Große Gewächse 2020

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UlliB
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Re: Große Gewächse 2020

Beitrag von UlliB »

Gestern flatterte mir das aktuelle Heft der Vinaria ins Haus. Ich hatte die Vinaria vor über zehn Jahren während meiner intensiven Österreich-Phase abonniert und das Abo beibehalten, da hier immer wieder fachlich gut recherchierte Artikel zu allgemeinen Weinthemen auftauchen, nicht nur zu Österreich.

Enthalten ist diesmal ein Bericht zur Wiesbaden-Vorpremiere der aktuellen VDP-GGs. Verkostet und beschrieben wurden nur Rieslinge, und es fehlen in den VKN auch einige durchaus prominente Vertreter. Ob deren Weine nicht verkostet wurden oder man sie für dermaßen irrelevant hielt, dass sie aus Sicht des Autors (Peter Schleimer, Chefredakteur) keiner Erwähnung bedürfen, weiß ich nicht (er schreibt von einigen völlig verschlossenen und so nicht zu burteilenden Weinen sowie fehlerhaften Flaschen). Dennoch finde ich den Außenblick aus dem anderen bedeutenden Rieslingland ganz interessant.

Auf Grund meiner bisherigen Erfahrungen mit deutschen 2020ern - nicht nur mit GGs, aber auch - teile ich die Schlussfolgerung des Berichts:

"Der 2020er dürfte wohl nicht zu den ganz großen Jahrgängen gehören und überwiegend vermutlich auch nicht für die ganz lange Lagerung geeignet."

Dennoch werden einige Weine sehr gelobt. Die Höchstwertung (5 von möglichen 5 Sternen) erhielten von den knapp einhundert beschriebenen Weinen folgende sechs:

- Heymann-Löwenstein, Röttgen
- van Volxem, Schonfels
- Künstler, Hölle
- Dönnhoff, Hermannshöhle
- Gut Hermannsberg, Bastei
- Wittmann, Kirchspiel

Die absolute Top-Bewertung hat von Buhl mit insgesamt fünf beschriebenen Weinen eingefahren: zwei mal 5 Sterne, zwei mal 4,5 Sterne, und und einmal 3,5 Sterne. Nur: diese fünf Weine waren allesamt 2019er ;)

Gruß
Ulli
Weinschlürfer
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Re: Große Gewächse 2020

Beitrag von Weinschlürfer »

UlliB hat geschrieben:Gestern flatterte mir das aktuelle Heft der Vinaria ins Haus. Ich hatte die Vinaria vor über zehn Jahren während meiner intensiven Österreich-Phase abonniert und das Abo beibehalten, da hier immer wieder fachlich gut recherchierte Artikel zu allgemeinen Weinthemen auftauchen, nicht nur zu Österreich.

Enthalten ist diesmal ein Bericht zur Wiesbaden-Vorpremiere der aktuellen VDP-GGs. Verkostet und beschrieben wurden nur Rieslinge, und es fehlen in den VKN auch einige durchaus prominente Vertreter. Ob deren Weine nicht verkostet wurden oder man sie für dermaßen irrelevant hielt, dass sie aus Sicht des Autors (Peter Schleimer, Chefredakteur) keiner Erwähnung bedürfen, weiß ich nicht (er schreibt von einigen völlig verschlossenen und so nicht zu burteilenden Weinen sowie fehlerhaften Flaschen). Dennoch finde ich den Außenblick aus dem anderen bedeutenden Rieslingland ganz interessant.

Auf Grund meiner bisherigen Erfahrungen mit deutschen 2020ern - nicht nur mit GGs, aber auch - teile ich die Schlussfolgerung des Berichts:

"Der 2020er dürfte wohl nicht zu den ganz großen Jahrgängen gehören und überwiegend vermutlich auch nicht für die ganz lange Lagerung geeignet."

