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Re: Bordeaux 2008

Verfasst: Mi 4. Mai 2011, 12:00
von nougat
harti hat geschrieben:
octopussy hat geschrieben:Danke harti. Weißt Du zufällig, mit wie wenig Punkten Parker Du Tertre 2008 abgestraft hat?

82 P.: 2008: On three separate occasions the 2008 seemed feral and stinky. The wine is soft with some up-front appeal, but overall it is undistinguished.

Grüße

Hartmut
Julia Harding (MW) muss bei der Arrivage etwas anderes im Glas gehabt haben :D Du Tertre und Ferriere zählen für sie zu den Besseren aus Margaux

Ch du Tertre 2008 Margaux 16.5 Drink 2012-2020
Light garnet colour - more developed than most. Light, fresh, silky, almost burgundian with red fruit flavours and a silky texture. Unusual but attractive. (JH) 13%

Ch Ferrière 2008 Margaux 16.5 Drink 2013-2022
Hint of eucalyptus. Tight, juicy, mouthwatering. Quite grippy but has the flesh to fill it out. (JH) 13%



Zu Parker. Ich hätte fast gesagt, es spricht für ihn, dass er sich selbst korrigiert. Das sollte bei einem 'lebendem' Produkt wie Wein aber selbstverständlich sein. Vor allem, wenn das Produkt in seiner unfertigen Frühphase beurteilt werden soll. Deshalb sehe ich Punkteachterbahnen selbst Jahrzehnte langer Beobachtungen als etwas Beruhigendes und Positives an. Es zeigt doch, dass bei aller Kritik an der zunehmenden Geschmacksuniformität und moderner Kellertechnik in Bordeaux immer noch spannende und zickige Lebensmittel hergestellt werden. Wer will schon vorhersehbar berechnete Industrieplörre trinken.

@Ingo
Deine GPL Beschreibung klingt nach einem Wein für mich. Liegt zum Glück schon im Keller :)

- Und Danke für die beruhigende Preiseinschätzung zu den Premiers

Re: Bordeaux 2008

Verfasst: Mi 4. Mai 2011, 12:14
von octopussy
nougat hat geschrieben: Julia Harding (MW) muss bei der Arrivage etwas anderes im Glas gehabt haben :D Du Tertre und Ferriere zählen für sie zu den Besseren aus Margaux

Ch du Tertre 2008 Margaux 16.5 Drink 2012-2020
Light garnet colour - more developed than most. Light, fresh, silky, almost burgundian with red fruit flavours and a silky texture. Unusual but attractive. (JH) 13%

Ch Ferrière 2008 Margaux 16.5 Drink 2013-2022
Hint of eucalyptus. Tight, juicy, mouthwatering. Quite grippy but has the flesh to fill it out. (JH) 13%
Hallo nougat,

das hatte ich zuerst auch gedacht. Vielleicht ist es aber auch einfach ein anderer persönlicher Geschmack. "almost burgundian" (Julia Harding) oder wie Gabriel sich audrückte "Wie ein Richebourg von Gros Frère & Soeur" könnten ja auch auf eine ganz heftige Stinkbombe hindeuten (ich gebe zu, dass das vielleicht etwas weit hergeholt ist). U.U. mögen Julia Harding und Rene Gabriel aber eher solche burgundischen Weine, die dann auch mal etwas müffeln dürfen, lieber als Parker. Aber dazu kenne ich mich mit den jeweiligen Vorlieben nicht gut genug aus. Jedenfalls freue ich mich ziemlich auf den Wein.

Auch wenn Parkers Noten an der Qualität des Jahrgangs nichts ändern, sind sie doch noch mal eine gute Gelegenheit, über den Jahrgang insgesamt nachzudenken. Ich bin da ehrlich gesagt etwas ratlos. Ich freue mich ziemlich über meine Käufe, v.a. weil es möglich war (vielleicht bis auf weiteres die letzte Gelegenheit), nochmal bestimmte Weine aus einem passablen Jahrgang zu jedenfalls nicht völlig absurden Preisen zu kaufen (bei mir waren dies v.a. Pomerols). Wobei: Wer weiß, wann die nächste Finanzkrise kommt :?:

Ansonsten scheint es mir aber, als sei der Jahrgang insgesamt etwas inhomogen geraten. Das ist zwar sicherlich schon mal hier irgendwo gesagt worden, aber ich möchte trotzdem nochmal in die Runde werfen, mit welchen anderen Jahrgängen man hier 2008 wohl am ehesten vergleichen wollte. 1998? 2001? 1988?

