Molitor

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Udo2009
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Re: Molitor

Beitrag von Udo2009 »

amateur des vins hat geschrieben: Mi 24. Jul 2024, 23:13 Ich weiß, daß man Analysedaten nicht trinken kann, aber mir hilft es bisweilen bei der Einordnung. Deshalb bin ich ein wenig (aber nicht sehr) ernüchtert, daß ich im Netz nichts zu dem Wein fand. Macht aber nix.
Ich habe bei Molitor mal wegen seiner Weißburgunder angfragt, da auch ich neugierig bin.

Antwort: "Wir geben Analysedaten grundsätzlich nicht heraus, da Wein aus mehr als Zucker und Säure besteht."
amateur des vins
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Re: Molitor

Beitrag von amateur des vins »

Udo2009 hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 08:54
amateur des vins hat geschrieben: Mi 24. Jul 2024, 23:13 Ich weiß, daß man Analysedaten nicht trinken kann, aber mir hilft es bisweilen bei der Einordnung. Deshalb bin ich ein wenig (aber nicht sehr) ernüchtert, daß ich im Netz nichts zu dem Wein fand. Macht aber nix.
Ich habe bei Molitor mal wegen seiner Weißburgunder angfragt, da auch ich neugierig bin.

Antwort: "Wir geben Analysedaten grundsätzlich nicht heraus, da Wein aus mehr als Zucker und Säure besteht."
Danke für die Info; dann brauche ich ja nicht weiter zu suchen. Paßt natürlich irgendwie zur Philosophie mit den Kapselfarben. Die allermeisten ihrer Winzerkollegen dürften allerdings ebenfalls wissen, daß Wein aus mehr als Zucker und Säure besteht, gestehen dieses Wissen aber auch ihren mündigen Kunden zu.

Spätestens mit der Deklarationspflicht ist der Zucker eh evident. Müssen sie selber wissen, ob sie die anderen Daten dann weiter für sich behalten möchten.
Besten Gruß, Karsten
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UlliB
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Re: Molitor

Beitrag von UlliB »

amateur des vins hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 11:29 Spätestens mit der Deklarationspflicht ist der Zucker eh evident.
Tja, das dachte ich auch mal - ist aber nicht so.

Das hängt mit der zulässigen Toleranz bei der Angabe zusammen. Diese beträgt bei Wein gemäß der gesetzlichen Vorgabe tatsächlich zwei Gramm / 100mL (entsprechend 20 Gramm/Liter). Mit anderen Worten: jeder trockene und sogar jeder halbtrockene Wein dürfte rechtlich betrachtet mit "0 Gramm Zucker" deklariert werden, da die Null innerhalb des erlaubten Toleranzbereiches liegt. Der Winzer könnte auch jeden anderen beliebigen Wert draufschreiben, der um nicht mehr als 20 Gramm / Liter vom tatsächlichen Gehalt abweicht.

Damit ist die zukünftige Angabe auf dem Etikett im Hinblick auf die Frage, die viele Weintrinker interessiert (wirklich trocken oderr nicht?), völlig unbrauchbar. Was da steht, kann von der Wahrheit sehr weit entfernt sein.

Wie es die Winzer am Ende tatsächlich handhaben, wird man sehen.

Gruß
Ulli
amateur des vins
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Re: Molitor

Beitrag von amateur des vins »

UlliB hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 11:45
amateur des vins hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 11:29 Spätestens mit der Deklarationspflicht ist der Zucker eh evident.
Tja, das dachte ich auch mal - ist aber nicht so.

Das hängt mit der zulässigen Toleranz bei der Angabe zusammen. Diese beträgt bei Wein gemäß der gesetzlichen Vorgabe tatsächlich zwei Gramm / 100mL (entsprechend 20 Gramm/Liter). Mit anderen Worten: jeder trockene und sogar jeder halbtrockene Wein dürfte rechtlich betrachtet mit "0 Gramm Zucker" deklariert werden, da die Null innerhalb des erlaubten Toleranzbereiches liegt. Der Winzer könnte auch jeden anderen beliebigen Wert draufschreiben, der um nicht mehr als 20 Gramm / Liter vom tatsächlichen Gehalt abweicht.
Zum einen hat die Angabe bei Werten unter 10 g/l auf 0,1 genau zu erfolgen, erst darüber ohne Dezimale. Das ist bei trockenen Weinen wie meinem ÜrzWürz schonmal genauer.

Vor allem aber dachte ich an den Brennwert, der sich praktisch ausschließlich aus Zucker und Alkohol zusammensetzt. Der Fehler beim Alkohol ist < 0,5 Prozentpunkte, also höchstens 4 % oder so. Daraus läßt sich der Zucker trivial errechnen.
Besten Gruß, Karsten
amateur des vins
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Re: Molitor

Beitrag von amateur des vins »

Ach, die Weinsäure muß ja sogar auch angegeben werden.

