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Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: Do 12. Dez 2013, 11:45
von olifant
... gestern im Glas ...
Campo dei Buoi Barolo 1999, Costa di Bussia - Monforte d'Alba
dunkles dichtes glänzendes Rubinrot; rote Früchte mit Laub und welken Rosen; am Gaumen recht konzentriert mit Aromen korrespondierend zur Nase, etwas Mineralik dazu aber fehlende Tiefe, noch presente aber leicht trocknende Tannine, dazu eine passende Säure, angenehm strukturiert und eher einfach zu trinken; mittellanger - langer Abgang mit vornehmlich 'welken' Aromen, zunehmend nachtrocknendes Tannin - 16/20 op
Austrinken - vor 2 Jahren habe ich dem Wein noch bis zu einem 1/2 Pünktchen mehr zugestanden. War nun meine letzte Flasche. Ich hatte damalig einen Karton recht günstig erstanden, so muss ich mich nicht über ein eigentlich eher maues PGV grämen, welches bei einem damalig empfohlenem Kurs von ca. 25 - 30 €uronen/Fl. für einen Lagen-Barolo dieser Güte doch zu viel ist.
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: Do 26. Dez 2013, 18:17
von UlliB
Gerade im Glas:
Gaja "Conteisa" 2001 14%Vol. Eigentlich bin ich hier im falschen Thread, denn der Wein ist als "Langhe Nebbiolo DOC" etikettiert - kommt aber, soweit die öffentlich zugänglichen Informationen stimmen, ausschließlich aus der Lage
Cerequio zwischen La Morra und Barolo, besteht zu 100% aus Nebbiolo und würde die formalen Anforderungen der DOCG erfüllen. Oder auch nicht, bei Gaja weiß man das wohl nie so genau, und der Erzeuger selber äußert sich nicht dazu.
Der Wein kommt absolut jugendlich daher - dunkles Ziegelrot, mit einer völlig holzfrei erscheinenden, sehr feinen Fruchtnase. Der erste (trügerische) Eindruck im Gaumen ist der von leichtgewichtiger Eleganz und Frische, wozu eine für einen Rotwein auffällig hohe, aber keineswegs unangenehme Säure beiträgt. Was angesichts der vermentlichen Leichtgewichtigkeit sofort auffällt, ist der schier endlose, blitzsaubere Abgang auf feinen Kirschnoten - der Wein klebt förmlich am Gaumen und klingt ewig nach. Nach etwas Belüftung und mit näherer Beschäftigung zeigt sich, dass hinter der vordergründigen Leichtigkeit eine ganz enorme Struktur und Tiefe verborgen sind - da erscheinen die für Nebbiolo typischen Rosennoten, auch Lakritze, ein Hauch orientalische Gewürze; das ganze wird aber nicht einmal ansatzweise fett, sondern bleibt immer schwungvoll und elegant. Das macht einfach einen Riesenspaß.
Ein supereleganter Wein aus einer Gegend, die ich nicht unbedingt mit supereleganten Weinen in Verbindung bringe; vielleicht nicht ganz groß, aber ungemein interessant. Gaja ist teuer, aber zumindest bei diesem Wein liefert er auch.
Gruß
Ulli
PS. Erwähnenswert ist hier auch der Korken - ein dermaßen langes Teil habe ich selten aus einer Flasche geholt. Von hochwertigen Bordeaux kenne ich die dort üblichen 55er Korken, dieser hier hat gemessen fast einen halben Zentimeter mehr Länge. Eine Sonderanfertigung?
PPS. Bevor mir hier jetzt jemand eine typisch männliche Größenfixierung unterstellt: ich weiß schon,
"it's not the length, it's not the thickness, it's the quality..." 
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: Do 26. Dez 2013, 20:48
von sorgenbrecher
UlliB hat geschrieben:Gaja ist teuer, aber zumindest bei diesem Wein liefert er auch.
PS. Erwähnenswert ist hier auch der Korken - ein dermaßen langes Teil habe ich selten aus einer Flasche geholt. Von hochwertigen Bordeaux kenne ich die dort üblichen 55er Korken, dieser hier hat gemessen fast einen halben Zentimeter mehr Länge. Eine Sonderanfertigung?
ulli, auch wenn das nix mit barolo, sondern nur mit gaja zu tun hat, aber hinsichtlich des ablieferns und des sehr langen korkens kann ich deine aussagen nur anhand eines letzte woche getrunkenen darmagi 1997 bestätigen. auch das ein exzellenter wein, der es einigen hochkarätigen bordeauxs enorm schwer gemacht hat und ebenfalls mit extrem langem korken.
da italien eher weniger meine baustelle ist, hab ich zwar bisher noch nicht viele gaja-weine im glas gehabt, aber die bisher getrunkenen haben durchweg überzeugt.
