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Re: Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

Verfasst: Sa 4. Jan 2014, 14:30
von C9dP
der Vergleich mit einem Aldi-Dornfelder ist schon brutal :evil: , da ist mir der Edeka auch deutlich lieber als Deutschlands No.1 Discounter, bei uns im Edeka gibt es da definitiv Gescheiteres als im "Einheitsaldisüdsud"
Warum ist der brutal? Es ist doch genau die Zielgruppe, die angesprochen werden soll. Zumal das Ding bei uns auch in den größeren Märkten wie Marktkauf steht. Da soll doch der Ottonormalverbraucher in der Weihnachtszeit animiert werden mal den ganz besonderen Tropfen zu kaufen. Und woran erkennt man den als totaler Laie?
1.) Die Flasche samt Präsentation sieht teuer aus. Kostenfaktor 1
2.) Weinmagier Rolland hat ihn gemacht. Kennt man zwar nicht, aber die Werbung erklärt es ja. Kostenfaktor 2
3.) Die Weingegend ist die beste der Welt. Kostenfaktor (oder besser Margenfaktor) 3

Was ist das Ergebnis?

1.) Der Inhalt ist nach Abzug der Kosten auch nicht viel teurer beim Wein vom Discounter für 3-4,- Euro.
2.) Die Käufer der Zielgruppe sind enttäuscht, da ich bei mir im Bekanntenkreis keinen Gelegenheitsdurchschnittsweintrinker kenne, dem die ruppigen Tannine schmecken. Da zählt eher die wirkliche Fruchtigkeit wie eben beim Dornfelder oder auch einem Shiraz aus Australien.
3.) Die "Experten" erzählen den Durchschnittsweintrinkern, dass sie den Wein nicht verstehen und uns, dass wir nicht Zielgruppe sind und zu versnobt sind, um den Durchschnittsweintrinker zu verstehen. Was ein Quark!

Für mich ist das einfach der Versuch, die Plörre, die sich aus den miesen Trauben des Jahrgangs im Bordelais nunmalnur herstellen lies für teures Geld an den Mann / die Frau zu bringen. Und da hat man sich mit geschicktem Marketing die leichtesten Opfer gesucht.

Re: Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

Verfasst: Sa 4. Jan 2014, 15:36
von sociando
angenommen, man möchte als otto normalverbraucher mal nach dem wein googeln um sich unabhängige urteile über die qualität und das plv zu holen. hier nochmal meinungen zu dem wein die man findet, wenn man als otto normalverbraucher nach "edeka bordeaux rolland" googeln würde und nur auf die ersten hits ausser von edeka selbst bzw. "offizielle pressemitteilungen" wie in presseportal.de achtet (ja susa, google-ergebnisse mögen nicht bei jedem anschluss die gleichen sein - aber jeder kann das ja selbst nachstellen - ich hab das mit verschiedenen anschlüssen gemacht)

1) bei mir findet sich dazu ein blog namens culiarypixel
http://www.culinarypixel.de/bordeaux-mi ... and-edeka/

mit der finalen aussage:

"Fazit: Wein schmeckt, passt zum Festtagsessen, Flasche macht auch was her. Am besten noch vor Weihnachten ein Fläschchen probieren, und dann wahrscheinlich zum Festtagsbraten einschenken."


2) es findet sich der captain
http://www.captaincork.com/Weinleute/mi ... empfehlung

hier eine zurückhaltendere haltung - wobei bei mir (in kenntnis der performance des weins hier im forum) schon der eindruck ensteht, dass das positive betont wird bzw. ein gefälliger ton angesetzt wird (vor dieser vkn wird ein interview mit michel rolland wiedergegeben):

"Am Gaumen primär stoffige Frucht, weiche Tannine, abgeschliffene Säure. Trotz der Fruchtdominanz nicht zu breiter Körper, guter Trinkfluss. Staubtrocken im Finish. Könnte sogar noch ein paar Jährchen liegen. Natürlich wirkt dieser Wein gemacht und standardisiert. Wir reden hier aber über acht Euro. Ich habe schon deutlich Schlechteres für deutlich mehr Geld getrunken und hier erhält man einen soliden und ansprechenden Tischwein, wie es ihn keinem vergleichbaren Sortiment des LEH zu diesem Preis zu erwerben gibt. Rolland liefert, was zu erwarten war."

3) dann noch vom weinreporter
http://weinreporter.net/degustation/2012-m-rolland/

auch hier habe ich persönlich das gefühl (mag einbildung sein), dass der wein wohl nicht wirklich geschmeckt hat und dass es einiges an schreibkunst bedufte, das in der vkn zu umfahren (was auch elegant gelingt, wie ich finde).

