Budi hat geschrieben:
Der dritte Wein von Egon Müller, unter dem Weingutsnamen Le Gallais vermarktet, stammt aus Wiltingen, Lage Braune Kupp, wovon Egon Müller im Alleinbesitz 4 hektar vorzuweisen hat.
Der Kabinettwein aus dem Jahr 2008 lag bei etwa 20€. Dieser Wein schmeckt ganz anders als der Scharzhofer Riesling. Er war vor allem trockener und säuerlicher. Der Kabinett besitzt eine festere Struktur und ist vielschichtiger – man muss diesen Wein schon regelrecht erkunden um ihn in all seiner Vielfalt beschreiben zu können. Für mich ein sehr guter Kabinett, den ich gerne erneut probieren werde.
Diesen Wein durfte ich nun das zweite Mal trinken. Die Einschätzung von budi kann ich sehr gut nachvollziehen.
Obwohl ich auf Verkostungen immer sehr von den jungen Weinen angetan war, bin ich nur selten darüber hinaus mit den Weinen von Egon Müller in Kontakt gekommen, der Mythos, die selbstbewussten Preise. Es ist also lange nicht zum Kauf gekommen. Was ich ihm nachhinein etwas bedaure.
Egon Müller, Le Gallais, Wiltigner Braune Kupp, Kabinett, 2008. Dieser Weine gefällt mir ausgesprochen gut. Viel Würze, die das Jahr 2008 spiegelt, sehr harmonisch mit langer Geschichte. Es ist jedoch keine schöne, perfekte, himmlische Harmonie. Es ist also nicht die Harmonie durch Einheit und Nähe, wie bei einem eng umschlungen tanzenden Paar, es ist eine Harmonie im Sinne einer Ausgewogenheit zwischen verschiedenen Seiten, wie bei einem guten Gespräch auf Augenhöhe bei dem unterschiedliche Standpunkte vertreten werden. Und diese Balance und Ausgewogenheit der Differenzen fasziniert an diesem Wein.
Würziger, leicht süsser Auftakt, sehr mineralisch, am Gaumen sehr ausgewogen, mit dennoch viel Spannung, endet mit grandioser Säure, die nicht mehr an einen restsüssen Wein denken lässt. Ein herbes, fast trockenes Ende. Jeder Schluck erzählt eine kleine Geschichte, von den Höhen und Tiefen des Lebens.
Wir haben uns schnell auf Kafka geeinigt, weil der Wein seinen Sätzen und Geschichten gleicht. Verschiedene Elemente werden in Reinform dargestellt, nie laut, alles ist sehr präzise und von grosser Klarheit, das darf man jedoch nicht mit Einfachheit verwechseln. Diese flüchtigen Momente sind zwar nicht anders als schön zu bezeichnen, aber das ist nicht alles, es ist keine unschuldige Schönheit, denn der Gegenstand der Geschichte ist ja durchaus ernst, entzieht sich auch dem Verständnis.
Der Preis entzieht sich zunächst auch meinem Verständnis: ca. 25 Euro. Für einen Kabinett ist das sehr, sehr viel Geld. Für einen sehr, sehr guten Wein und für die Freude und das Erlebnis, das dieser Wein bereitet, ist es nicht mehr ganz so viel.
Viele Grüsse
Klaus