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: Do 26. Dez 2013, 22:25
von octopussy
UlliB hat geschrieben: Gaja ist teuer, aber zumindest bei diesem Wein liefert er auch.
UlliB hat geschrieben: darmagi 1997
Ich habe einen Freund, der großer Gaja-Fan ist und mich hin und wieder mal zu einer Flasche einlädt. Darmagi (ich glaube, das ist ein 100% Cabernet-Sauvignon) fand ich aus 2001 auch grandios. Die erwähnte Eleganz gab es auch bei dem Wein.
Ein totaler Flop waren hingegen vor ca. zwei Jahren nebeneinander 2005 Sori Tildin, Sori San Lorenzo und Costa Russi. Das war wie an einer frisch geteerten Straße lecken und - im Stile von Jim Carey - mit der Zunge stecken bleiben. Ich möchte aber mutmaßen, dass das am völlig falschen Trinkzeitpunkt für diese Weine lag.
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: Do 26. Dez 2013, 22:49
von sorgenbrecher
octopussy hat geschrieben:(ich glaube, das ist ein 100% Cabernet-Sauvignon)
ja, ist es.
"darmagi" heißt ja wohl auch übersetzt soviel wie "welch schande !", das wort rief der alte gaja der legende zufolge immer aus, wenn er an den von seinem sohn in einer barbaresco-lage gepflanzten cabernet-weinstöcken vorbei lief. der sohn benannte dann später den wein danach.
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: Fr 27. Dez 2013, 09:32
von Mr. Nebbiolo
octopussy hat geschrieben:
Ein totaler Flop waren hingegen vor ca. zwei Jahren nebeneinander 2005 Sori Tildin, Sori San Lorenzo und Costa Russi. Das war wie an einer frisch geteerten Straße lecken und - im Stile von Jim Carey - mit der Zunge stecken bleiben. Ich möchte aber mutmaßen, dass das am völlig falschen Trinkzeitpunkt für diese Weine lag.
Hallo Stephan,
da vermute ich allerdings auch ganz stark, dass 2011 nicht der richtige Zeitpunkt war, um 2005er von Gaja zu trinken

.
Mein letzter Sori Tildin war aus einem eher schwächeren Jahrgang 1993 und war richtig gut. Sori San Lorenzo durfte ich in meinem bisherigen Leben nur ein mal und das auch nur einen winzigen Schluck probieren und das bei einem Besuch auf dem Weingut.
Solltest du von dem 2005 Flop also noch was haben, gibst du ihn mir sicher günstig ab ?

Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: Fr 27. Dez 2013, 11:26
von Mr. Nebbiolo
Hallo Barolisti,
zwei Barolo fanden in den Weihnachtstagen den Weg auf meinen Speiseplan

:
Barolo Cannubi 2007 - Giacomo Brezza
Jetzt schon schön zu trinken, elegant, hellbeerig, Rosen, weich, duftig, Tannine spürbar aber kein Problem, mittlerer Körper und ordentlicher Abgang. Insgesamt ein schöner Barolo der jetzt durchaus mit Genuss zu trinken ist, ich glaube aber, dass man einiges verschenkt, wenn man ihn zu diesem Zeitpunkt trinkt. Entweder gleich wenn er auf den Markt kommt, oder aber ein paar Jahre Ruhe.
Barolo 2003 - Bartolo Mascarello
Was würde mich erwarten, aus dem heißen Jahrgang, aus dem ich schon einiges verkochtes getrunken habe ?
Ein absoluter Traumbarolo, die Nase so einladend, dass man gar nicht trinken, sondern nur riechen möchte. Am Gaumen mild, vielschichtig, hellfruchtig, Waldboden, Trüffel, mildes Tannin, passende Säure, mittlerer Körper, elegant, ausgewogen und mit langem Abgang. Ein sehr schöner Barolo, der zeigt, dass ein Spitzenwinzer auch aus einem schwierigen Jahrgang mehr als nur gute Weine machen kann. Das war feinster Genuss und der beste von 10 probierten Weinen über die Feiertage
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: So 29. Dez 2013, 12:52
von olifant
... zum Fest im Glas ...
