Südtirol - die Rotweine

olifant
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Re: Südtirol - die Rotweine

Beitrag von olifant »

Liebe Leute,

unglaublich, jetzt schon 2 Vernatschempfehlungen, Stefflhof und Unterhofer, die mir unbekannt sind - wo wird das noch hinführen? ;)

Einen anderen Autochtonen hatte ich gestern im Glas, der jedem schmecken würde der gerne Vernatsch mag, wage ich mal zu behaupten ...

Malvasier 2012, Ebnerhof - Kardaun (Bozen), Bioland zertifiziert

helles Rubin- / dunkles Kirschrot; florale Noten (intensive Blütennoten, Veilchen 'ne ganze Wiese), dazu harzige Propolis-Tinktur-Noten, etwas Mandeltönig; am Gaumen leichtes Mittelgewicht, Erdbeer- und Kirschfrucht zeigt sich hinter intensiv-harzigen floralen Noten, samtig leichtes Tannin, sehr schöne Säurebalanze, eigenständig, gewisse Tiefe enorm steiler Trinkfluss; mittellanger - langer Abgang korrespondierend zum Gaumen, Nachhall auf Blüten und Propolis - 16,5-17/20 op (17 für den enormen Trinkfluss)

Sicher ein Wein der polarisieren könnte, was er aber nicht tut, da den eh keiner trinkt, ;) naja, ausser mir - und der für Weintrinker die keine Vernatscherfahrung haben womöglich gar nicht als Wein durchgeht :lol: ... and what the hell is Propolis :lol:
Wie auch immer, für mich ein sehr schöner Wein, den ich, zumindest diesen Jahrgang, jedem ans Herz legen würde, der sich gerne mal auf vinophilem Neuland bewegt.
Grüsse

Ralf

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Karl Valentin
olifant
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Re: Südtirol - die Rotweine

Beitrag von olifant »

... gestern im Glas ...

Quirein 2009, Pranzegg (Martin Gojer) - Kampill (Bozen), Cuveé aus ca. 95-96% Lagrein, 4-5% weitere rote Sorten, im wesentlichen Barbera, Cabernet Franc, geringen Anteilen von Syrah, Petit Verdot, Tempranillo und anderen roten Sorten aus privaten Versuchsanbau; Lese und Ausbau im gemischten Satz.

dunkles leicht stumpfes Rubinrot mit purpur/violettem Einschlag, fast opaker Kern; duftige aber nicht übertriebene blau-schwarze fruchtig-würzige Nase (Schattenmorellen, Brombeeren, Blaubeeren ...), Unterholz, Erde, Kräuter, nasser Stein; am Gaumen kräftig, dicht gewoben, intensive vibrierende Frucht korrespondierend zur Nase, dennoch klar definiert, angenehm kräuterig-dreckig-erdige Würznoten, auch dezent mostig-hefig-schalige Nuancen (die mit Belüftung entschwinden), mineralische Anklänge, dichtes geschmeidiges Tannin zwischen leicht sandig und seidig, frische hervorragend integrierte Säure, würzige Frucht, spannungsreich, tief, mit ordentlich Trinkfluss; langer - sehr langer spannungsreicher und erfrischender Abgang auf Frucht/Tannin/Säure - 17,5+/20 op

Für mich ein einfach sau - g e i l e r Wein, man kann auch schweinelecker sagen ;) .
Das ist nicht besser oder schlechter als andere hochklassige Lagrein, aber Ansatz und Stil des Martin Gojer sind erfrischend anders als bisher in Südtirol gängige und seine Weine, wie dieser Lagrein, auch.
Es ist ein wenig so, als hätte er mit seinen roten Weinen neue Typen für Lagrein Kretzer (Jacob), Lagrein (Quirein), Vernatsch (Campill), kreiert - vllt. ein weniger ist mehr, aber trinkt sich dafür besser.
Grüsse

Ralf

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Re: Südtirol - die Rotweine

Beitrag von olifant »

... vor kurzem im Glas ...

Kalterersee Auslese 2013, Oberpreyhof (Markus Seppi) - Kaltern,

helles Mittelrot (- schon fast ein Rosé); Erdbeere, Himbeere, Mandeln; am Gaumen eher leichtgewichtig, durchscheinende Aromen korrespondierend zur Nase, wenig Ausdruck, weich, kein spürbares Tannin, wenig spürbare Säure, weinig, ohne Fehler, wenig Spannung, keine Tiefe; bestenfalls mittellanger Abgang auf Erdbeere und Mandelton, weich - 14/20 op

Auch die Variation der Trinktemperatur, mal kühler ca. 8°, mal wärmer ca. 16°, und alle Stufen dazwischen, konnte dem Wein keine besonderen Nuancen entlocken.
Im Gegensatz zum Chardonnay 2013 in gleicher Preisstufe, 7-8 €, ist dieser Vernatsch lediglich ein einfacher weicher Jausenwein. Da ist vorallem auch im Vergleich zu Mitbewerbern deutlich Luft nach oben - zwar ohne Fehler, aber auch ohne Anspruch. Vielleicht der Brot-Wein auf der "Brot und Butter - Skala" des Produzenten, bei uns auch im Rewe im Regal, und schmeckt auch leider so.
Bleiben in Vernatschbereich noch seine Weine Vernatsch und Grauvernatsch auf meiner todo-Liste. Mal schau'n ...
Grüsse

Ralf

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Re: Südtirol - die Rotweine

Beitrag von EThC »

