J.J. Prüm
-
- Beiträge: 4839
- Registriert: Sa 10. Mär 2012, 21:47
- Wohnort: Berlin
Re: J.J. Prüm
Es scheint mir an der Zeit, mal wieder einzuwerfen, daß "Sponti(sic!)noten" eine Urban Legend sind. 
Besten Gruß, Karsten
Re: J.J. Prüm
nach meiner Erinnerung hat aber niemand sonst den Böckser-Verdacht gehabt. Ich habe leider so gut wie keine Erfahrung mit JJ.Prüm, trotz guter Vorsätze, da das Gut allseits überschwänglich gelobt wurde. Mit klassischen Riesling-Stinkern habe ich aber nie Probleme gehabt und empfand sie eher als Gütezeichen. Im oben von mir erwähnten Beispiel glaubte ich, es müsse sich wegen der besonderen Art und Hartnäckigkeit der Penetranz tatsächlich um einen Böckser handeln. Denn die „Stinker“ sind, wie soll ich sagen, noch irgendwie organisch mit dem Wein verbunden, ein Teil von ihm, und nicht wie ein rübergekipptes faules Ei. Nora hat ihr Erlebnis ja sofort anders eingeordnet.Bernd Schulz hat geschrieben: ↑Mo 2. Sep 2024, 19:25Verkoster, die häufig mit derartigen Spontinoten zu tun haben (an der Mosel ist Prüm ja bei weitem nicht der einzige Betrieb, der entsprechende Weine produziert), nehmen diese vermutlich als völlig normal wahr.Nora hat geschrieben: ↑Mo 2. Sep 2024, 09:52 Was mir dagegen nicht so klar ist, warum diese Spontinoten, gerade wenn sie so deutlich sind und den Wein beherrschen, von professionellen Weinkritikern so wenig an- und bemerkt werden. Bei Wine Enthusiast gibt es gar keine Erwähnung und Mosel Fine Wines spricht von einer leicht reduktiven, aber dennoch schönen rauchigen Nase; zumindest Anne Krebiehl von vinous erwähnt die rauchige, funky Reduktion, die aber die lebhaften Zitrusnoten, die durchbrechen, kaum trüben kann. Nun ja…
Ich erinnere mich noch gut an eine Verkostung, die anno 2005 in Hamburg stattgefunden hat (Kle war auch anwesend). Ich hatte ein Flasche Spätlese von Martin Müllen mitgebracht, und nach dem ersten Schnuppern rief einer (es war Michael Q.) sofort in die Runde: "Der hat einen Böckser!" Was jemand, der damals mit Moselrieslingen nicht so viel Erfahrung hatte, als fehlerhaften Böckser empfand, war für mich ein von exzellenten Möselchen bestens gewohnter Geruch - ich selber wäre im Vorfeld nicht auf die Idee gekommen, dass sich mancher daran stören könnte.....![]()
Oder anders gesagt: Der "dezente Stinker", den du als Problem empfindest, würde mich wahrscheinlich genauso wenig irritieren wie die Herren Fisch und Rayer.
Herzliche Grüße
Bernd
Gruß, Kle
Das Schema der Wirklichkeit ist das Dasein in einer bestimmten Zeit
Immanuel Kant, Elementarlehre
Immanuel Kant, Elementarlehre
-
- Beiträge: 7147
- Registriert: Sa 11. Dez 2010, 23:55
- Kontaktdaten:
Re: J.J. Prüm
Dito. Probleme habe ich eher mit glattnasigen Reinzuchtis, aber ich fürchte, dass ich mich wiederhole....

Sehr gut formuliert: Die "Verbundenheit mit dem Wein" stellt sicher einen wesentlichen Faktor dar. Dennoch glaube ich, dass die Grenze dessen, was im Geruch als angenehm/spannend oder als störend empfunden wird, subjektiv fließend ist und oft mit Gewohnheit zu tun hat. Das, was der eine als reizerhöhend empfindet, ist für den anderen schon ein Weinfehler.Kle hat geschrieben: ↑Mo 2. Sep 2024, 20:14 Im oben von mir erwähnten Beispiel glaubte ich, es müsse sich wegen der besonderen Art und Hartnäckigkeit der Penetranz tatsächlich um einen Böckser handeln. Denn die „Stinker“ sind, wie soll ich sagen, noch irgendwie organisch mit dem Wein verbunden, ein Teil von ihm, und nicht wie ein rübergekipptes faules Ei.
