angemessen... Da darf man auf LLC gespannt sein...
Gruß
Jean
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UlliB
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von UlliB »

octopussy hat geschrieben: Und hier sind die für mich größten Black-Boxes:

Cantenac Brown
Prieuré-Lichine
Durfort Vivens (habe ich neulich aus 2000 getrunken, das war gut, aber knapp 50 Euro für den 2019er: das muss nicht sein)
Kirwan
d'Issan

Da fehlen mir einfach die Erfahrungen und aus den Kritikernoten werde ich nicht wirklich schlau. Deshalb würde ich gerne das geballte Wissen hier im Forum anzapfen.
Hallo Stephan,

ich habe diese Weine auch nicht regelmäßig im Glas, aber einige davon gelegentlich schon. Hier ein paar Beobachtungen aus den letzten Jahren:

- Cantenac Brown: gerade kürzlich ein 2010er im Glas, die Notiz findest Du im entsprechenden Thread. Da ich nicht weiß, ob der 19er besser ist, würde ich hiervon im Moment Abstand nehmen und auf die arrivage warten; dann kann man ihn selber verkosten. So sehr nachgefragt ist der Wein ja nicht, dass die Preise bis dahin durch die Decke gehen.

- Durfort Vivens: zuletzt den 15er im Glas, im Spätherbst 2018. Der ist schon sehr, sehr gut, fülliger als die früher manchmal sehr kargen Durforts, aber immer noch schlank, klar und Cabernet-betont. Wenn ich Deinen Geschmack richtig einschätze, wäre der schon etwas für Dich.

- Kirwan: ebenfalls zuletzt den 15er. Sehr schöne und auch typische Margaux-Aromatik, wenig Holz, aber erschreckend dünn und substanzarm. Man kann's mit dem "Burgundischen" in Bordeaux auch übertreiben ;)

- d'Issan: notorisch unbeständig, mal Top, mal Flop --> nichts für eine Subskription. Arrivage.

- Prieuré Lichine: da muss ich dann passen. Seit mindestens zwanzig Jahren keinen mehr getrunken.

Gruß
Ulli
duhart09
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von duhart09 »

Irgendwelche (halbwegs) fundierten Ideen zum Giscours? Der hat mir in der Vergangenheit oft gefallen...
Uli
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UlliB
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von UlliB »

Brane Cantenac, 39,60 € ex nego, ca. 55 € EVP. Minus 21% zu 2018. Brane war eigentlich schon immer gut (auch wenn Parker den so gar nicht mochte), aber legt in den letzten Jahren noch mal eine ganze Schippe drauf. Aus meiner Sicht sehr attraktives Angebot.

Gruß
Ulli
dankin
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von dankin »

duhart09 hat geschrieben:Irgendwelche (halbwegs) fundierten Ideen zum Giscours? Der hat mir in der Vergangenheit oft gefallen...
Galloni:

Quite simply, Giscours is magnificent in 2019, and also one of the rising stars of Margaux today. Pliant, supple and creamy, the 2019 races out of the glass with striking dimension. Ripe red cherry, red plum, blood orange, spice and new leather all flesh out in a radiant, finessed Giscours that hits all the right notes. The 2019 is fabulous - that's all there is to it. Tasted two times.

My tasting with General Manager Alexander Van Beek and Estate Manager Lorenzo Pasquini was one of the highlights of several weeks of the Zoom calls all of us will remember from this very particular campaign. According to Van Beek and Pasquini, 2019 was one of the longest harvests on record. The Merlot was picked early, to preserve freshness, while the Cabernet needed several additional weeks to achieve full physiological ripeness. Cuvaisons were long, 35 days on average, but pumpovers were stopped earlier in order to avoid overextraction. This new approach, along with the input of super-talented consulting oenologist Thomas Duclos, yielded two superb 2019s that continue Giscours' ascendency in Margaux and Bordeaux.

Neal Martin:

The 2019 Giscours is ripe and extrovert on the nose with exuberant black cherries, blueberry and crushed violets bursting from the glass. This is very seductive. The palate is medium-bodied with a tang of seaweed infusing the black fruit on the entry, segueing into more tarry notes toward the well structured finish. This articulates a sense of completeness that I appreciate. The persistency is impressive. This is a superb, potentially long-term Giscours that may well end up at the top of my banded score.
Zuletzt geändert von dankin am Do 18. Jun 2020, 14:41, insgesamt 1-mal geändert.
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harti
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von harti »

UlliB hat geschrieben:Brane Cantenac, 39,60 € ex nego, ca. 55 € EVP. Minus 21% zu 2018. Brane war eigentlich schon immer gut (auch wenn Parker den so gar nicht mochte), aber legt in den letzten Jahren noch mal eine ganze Schippe drauf. Aus meiner Sicht sehr attraktives Angebot.

