Bordeaux 2005
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Bottlebinder
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Re: Bordeaux 2005
Das klingt sehr spannend und macht neugierig. Ich werde dieser Tage auch eine Fl. öffnen und werde berichten.
Grüße
Mathias
Mathias
Re: Bordeaux 2005
Hallo JürgenTrinkfreude hat geschrieben:Hallo zusammen,
wie viele andere auch knacke ich jetzt Schritt für Schritt immer mal wieder eine Testflasche aus meinen 05er Beständen. Heute ist dran: La Fleur de Bouard 2005, Lalande de Pomerol.
Erster Schluck mutig mit Methode pop & pour, dann über fast 4h beobachtet... stilistisch keine Überraschungen, passend zum Stil des Hauses Bouard: sehr reife Frucht (gerade so an der Überreife vorbeigeschrammt), stark extrahiert, deftiges Holz -….
Grüsse
Jürgen
Danke für die Verkostungsnotiz. Ich hatte den Wein in den letzten Wochen mehrmals, deine Notiz ist für mich nachvollziehbar (ich selber tu mich schwer mit beschreiben). Auf jeden Fall ist es derzeit ein schöner Essensbegleiter, wenn auch mit Ecken. Pop and pour scheint mir da richtig, ferner liebe ich ihn etwas unterkühlt. Er scheint mir gut zu etwas fettigen Gerichten zu passen: Gratins mit Béchamelsauce, Fleisch/Pilze an Rahmsauce oder Blätterteiggerichte. Ich glaube nicht an eine positive Weiterentwicklung, mir scheint der Wein hat seine Trinkreife. Der 2012er übrigens ist gut geraten.
Grüsse
Hans-Rudolf
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Trinkfreude
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Re: Bordeaux 2005
Hello again...
auch zum Chasse Spleen noch ein kleiner Nachtrag: Da meine Frau den Wein ähnlich gelungen fand wie ich, ist gestern von der Flasche nur eine kümmerliche Pfütze übriggeblieben. Obwohl dieser kleine Rest jetzt 24h ordentlichen Sauerstoffkontakt hatte, war er vorhin in hervorragendem Zustand, nicht die Bohne oxidiert. Man könnte meinen, er hätte sich sogar noch einen kleinen Tick verschlossen, vielleicht bilde ich mir das aber auch ein. Jedenfalls bin ich überzeugt, dass dieser Wein ein langes genußreiches Trinkfenster haben wird.
*******
Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als schon wieder in den Keller zu gehen... diesmal hat es getroffen:
Chateau Bellefont Belcier 2005
Dunkelfruchtig, warm, mollig. Ein bißchen Lakritze in der Nase. Im Mund voll und körperreich - die Proportionen sind auf der üppigen Seite, aber (noch) ausgewogen. Niedrige bis mittlere Säure (reicht gerade so - dürfte auch ein Tick mehr davon sein), kräftiges und klar spürbares Tannin, aber von der Sorte, die mit weiteren Jahren mürbe werden wird - adstringierend, aber nicht bitter. Hat gut Holz gesehen, steckt es aber dank seiner inneren Dichte locker weg. Das kleine "Aber" aus meiner subjektiven Sicht: man schmeckt etwas überreife Noten. Nicht schlimm, aber doch merklich. Meine Assoziation ist Zwetschgenkompott aus Früchten, die am Baum den ersten Frost des Spätherbstes erlebt haben und erst danach geerntet und verarbeitet wurden. (Eigentlich eine schöne Kindheitserinnerung - mein Großvater war der festen Überzeugung, dass Zwetschgen genau dann am besten sind, so wurde es dann auch gemacht und ich fand sie einfach perfekt ... hilft hier und heute aber nix, im Wein ist das nicht so mein Fall.)
Für mich 90 Punkte - wer die Überreife mag, der wird noch ein wenig höher gehen.
Schönes Wochenende allerseits!
Jürgen
auch zum Chasse Spleen noch ein kleiner Nachtrag: Da meine Frau den Wein ähnlich gelungen fand wie ich, ist gestern von der Flasche nur eine kümmerliche Pfütze übriggeblieben. Obwohl dieser kleine Rest jetzt 24h ordentlichen Sauerstoffkontakt hatte, war er vorhin in hervorragendem Zustand, nicht die Bohne oxidiert. Man könnte meinen, er hätte sich sogar noch einen kleinen Tick verschlossen, vielleicht bilde ich mir das aber auch ein. Jedenfalls bin ich überzeugt, dass dieser Wein ein langes genußreiches Trinkfenster haben wird.