Re: Bordeaux 2008

Verfasst: Mi 4. Mai 2011, 12:29
von Spiritus
Wenn ich mich richtig erinnere, wurde mehrmals betont, dass die Ähnlichkeiten von 2008 und 1988 durchaus gross sind.
Hoffe es ist auch so, da mir viele der probierten '88er-Weine mundeten und nun doch einige '08er im eigenen Keller schlummern...

Re: Bordeaux 2008

Verfasst: Mi 4. Mai 2011, 13:52
von octopussy
nougat hat geschrieben: Zu Parker. Ich hätte fast gesagt, es spricht für ihn, dass er sich selbst korrigiert. Das sollte bei einem 'lebendem' Produkt wie Wein aber selbstverständlich sein. Vor allem, wenn das Produkt in seiner unfertigen Frühphase beurteilt werden soll. Deshalb sehe ich Punkteachterbahnen selbst Jahrzehnte langer Beobachtungen als etwas Beruhigendes und Positives an. Es zeigt doch, dass bei aller Kritik an der zunehmenden Geschmacksuniformität und moderner Kellertechnik in Bordeaux immer noch spannende und zickige Lebensmittel hergestellt werden. Wer will schon vorhersehbar berechnete Industrieplörre trinken.
Hierzu noch eine Frage: Warum werden eigentlich die jetzt erschienenen Parker 2008 Bewertungen als große Kurskorrektur gewertet? Meiner Erinnerung nach war er zwar damals recht euphorisch und hat den Vergleich zu 2005 gezogen. Aber soooo euphorisch war er doch auch nicht, oder? Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, dass er bei irgendwelchen Weinen in Richtung 100 Punkte gegangen ist. In 2009 klang das jedenfalls alles deutlich euphorischer.

Ist er jetzt wirklich so oft und so weit runtergegangen? Nur weil es keine 99 oder 100 Punkte Weine gibt? Wenn man sich seine Punkte mal anschaut (ich kenne leider die Textbeschreibungen nicht), dann ist das doch alles immer noch ziemlich hoch, so scheint mir.

Und noch eine Frage: Ich bin mal an den Anfang des Threads zurückgegangen. Neil Martin scheint ja 2008 deutlich besser bewertet zu haben als jetzt 2010. Wie ist denn Neil Martins Geschmack allgemein einzustufen?

Re: Bordeaux 2008

Verfasst: Mi 4. Mai 2011, 14:12
von Bottlebinder
octopussy hat geschrieben: Hierzu noch eine Frage: Warum werden eigentlich die jetzt erschienenen Parker 2008 Bewertungen als große Kurskorrektur gewertet? Meiner Erinnerung nach war er zwar damals recht euphorisch und hat den Vergleich zu 2005 gezogen. Aber soooo euphorisch war er doch auch nicht, oder? Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, dass er bei irgendwelchen Weinen in Richtung 100 Punkte gegangen ist. In 2009 klang das jedenfalls alles deutlich euphorischer.

Ist er jetzt wirklich so oft und so weit runtergegangen? Nur weil es keine 99 oder 100 Punkte Weine gibt? Wenn man sich seine Punkte mal anschaut (ich kenne leider die Textbeschreibungen nicht), dann ist das doch alles immer noch ziemlich hoch, so scheint mir.
Parker hatte mit seinen damaligen unerwartet hohen Primeurbewertungen alle, vor allem die Chateaus verblüfft, die aus Angst vor einem weiteren aus damaliger Sicht unverkäuflichen Jahrgang wie 2007, der bei den Verkostern weitgehend durchgefallen war, bereits sehr früh mit deutlichen Preisabschlägen gegenüber 2007 und 2006 auf den Markt kamen. Vor allem die Primeurs. Den Anfang machte damals glaube ich Angelus mit 70 €. Ich kann mir vorstellen, dass Parker das als Affront auffasste und deshalb tendenziell 2-3 Punkte aus "disziplinarischen Gründen" drauflegte :mrgreen: . Er hat damit demonstriert, dass es geschäftsschädigend sein kann, wenn man seine Bewertung nicht abwartet.

Nun hat er diesen Maßregelungsaufschlag wohl wieder abgezogen :idea:

Jedenfalls hat er im Rahmen des damals vorgegebenen Bewertungsrahmens, der meist 3-4 Punkte umfasste, nun meist ganz unten angesetzt, manchmal noch darunter und selten an der Obergrenze oder sogar drüber.