"Dichtes, fast schon schwarzes rubinviolett. Nase mit dunkler Beerenfrucht etwas mit würzigen Toastnoten unterlegt, frisch, betont primärfruchtig. Am Gaumen gute Struktur mit samtigen Tanninen, frische Säure, etwas Kakao und Schokolade im Abgang – hat also alles, was so ein Wein haben sollte. Jetzt gut zu trinken, kann aber sicher auch fünf, sechs Jahre reifen. Guter Essenbegleiter, passend zu typischen Bordelaiser Fleischgerichten wie Entrecôte, Petit salé, Brochette coeur de canard."

4) dann ein blog namens weinspion
http://www.weinspion.de/2013/11/2012-bo ... mond-huet/

hier wieder eine, aus meiner sicht zumindest, positive bewertung wie sie auch auf einem werbeprospekt stehen könnte:

"Der 2012er Bordeaux von Michel Rolland, übrigens exklusiv bei EDEKA, bietet wirklich viel Abwechslung fürs Geld. Kein Wein für die Ewigkeit, eher für das nächste Grill-Event. Nächstes Jahr. OK, abgrillen im Winter geht eh, aber zum Angrillen nächsten Frühling könnte er noch eine Spur “reifer” sein. Quod erat demonstrandum."

5) dann noch die weinkenner seite von herrn priewe (hierzu schrieb ja herr priewe selbst hier im thread daher zitiere ich hier nicht)

6) ein weinblog namens weinbeobachter
http://weinbeobachter.com/2013/bordeaux-bei-edeka/

"Zusammengefasst: Preis okay, Qualität okay. Vielleicht sind 3 Flaschen eine gute Wahl: Eine sofort trinken, die zweite in 2,3 Jahren, die dritte in 5,6 Jahren – und dann mit einem kleinen Cru aus dem Bordeaux vergleichen. Könnte spannend sein."

7) und natürlich dieser thread hier im forum (wobei ich als otto normalverbraucher jetzt vielleicht keine zeit und lust hätte mich durch 27 seiten zu lesen)

Re: Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

Verfasst: Sa 4. Jan 2014, 15:51
von sociando
mein fazit der suche: ich als otto normalverbraucher, der auf aussagen abseits von edeka selbst und pressemitteilungen baut, wäre schon animiert, guten gewissens und mit "vorfreude" diesen wein zu kaufen (es sei denn, ich hätte mir diesen thread hier 10 minuten lang oder so durchgelesen - aber ich wollte mir ja nur kurz einen eindruck verschaffen).

Re: Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

Verfasst: Sa 4. Jan 2014, 15:56
von dyingromeo
Hallo zusammen,

Ich habe mal gerade nachgeschaut, keiner von den, sich hier soooo weit aus dem Fenster lehnenden, Verkostern -die alle samt überspitzt ausgedrückt schreien, der Wein ist "Dreck"- hat dem Wein unter 81/100 Punkten gegeben (eher 83-85/100).
Nur mal so: 80-89/100 Punkten = überdurchschnittlich bis sehr gut! :o :lol:

Somit haben also quasi ALLE Verkoster hier den Wein als, sagen wir jetzt einfach mal, mindestens "überdurchschnittlich zumindest aber gelungen" bewertet!!! :? :lol:
Klar jetzt komme wieder die Schlaumeier, die sagen "Aber mein Bewertungsschema blablabla" "aber ich nutze das anders bla" .... sorry....DAS ist Quark! Bewertungen haben nur dann einen Sinn, wenn sie nachvollziehbar sind! In der Schule war eine 1 auch überall eine 1 und eine 6 eben eine 6...und nicht etwa schon die 3 eine 6!

Damit erschließt sich mir diese Diskussion nun überhaupt nicht mehr und zeigt, wie wenig Substanz und Kontinuität dieser zugrunde zu liegen scheint!
Danke!

Noch viel weniger verstehe ich übrigens, warum diese Diskussion hier so persönlich werden muss!
Es scheint, als darf man hier, keine andere Meinung haben, wie so mancher (neuer) Vielschreiber. Es heißt schließlich nicht "das Forum vs Weinprofis"! Und mir kann hier jeder was versuchen zu erzählen...in fast allen Postings zu diesem Thema schwingt mit, dass ja irgendwie alle keine Ahnung haben, aber einige Forumianer genau wissen wie der Hase zu laufen hat und was gut bzw. schlecht ist. Ich glaube, genau das ist auch das was Herr Priewe mit den "Mini-Parkern" ausdrücken wollte.
Herr Priewe und so manch anderer hier, werden dafür bezahlt, zu wissen was im Wein-Markt passiert, neue Trends zu erkennen, sie eventuell gar zu setzen, Weinwissen zu vermitteln und objektiv Weinqualität zu bewerten.
Es reicht heute leider nicht mehr aus, ein paar gute Weine getrunken zu haben, um den Weinmarkt zu verstehen. :ugeek:

Und...es darf auch weiterhin 2 oder mehr Meinungen zu einem Wein geben. Punkt!