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Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als schon wieder in den Keller zu gehen... diesmal hat es getroffen:
Chateau Bellefont Belcier 2005
Dunkelfruchtig, warm, mollig. Ein bißchen Lakritze in der Nase. Im Mund voll und körperreich - die Proportionen sind auf der üppigen Seite, aber (noch) ausgewogen. Niedrige bis mittlere Säure (reicht gerade so - dürfte auch ein Tick mehr davon sein), kräftiges und klar spürbares Tannin, aber von der Sorte, die mit weiteren Jahren mürbe werden wird - adstringierend, aber nicht bitter. Hat gut Holz gesehen, steckt es aber dank seiner inneren Dichte locker weg. Das kleine "Aber" aus meiner subjektiven Sicht: man schmeckt etwas überreife Noten. Nicht schlimm, aber doch merklich. Meine Assoziation ist Zwetschgenkompott aus Früchten, die am Baum den ersten Frost des Spätherbstes erlebt haben und erst danach geerntet und verarbeitet wurden. (Eigentlich eine schöne Kindheitserinnerung - mein Großvater war der festen Überzeugung, dass Zwetschgen genau dann am besten sind, so wurde es dann auch gemacht und ich fand sie einfach perfekt ... hilft hier und heute aber nix, im Wein ist das nicht so mein Fall.)
Für mich 90 Punkte - wer die Überreife mag, der wird noch ein wenig höher gehen.
Schönes Wochenende allerseits!
Jürgen
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Trinkfreude
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Re: Bordeaux 2005
Ooops, I did it again...
das heutige Opfer: Chateau La Tour Carnet 2005.
Beeindruckend. Ein ernsthafter und ambitionierter (im positiven Sinne) Wein. Zusammen mit Chasse Spleen der beste bisher. Im Vergleich zu diesem dichter, wuchtiger, nicht so leichtfüßig. Dunkelfruchtiger. Der höhere Merlotanteil ist spürbar. Ähnlich wie der 2001er LTC, nur mit deutlich mehr Wumms. Reichlich reifes Tannin, das den Mund sanft, aber bestimmt auskleidet. Da hat jemand den Erntezeitpunkt genau getroffen und/oder jegliche Trauben, die über den Punkt hinaus waren, penibel aussortiert - hohe Reife ohne Überreife. Perfekt gemanagtes Holz - nicht wenig davon, aber gut eingebunden, das steckt der Wein locker weg. Wenn er ein bißchen mehr "joie de vivre" ausstrahlen würde - eine minimal höhere Säure wäre wohl ein Teil davon - wäre er fast schon groß. Diesem hier traue ich aber noch viel zu, noch mehr als den anderen davor. Hätte ich blind für eine höhere Liga gehalten. 92++ Punkte, noch eine Weile weglegen und sich dann über das geniale PLV freuen.
Viele Grüße
Jürgen
das heutige Opfer: Chateau La Tour Carnet 2005.
Beeindruckend. Ein ernsthafter und ambitionierter (im positiven Sinne) Wein. Zusammen mit Chasse Spleen der beste bisher. Im Vergleich zu diesem dichter, wuchtiger, nicht so leichtfüßig. Dunkelfruchtiger. Der höhere Merlotanteil ist spürbar. Ähnlich wie der 2001er LTC, nur mit deutlich mehr Wumms. Reichlich reifes Tannin, das den Mund sanft, aber bestimmt auskleidet. Da hat jemand den Erntezeitpunkt genau getroffen und/oder jegliche Trauben, die über den Punkt hinaus waren, penibel aussortiert - hohe Reife ohne Überreife. Perfekt gemanagtes Holz - nicht wenig davon, aber gut eingebunden, das steckt der Wein locker weg. Wenn er ein bißchen mehr "joie de vivre" ausstrahlen würde - eine minimal höhere Säure wäre wohl ein Teil davon - wäre er fast schon groß. Diesem hier traue ich aber noch viel zu, noch mehr als den anderen davor. Hätte ich blind für eine höhere Liga gehalten. 92++ Punkte, noch eine Weile weglegen und sich dann über das geniale PLV freuen.
