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Re: Bordeaux 2003
Verfasst: Di 23. Apr 2013, 22:00
von octopussy
Hallo zusammen,
heute zum Bayern-Spiel (im Radio) im Glas:
2003 Château Côte de Baleau, günstig im Abverkauf bei Lobenberg erstanden. Mir gefällt der Wein richtig gut, dass er eher dünn und säuregeprägt ist, ist für mich ein Pluspunkt. Der hat durchaus etwas von einem Cab Franc von der Loire, dabei aber auch eine klassische Bordeaux-Charakteristik. Man mag gerne nachschenken. Etwas mehr Fleisch am Knochen könnte er vielleicht vertragen, aber so wie er ist, ist er schon richtig gut.

Re: Bordeaux 2003
Verfasst: Mo 29. Apr 2013, 23:35
von Dick
Jetzt imm Riedelglass:
Chateau Chasse - Spleen Moulis 2003
63% Cabernet Sauvignon, 35% Merlot, 1% Petit Verdot en 1% Cabernet Franc.
Dunkle Kirsche rot, intensive schwarze Beeren und Kirschen, mit einem Hauch von Eiche und Bauern Stahl in der Nase.
Jammig Frucht mit weichen Tanninen und einem Hauch von Lakritze auf der Zunge.
Jetzt Trinken schmackhaft und ausgewogen, vor allem auf Grand Cru-Ebene, werden mit den Jahren ein wenig weicher, aber besser/mehr schön ich glaube nicht.
92DSP
Re: Bordeaux 2003
Verfasst: Di 30. Apr 2013, 19:55
von Frankie Wilberforce
Hallo Dick,
dein Beitrag und das Foto machen durstig.
Zum Spiel Real Madrid gegen BVB Dortmund ziehe ich einmal eine Flasche auf, einen 2000er Citran.

Re: Bordeaux 2003
Verfasst: So 26. Mai 2013, 19:40
von UlliB
In den letzten Wochen noch zwei 2003er, ohne allzu viel zu notieren:
Grand Puy Lacoste (Pauillac 5eme GCC) etwas enttäuschend, ziemlich lose und weitmaschig geknüpft, es fehlt an Substanz und klarer Linie. Abgesehen von seinem formalen Rang und der damit verbundenen Erwartungshaltung aber sehr nett zu trinken, keine Alterserscheinungen, unkompliziert, gewissermaßen der perfekte Bordeaux für die Grillparty. 86 UP.
Ein ganz anderes Kaliber ist Branaire-Ducru (St. Julien 4eme GCC). Absolut königliche Cabernet-Aromatik, vielschichtig, subtil, sehr klassisch. Toller Wein am Beginn der vollen Trinkreife. 92 UP.
Nachdem ich in letzter Zeit doch einige 2003er im Glas hatte, kann ich die von Neil Martin und Julia Harding geäußerte Auffassung, dass sich der Jahrgang auf dem absteigenden Ast befindet und demnächst ausgetrunken werden muss, nicht nachvollziehen. Ganz leise kommt bei mir der Verdacht auf, dass die Weine auf der "ten years on"-Probe in London, an der beide teilgenommen haben, zumindest zum Teil unter schlechten Bedingungen gelagert wurden. Bislang hat bei mir kein 2003er aus dem eigenen Keller den Eindruck erweckt, dass der jetzt aber dringend weg muss.
Gruß
Ulli
Re: Bordeaux 2003
Verfasst: So 26. Mai 2013, 20:41
von Jochen R.
UlliB hat geschrieben:...
Nachdem ich in letzter Zeit doch einige 2003er im Glas hatte, kann ich die von Neil Martin und Julia Harding geäußerte Auffassung, dass sich der Jahrgang auf dem absteigenden Ast befindet und demnächst ausgetrunken werden muss, nicht nachvollziehen. ...
Hallo Ulli,
sorry, aber solche Aussagen kann man doch nicht ernst nehmen. Trotzem werde ich demnächst zu
meinem Geburtstag u. a. einen 2003er Lagrange (St. J.) aufziehen
Viele Grüße,
Jochen
Re: Bordeaux 2003
Verfasst: Mo 27. Mai 2013, 10:20
von octopussy
UlliB hat geschrieben:Nachdem ich in letzter Zeit doch einige 2003er im Glas hatte, kann ich die von Neil Martin und Julia Harding geäußerte Auffassung, dass sich der Jahrgang auf dem absteigenden Ast befindet und demnächst ausgetrunken werden muss, nicht nachvollziehen. Ganz leise kommt bei mir der Verdacht auf, dass die Weine auf der "ten years on"-Probe in London, an der beide teilgenommen haben, zumindest zum Teil unter schlechten Bedingungen gelagert wurden. Bislang hat bei mir kein 2003er aus dem eigenen Keller den Eindruck erweckt, dass der jetzt aber dringend weg muss.
Hallo Ulli,
schlecht gelagerte Flaschen will Julia Harding ganz überwiegend (jedoch mit ein paar Ausnahmen) ausschließen. Da die Flaschen von einem großen Bordeaux Händler bereit gestellt werden, spricht prima facie eigentlich auch erst einmal alles für gut gelagerte Flaschen (im
bonded warehouse).
