Gestern war der Bordeaux-Abend in Laupen mit Yves Beck. Ein spannender und auch amüsanter Abend.
"Eine leere Flasche ist eine gute Flasche" ...
Clos Manou, Médoc, 2022
Fruchtig (Cassis, Brombeere, etwas Würze) in der Nase, am Gaumen kräftige, aber feine Tannine, ebenfalls wieder die Frucht. Ein langer angenehmer Abgang. Sicher noch sehr jung, aber ausgewogen und recht komplex. Ich hab noch am leeren Glas 20 Minuten später eine feine, rauchige Vanillenote riechen können (immer und immer wieder ...). 18/20
La Mauriane, Puisseguin St. Emilion, 2020
Fein in der Nase, am Gaumen unglaublich fruchtig. Weiss nicht, ob das Extraktsüsse ist (nicht zuckersüss), für mich aber zu dominant bzw. zu einseitig. Mittlerer Abgang. 16/20
L´Hêtre, Castillon, 2020
Aus dem Hause Thienpont. An der Nase recht dominanter Ledergeruch, etwas Pilze, auch Waldbeeren. Am Gaumen fallen die sehr feinen Tannine auf, Kirschen, recht kräftig, eher kühl, mit einem ordentlich langen Abgang. 17/20
Saintem by Denis Durantou, Saint-Emilion, 2019
Fruchtig, würzig, recht intensiv. Feine dezente Vanillenote. Am Gaumen elegant, ausgewogen, hat aber Pep und geizt nicht mit einem langen Abgang. 18+/20
Chateau L´Enclos, Pomerol, 2018
Frisches Bouquet, nach reifen Pflaumen und etwas Würziges (Kräuter). Am Gaumen fällt auch hier eine kühle Stilistik auf. Hat Kraft, ist aber elegant, leichte Lakritzenote, langer Abgang.
Ich sage gewöhnungsbedürftig, weil ich diese Stilistik noch nicht so kenne, aber mochte den Wein sehr und finde ihn spannend. 17+/20
Chateau de Fonbel, Saint-Emilion, 2018
An der Nase nur etwas Würze, offenbar noch Kalknoten. Am Gaumen reife Kirschen, mittlerer Abgang. Aber sonst kommt da eher wenig. 16/20
Chateau Cantenac Brown, Margaux, 2012
Da war ich besonders gespannt, weil den kenne ich nicht und hat "man" ja auch nicht jeden Tag im Glas.
Alles sehr moderat und dezent. Feine Geruchsnoten, aber wenig intensiv. Auch am Gaumen merkt man die Finesse und die Eleganz, hätte mir aber etwas mehr Kraft gewünscht. Langer Abgang. Alterserscheinungen zeigte der Wein keine. 17/20
Meine Favoriten ganz klar Saintem von Denis Durantou und der Clos Manou. Beide habe ich schon im Keller, also musste ich nichts kaufen ...

Yves Becks Ausführungen waren spannend. Er nimmt sich für Degustationen und Bewertungen auch Zeit, sagt, er brauche 10 Minuten, während andere wie Suckling nur 30 Sekunden brauchen. Aber für ihn ist Wein auch immer etwas Emotionales.
Und er nimmt sich auch Zeit für kleine bzw. preiswerte Weine. z.B. den Durantou: da meint er klar, wenn dessen Name drauf steht, ist auch Durantou drin (also so Winzerstolz). Auch da können "grosse" Weine entstehen.