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Hallo Ralf,

ich glaube, dass ich Glück mit dem ersten Trinkfenster hatte. Ich kann mir gut vorstellen, dass der mit etwas mehr Reife komplexer wird. Ich musste unwillkürlich einen Vergleich mit einem MSR-Kabinett in Rot ziehen, wegen dieser Feinheit und Eleganz. Bei Alpina gibt es ja anscheinend noch 2007er. Würde mich schon reizen...

Viele Grüsse

Ralf

Ich habe den Chianti Classico San Giusto a Rentennano aus 2014 jetzt auch im Glas und kann Ralfs Notizen zum Geschmacksbild gut nachvollziehen. Aber im Gegensatz zu Ralf habe ich meine Schwierigkeiten mit diesem Wein:



Das eher "dünne" Erscheinungsbild in Kombination mit der ausgeprägten Säure gefällt mir einfach nicht so richtig. Das, was ich bei einem Moselkabinett mag, bereitet mir bei einem Rotwein merkwürdigerweise Schwierigkeiten - ich fürchte, dass ich für den Chianti als solchen zeitlebens verloren bin. Für 16 Euro kaufe ich mir viel lieber bei Torsten einen Priorato, oder ich gebe, wenn es mir nach einem feingliedrigen Rotwein zumute ist, noch weniger Geld aus und greife zu einem Spätburgunder von Jakob Sebastian oder Sermann-Kreuzberg.

Damit man mich nicht falsch versteht: Ich halte den Chianti Classico San Giusto a Rentennano keineswegs für einen objektiv schwachen Wein! Die Flasche wird auch durchaus leer werden, aber größere Freude kommt bei mir nun mal nicht auf....

Herzliche Grüße

Bernd

Bernd Schulz hat geschrieben:...
Das eher "dünne" Erscheinungsbild in Kombination mit der ausgeprägten Säure gefällt mir einfach nicht so richtig. Das, was ich bei einem Moselkabinett mag, bereitet mir bei einem Rotwein merkwürdigerweise Schwierigkeiten - ...
Damit man mich nicht falsch versteht: Ich halte den Chianti Classico San Giusto a Rentennano keineswegs für einen objektiv schwachen Wein! Die Flasche wird auch durchaus leer werden, aber größere Freude kommt bei mir nun mal nicht auf....

Der Moselvergleich ist wohl gar nicht so unpassend, gerade in der Toskana können die Jahrgangsschwankungen, sofern diese zugelassen und nicht im Keller glattgebügelt werden, erheblich sein - und somit auch die jeweiligen Weine.
Fast noch extremer waren jedoch die Wechsel der Ausbaumoden in den '90er und '00er, wo man sich gar nicht sicher sein konnte, was der gleiche Produzent von Jahr zu Jahr auf die Flaschen brachte. Inzwischen scheint sich dies aber beruhigt zu haben und die Ausbaurichtungen der jeweiligen Güter in sich konsistenter zu sein, so zumindest mein subjektiver Eindruck. Bei den normalen CCL geht der Trend doch wohl eher zum Ausbau im grossen Fass / Zement / Edelstahl, jeweils mit und/oder dazwischen - was dem Wein m.E. ganz gut steht.
Na ja, die minimalinvasiven Naturweine werden wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen ....

@ Bernd
Chianti Classico, in einer eher traditionellen Ausprägung wird sicher nie everybodys darling werden und mag das wohl auch nicht sein. Ist mir aber lieber als stark modernisierte Varianten die jahrgangsunabhängig "immer gleich" schmecken und ihre Herkunft zwar nicht unbedingt verleugnen, aber unter ein eher internationales Geschmacksmäntelchen stecken. Wobei man dies eventuell auch ein bisschen je nach Unterregion relativieren muss, zumal mir die auch gut strukturierte Exemplare, bspw. von Nittardi, durchaus zusagen. Vielleicht kommt dir mal irgendwann ein 10-jähriges Exemplar ohne internationale Beimengung und ohne Barrique ins Glas, dazu eine deftige Pasta mit Hase oder Wildschwein, oder ein Täubchen mit Steinpilzpolenta, wer weis? Btw. CCL ist zumeist kein Solist, sondern Essensbegleiter.
Ist aber auch in Ordnung, wenn CCL und du keine Freunde mehr werden sollten - ich habe schliesslich auch meine grundsätzlichen Probleme mit deutschem Riesling und kann ganz gut damit leben.