Viele Grüße
Jürgen
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Trinkfreude
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Re: Bordeaux 2005
Hallo zusammen,
hier noch in Kurzform die Eindrücke von ein paar weiteren 05er Kandidaten:
Phelan Segur - hier hatte der Korken geleckt, vermutlich hat der Wein etwas Luft abbekommen und die Eindrücke sind nicht repräsentativ für eine gute Flasche. Dieser hier war dunkel, fast schon tintig, sehr Merlot-betont, weich, mit etwas rosinigem Touch. Immer noch ein anständiger Wein, trotz des Flaschenzustands.
Clos de l'Oratoire: Hier hatte ich mich nach den VKNs von RP et al auf ein hedonistisches Geschoss eingestellt und war dann sehr überrascht. Man konnte die vielfach zitierte jugendliche Üppigkeit noch in der Ferne ahnen, aber derzeit ist der Wein in einem bombenfesten Korsett gefangen, das ihn momentan in eine geradezu klassische Statur zwängt. Überraschend frische Säure, hohe Traubenreife ohne Überreife, viiiiiel Tannin, aber reif - das wird abschmelzen, erfordert aber Geduld. Im Moment auch mit einer guten Dosis Luft kein großer Genuß, aber wenn sich die eiserne Faust mal lockert, wird das sehr beeindruckend - ich stelle mich im Moment auf weitere 5 Jahre Wartezeit ein, bis da wirklich die Trinkreife erreicht ist. Kommt mir im Moment noch eine Ecke strukturierter vor als der 98er im gleichen Alter war, den ich sehr schätze. Heute 91 P, in 5 Jahren kann der gut bei 95 rauskommen.
La Lagune: Spannende Pauillac-nahe Aromatik, erinnert mich an Lynch Bages in reifen Jahren, aber mit einer guten Dosis Stall dabei, der nach ca 30 min etwas verfliegt. Die Nase lässt einen eine gewisse Cremigkeit und Üppigkeit im Mund erwarten, die dann nicht ganz kommt - in der Mitte schlanker und weniger dicht als gedacht. Abgang nicht superlang, aber leicht bitter. Kann mir vorstellen, dass der mit etwas mehr Babyspeck besser war. Könnte sein, dass er in ein paar Jahren wieder etwas geschmeidiger wird, wenn die Tannine mürbe werden, die Bitterkeit dürfte wohl bleiben. Für mich deutlich von den RP95 entfernt, und ich sehe ihn auch deutlich schwächer als La Tour Carnet. 89P.
Zwischenfazit: Auch in diesem Jahrgang, im dem eigentlich alles möglich war, ist nicht überall alles hundertprozentig gelungen.
Jetzt schleiche ich noch um Lafon Rochet herum und bin unschlüssig, ob ich mich da schon rantrauen soll. Hatte den schon jemand in letzter Zeit?
Viele Grüße
Jürgen
hier noch in Kurzform die Eindrücke von ein paar weiteren 05er Kandidaten:
Phelan Segur - hier hatte der Korken geleckt, vermutlich hat der Wein etwas Luft abbekommen und die Eindrücke sind nicht repräsentativ für eine gute Flasche. Dieser hier war dunkel, fast schon tintig, sehr Merlot-betont, weich, mit etwas rosinigem Touch. Immer noch ein anständiger Wein, trotz des Flaschenzustands.
Clos de l'Oratoire: Hier hatte ich mich nach den VKNs von RP et al auf ein hedonistisches Geschoss eingestellt und war dann sehr überrascht. Man konnte die vielfach zitierte jugendliche Üppigkeit noch in der Ferne ahnen, aber derzeit ist der Wein in einem bombenfesten Korsett gefangen, das ihn momentan in eine geradezu klassische Statur zwängt. Überraschend frische Säure, hohe Traubenreife ohne Überreife, viiiiiel Tannin, aber reif - das wird abschmelzen, erfordert aber Geduld. Im Moment auch mit einer guten Dosis Luft kein großer Genuß, aber wenn sich die eiserne Faust mal lockert, wird das sehr beeindruckend - ich stelle mich im Moment auf weitere 5 Jahre Wartezeit ein, bis da wirklich die Trinkreife erreicht ist. Kommt mir im Moment noch eine Ecke strukturierter vor als der 98er im gleichen Alter war, den ich sehr schätze. Heute 91 P, in 5 Jahren kann der gut bei 95 rauskommen.