Am besten finde ich aber ehrlich gesagt die, die hier mitdiskutieren, sogar Position beziehen(!) und den Wein nicht einmal verkostet haben! Sehr geil! :evil: :lol:

Over and out!

Re: Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

Verfasst: Sa 4. Jan 2014, 16:07
von sociando
mir als sociano aber, der den wein des öfteren porbiert hat und die bewertungen hier im thread aufmerksam verfolgt hat, bietet sich ein anderes bild. und dieser sociando fragt sich daher, warum die bewertungen und vor allem die zwischentöne (z.b. das positive betonen) so unterschiedlich sind zwischen hit 1-6 auf der einen seite und hit 7 auf der anderen. und ob der kunde so wirklich gut informiert ist wenn er auf die hits 1-6 achtet?

sociando vertraut da in zukunft erstmal lieber auf das forum und die intelligenz der vielen - weil sie ihm unabhänger und demokratischer erscheinen.

...und er muss (positiv) an robert parker denken, wenn er an diese ganze geschichte hier denkt und die rolle des forums. parker sagt rückblickend auf sein lebenswerk, er habe die demokratie in die weinwelt gebracht:

"What I've brought is a democratic view. I don't give a shit that your family goes back to pre-Revolution and you've got more wealth than I could imagine. If this wine's no good, I'm gonna say so."
http://www.theatlantic.com/past/docs/is ... iesche.htm

Re: Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

Verfasst: Sa 4. Jan 2014, 16:33
von sociando
sociando hat geschrieben:mir als sociano aber, der den wein des öfteren porbiert hat und die bewertungen hier im thread aufmerksam verfolgt hat, bietet sich ein anderes bild. und dieser sociando fragt sich daher, warum die bewertungen und vor allem die zwischentöne (z.b. das positive betonen) so unterschiedlich sind zwischen hit 1-6 (bzw. ausgenommen herr priewe) auf der einen seite und hit 7 auf der anderen. und ob der kunde so wirklich gut informiert ist wenn er auf die hits 1-6 achtet?

sociando vertraut da in zukunft erstmal lieber auf das forum und die intelligenz der vielen - weil sie ihm unabhänger und demokratischer erscheinen (das mag falsch sein, weil es verallgemeinert - sorry).

...und er muss (positiv) an robert parker denken, wenn er an diese ganze geschichte hier denkt und die rolle des forums. parker sagt rückblickend auf sein lebenswerk, er habe die demokratie in die weinwelt gebracht:

"What I've brought is a democratic view. I don't give a shit that your family goes back to pre-Revolution and you've got more wealth than I could imagine. If this wine's no good, I'm gonna say so."
http://www.theatlantic.com/past/docs/is ... iesche.htm

Re: Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

Verfasst: Sa 4. Jan 2014, 16:41
von thvins
Hallo Christian,

ich habe dem Wein bei der ersten Flasche 80/100 gegeben, bei der zweiten 81/100 (weil die Nase ein wenig besser war und nur deswegen). In Schulnoten übersetzt heißt das bei mir 3- , d.h. grade noch so befriedigend. Und mein System nutze ich seit mehr als 10 Jahren in dieser Form, wie auch du es kennst und oft angegriffen hast, ich wäre oft zu euphorisch. (Meist sicher sogar bei Weinen, die du noch nicht im Glas hattest)

Wer will so was trinken und wem darf ich, will ich ernst genommen werden, so etwas empfehlen? Vielleicht sagst du nun - die 3 ist die 1 des kleinen Mannes, aber was Genuss angeht, sollten wir alle zum Streber werden und uns nicht für Durchschnittliches hergeben. Sicher ist der Wein durchschnittlich bis leicht überdurchschnittlich - aber da ist dann wirklich alle Plörre dieser Welt mit zum Vergleich rangenommen... All die Tetrapacks und Billigstweine dieser Welt.