@ Ralf
Mit dem ersten Trinkfenster hast du wohl durchaus recht, recht viel jünger geht wohl kaum ...
Der '07er ist m.M. wohl der strukturierteste, extrakt- und tanninreichste Jahrgang der 00er-Jahre, evtl. mit etwas wenig Säure. Jung haben die mir so gar nicht wirklich gefallen wollen. Inzwischen sind da oftmals richtig gute Sachen draus geworden, sofern die Säure präsent ist. Bei San Giusto dürfte die durchaus passen.

Hallo Bernd,

das ist schon lustig, jetzt kennen wir uns schon über 12 Jahre und haben uns durch dick und dünn getrunken.. bei diesem Chianti hätte ich Geld verwettet, dass er dir gefällt ( ach so, ich wette ja gar nicht ), schön, dass nicht alles berechenbar ist..

Hallo Ralf,

danke für deine Ratschläge zum 2007er, der hat mit 14,5 % Alkohol aber auch ordentlich Wums, ist wahrscheinlich eher ein kleiner Percarlo..

Gruß

Ralf

... gestern im Glas ...

Coltassala 2004 Chianti Classico Riserva, Volpaia - Radda in Chianti

dunkles transparentes Rubinrot mit kleinem Wasserrand; erdige Kirsch- und Waldhimbeerfrucht, heller Tabak und grobes Leder, etwas Kamin, etwas getrocknete Kräuter; am Gaumen mittelgewichtig aber intensiv, gereifte erdig-kräuterige Kirsch- und Waldfruchtaromatik, auch getrocknete Früchte, heller Tabak, kalter Kamin und etwas Zigarrenkiste, griffiges etwas rustikales leicht trockenes Tannin, stimmige toskanische Säuredosis, gewisse Komplexität ohne sich ganz zu öffnen, herzhaft, Essensbegleiter; langer leicht rauchig-rustikaler erdiger trockener Abgang mit gewisser Frucht, Rauch- und Tabaknoten 17-17,5/20 op

Ich bin nicht so der Riservatyp, dennoch sehe ich diesen Wein als eine durchaus authentisch regional-rustikale Riservainterpretation, die mir durchaus Spass bereitet. Dies jedoch nicht aufgrund von Feinheit, Eleganz oder Finesse, sondern ob deren Abwesenheit
Authentische rustikale Riserva, mit etwas zuviel Rauchaspekten und durchaus noch gewissem Potential. Jetzt zu deftigen Wildschweingerichten.

vanvelsen hat geschrieben:Liebes Forum.

und weil mir es das Chianti vor kurzem grad sehr angetan hat, hier noch ein Bericht über das Castello di Querceto.
http://www.vvwine.ch/2016/05/castello-d ... e-aus.html
Das Weingut produziert sehr gute Qualitäten zu überschaubaren Preisen (von den Top-IGTs mal abgesehen, welche teuer sind).

Wer im Chianti nächtigen will, kann zudem auf Querceto resp. den Gästehäusern zu fairem Kurs übernachten.

Gruss,

Adrian

Die von Adrian in seinem Blog beschriebene Querceto Chianti Classico Riserva (2012) gibt es übrigens momentan bei Norma(!) Online für 52€ + 5€ Versand = 57€ pro 6er Karton. 9,50€ pro Flasche, das ist kein schlechter Preis.

https://www.norma24.de/weine-und-spirit ... tis?c=2036

Habe den 2013er, 12er und 10er Jahrgang jeweils mal im Glas gehabt, da es ihn im hiesigen Kaufland immer mal wieder für 9,90€ im Angebot gab (dauerhaft im Sortiment für 13-14€). Die Weine waren aber immer noch recht jung, ich werde jetzt mal den 2012er weglegen.

Die Weine des Weingut scheinen in Deutschland also öfters mal über Supermärkte vertrieben zu werden. Die Annata gibt's momentan für 8€ bei Rewe. Interessant auch diese Links.

http://www.cellartracker.com/list.asp?f ... e005ddd650

https://www.discounter-archiv.de/2009-C ... 014981.php

Zusammen mit dem Önologen Giovanni Cappelli hat Dr. Alessandro François vom Spitzenweingut Castello di Querceto die harmonische, charakteristische Cuvée dieser Chianti Classico Riserva 2009 sorgsam komponiert.