Dennoch werden einige Weine sehr gelobt. Die Höchstwertung (5 von möglichen 5 Sternen) erhielten von den knapp einhundert beschriebenen Weinen folgende sechs:

- Heymann-Löwenstein, Röttgen
- van Volxem, Schonfels
- Künstler, Hölle
- Dönnhoff, Hermannshöhle
- Gut Hermannsberg, Bastei
- Wittmann, Kirchspiel

Die absolute Top-Bewertung hat von Buhl mit insgesamt fünf beschriebenen Weinen eingefahren: zwei mal 5 Sterne, zwei mal 4,5 Sterne, und und einmal 3,5 Sterne. Nur: diese fünf Weine waren allesamt 2019er ;)

Gruß
Ulli
Und ich fand die 19er Buhl GGs bei einer Verkostung alles andere als besonders gut im Weinfreak Sinne.
Gefallen hatte mir nur der Pechstein. Die anderen waren sehr gefällige Crowd Pleaser für mich.

20er habe ich zu wenig probiert um wirklich ein Urteil zu fällen muss ich sagen.
Leo
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Re: Große Gewächse 2020

Beitrag von Leo »

Hallo Forum,

Viel probiert habe ich auch noch nicht von den 2020er Riesling GGs, aber nach den bisherigen Eindrücken bin ich durchaus optimistisch.
Die Hermannshöhle von Dönnhoff präsentiert sich sehr fein, vielleicht einen Tick zu verbraucherfreundlich, etwas weniger RZ würde mir noch besser gefallen. Dennoch eine gute Investition, den laß ich jetzt erst mal noch ein paar Jährchen in Ruhe.
Ähnliches gilt für den Abtsberg von Grünhaus, sehr pikante Ruwerwürze, aber auch ein Zuckerschwänzchen, das man mögen muß.Gerne wieder in 5 Jahren. Den Abtsberg von 2016 hatte ich vor ein paar Tagen, das war schon ein Genuß!

Von Keller habe ich gerade das 20er Kirchspiel im Glas vor mir. Vielversprechender Kräuterduft, noch etwas unruhig auf der Zunge, zeigt Spannung, Biß und kühle Wildheit. Trocken bis zum Anschlag, fordernd, macht Spaß.
Das Riesling GG vom Hubacker hatte ich über die Woche angetestet. Hat das typisch tiefgründige, fast geheimnisvolle Hubackeraroma, heißt Kalkfelskauen, gefällt mir auch sehr gut, natürlich echt trocken.

Die neueste Ausgabe des Wein-Wisser favorisiert als Deutschlands Nr. 1 in diesem Jahr die 20er Abtserde, die zu verkosten wir uns aber noch bis März 2021 gedulden müssen.Laß ich mir dann vom Osterhasen schenken.

Gruß Leo
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EThC
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Re: Große Gewächse 2020

Beitrag von EThC »

...ich denke, 2020 laß ich (fast) komplett aus. Nur die 3 GG's von Wagner-Stempel hab' ich mir organisiert, einfach als Vergleich zu den 19ern. Das war's dann auch. 2021 dürfte entsprechend meinen geschmacklichen Vorlieben deutlich attraktiver sein...
Viele Grüße
Erich

Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
DAS EWIG GESTRIGE
was immer war und immer wiederkehrt und morgen gilt, weil's heute hat gegolten.

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Leo
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Re: Große Gewächse 2020

Beitrag von Leo »

Hallo Forum,

gerade eingetroffen: die Bewertungen für 2020 von MOSEL FINE WINES.

Nachdem ich mir selbst schon einen kleinen Überblick über die GGs aus 2020 verschaffen konnte ( am langen Wochenende mit Freunden zusammen u.a. den Krötenpfuhl und Felsenberg von Dönnhoff ( 9o bzw. 91 P.), den Halenberg von E-S ( mindestens 94 P.) und als kleine Enttäuschung den Kastanienbusch von Rebholz ( 9o P., wohl zu früh im Jahr geerntet, grüne Noten im Abgang ,ob das noch groß wird ?),sehe ich die Bewertungen von Fisch und Rayer durchaus als wertvolle Tipps ( sogar kostenfrei !) an.

Ich fürchte , daß G-Millau, Vinum und Eichelmann im Bereich der Weinführer bald ausgedient haben werden....

