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Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Verfasst: So 13. Okt 2013, 18:49
von Mr. Nebbiolo
Hallo zusammen,
wie es der Zufall so will, habe ich gestern und heute auch folgenden Wein im Glas, wie Bernd Schulz ein paar postings vorher:
2005 Chateauneuf du Pape - Domaine de Beaurenard
Ich hatte die letzten beiden Jahre vielleicht zwei oder drei Chateauneufs im Glas und nicht viel mehr andere Rhoneweine, bin also nicht gerade ein Experte auf dem Gebiet und Rotweine dieser Art sind sicher auch nicht meine bevorzugten Rotweine

.
Ich haben den Wein aus der selben Quelle wie BS und bin aber enttäuscht von dem Wein. Der Grund, warum ich mir so 20 Flaschen Ch9dP in den Keller gelegt habe, waren zwei Erfahrungen mit alten Chateauneufs (15 Jahre alt), die mich begeisterten. Ich glaube nicht, dass dieser hier mich jemals begeistern wird.
In der Nase schwarze Beeren, auch Kirsche, etwas Rumtopf, leicht Marzipan und Vanille, aber insgesamt eher eintönig, fast langweilig. Am Gaumen dann die gleichen Aromen, dazu Schokolade, eine recht ordentliche Säure und ein mildes Tannin, recht dich und kräftig, aber eintönig. Der Wein ist aber wirklich langweilig und außerdem sehr alkoholisch, was keinen Trinkspaß zulässt.
Auch wenn der Stil momentan generell nicht meiner ist, erwarte ich hier mehr Trinkfreude. Ich weiß nicht, ob es der falsche Zeitpunkt ist, aber ich habe ja noch zwei Flaschen im Keller

.
Mehr als 88 Punkte würde ich dem Wein aktuell nicht zugestehen.
Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Verfasst: So 13. Okt 2013, 22:59
von mixalhs
Ich kenne mich mit C9dP gar nicht aus und fand den 2007er von Xavier heute eher irritierend. Am Anfang Kirsche und Brombeere plus etwas Graphit und kräuterige Noten. Im Abgang trocknende Tannine und Bitteres. Parker gab 94; von mir gibt's mit etwas Wohlwollen 89
Ich bin mir, was das Potenzial des Weins angeht, völlig unsicher. Kann mir jemand im Forum eine Hilfestellung geben:
1. Sind diese bitteren Tannine normal?
2. Kann es sein, dass ein C9dP sich nach fünf/sechs Jahren völlig verschlossen und deutlich unter seinem Potenzial präsentiert?
2. Wird sich der Wein in fünf bis zehn Jahren runden? Mit anderen Worten: Lohnt es sich, auf bessere Zeiten zu warten.
Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Verfasst: So 13. Okt 2013, 23:36
von Bernd Schulz
Hallo Klaus,
Ich haben den Wein aus der selben Quelle wie BS und bin aber enttäuscht von dem Wein.
Enttäuscht war ich ja letztendlich auch. Zwar im Vergleich zu dir etwas weniger enttäuscht, aber im Hinblick darauf, dass dieser Beaurenard regulär zu über 40 Euro gehandelt wurde/wird, würde ich schon von einer deutlichen Überschätzung sprechen wollen.
Ich glaube nicht, dass dieser hier mich jemals begeistern wird.
Da mir die entsprechenden Erfahrungen weitgehend fehlen, bin ich hier mit Einschätzungen, die die fernere Zukunft betreffen, erst einmal sehr vorsichtig. Aber auch ich denke, dass die Problematik (wenn man denn von einer solchen sprechen will) nicht alleine mit dem "falschen" Trinkzeitpunkt zusammenhängt. Der Wein ist einfach in der Traubenreife, im Alkohol und damit der generellen Kraft zu "overdone". Er mag sich mit zunehmendem Alter noch etwas harmonisieren, aber an dem für eine richtig hohe Einschätzung notwendigen Antagonismus zwischen Power und Feinheit wird es ihm auch künftig mangeln.
Zum seinerzeit von Lobenberg geforderten Abverkaufskurs ist das aber trotzdem ein alles andere als übler Tropfen....
Viele Grüße
Bernd
Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Verfasst: Mo 14. Okt 2013, 15:39
von BuschWein
Hm ... hier entwickelt sich ja gerade eine kleine Chateauneuf-Enttäuschung, bei mir war es gestern Abend genau das Gegenteil.
2010 Christia Chateauneuf du Pape - Domaine de Christia
Klar ist der noch sehr jung, aber er zeigt schon sehr schön was ich bei Chateauneuf und anderen guten Süd-Rhône Weinen liebe, diese selbstverständliche Kraft, die zarte Süße des Grenache ohne dass es ins bonbonhafte ginge. Der Wein zeigt sich jetzt schon extrem harmonisch, da ist einfach alles am rechten Ort, Alkohol überhaupt nicht spürbar, dunkle Beeren, der Duft aber eher zart, am Gaumen sehr elegant. Ich kann schon verstehen, wenn dem einen oder anderen das schon zu glatt ist, mir hat es gestern Abend zu Wildbratwurst und Sellerie-Kartoffelstampf und auch danach zum Polizeiruf unglaublich gut gefallen. 92-93P
Danach gab es noch einen Süditaliener und auch einen kleinen Schluck von einem Grenache aus alten Reben aus dem Roussillion hatte ich noch, beide Weine konnten nach dem Christia kaum noch gefallen, obwohl ich den Ciro am Vortag so knapp unter 90P und den Grenache zwei Tage vorher auch um die 90P gesehen habe. Beide konnten aber eher mit Würze und Wildheit begeistern, im Vergleich mit der Eleganz des Christia machte die Eleganz ganz klar das Rennen bei mir.
Schade, dass ich von dem Chateauneuf nur noch eine Flasche haben, den würde ich gern über die nächsten Jahre begleiten.
Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Verfasst: Do 17. Okt 2013, 20:44
von VillaGemma
BuschWein hat geschrieben:
Der Wein zeigt sich jetzt schon extrem harmonisch, da ist einfach alles am rechten Ort, Alkohol überhaupt nicht spürbar, dunkle Beeren, der Duft aber eher zart, am Gaumen sehr elegant.
Ok, prima, danke für den Tipp/den Mut, den jetzt schon aufzumachen