Es handelt sich fraglos um einen Betrieb, der seit Jahrzehnten im M-S-R-Gebiet ganz weit oben mitspielt. Zum Glück habe ich vor längerer Zeit, als die Preise noch nicht so abgehoben waren (Fritz Haag ist im Vergleich deutlich günstiger geblieben!) eine Menge Spät- und Auslesen gekauft. Davon kann ich noch ein paar Jahre zehren, während die aktuellen Jahrgänge für mich schlicht und einfach zu teuer geworden sind.
Herzliche Grüße
Bernd
Re: J.J. Prüm
Das sehe ich auch so Bernd, kein Widerspruch von mir.Bernd Schulz hat geschrieben: ↑Mo 2. Sep 2024, 20:37 Dennoch glaube ich, dass die Grenze dessen, was im Geruch als angenehm/spannend oder als störend empfunden wird, subjektiv fließend ist und oft mit Gewohnheit zu tun hat. Das, was der eine als reizerhöhend empfindet, ist für den anderen schon ein Weinfehler.
Herzliche Grüße
Bernd
Aber auch wenn die Noten für den (professionellen) Verkoster wenig irritierend sind bzw. er sie als reizerhöhend empfindet, sollten sie trotzdem in seiner Notiz ausreichend deutlich erscheinen. Ich wundere mich halt einfach oft und nicht nur bei diesem Wein, dass ich die entsprechenden Anmerkungen nicht finden kann. Oder ich habe eine zu empfindliche Nase

VG, Nora
-
- Beiträge: 7147
- Registriert: Sa 11. Dez 2010, 23:55
- Kontaktdaten:
Re: J.J. Prüm
Bei unserem gestrigen Treffen kamen die meisten Weine aus Ralfs Keller.
Aber immerhin konnte ich diese nicht ganz üble Auslese einbringen:

Die Langlebigkeit der Prümschen Weine ist ja legendär, aber auch sie hat ihre Grenzen. Besser wird eine solche Auslese nach über 20 Jahren sicher nicht mehr; denjenigen, die dergleichen noch im Keller habe würde ich zum Trinken innerhalb der nächsten Zeit (Hektik ist allerdings auch nicht geboten) raten.
Eine zuvor entkorkte 1990er Schmitt-Wagner-Auslese aus meinen Beständen war übrigens trotz eines unfallfrei aus der Flasche gehenden Korkens völlig hinüber. So etwas ist dann doch einfach sehr schade...
Herzliche Grüße
Bernd


Die Langlebigkeit der Prümschen Weine ist ja legendär, aber auch sie hat ihre Grenzen. Besser wird eine solche Auslese nach über 20 Jahren sicher nicht mehr; denjenigen, die dergleichen noch im Keller habe würde ich zum Trinken innerhalb der nächsten Zeit (Hektik ist allerdings auch nicht geboten) raten.
Eine zuvor entkorkte 1990er Schmitt-Wagner-Auslese aus meinen Beständen war übrigens trotz eines unfallfrei aus der Flasche gehenden Korkens völlig hinüber. So etwas ist dann doch einfach sehr schade...
Herzliche Grüße
Bernd
- Schönibert
- Beiträge: 260
- Registriert: Di 7. Dez 2010, 11:28
- Wohnort: Frankfurt am Main
Re: J.J. Prüm
J. J. Prüm Riesling Kabinett 2011
Erste Nase für einen Nichtmoselaner wie mich etwas irritierend, befremdlich und gleichzeitig sehr interessant. Unterschwellig schwefelig. Hab ich vielleicht aber auch nur irgendwo gelesen und bild es mir ein. Kommt an der Luft aber schnell gut zusammen und hat herrliche ätherische, in Honig eingebettete Noten, ohne dabei im geringsten alt zu sein. Flasche wurde durchgehend gut gelagert, seinerzeit frisch gekauft, für 15 Euro. Das hat sich gelohnt.
Erste Nase für einen Nichtmoselaner wie mich etwas irritierend, befremdlich und gleichzeitig sehr interessant. Unterschwellig schwefelig. Hab ich vielleicht aber auch nur irgendwo gelesen und bild es mir ein. Kommt an der Luft aber schnell gut zusammen und hat herrliche ätherische, in Honig eingebettete Noten, ohne dabei im geringsten alt zu sein. Flasche wurde durchgehend gut gelagert, seinerzeit frisch gekauft, für 15 Euro. Das hat sich gelohnt.