Es gab folglich wohl mal eine Riserva "von Querceto" bei Aldi. Ist natürlich nicht nachzuvollziehen, ob dieser Wein etwas mit der "normalen" Riserva des Weinguts zu tun hatte. Würde bei dem (damaligen) Preis von 5€ schon etwas überraschen. Andererseits scheint den beiden o.g. der Wein zumindest mal nicht peinlich zu sein. Dann wiederum ist das bei Fritz Keller und seiner Aldi-Serie ja auch nicht der Fall ...

So, nachdem der Wein bereits von Ralf und Bernd ...

Ralf Gundlach hat geschrieben:Ich habe bis jetzt so ziemlich gar keine Berührungspunkte mit Chiantis gehabt, aber den, den ich im Glas habe gefällt mir: 2014 Chianti Classico San Giusto a Rentennano,... , schöne Nase nach Kirschen, am Gaumen zeigt dieser Chianti eine ganz feine Frucht
(Sauerkirschen, etwas Himbeere), dezente Zedernholznote, hat auch durchaus einen mineralischen Charakter, mittlerer Körper, sehr elegant, ein feiner, nobler Wein, im Abgang spürt man die Jugendlichkeit durch die vorhandenen, aber feinkörnigen Tannine, aber er macht jetzt schon sehr viel Spaß, 89 Punkte,...

Bernd Schulz hat geschrieben:Ich habe den Chianti Classico San Giusto a Rentennano aus 2014 jetzt auch im Glas und kann Ralfs Notizen zum Geschmacksbild gut nachvollziehen. Aber im Gegensatz zu Ralf habe ich meine Schwierigkeiten mit diesem Wein:

Das eher "dünne" Erscheinungsbild in Kombination mit der ausgeprägten Säure gefällt mir einfach nicht so richtig. Das, was ich bei einem Moselkabinett mag, bereitet mir bei einem Rotwein merkwürdigerweise Schwierigkeiten - ich fürchte, dass ich für den Chianti als solchen zeitlebens verloren bin. Für 16 Euro kaufe ich mir viel lieber bei Torsten einen Priorato,...
Damit man mich nicht falsch versteht: Ich halte den Chianti Classico San Giusto a Rentennano keineswegs für einen objektiv schwachen Wein! Die Flasche wird auch durchaus leer werden, aber größere Freude kommt bei mir nun mal nicht auf....

... besprochen wurde, habe ich mir diesen aus Interesse auch besorgt und natürlich auch getrunken.

Chianti Classico 2014, San Giusto a Rentennano - Gaiole in Chianti, Bio-zertifiziert

dunkles Mittelrot mit leicht rubinrotem Einschlag; Sauerkirsche, Holunder, gewisse Fruchtwürze; am Gaumen Mittelgewichtig, junge, saftige, klare, feine, leicht würzige Frucht korrespondierend zur Nase (Sauerkirsche, Holunder), gewisse mineralische Anklänge, 'ganz weit hinten' leichter Holzfasstouch, sangiovese-typische, feinsandige rau-pfeffrige Tannine, schöne zupackende Säure, noch nicht ganz in der Balance, sehr jung, schöne Anlagen, fehlt noch Komplexität und Tiefe; mittellanger-bis langer Abgang auf Frucht / Tannin, animierender Säurezug - 16+/20 op

Noch sehr junger, aber durchaus feiner Wein, der mit Reife, da bin ich mir sehr sicher, eine sehr schöne elegante von typischer unverstellter Frucht und Säure getragene Stilistik entwickeln wird, wobei auch Komplexität uind Tiefe deutlich zunehmen. Auch die Tannine zeigen schöne Anlagen im Gesamtpaket. Als Aussicht gebe ich mal 16,5 - 17/ 20 op, wird eine feine CCl Annata, bei der man dann später von 'burgundischer Art' sprechen kann, auch wenn's das 'nicht wirklich' sein wird.
Je nach Gusto ist das schon jetzt schön stimmig zu deftiger Pasta mit tomatendominierten Hackfleisch-Sugos aller Art, mit ein paar Jahren Reife, würde mal mind. 4 bis max. 8 Jahre schätzen, wird wohl das beste Trinkfenster sein, und dann mit entsprechend feineren Sachen harmonieren.

@Ralf: Heb' dir ein paar Flaschen auf, damit du weist, was da mal draus wird, da Chianti für dich noch Neuland ist.
@Bernd: Ich denke einfach, für dich deutlich zu jung, trink eine Flasche zusammen mit Ralf in 4 -6 Jahren und schau was draus geworden ist

Holzfass hat geschrieben:...