. Dann mache ich am WE auch mal einen davon auf. Bin gespannt und freue mich drauf

Châteauneuf du Pâpe
Verfasst: Do 17. Okt 2013, 20:46
von susa
Domaine de Cristia hat mich sehr angenehm überrascht, beeindruckend kräftig und gleichzeitig samtweich, ein Aromenbündel

Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Verfasst: Sa 19. Okt 2013, 14:10
von BuschWein
susa, ich hatte aber den 2010er

, deshalb vielleicht auch etwas mehr Süße und Alkohol bei Dir. Die 2010er der südlichen Rhône kommen mir etwas definierter vor als die 2009er.
Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Verfasst: So 20. Okt 2013, 18:08
von VillaGemma
BuschWein hat geschrieben:
2010 Christia Chateauneuf du Pape - Domaine de Christia
Klar ist der noch sehr jung, aber er zeigt schon sehr schön was ich bei Chateauneuf und anderen guten Süd-Rhône Weinen liebe, diese selbstverständliche Kraft, die zarte Süße des Grenache ohne dass es ins bonbonhafte ginge. Der Wein zeigt sich jetzt schon extrem harmonisch, da ist einfach alles am rechten Ort, Alkohol überhaupt nicht spürbar, dunkle Beeren, der Duft aber eher zart, am Gaumen sehr elegant. Ich kann schon verstehen, wenn dem einen oder anderen das schon zu glatt ist, mir hat es gestern Abend zu Wildbratwurst und Sellerie-Kartoffelstampf und auch danach zum Polizeiruf unglaublich gut gefallen. 92-93P
Dem kann ich wenig hinzufügen. Außer das der Wein auch eine tolle Nase nach "roten Früchten, Erdbeer und Vanillepudding" hat. Ansonsten seeeehr lecker weil harmonisch, wie beschrieben, und auch von mir/uns ca. 92-93P. Der 2006er, den wir heute genossen haben, fällt dagegen leicht ab, eher 91-92P.
Insgesamt hatte ich mir von einem 2010er etwas mehr erwartet

...aber so ist es manchmal. Die Cristas haben ja auch noch "bessere Cuvees", dett darf man nicht vergessen. Auf der anderen Seite ist der Wein ausm Angebot zu dem Preis schon ein kleiner Hammer

Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Verfasst: Mo 21. Okt 2013, 11:08
von nougat
Eigentlich wollte ich über einen Supermarkt C9dP 2012 für 19,99 EUR berichten, den ich am Sa geöffnet habe. Über den Wein an der Grenze der Trinkbarkeit muss man kein Wort verlieren. Dass der soo schlecht ist, hätte ich jetzt nicht gedacht. War furchtbar peinlich. Hab ihn zu meiner wenig Wein affinen Schwester und ihrer Familie mitgebracht. Die freuen sich normalerweise über meine gefälligen Tropfen, die ich mitbringe. Selbst die wollten das nicht trinken. Meine Nichte hat MezzoMix dazu gekippt, war somit quasi ein moderner St. Emilion in süß
Die Situation kennt ihr wahrscheinlich. Eine wenig Wein affine Freundin will euch eine Freude machen und kauft aus Verunsicherung einfach die teuerste Flasche aus dem Supermarktregal. Dabei würde man von einem Weinhändler einen seriösen CdR für knapp die Hälfte bekommen. Muss es ihr schonend beibringen

Re: Rhone - Châteauneuf du Pape
Verfasst: Mi 30. Okt 2013, 19:28
von VillaGemma
Mr. Nebbiolo hat geschrieben:
2005 Chateauneuf du Pape - Domaine de Beaurenard
...
Der Wein ist aber wirklich langweilig und außerdem sehr alkoholisch, was keinen Trinkspaß zulässt.
Nun ja, wir hatten ja bereits festgestellt, dass 2005 anscheinend ein etwas schwierigeres Weinjahr an der Rhone ist. Ich erst unlängt mit einem Gigondas von Santa Duc. Der war einfach noch nicht reif. Auf der anderen Seite habe ich schon mehrere Gigondas von LB aus 2005 genossen und ebenso einen einfachen C9dP von Clos du Caillou.
Ich muss aber auch feststellen, dass mich die "normalen" C9dP von Beaurenard nicht mehr wirklich beeindrucken. Der etwas günstigere Rasteau " les argiles bleues " von denen ist da schon wesentlich leckerer

...nach meinem Geschmack.