Julia Harding hat geschrieben:The tasting conditions created by London's fine-wine merchant Bordeaux Index were ideal, even if after a decade one or two bottles they had sourced, notably Ch Lafleur, were perhaps not showing the wine at its best. Some second bottles were generously and conscientiously opened (although I did not taste a second sample of Lafleur).
Ich vermute eher eine von Anfang an tendenziell negative Einstellung gegenüber Bordeaux 2003, die sich fortsetzt und nicht später umgeworfen werden soll. 2010 schrieb Jancis Robinson schon: "
Bordeaux 2003 - Drink Up!"
Ein Teil des Problems ist sicherlich das "Über einen Kamm scheren" des Jahrgangs durch die Kritiker und vielleicht von manchen auch eine Kontrareaktion zu Parker.
Auch in der Revue des Vins de France (RVF) gab es in der vorletzten Ausgabe übrigens ein Ten Years After Bordeaux 2003 Tasting. Die RVF ist auch tendenziell der Ansicht, dass es 1. nur wenige Erfolge gibt, 2. die Erfolge fast nur am linken Ufer erzielt wurden, 3. die Weine geprägt sind durch gekochte und süße Aromen in der Nase und raue, trockene und matte Tannine im Mund und 4. viele Weine, gerade am rechten Ufer, schon deutlich fortschrittlich gereift sind.
19/20 bekommen Lafite, Latour und Montrose, 18,5/20 Ausone, Margaux und LLC, 18/20 Angélus, Pétrus, Palmer, Ducru-Beaucaillou, Léoville-Poyferré und Pichon Baron, 17,5/20 Pavie, Trotanoy, Pontet-Canet, Cos d'Estournel und Haut-Brion.
Re: Bordeaux 2003
Verfasst: Mo 27. Mai 2013, 10:52
von UlliB
octopussy hat geschrieben: Da die Flaschen von einem großen Bordeaux Händler bereit gestellt werden, spricht prima facie eigentlich auch erst einmal alles für gut gelagerte Flaschen (im bonded warehouse).
Die Tatsache, dass ein "großer Bordeauxhändler" die Weine bereitgestellt hat, heißt noch lange nicht, dass diese Weine sämtlich aus seinem eigenen Lager gekommen sind. Da seit 2005 das in Bordeauxweinen gebundene Kapital sich nicht mehr adäquat verzinst - die aktuellen Marktpreise liegen inflationskorrigiert in den meisten Fällen nicht mehr wesentlich über den Releasepreisen, manchmal auch darunter - haben fast alle Bordeauxhändler ihre Lagerbestände drastisch heruntergefahren. Braucht man etwas, wird das aus dem Markt besorgt, woher auch immer. So tauchen auch bei Proben in Deutschland immer wieder Flaschen mit dem "surgeon general warning" auf - d.h., es handelt sich dabei Weine, die in den USA im Markt waren. Ein ganz wesentlicher Grund dafür, dass ich Bordeaux en primeur kaufe und selber lagere, liegt darin, dass ich keine vagabundierende Weine zweifelhafter Herkunft und zweifelhafter Lagerbedingungen trinken möchte - und das ist bei Flaschen aus dem Markt nie auszuschließen.
Gruß
Ulli
Re: Bordeaux 2003
Verfasst: Mo 27. Mai 2013, 12:45
von octopussy
UlliB hat geschrieben:Die Tatsache, dass ein "großer Bordeauxhändler" die Weine bereitgestellt hat, heißt noch lange nicht, dass diese Weine sämtlich aus seinem eigenen Lager gekommen sind.
Nein, aber die Tatsache, dass Julia Harding und Neal Martin die Weine müde fanden heißt auch noch lange nicht, dass die Weine in dem Tasting unter schlechten Bedingungen gelagert wurden. Wenn Julia Harding schreibt, dass die Proben-Bedingungen "ideal" waren, auch wenn ein oder zwei Flaschen u.U. nicht optimal zu sein schienen, spricht doch erst einmal nicht viel dafür, dass die Weine wegen schlechter Lagerung so wirkten wie sie auf die Teilnehmer wirkten oder?
Hier übrigens die Einschätzung zu dem Tasting von Bordeaux-Index selber:
http://www.bordeauxindex.com/blog.php?id=238
Re: Bordeaux 2003
Verfasst: Mo 27. Mai 2013, 13:03
von harti
In Blindproben lässt sich kaum erkennen, ob die schlechte Performance eines Weins lagerungsbedingte Ursachen hat.
Über das schlechte Abschneiden der Weine kann man nur spekulieren. Neben den bereits genannten Gründen (Lagerung, Voreingenommenheit) könnte auch der "englische Geschmack" eine Rolle spielen. Exotische, vollreife oder üppige Weine werden hier schlechter beurteilt als anderswo.
Grüße
Hartmut
Re: Bordeaux 2003
Verfasst: Mo 27. Mai 2013, 13:34
von Weinbertl
die angestellten Weine können ja erst seit gut 7 Jahren im Umlauf gewesen sein. Meine Erfahrung ist, dass sich die Lagerbedingungen (zumindest bei lagerfähigen Weinen) in dieser relativ kurzen Zeit noch nicht so stark bemerkbar machen. In einem stinknormalen Neubaukeller sollten die 2003er im Jahr 2013 noch keinen Lagerschaden erlitten haben und in einem gewöhnlichen Händlerlager denke ich auch nicht.