Und weil ich gewagt habe, zu sagen, ich kann den Wein nicht empfehlen, hat mich der größte aller deutschen Weinpäpste persönlich angegriffen - nicht umgekehrt. Er hat behauptet, selten so einen Stuß in der Weinkritik gelesen zu haben wie meine Eindrücke zu der Flasche. Ich kannte bis dato weder die Empfehlungen der Profis dazu noch die Jubelblogs (und hätte auch keine Zeit verschwendet, danach zu suchen) - aber was wäre das für ein Aufschrei gewesen, hätte ich das über d e n massgeblichen deutschen Verkoster das geschrieben, was er mir angehängt hat. Im Gegenteil, ich lasse ihn bei seiner Meinung und bleibe bei meiner.

Auch was das ganze Drumherum inzwischen angeht. :ugeek:

Denn es geht inzwischen um weit mehr als einen gehypten Wein, den die Welt nicht braucht.

Re: Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

Verfasst: Sa 4. Jan 2014, 17:09
von Allegro
dyingromeo hat geschrieben:Hallo zusammen,

Ich habe mal gerade nachgeschaut, keiner von den, sich hier soooo weit aus dem Fenster lehnenden, Verkostern -die alle samt überspitzt ausgedrückt schreien, der Wein ist "Dreck"- hat dem Wein unter 81/100 Punkten gegeben (eher 83-85/100).
Nur mal so: 80-89/100 Punkten = überdurchschnittlich bis sehr gut! :o :lol:

Somit haben also quasi ALLE Verkoster hier den Wein als, sagen wir jetzt einfach mal, mindestens "überdurchschnittlich zumindest aber gelungen" bewertet!!! :? :lol:
Over and out!

Punkte ??? Welche Punkte ??? Ich habe KEINE Punkte vergeben !
Und nein: ich beurteile den Wein definitiv NICHT als gelungen, und schon gar nicht als überdurchschnittlich !
Als "Dreck" allerdings würde ich ihn auch nicht gerade bezeichnen.

Re: Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

Verfasst: Sa 4. Jan 2014, 17:37
von C9dP
Lieber Christian,

ich habe den Wein ebenfalls nicht mit Punkten bewertet. Ob der nun bei 75, 78 oder 80 liegt ist wie ich glaube sogar von dir geschrieben herzlich egal. Er ist und bleibt schlechter als das, was der Preis erwarten lässt und somit keine Empfehlung. Wenn jemand jedoch unbedingt noch Bedarf hat, für den könnte ich bei uns noch ein paar Fläschchen besorgen.
objektiv Weinqualität zu bewerten.
Genau diese Aussage ist ein hohes Ziel. Zu beurteilen ob das immer erfolgt, wenn "gebildete Laien" bei jeder Kritik an der Äußerung eines Profis nicht zur Zielgruppe gehören, den Wein nicht verstehen, weil der ja ganz anders gedacht ist und der Vergleich mit anderen Weinen sowieso hinkt ist dann wiederum jedem selbst überlassen.

Ob du den Wein persönlich gut findest oder nicht ist mir eigentlich egal.

Für mich ist und bleibt es der marketingunterstützte Versuch den schlechten Jahrgang irgendwie an den Mann zu bringen. Kann man ja ruhig machen, aber dann muss man auch damit rechnen, dass durchaus geschulte Gaumen die "Qualität" eben auch enttarnen. Und wie schon geschrieben hat keiner der Weinlaien aus meinem Bekanntenkreis den Wein auch nur ansatzweise als besonders im Vergleich zu dem 3-4,- Euro teuren Weinen gesehen, die sonst auf den Tisch kommen. Dieses immer wieder verkündete Märchen, dass der uns Weinnerds nihct schmeckt, dafür aber der eigentlichen Zielgruppe ist also zumindest in meinem Bekanntenkreis eindeutig widerlegt. Genau diese auch schon in der Vergangenheit immer wieder angeführten Argumente waren übrigens der Grund, warum ich den Wein in der Zielgruppe verkostet habe.

Einige Vernatsch aus Südtirol haben übrigens deutlich besser abgeschnitten und waren auch nur 1,- Euro teurer. Und Südtirol ist jetzt auch nicht unbedingt als billiges Pflaster bekannt.

Re: Michel Rolland bei Edeka. Na, wer traut sich?

Verfasst: Sa 4. Jan 2014, 17:40
von C9dP
Gerade auch wieder die Aussage gefunden:
Ps: eine gute Verkostungsnotiz lebt nicht von der Punktzahl die darunter steht! 8-)
Da bin ich übrigens völlig deiner Meinung. Das ist wenn lediglich für mich selber eine Richtschnur. Deshalb habe ich aber auch gar nicht den Anspruch, dass immer alle mit meinen Punkten einverstanden sind.