Gruß Leo
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Dilbert
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Re: Große Gewächse 2020

Beitrag von Dilbert »

Hallo allerseits,

eine kurze Frage ins Plenum: ist jemand von Euch bei der Vorprobe zur VDP-Weinversteigerung in Bad Kreuznach anwesend? Folgendes kommt unter den Hammer:

DEVONSCHIEFER SPÄTBURGUNDER R | H.J. KREUZBERG
EMT RIESLING TROCKEN / WAGNER-STEMPEL
LA BORNE ALTE REBEN RIESLING TROCKEN / WITTMANN
15' LA BORNE ALTE REBEN RIESLING TROCKEN / WITTMANN
FENCHELBERG RIESLING GG / GUNDERLOCH
ZELLER KREUZBERG RIESLING GG / BATTENFELD SPANIER
PHILIPPsBRUNNEN RIESLING GG / PHILIPP KUHN
AUF DER LEY RIESLING GG / EMRICH-SCHÖNLEBER
BRÜCKE RIESLING GG / H. DÖNNHOFF
KIRCHSPIEL RIESLING GRANDE RÉSERVE / K. F. GROEBE
KIRCHSPIEL RIESLING KABINETT / K. F. GROEBE
JOHANNISBERG RIESLING GG / PRINZ SALM
GOLDLOCH RIESLING KABINETT / JOH. BAPT. SCHÄFER
BURG LAYER SCHLOSSBERG RIESLING KABINETT / SCHLOSSGUT DIEL
PETTENTHAL RIESLING KABINETT GOLDKAPSEL / SCHÄTZEL
PETTENTHAL RIESLING GG / KELLER
SCHUBERTSLAY RIESLING KABINETT / KELLER
ABTEI 1937 BINGERBRÜCKER ABTEI RUPERTSBERG RIESLING SPÄTLESE / KRUGER-RUMPF
KIRSCHHECK RIESLING AUSLESE GOLDKAPSEL / DR. CRUSIUS
FELSENECK RIESLING AUSLESE GOLDKAPSEL / SCHÄFER-FRÖHLICH

Finde es interessant, dass auch hier dem "Kabi"-Trend Rechnung getragen wird.
Die Probe ist von 09:00-11:00 Uhr. Also nichts für Langschläfer! :lol:

Bin schon gespannt!

Gruß,
Jochen
„Eine Magnum-Flasche? Genau die richtige Größe für einen schönen Abend. Vorausgesetzt, man beginnt mit einem Champagner, man endet das Menu mit einem Sauternes, und man ist allein daheim…“
(Anthony Barton)
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Dilbert
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Re: Große Gewächse 2020

Beitrag von Dilbert »

Sorry, ich vergaß: ist am 13.11.2021!

Gruß,
Jochen
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Löhlein
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Re: Große Gewächse 2020

Beitrag von Löhlein »

Hallo,

ich würde mir gerne ein paar Flasschen Riesling GG in den Keller legen und hätte folgende Auswahl (alles 2020er). Könntet ihr mir dazu bitte Empfehlungen abgeben, (z.B. der ist auf jeden Fall gut, lieber den als den, etc..)? Ich habe schon einige Rieslinge getrunken, aber ich kenn mich da nicht so gut aus...

Zur Ausqwahl stehen (preislich zw. 45,- und 35,-):

1)Pechstein von Bassermann Jordan GG
2)Pechstein von Mosbacher VDP: GL
3)Freundstück GG RvB
4)Kieselberg GG RvB

Und auch interessant für mich preislich eine Ecke drunter (zw. 30,- und 20,-) gäbs noch

5)Forster Kirchenstück von Eugen Müller
6)Kostheimer St. Kiliansberg von Bott
7)Freundstück von H. Spindler

Könnt ihr mir da bitte weiterhelfen? Vielen Dank schonmal im Voraus
Lars Dragl
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Registriert: Mo 3. Okt 2016, 23:24

Re: Große Gewächse 2020

Beitrag von Lars Dragl »

Hallo MrMooseisup!

Meine Erfahrungen mit GG aus 2020 sind eher begrenz und aus der Pfalz hatte ich schlicht überhaupt nichts. Generell möchte ich dir aber empfehlen, dir selbst ein Urteil zu bilden. Das kostet Zeit und Geld, aber man lernt auch am meisten über Wein und vor allem auch über sich selbst.

Nachdem ich früher einiges an GG gekauft habe, bin ich da inzwischen fast ganz weg. Momentan trinke ich höchstens angereifte aber meistens auch eher junge Rieslinge. Ganz reifer Riesling nötigt mir zwar auch immer manchmal wieder Respekt ab, aber die Flaschen werden dann oft nur ganz zäh leer.