Aber Du hast recht, Ulli - Angaben von ± 1 g/l sind nur bedingt aussagekräftig. Aber immerhin.
Besten Gruß, Karsten
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UlliB
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Re: Molitor

Beitrag von UlliB »

amateur des vins hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 12:42 Zum einen hat die Angabe bei Werten unter 10 g/l auf 0,1 genau zu erfolgen, erst darüber ohne Dezimale. Das ist bei trockenen Weinen wie meinem ÜrzWürz schonmal genauer.
Das ändert aber nichts an der gesetzlich zulässigen Toleranz. Wenn da ein Winzer beschließt, einfach mal 5,5 g/L zu deklarieren, kann der Wein tatsächlich auch 25 g/L enthalten. Oder 0 g/L. Die Dezimale schafft nur Pseudogenauigkeit, sorgt aber nicht für Wahrhaftigkeit.

Es gibt von den Weinbauverbänden die Empfehlung, den tatsächlich analytisch ermittelten Wert zu deklarieren. Aber das ist eben nur eine Empfehlung - die rechtliche Situation erlaubt das volle Ausschöpfen der Toleranz, und die liegt eben bei ±20 g/L. Am Ende wird es einfach davon abhängen, wie viel Transparenz ein Winzer will, und wie viel Aufwand er in die Rückenetiketten investiert. Da könnte nämlich in vielen Fällen "one size fits all" gelten.
Vor allem aber dachte ich an den Brennwert, der sich praktisch ausschließlich aus Zucker und Alkohol zusammensetzt. Der Fehler beim Alkohol ist < 0,5 Prozentpunkte, also höchstens 4 % oder so. Daraus läßt sich der Zucker trivial errechnen.
Na, da rechnen wir mal schnell. Deklarierter Alkohol = 12,5%Vol, tatsächliche Spanne ist damit von 12,0 bis 13,0%Vol. Das macht bei einer Dichte des Alkohols von 0,8 g/mL und 7 kcal/Gramm bei tatsächlichen 12,0% 672 kcal/L, die auf den Alkohol entfallen, bei 13%Vol. aber 728 kcal/L, Differenz also 56 kcal. Auf Zucker umgerechnet (4 kcal/g) macht alleine diese Unsicherheit dann mal eben 14 g/L aus. Im Übrigen blendest Du aus, dass die Brennwertangabe ebenfalls Toleranzen hat...

Gruß
Ulli
Zuletzt geändert von UlliB am Do 25. Jul 2024, 14:02, insgesamt 1-mal geändert.
amateur des vins
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Re: Molitor

Beitrag von amateur des vins »

UlliB hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 13:16
amateur des vins hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 12:42 Zum einen hat die Angabe bei Werten unter 10 g/l auf 0,1 genau zu erfolgen, erst darüber ohne Dezimale. Das ist bei trockenen Weinen wie meinem ÜrzWürz schonmal genauer.
Das ändert aber nichts an der gesetzlich zulässigen Toleranz. Wenn da ein Winzer beschließt, einfach mal 5,5 g/L zu deklarieren, kann der Wein tatsächlich auch 25 g/L enthalten. Oder 0 g/L. Die Dezimale schafft nur Pseudogenauigkeit, sorgt aber nicht für Wahrhaftigkeit.
Ach, so meinst Du das! Stimmt, diesen potentiellen Einfallsreichtum hatte ich nicht auf dem Schirm.
UlliB hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 13:16 Na, da rechnen wir mal schnell.
Lol, da habe ich beim Überschlag im Kopf irgendwo eine Zehnerpotenz verloren. :lol:
Danke für die Klarstellung! (Aber korrigier' mal den Typo bei der Dichteeinheit.)
UlliB hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 13:16 Im Übrigen blendest Du aus, dass die Brennwertangabe ebenfalls Toleranzen hat...
Stimmt, in der Größenordnung von 1%; habe ich daher vernachlässigt.
Besten Gruß, Karsten
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UlliB
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Re: Molitor

Beitrag von UlliB »

amateur des vins hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 13:57 (Aber korrigier' mal den Typo bei der Dichteeinheit.)
Danke für die Aufmerksamkeit! Ist erledigt.
amateur des vins hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 13:57
UlliB hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 13:16 Im Übrigen blendest Du aus, dass die Brennwertangabe ebenfalls Toleranzen hat...
Stimmt, in der Größenordnung von 1%; habe ich daher vernachlässigt.
Oh, da wird es jetzt besonders interessant... die EU-Richtlinie, die 1:1 in nationales Recht übersetzt wurde, gibt zwar an, wie groß die Toleranzen bei der Angabe der einzelnen Komponenten sein dürfen, die zum Brennwert beitragen; sie macht aber keine Aussage darüber, wie groß die Toleranz bei der Angabe des Brennwertes selber ist.

