Hallo Stephan,
vielen Dank dass du dir die Mühe gemacht hast noch ein mal das Wichtigste unserer Probe zusammenzufassen.
Interessanterweise fandest du die fassgereifte Variante des Assyrtikos von Sigalas besser als die normale Version... Abgesehen von der krassen Säure die so gar nicht zum Schmelz dieses Weins passte, fand ich noch viel schlimmer wie er plötzlich total in sich zusammenfiel. Selten habe ich einen Wein erlebt der so schön anfängt und dann innerhalb von Zehntelsekunden so vehement an Struktur+Ausdruck verliert! Diesen Assyrtiko habe ich in der Vergangenheit so verdammt gut erlebt, dass ich euch den einfach nicht vorenthalten konnte... und dann sowas (mit burgundisch liegst du gar nicht daneben!). Ein eindeutiger Flaschenfehler lag hier vor.
Bei den Roten habe ich mich sehr darüber gefreut dass der Liatiko von Douloufakis so gut angekommen ist. Und das "obwohl" er mit Abstand der preiswerteste der Rotweine war. Da sieht man mal wieder, dass es sich lohnt mal abseits des Cabernets und Syrahs zu suchen. Hoffentlich haben das die Winzer in GR endlich kapiert und hören auf verstärkt spanische und italienische Rebsorten anzubauen. (ok, ausprobieren und rumexperimentieren darf jeder mal ein bißchen!)
Damit bin ich dann auch gleich bei meinem pers. Dilemma angekommen: wie stufe ich die Weine von Kokkalis nun wirklich ein? Ist es "original" Griechenland? Oder gar Übersee? Oder evtl. doch Frankreich? Was solls, der Syrah ist wirklich sehr schön zu trinken. Während seiner jugendlichen Phase öfter schon im Glas gehabt, bemängelte ich jedoch immer die leichte Tendenz zum "Überseeischen"

Diese Flasche war jedoch die 1. die sich nicht breit/holzig/ kuschelig präsentierte. Das Beste war, wie Guido richtig sagte, dass die Rebsortentypizität sauber herausgearbeitet wurde. Auf einem anderen Level, da waren wir uns alle schnell eilig, spielte der Trilogia. Diesen Wein habe ich schon wirklich sehr oft, das kann ich glaube ich hier an dieser Stelle ruhig so sagen, geniessen dürfen!

Absolut geiler Stoff, trotz seiner doch mächtigen Art einfach süchtig machend und äüßerst kühl wirkend bzw. trinkig bis auf den allerletzten Tropfen! Übrigens war diese Flasche als erste in null Komma nichts
LEER. Ja, endlich wurde am Tisch getrunken statt genippt, probiert und gespuckt! Das hat mich sehr gefreut...
Der Mercouri ist für mich einer der wenigen Klassiker in GR. Beständig, zuverlässig, lagerfähig und sehr eigenständig. So ein Wein darf in keinem gut sortierten Keller fehlen.
Bei den Weinen von Alpha Estate scheiden sich die Geister. Die Journalisten und "Weinexperten" loben immer wieder die Weine dieser Domaine in allerhöchsten Tönen... aber sorry, ich kann diesen Tropfen nichts abgewinnen, tut mir leid. Für mich sind sie einfach nur gemacht, etwas weichgespült und extrem überteuert. (schaut euch mal an, wieviele Rebsorten in kürzester Zeit dort angebaut wurden und wieviele neue Flaschenabfüllungen jedes Jahr neu erscheinen... ihr werdet euch wundern, wie ein Labor!) Hier würde ich den Klassiker Alpha Estate aus Syrah, Xinomavro und Merlot dem Xinomavro v.V. vorziehen. Der lässt sich gut trinken und schafft den Spagat zwischen autochthon und international ganz gut. Zum Diaporos nur kurz: dieser Wein machte erst am 3. Tag so richtig auf! Am Abend der Probe ist er bei mir völlig untergegangen, da schien er mir irgendwie "verwaschen". Der Rest am Montag war ein wahrer Genuss. Endlich konnte ich ihm die getrocknete Tomate und die Oliven, die für guten Xinomavro maßgebend sind entlocken. Von den 14,8% alc. war so gut wie nichts zu spüren.
Den Driopi Reserve fand ich nicht ganz so gut wie die meisten von euch. Für meinen Geschmack litt die Rebsortentypizität zu stark unter den Einfluss des Neuholzes. Vielleicht könnte sich dies mit weiterer Flaschenreife noch besser einbinden. Ansonsten war da nämlich nichts zu bemäkeln. Hier war alles vorhanden: Frucht, Körper und eine tolle Struktur vom Anfang bis zum Schluss. Bravo!
Der Mandilari von Lyrarakis war völlig neben der Spur. Eine vor 2 Monaten getrunkene Flasche war nicht zu vergleichen. Assoziationen zu einem gereiften Madiran hatte ich mir damals notiert und weiterhin: rohes Fleisch von edelstem Holz eingebettet! Wir hatten an dem Abend leider Pech wie gesagt. Zum Süßwein habe ich nichts zu ergänzen. Mir hat er auch sehr geschmeckt, die nicht gut integrierte hohe Säure ließ jedoch ein paar Fragen offen.
Hoffe mit der Probe einigermaßen erreicht zu haben dass ihr nicht völlig "verstört" seid was griechischen Wein angeht... die hiesigen Gastronomen tun nämlich seit längerem schon "ihr Bestes" dafür...
Dies war ja auch nur ein kleiner Auszug aus der Welt des qualitativen gr. Weins. Gerne können wir in naher Zukunft eine solche Probe wiederholen und uns vielleicht mehr in der Tiefe mit dem Thema "Griechischer Wein abseits der Taverne" beschäftigen, um uns dann vielleicht auf eine Rebsorte oder eine Region zu beschränken!
Grüße
George