Re: Bordeaux 2008

Verfasst: Mi 4. Mai 2011, 14:48
von Riesaux
Mit etwas Distanz betrachtet bin ich mit meiner Bodeaux-Subskription 2008 eigentlich sehr zufrieden. :D

Für meine Verhältnisse habe ich mit insgesamt ca. 130 Flaschen sehr viel in dem Jahr gekauft. Da in dem Jahrgang "höherwertige" Weine auch für Nicht-Millionäre mit Familie und Hypothek auf das Eigenheim halbwegs erschwinglich waren hat sich die Strategie sich auf diese Weine zu konzentrieren ausgezahlt. Beispiele hierfür nimmt man Parker Punkte als Grundlage sind Haut Bailly, Domaine De Chevalier, Duhart Milon (28 Euro :mrgreen: ), Pontet Canet (3 Flaschen nach sehr langer Überlegung), Leoville Poyferre, Saint Pierre, Pave Maquin, etc.

Ok, es gibt auch die Weine, die von der Parker-Punktzahl her weniger gut ausfallen (Ferriere, Calon Segur, GPL, Clos Du Marquis, Lagrange). Die 89+ Punkte zu letzterem werden duruch Parkers-Aussage (Guter Wein, im Moment nur sehr unzugänglich) auch relativiert. Auf der anderen Seite sind gerade dies auch Weine die von anderen Verkostern, z. B. Neal Martin deutlich höher bewertet werden. ;)

Werde ich die Weine aufgrund niedriger Parker-Note deshalb verkaufen? Das auf keinen Fall, den letzendlich entscheidet der eigene Geschmack.

Bedarf für weitere Nachkäufe von 2008, sehe ich somit unter den gegebenen Umständen keinen mehr.

Allen noch viel Spass bei der Diskussion zu Bordeaux 2008.

Gruß

Holger

Re: Bordeaux 2008

Verfasst: Mi 4. Mai 2011, 15:11
von nougat
octopussy hat geschrieben:Hierzu noch eine Frage: Warum werden eigentlich die jetzt erschienenen Parker 2008 Bewertungen als große Kurskorrektur gewertet? Meiner Erinnerung nach war er zwar damals recht euphorisch und hat den Vergleich zu 2005 gezogen. Aber soooo euphorisch war er doch auch nicht, oder? Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, dass er bei irgendwelchen Weinen in Richtung 100 Punkte gegangen ist. In 2009 klang das jedenfalls alles deutlich euphorischer.

Ist er jetzt wirklich so oft und so weit runtergegangen? Nur weil es keine 99 oder 100 Punkte Weine gibt? Wenn man sich seine Punkte mal anschaut (ich kenne leider die Textbeschreibungen nicht), dann ist das doch alles immer noch ziemlich hoch, so scheint mir.
In JRs Forum gibt postete jemand ein Zitat von RP aus dem WA(?)
2010 stands together with 2009, 2005 and 2000 as vintages of the century. Prices are high and it would be great if they could come down a little: Last time they were cheap was 2008. Speaking of 2008, I might have overestimated the vintage a little and, as I am running out of superlatives, I need to make some space at the top of the scale and am therefore bringing down my scores a little. A don't forget to read Gallioni's 2009 vintage overview (he prefers 2008)".

Re: Bordeaux 2008

Verfasst: Mi 4. Mai 2011, 15:21
von octopussy
Danke für die Hinweise, Bottlebinder und nougat. Ich hab es jetzt glaube ich besser verstanden.

Lustig finde ich übrigens folgendes Zitat von Parker:
2010 stands together with 2009, 2005 and 2000 as vintages of the century.
Mal schauen, wie viele weitere "vintages of the century" es bis 2099 noch geben wird.

Re: Bordeaux 2008

Verfasst: Mi 4. Mai 2011, 18:51
von weinfex
octopussy hat geschrieben: Hierzu noch eine Frage: Warum werden eigentlich die jetzt erschienenen Parker 2008 Bewertungen als große Kurskorrektur gewertet?
Wird es das wirklich? Oder ist es nicht vielmehr der Versuch,
eigene Unfähigkeit die Weine damals enstsprechend
einzuschätzen, vergessen zu machen? 2008 ist nach 00, 05, 09
wohl der beste Jahrgang des Jahrzehnts. Mehr hat nie jemand behauptet
und Parkers gestrige Bewertungen nur ein Schritt Richtung Realität...

P.S. 08 Lagrange ist übrigens der beste 89Punkte Wein,
den ich jemals im Glas hatte.... ;)

Re: Bordeaux 2008

Verfasst: Mi 4. Mai 2011, 19:03
von Frankie Wilberforce
Ingo hat geschrieben:Ok, ist vorgemerkt, Hartmut.
Gleiches gilt für GPL, auch hier früher Subspreis.

Hallo Ingo,

wenn das Angebot noch gilt, dann melde ich doch gleich mal mein Interesse für den GPL an!
Grüsse
Armin