Wenn man zu der Frage ein wenig im Netz recherchiert, findet man, dass es dazu zwei unterschiedliche Rechtsauffassungen gibt. Die eine sagt, dass man den Brennwert direkt aus den analytisch ermittelten Werten der dazu beitragenden Komponenten berechnen soll (was im Einzelfall zu einer rechnerischen Abweichung von der Deklaration der Einzelkomponenten führt); die andere - und offensichtlich mehrheitlich vertretene - , dass die Berechnung auf der Basis der auf dem Etikett deklarierten Werte der Komponenten erfolgen muss. Das vermeidet eine rechnerische Unstimmigkeit, bewirkt aber, dass die Toleranzen bei der Angabe der Einzelkomponenten (man sollte hier eigentlich eher von Fehlern reden) auf den Brennwert 1:1 fortgepflanzt werden. Auch hier zeigt eine Überschlagsrechnung, dass die Abweichnung von den tatsächlichen Gegebenheiten je nach Ausgangslage auch schon mal näher bei 10% als bei 1% liegt.

Die Hoffnung, dass die zukünftige Angabe des Zuckers auf dem Rückenetikett in jedem Fall Rückschlüsse auf den tatsächlich enthaltenen Zuckergehalt des Weines zulässt, ist jedenfalls trügerisch. Man ist nach wie vor darauf angewiesen, dass der Winzer diese Daten ehrlich kommuniziert (und der Handel sie ggf. korrekt wiedergibt).

Gruß
Ulli
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Re: Molitor

Beitrag von amateur des vins »

UlliB hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 14:22 Oh, da wird es jetzt besonders interessant... die EU-Richtlinie, die 1:1 in nationales Recht übersetzt wurde, gibt zwar an, wie groß die Toleranzen bei der Angabe der einzelnen Komponenten sein dürfen, die zum Brennwert beitragen; sie macht aber keine Aussage darüber, wie groß die Toleranz bei der Angabe des Brennwertes selber ist.
Grrr, gleich nochmal denselben "Fehler" gemacht...
Die Angabe des Brennwertes hat ohne Dezimalen zu erfolgen. Daraus habe ich abgeleitet, daß die Einerstelle signifikant sei, mithin bei ca. 70±1 kcal/100 ml der relative Fehler 1,3 % sei. Darf man bei Verordnungsdeutsch so aber vermutlich nicht annehmen.
Besten Gruß, Karsten
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UlliB
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Re: Molitor

Beitrag von UlliB »

amateur des vins hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 16:40
UlliB hat geschrieben: Do 25. Jul 2024, 14:22 Oh, da wird es jetzt besonders interessant... die EU-Richtlinie, die 1:1 in nationales Recht übersetzt wurde, gibt zwar an, wie groß die Toleranzen bei der Angabe der einzelnen Komponenten sein dürfen, die zum Brennwert beitragen; sie macht aber keine Aussage darüber, wie groß die Toleranz bei der Angabe des Brennwertes selber ist.
Grrr, gleich nochmal denselben "Fehler" gemacht...
Die Angabe des Brennwertes hat ohne Dezimalen zu erfolgen. Daraus habe ich abgeleitet, daß die Einerstelle signifikant sei, mithin bei ca. 70±1 kcal/100 ml der relative Fehler 1,3 % sei. Darf man bei Verordnungsdeutsch so aber vermutlich nicht annehmen.
Falls es interessiert, hier ein Link zu einem Infoblatt des "Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit" zur zukünftigen Deklaration der Inhaltsstoffe von Wein:

https://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/ ... rwerte.pdf

Da heißt es zur Toleranz der Brennwertangabe:
Für den Brennwert wird keine EU-weit harmonisierte Toleranz festgelegt. Hier ist davon auszugehen, dass Abweichungen beim Brennwert über 20 % bzw. bei hohen Gehalten von mehr als 20 kcal [pro 100 mL] bei Weinen nicht toleriert werden können.
Also: bei "normalen" Weinen bis zu 20% Toleranz...

Noch mal zurück zum Zuckergehalt: man fragt sich natürlich schon, warum die Toleranz bei der Deklaration bei trockenen Weinen mal eben mehr als doppelt so hoch ist als der weinrechtlich maximal zulässige Zuckergehalt in solchen Weinen. Und man fragt sich, warum die Angabe in Schritten von 0,1 g/100mL erfolgen muss, wenn der deklarierte Wert vom tatsächlich vorhandenen Zuckergehalt um das zwanzigfache (!) dieser Schrittweite abweichen darf.

Aber vermutlich sind solche Fragen unzulässig. Das ist halt eine EU-Richtlinie, da wäre es zu viel verlangt, wenn sich da mal jemand mit etwas Sachkunde ein paar Minuten damit beschäftigt hätte, bevor man sie verabschiedet :twisted:

Gruß
Ulli
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