Viele Grüße,
Euer Schöni
Euer Schöni
-
- Beiträge: 4839
- Registriert: Sa 10. Mär 2012, 21:47
- Wohnort: Berlin
Re: J.J. Prüm
Von hier kopiert:
Beifang letztens:
Joh. Jos. Prüm, Wehlener Sonnenuhr Kabinett 2023 (8,5 %)
Wie ihr wißt, bin ich nicht gerade auf dem Restsüßtrip, was mich aber nicht davon abhält, gelegentlich die Fühler auszustrecken. Von Prüm höre ich natürlich schon seit "Ewigkeiten", aber ich könnte nicht beschwören, jemals 'was im Glas gehabt zu haben.
Die Robe ist nahezu farblos; "Altweiß" kommt mir in den Sinn.
Die Nase schafft das Kunststück, gleichzeitig zart und filigran, aber dennoch auch irgendwie voluminös zu sein. Die Frucht ist klar auf der weißen Seite, dabei aber komplex: Birne und weißer Pfirsich dominieren, geben aber nicht das ganze Bild ab. Hinzu kommt eine recht dezente Schiefernote und eine feine grünbättrige Note, die mit "Minze" (wie bei zahlreichen Notizen im Netz) nicht ganz treffend beschrieben ist, aber eine bessere Assoziation kann ich auch nicht anbieten.
Auch am Gaumen finde ich diese verblüffende Dichotomie von einerseits zartem Ausdruck, andererseits aber auch einem gewissen (leichten) Druck und Volumen. Die Säure ist frisch, aber mild, die Süße präsent, aber nicht aufdringlich. (Eine Zahl für den Restzucker wäre ebenso interessant wie irrelevant.)
Im Abgang verbinden sich nun geringfügig deutlicherer Schiefer mit der weißen Frucht und einer neu hinzukommenden zarten Waldmeisternote. Bei aller Delikatesse hallt das Ensemble ziemlich lange nach.
Ich habe natürlich schon mitbekommen, daß Prüm ganz, ganz oben in der Moselrieslingsüßliga mitspielt. Allein, mir fehlte bisher die Erfahrung, und ehrlich gesagt auch die Imagination - aber ich kann mich nicht erinnern, einen Kabi im Glas gehabt zu haben, bei dem mir so wenig fehlte. Ja, das wird vermutlich nicht meine Primärbeute, und mir fällt auch nichts ein, womit ich diesen Wein paaren würde: Solo scheint mir angezeigt. Aber das leistet er ganz ausgezeichnet!
Beifang letztens:
Joh. Jos. Prüm, Wehlener Sonnenuhr Kabinett 2023 (8,5 %)
Wie ihr wißt, bin ich nicht gerade auf dem Restsüßtrip, was mich aber nicht davon abhält, gelegentlich die Fühler auszustrecken. Von Prüm höre ich natürlich schon seit "Ewigkeiten", aber ich könnte nicht beschwören, jemals 'was im Glas gehabt zu haben.
Die Robe ist nahezu farblos; "Altweiß" kommt mir in den Sinn.
Die Nase schafft das Kunststück, gleichzeitig zart und filigran, aber dennoch auch irgendwie voluminös zu sein. Die Frucht ist klar auf der weißen Seite, dabei aber komplex: Birne und weißer Pfirsich dominieren, geben aber nicht das ganze Bild ab. Hinzu kommt eine recht dezente Schiefernote und eine feine grünbättrige Note, die mit "Minze" (wie bei zahlreichen Notizen im Netz) nicht ganz treffend beschrieben ist, aber eine bessere Assoziation kann ich auch nicht anbieten.
Auch am Gaumen finde ich diese verblüffende Dichotomie von einerseits zartem Ausdruck, andererseits aber auch einem gewissen (leichten) Druck und Volumen. Die Säure ist frisch, aber mild, die Süße präsent, aber nicht aufdringlich. (Eine Zahl für den Restzucker wäre ebenso interessant wie irrelevant.)
Im Abgang verbinden sich nun geringfügig deutlicherer Schiefer mit der weißen Frucht und einer neu hinzukommenden zarten Waldmeisternote. Bei aller Delikatesse hallt das Ensemble ziemlich lange nach.
Ich habe natürlich schon mitbekommen, daß Prüm ganz, ganz oben in der Moselrieslingsüßliga mitspielt. Allein, mir fehlte bisher die Erfahrung, und ehrlich gesagt auch die Imagination - aber ich kann mich nicht erinnern, einen Kabi im Glas gehabt zu haben, bei dem mir so wenig fehlte. Ja, das wird vermutlich nicht meine Primärbeute, und mir fällt auch nichts ein, womit ich diesen Wein paaren würde: Solo scheint mir angezeigt. Aber das leistet er ganz ausgezeichnet!
Besten Gruß, Karsten