Gruß
Ulli
Dazu sagt Neal Martin:

The 2019 Brane-Cantenac was cropped at 50hl/ha between 18 September and 9 October. Matured entirely in new oak, it is in possession of an almost pixelated bouquet with beguiling blackberry, bilberry and crushed limestone aromas. I find this less austere than some vintages of Brane-Cantenac at this prenatal stage. The palate is silky smooth on the entry with filigree tannins, very harmonious, not a deep or powerful Margaux, yet very delineated. There is that signature touch of greenness that I often find on Brane-Cantenac on the finish, though I have learned through experience that this is assimilated with bottle age, so have a cool cellar handy. Excellent. 94-96.

Und Jane Anson:

A thoroughly moreish and high-quality Brane Cantenac, this is silky and seductive with impressive extraction of the tannins giving backbone and support to brambled and cassis fruits. Plenty of crushed stone and spice to add a gourmet edge alongside the just-smoked oak. Extremely high quality and one of the best Branes I've tasted at this stage. 3% of Petit Verdot and Cabernet Franc complete the blend. For the first time, all of the plots for this wine come from the plateau de Brane just in front of the château, a reflection of how well this terroir withstood the heat of the summer. 96

Grüße

Hartmut
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octopussy
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von octopussy »

UlliB hat geschrieben: - Cantenac Brown: gerade kürzlich ein 2010er im Glas, die Notiz findest Du im entsprechenden Thread. Da ich nicht weiß, ob der 19er besser ist, würde ich hiervon im Moment Abstand nehmen und auf die arrivage warten; dann kann man ihn selber verkosten. So sehr nachgefragt ist der Wein ja nicht, dass die Preise bis dahin durch die Decke gehen.

- Durfort Vivens: zuletzt den 15er im Glas, im Spätherbst 2018. Der ist schon sehr, sehr gut, fülliger als die früher manchmal sehr kargen Durforts, aber immer noch schlank, klar und Cabernet-betont. Wenn ich Deinen Geschmack richtig einschätze, wäre der schon etwas für Dich.

- Kirwan: ebenfalls zuletzt den 15er. Sehr schöne und auch typische Margaux-Aromatik, wenig Holz, aber erschreckend dünn und substanzarm. Man kann's mit dem "Burgundischen" in Bordeaux auch übertreiben ;)

- d'Issan: notorisch unbeständig, mal Top, mal Flop --> nichts für eine Subskription. Arrivage.

- Prieuré Lichine: da muss ich dann passen. Seit mindestens zwanzig Jahren keinen mehr getrunken.
Hallo Ulli,

danke, super hilfreich. Der Preis für Brane-Cantenac macht mir die Entscheidung leicht. Der wird es dieses Jahr aus Margaux (mal wieder). Durfort Vivens probiere ich einfach mal einzelflaschenweise. Klingt interessant.
Beste Grüße, Stephan
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UlliB
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Re: Bordeaux 2019

Beitrag von UlliB »

Ich vermute, da kommt heute nichts mehr. Wir sind aber mit dem Programm auch schon fast durch, viel fehlt da jetzt wirklich nicht mehr.

Bleibt man auf dem linken Ufer und im klassifizierten Bereich, sieht das so aus:

St. Estephe: komplett

Pauillac: Pichon Comtesse

St.Julien: LLC

Margaux: Rauzan Ségla, Lascombes

Pessac-Léognan: Haut Bailly, SHL, und natürlich der Hype-Wein des letzten Jahres: Les Carmes Haut Brion

Auf dem rechten Ufer ist es wie üblich schwieriger, den Überblick zu behalten. An Prominenten fehlen u.a. noch Besusejour Duffau und Beau-Sejour Becot, Canon, Troplong Mondot, l'Eglise Clinet (?, den Zweitwein habe ich schon gesehen), VCC, Trotanoy (??), und natürlich Pétrus und Le Pin. Bei dem ganzen Moueix-Portfolio bin ich nicht sicher, weil da die Weine immer ziemlich selektiv verteilt werden; allerdings ist Belair-Monange schon erschienen.

In spätestens einer Woche sollte die Kampagne beendet sein.

Gruß
Ulli
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