Ursula hat geschrieben:Hallo Nora,
ich kenne einige Weine von Peth-Wetz von Freunden aus deren Beständen.
Der Betrieb befindet sich in der Nähe von Flörsheim-Dalsheim in Rheinhessen und hat sich mit seinen ( alkohol-)starken Rotweinen einen Namen erarbeitet. Das Rebsortiment ist sehr international aufgestellt (Malbec,Petit Verdot,Shiraz u.s.w.). Die Weine sind gut gemacht, für mich persönlich aber allenfalls für einen kleinen Verkostungsschluck geeignet, Trinkfreude und Trinkfluß werden da durch den üppigen Alkohol deutlich eingeschränkt.
Aber das muß jeder Weinfreund natürlich für sich selbst entscheiden.
Gruß Ursus
Am Wochenende habe ich das Weindinner mit den Weinen von
Peth-Wetz besucht.
Der ungemein zurückhaltende und sympathische Winzer Christian Wetz hat dort seine Philosophie und seine Weine präsentiert. In seiner Ausbildung habe er hauptsächlich in Übersee gearbeitet und sich in die Weinstile dort verliebt. Und nur wenn er dies auch zu Hause so machen könne und dürfe, wollte er das elterliche Weingut auch übernehmen. Dies ist ihm ja auch durchaus erfolgreich gelungen.
Zu jedem der 5 Gänge gab es je 2 Weine, die Christian Petz dann auch kommentiert hat.
Insoweit kann ich Ursus Anmerkungen bestätigen. Der Stil ist bewusst international ausgerichtet und die Rotweine hatten alle 14,5 % Alkohol.
Es ging los mit den einfacheren Weinen, wobei der
Grauburgunder eher den Durschnittsweintrinker bedient, ein sauber gemachter Wein mit einem Duft von Banane und Birne, dem die gute Säure aus 21 Struktur gab. Der
Sauvignon Blanc 2021 zeigte dann deutlich die Richtung an: exotische, überbordende Frucht in der Nase war nicht so meins und ich ließ den Wein stehen. Alle anderen um mich herum waren begeistert. Schöner dann der 1. Jahrgang des
Chinin Blancs 2021: in der Nase Aromen von grünem Apfel und kalkiger Mineralität, am Gaumen gestützt durch eine lebendige Säure. Den Wein gibt es für 10 Euro ab Weingut und an dem Abend mit 20 % Rabatt habe ich einige Flaschen für meine Gäste der Ferienwohnungen bestellt.
Deutlich darüber lag dann der
Chardonnay unfiltered 2021 (10-monatiger Ausbau in Barriques unter wöchentlichem Aufrühren der Hefe, unfiltrierte Füllung): Voller Körper, Vanille, Butter, gelbe Früchte, auch hier gab die lebendige Säure dem Wein eine gute Struktur. Solo wäre mir das vielleicht ein bisschen zu viel, aber solche Weine haben m.E. ihren famosen Auftritt als Speisebegleiter und für 14,80 Euro an diesem Abend war er mehr als angemessen bepreist.
Für mich der interessanteste Wein an diesem Abend war der
Carménère Grand Vintage 2021. Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen reinsortigen Carménère im Glas gehabt zu haben. Eine erdige, pfeffrige Würze, höchstens ein paar ganz dunklen Fruchtnoten mit herber dunkler Schokolade und Espresso ohne jegliche Süße bestimmten den Wein. Die Tannine waren deutlich, aber sanft und die Säure angemessen, ganz, ganz langer Abgang! Für mich wirkte der Wein wie ein schwarzer Panther, der auf Samtpfoten wandelt, aber bereit zum Sprung ist. Ich war sehr fasziniert und habe trotz des selbst mit einer Reduzierung von 20 % recht hohen Preises mal 3 Flaschen bestellt.
In mir regt sich nun der Verdacht, dass Carménère eine Rebsorte ist, die mir durchaus gefallen könnte und die ich weiter im Auge behalten sollte.
VG, Nora