Barolo 2003, Comm. G.B. Burlotto - Verduno
glänzendes Rubinrot; duftige Nase mit Rotenfrüchten (Beeren und Kirschen), dazu welke Blüten, tief; am Gaumen engmaschig und fein, mit vibrierender roter Frucht und nebbiolotypischen welken Aromen von Blüten und Laub, mineralische Anklänge, komplex, feines reifes leicht süsses Tannin, geschmeidig, sehr schöne Säure, komplex und tief; langer Abgang korrespondierend zum Gaumen - 17,5-18/20 op
Ein Barolo aus dem als eher problematisch erachteten jahrgang 2003, jetzt optimal zu trinken. Auch wenn es nur der einfache Barolo und ein 'schwacher Jahrgang' ist, von mir subjektiv gesehen ein hervorragender Barolo.
Barolo 2001, Giorgio Carnevale - Cerro Tanaro
mattes Rubinrot; etwas matte Frucht (im direkten Vergleich), Laub und Teer; am Gaumen nicht so brilliant wie der Burlotto, wieder etwas matte Frucht, dafür schöne Welke- und Teernoten, einige mineralische Komponenten, etwas rustikales Tannin, stimmige Säure, trinkfreudig; mittellanger bis langer etwas rustikaler Abgang auf welke Frucht und Tannin - 16,5/20 op
Vielleicht schon etwas über dem Zenit, aber sicher auch nicht zu den Gebietsspitzen zählend, dennoch recht angenehm.
Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: Sa 11. Jan 2014, 12:05
von Mr. Nebbiolo
Hallo Barolo Freunde,
gestern gab es zwei ältere Exemplare aus mittelmäßigen Jahrgängen, deren Lagerung auch noch ungewiss ist:
Barolo Riserva Vigna San Giuseppe Bricco Boschis 1993 - Cavalotto
Ich wusste nicht was mich erwartet, darum war die Freude um so größer. Ein perfekt gereifter Barolo, in der Nase Pilze, Waldboden, Leder, Trüffel, Tabak und sehr wenig Liebstöckel. Am Gaumen dann die selben Eindrücke, zarte Frucht, eine kräftige, jedoch nicht übertriebene Säure, ganz leicht spürbare, feine Tannine, alles sehr gut ausgewogen und ein langer Abgang. Ein sehr trinkiger, vielschichtiger und interessanter Barolo. Mehr Erlebnis kann man aus diesem Jahrgang wahrscheinlich nicht bekommen.
Barolo Cannubi Boschis 1994 - Luciano Sandrone
Auch dieser Wein war absolut auf der Höhe und machte viel Spaß. Insgesamt vielleicht etwas weniger vielschichtig, gut eingebunde Holznoten, dunkelfruchtiger mit etwas weniger Säure. Weniger blumig, dafür etwas kräftiger.
Der Cavalotto klassischer, der Sandrone etwas moderner, aber beide richtig gut. Ich könnte mich wahrscheinlich schwer entscheiden, welcher mir besser gefiel, wenn ich es müsste, vielleicht leichte Vorteile für den Cavalotto.
So macht Nebbiolo richtig Spaß

Re: Barolo - Wein der Könige, König der Weine
Verfasst: Mi 22. Jan 2014, 08:54
von olifant
... gestern im Glas ...
Barolo 2004, Marchesi di Barolo - Barolo, 'altes' ovales Etikett, andere 04er Abfüllungen tragen bereits das 'neue' La Traditione Etikett
dunkles dichtes Rubinrot, fast opaker Kern; nicht sehr intensiv, trockene rote Früchte, Pflaume mit welken herbstlichen Noten, Tabak; am Gaumen konzentriert, Aromen analog zur Nase mit getrockneten roten Früchten und welken Rosen / Laub, etwas feuchter Asphalt und Erde, nicht all zu komplex, weiche runde etwas trocknende Tannine, stimmige Säure, gut zu trinkrn aber nicht sehr animierend; mittellanger - langer Abgang trockener Abgang mit Frucht und erdig vegetalen Laubnoten und Tabak - 16-16,5/20 op
Barolo für zwischendurch, es fehlen Komplexität und Eleganz. Sollte aber ein guter Essensbegleiter sein.