2007er Blauburgunder Riserva, Weingut Stroblhof, Südtirol

Schöne Blauburgunder für meinen Geschmack zu finden, ist gar nicht so einfach, wie ich immer wieder feststelle, egal in welchem Land ich suche. Und Südtirol ist in der Regel mehr was für meine weiße Seite. Dieser hier hat mich jedoch aufgrund seiner Kombination von Kraft und Eleganz in den Bann gezogen. Eigentlich ein typischer Blau- respektive Spätburgunder mit den erwarteten Kirsch- und Brombeeraromen, die jedoch aufgrund der Reife schon etwas zugunsten der Sekundäraromen zurücktreten. Dazu noch schöne kräuterige Noten, etwas Kardamom, Lakritz und Vanille aus Holz und Reifung. Einer der besten Blauburgunder, die ich bis jetzt im Glas hatte.
Viele Grüße
Erich

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Re: Südtirol - die Rotweine

Beitrag von olifant »

Hallo EC,

Stroblhof Riserva ist ja nicht der schlechteste Vertreter Südtiroler Blauburgunder ;) . Zusammen mit Niedrist, Villa Nigra (Schwarzhaus Riserva) von der KG Schreckbichl und Montigl Riserva (KG Terlan) für mich einer der Besten Blauburgunder aus Eppaner und angrenzenden Lagen.
Grüsse

Ralf

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Re: Südtirol - die Rotweine

Beitrag von EThC »

Danke für den Hinweis! Ich habe mich in letzter Zeit, wenn ich da unten war, fast ausschließlich um die weißen Sorten der Winzer gekümmert und die roten meist links liegen lassen. Für die bin ich dann ein bißchen weiter in den Süden ins Teroldego-Land gefahren. Auf den Stroblhof bin ich eher durch Zufall gestoßen...
Viele Grüße
Erich

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Re: Südtirol - die Rotweine

Beitrag von olifant »

Der Stroblhof hat ja auch eine sehr gute Küche, oder? Falls du so nicht auf den Stroblhof gestossen bist ist's trotzdem eine Empfehlung.
Falls dir Blauburgunder aus der Kategorie 'Stroblhof Riserva' zusagen, dann gibt's auch noch ein paar entsprechende Tipps zum klassischen Anbaugebiet der östl. Talseite / Montan:
Gottardi (Achtung kein Direktverkauf, nur in Enoteken), Franz Haas in Montan (Schweitzer-Label, Direktverkauf - knappe Mengen beim Schweitzer), Hofstätter in Tramin (Riserva und St. Urbano, Direktverkauf - knappe Mengen beim St. Urbano).
Ansonsten wären da noch Hartmann Donà mit dem Blauburgunder Noir und der Cuveé Rouge aus Vernatsch/Lagrein/Blauburgunder recht interessant - der ist aber ein Sonderfall, da dessen Rebflächen von Meran bis Auer in Südtirol verteilt sind.
Grüsse

Ralf

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Re: Südtirol - die Rotweine

Beitrag von EThC »

Franz Haas ist schon ein guter Bekannter, aber auch da habe ich mich eher auf die Weißen gestürzt, zuletzt der "Manna". Ich werde die Empfehlungen bei meinem nächsten Südtirol-Aufenthalt gerne berücksichtigen!
Viele Grüße
Erich

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Re: Südtirol - die Rotweine

Beitrag von Mr. Nebbiolo »

Hallo Südtirol Freunde,

am Montag konnte ich auf einer Weinmesse Martin Gojer und dessen Weine kennen lernen, und da ja der Südtirol Experte Olifant die Weine schon öfter gelobt hat, musste ich die probieren.

Absolut recht gebe ich Olifant bei der Aussage, dass die Weine etwas "besonderes" sind und nicht gleich als das erkennbar, was sie sind (außer dem Lagrein). Bei dem Vernatsch (Campill) hätte ich auf viel getippt, nur nicht Vernatsch :oops: . Meine Vermutung, dass hier die erlaubte Lagreinzugabe etwas überschritten wurde, hat mit der Winzer wiederlegt ;) . Es war zwar ein frisch abgefüllter, also zu junger Wein, aber diese Art von Tannin war mir bisher bei Vernatsch fremd ;)

Alle probierten vier Weine waren in ihrer Art besonders und sehr interessant, wobei die Fassprobe eines SB, der für mich auch als alles erkennbar war, nur nicht als SB :o :shock: schon mehr als beeindruckend war. Den Wein gibt es allerdings auch noch nicht und es wird nur wenige Flaschen geben, also wohl nicht zu kaufen.

Der Winzer selbst ist einfach ein gei..r Typ und man musste sich schon etwas vordrängeln um die Scharen von Girlies und Grupies zur Seite zu drängen :lol:
Grüße

Klaus
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Re: Südtirol - die Rotweine

Beitrag von olifant »

Hallo Klaus,

der Gojer Martin ist einfach gut geerdet und von dem was er macht überzeugt. Ich schätze ihne daher sehr, auch seine unkomplizierte offene Art. Mit dem was er bietet muss er sich nicht anbiedern oder hausieren gehen, was ihm wohl auch nicht liegen würde.

Das Interesse an seinen Weinen nimmt, was wundert's, korrespondierend zu seiner Marktpräsenz stetig zu - was über kurz oder lang auch zu steigenden Preisen führen wird, da er zunehmend sehr früh ab Hof ausverkauft ist. Vielleicht gibt's aber noch so was wie einen kleinen Bonus für Kunden der ersten Stunde ;)

Der SB ist wirklich neu - mal schau'n.

p.s.: einen SB der anderen Art (Tipp: der 2012er) gibt's auch vom Ebnerhof / Urban Plattner, einem weiteren, noch jüngeren Überzeugungstäter - kann ich auch nur empfehlen.
Grüsse

Ralf

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