La Lagune: Spannende Pauillac-nahe Aromatik, erinnert mich an Lynch Bages in reifen Jahren, aber mit einer guten Dosis Stall dabei, der nach ca 30 min etwas verfliegt. Die Nase lässt einen eine gewisse Cremigkeit und Üppigkeit im Mund erwarten, die dann nicht ganz kommt - in der Mitte schlanker und weniger dicht als gedacht. Abgang nicht superlang, aber leicht bitter. Kann mir vorstellen, dass der mit etwas mehr Babyspeck besser war. Könnte sein, dass er in ein paar Jahren wieder etwas geschmeidiger wird, wenn die Tannine mürbe werden, die Bitterkeit dürfte wohl bleiben. Für mich deutlich von den RP95 entfernt, und ich sehe ihn auch deutlich schwächer als La Tour Carnet. 89P.
Zwischenfazit: Auch in diesem Jahrgang, im dem eigentlich alles möglich war, ist nicht überall alles hundertprozentig gelungen.
Jetzt schleiche ich noch um Lafon Rochet herum und bin unschlüssig, ob ich mich da schon rantrauen soll. Hatte den schon jemand in letzter Zeit?
Viele Grüße
Jürgen
Re: Bordeaux 2005
Mensch Jürgen, die sind doch alle zur Unzeit geöffnet. Ich habe gerade mal begonnen, Weine vom Kaliber eines du Retout, Agassac oder Brun zu öffnen.
Grüße,
wolf
Grüße,
wolf
„Es war viel mehr.“
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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- Desmirail
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Re: Bordeaux 2005
Nette Info über Weine, welche die meisten hoffentlich NICHT zu früh trinken werden!!!
Hohe Tannine, Frische und Ausgewogenheit!
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Deep And House
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Re: Bordeaux 2005
Vielen Dank für die Info!Desmirail hat geschrieben:Nette Info über Weine, welche die meisten hoffentlich NICHT zu früh trinken werden!!!
Hohe Tannine, Frische und Ausgewogenheit!
Sehr interessant sind auch die Reaktionen im amerikanischen Forum, wo einige ihre 2005er St. Emilions aufgrund der vielen Zaunlatte und des hohen Alkohols schon verkauft haben.....
In diesem Forum erwähnt er (Panos) aber auch, dass fast alle Weine mehr oder weniger verschlossen sind (wer hätte es gedacht). Die 10 years after Verkostung in Southwold ist nicht umsonst auf einen späteren Zeitpunkt verschoben worden...."We have decided not to taste them "10 years on" in 2015 as originally planned, but to give them a few more years in bottle as most of the wines of the top Chateaux are in a rather dumb phase of their lives".
Gibt also genug rationale Gründe, die größeren 2005er noch zu verstecken....
Re: Bordeaux 2005
Hallo,
heute Abend Beaumont 2005 getrunken, um meine These zu den kleinen Weinen zu überprüfen. Brauchte im Glas nicht viel Luft, war gleich da. Gute Säure (die auch zeigt, dass der Wein nicht ewig altern wird) präsente aber gut konsumierbare Tannine, Unmassen an Frucht und guter Abgang. Well done
Grüße,
wolf
heute Abend Beaumont 2005 getrunken, um meine These zu den kleinen Weinen zu überprüfen. Brauchte im Glas nicht viel Luft, war gleich da. Gute Säure (die auch zeigt, dass der Wein nicht ewig altern wird) präsente aber gut konsumierbare Tannine, Unmassen an Frucht und guter Abgang. Well done
Grüße,
wolf
„Es war viel mehr.“
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
- Desmirail
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Re: Bordeaux 2005
Hatte gestern einen 2005er Château Grand-Puy Ducasse im Glas ...
Bestätigt die letzten geposteten Annahmen ...
Tolle Frucht und gute Anlagen, aber noch extrem stramm gewebt so dass es noch kein wirklich berauschendes Vergnügen ist diesen Wein zu trinken.
5 Jahre mehr schaden IMHO auf in keinem Fall, ehr mehr.
Bestätigt die letzten geposteten Annahmen ...
Tolle Frucht und gute Anlagen, aber noch extrem stramm gewebt so dass es noch kein wirklich berauschendes Vergnügen ist diesen Wein zu trinken.
5 Jahre mehr schaden IMHO auf in keinem Fall, ehr mehr.
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