Die von Adrian in seinem Blog beschriebene Querceto Chianti Classico Riserva (2012) gibt es übrigens momentan bei Norma(!) Online für 52€ + 5€ Versand = 57€ pro 6er Karton. 9,50€ pro Flasche, das ist kein schlechter Preis.
...
Die Weine des Weingut scheinen in Deutschland also öfters mal über Supermärkte vertrieben zu werden. Die Annata gibt's momentan für 8€ bei Rewe. Interessant auch diese Links.
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Hallo Thomas,

hab deinen Post gerade erst entdeckt.

Die Chianti Classico / Riserva von Castello di Querceto, Annata und Riserva, gibt es schon ewig bei Edeka (Standardsortiment) und jetzt auch bei Rewe, sowie kürzlich bei Norma-online. Es ist schließlich kein kleiner Betrieb der die entsprechende Mengen auch im Markt verteilen muss, von daher sind die Vertriebswege nicht weiter verwunderlich.

Die zugegebener maßen geringfügige Crux mit diesem Betrieb ist, dass auch innerhalb eines Jahrgangs produktionsbedingt mehrere Abfüllungen mit nicht ganz identen Geschmacksbild vertrieben werden. Die rel. günstigen Preise resultieren letzlich nicht aus mangelnder Qualität, sondern aus vorhandener Masse und Möglichkeit. (Rote aus eigenen Weinbergen knapp über 1/2 Mio Fl., davon bspw. 120.000 Riserva und 300.000 Flaschen Annata; dazu kommen wohl nochmal so viele rot und weiß befüllte Flaschen aus zugekauften Trauben und Vertragsanbau ausserhalb des Chianti Classico.) Fein sind die besonderen Lagenweine und Selektionen, was sich dann auch im Preis widerspiegelt.

Wenn einem die (rel. moderne) Stilistik liegt, kann man im Prinzip nichts verkehrt machen. Mein (persönlicher) Fall sind weder die Annata, noch die Riserva, obwohl ich bei den kürzlich aufgerufenen Preisen doch ein wenig 'gezuckt' habe
Ich selbst freue mich schon mal auf eine Doppelmag Cignale aus 1995, hoffentlich vom Rindenteufel verschont, welche im kommenden Jahr ihr Leben lassen wird.

Empfehlung

2013 Fontodi Chianti Classico

https://www.superiore.de/

Ich bin ein großer Chianti-Fan, vorzugsweise old-school Chianti. Der Chianti von Giovanni Manetti war in der Vergangenheit immer gut, ABER auch ein Tick zu modern für meinen Geschmack. Der 2013er ist definitiv große Klasse und gehört für mich zu den Besten der letzten Jahre aus dem Hause Fontodi.

Ungemein frisch und geschliffen. Weniger Holz und die Frucht ist nicht so üppig wie sonst. Rote, schwarze Früchte, Gewürze, Sangiovese-typische Säure und Graphit. Ich weiß nicht ob wir hier einen Stilistik-Wechsel haben oder der kühle Jahrgang dafür verantwortlich ist. Egal, das Zeug ist echt gut und hat 92 Punkte von A. Galloni erhalten. Mann oh Mann, wie gut müssen dann erst die Top-Weine sein?!

91/100

BerlinKitchen hat geschrieben:...Weniger Holz und die Frucht ist nicht so üppig wie sonst. ...Ich weiß nicht ob wir hier einen Stilistik-Wechsel haben oder der kühle Jahrgang dafür verantwortlich ist.

Das der Jahrgang 2013 hierfür verantwortlich ist? Eher kühl war der wohl nicht, sondern durch einen langen Winter und ein feuchtes Frühjahr verzögert. Eine Hitzewelle ab Mitte Juli bis Mitte August, anschließend Regenspende und ein (sehr) warmer September war für den Chianti ein eher optimaler Wetterverlauf, bezogen auf den Hochsommer eher heiss.

Fontodi wäre nicht der Einzige, der sich auf eine weniger extrahierte, kühlere und weniger holzlastige Stilistik besinnt. San Giusto a Renntennano den ich aktuell, zwar 2014, im Glas hatte, hat sich da bspw. aktuell auch verändert - mehr Frische, weniger Holz. Möglicherweise ein Trend und eine Besinnung auf das, was Sangiovese der Toskana ausmacht, eine Abgrenzung von internationaler Moderne? Man wird sehen.

Aber es gibt schließlich auch noch Fonterutoli, Antinori und viele andere die einen modernen, vielleicht auch massenkompatibleren Stil bevorzugen.