Den Faden zur Reifefähigkeit von trockenem Riesling hast du vielleicht gesehen. Ich hatte schon preiswerte Weine, die gut greift sind und teure, die weder jung noch gereift gut waren. Als nochmal: probieren und nicht blind Wein bevorraten!

Einen großen Spaß habe ich gerade an dem Pinot Blanc Reserve 2020 von Maximin Grünhaus. Den würde ich aber nicht mehr zu lange lagern. Der ist momentan so überzeugend, auf was soll man da noch warten. Meine letze Flasche hatte ich über drei Tage und am zweiten hat mir der Wein eigentlich am besten geschmeckt.

Wenn du die Weine wegen einer Geburt oder so kaufen willst, dann würde ich persönlich auf Bordeaux ausweichen oder bei Rioja schauen.

Herzliche Grüße

Lars
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Jochen R.
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Re: Große Gewächse 2020

Beitrag von Jochen R. »

Lars Dragl hat geschrieben: Fr 9. Aug 2024, 13:09 Hallo MrMooseisup!

Meine Erfahrungen mit GG aus 2020 sind eher begrenz und aus der Pfalz hatte ich schlicht überhaupt nichts. Generell möchte ich dir aber empfehlen, dir selbst ein Urteil zu bilden. Das kostet Zeit und Geld, aber man lernt auch am meisten über Wein und vor allem auch über sich selbst.
...
Hallo auch von mir und ich schließe mit Lars´ Empfehlung bzgl. eigenem Urteil bilden an. Im Bassermann Jordan-Thread hatte Erich damals eine Einschätzung von C. Raffelt, orgininalverkorkt.de, zu den GG 2020 verlinkt - hier ein kleiner Ausschnitt bzgl. Forst und Deidesheim ...
... Was nun folgte war teils schon recht frustrierend. Zwar werden einige Weine der folgenden erwähnten Weingüter anderswo auch gut oder sehr gut bewertet aber ich stand mit meiner folgenden recht harschen Kritik nicht alleine da. Ich habe das Gefühl, dass Forst und Deidesheim massiv unter der Wärme und Trockenheit der letzten Jahre gelitten haben und gerade die konventionell arbeitenden Betriebe damit ein Problem bekommen haben, das im Keller durch verschiedene unkonventionelle Ansätze überdeckt werden sollte: Aufsäuerung? Mehr neues Holz? Aufgerührtes Hefelager? Biologischer Säureaabau?

Die Weine von Acham-Magin wirkten jedenfalls sehr rund, sehr weich, sehr fruchtig. Es mangelte mir an Säure, die Weine wirkten oft laktisch, es gab auch hier viel Bitter Lemon, vor allem aber viel Pfirsich, der teils so gleich schmeckte über verschiedene Lagen hinweg, dass er mehr an Aromahefe als an Frucht erinnerte. Das soll keine Unterstellung sein, mir kam es aber so vor. Beim Geh. Rat Dr. von Bassermann-Jordan hatte ich häufiger mit UHU zu tun, ebenso mit Holz und Ananas sowie laktischen Noten von Fruchtzwergen. Bei Georg Mosbacher habe ich mir mehrfach notiert: rund, weich, Holz mit Pfirsich, Orangendrops, Säure steht total daneben. Tatsächlich wirkten die Weine auf mich recht aufgesäuert und unfertig. Beim Reichsrat von Buhl scheint die beste Zeit auch vorbei zu sein. Das wurde schon im letzten Jahr mit den 2018ern deutlich, die 2019er Weine wirkten uninspiriert, teils schon petrolig, oft leicht bitter und süß zugleich und sehr unharmonisch am Gaumen.

Beim Forster Jesuitengarten habe ich dann bei „Hauptsache Wein“ auf Facebook geschrieben: Frustrierendster Flight bisher bei den VDP GGs: Forster Jesuitengarten. Bitter Lemon, Fruchtzwerg mit Pfirsichgeschmack, Holz mit Ananas, Holz mit Pfirsich. Gefühlte Aufsäuerung. ...
Zumindest was die Weine von Bassermann-Jordan anbelangt, die ich einschätzen kann und sehr schätze:
Da braucht man m. E. schon eine blühende Phantasie, wenn einem UHU und Fruchtzwerge in den Sinn kommen. Aber wie immer alles Geschmacksache!

Viele Grüße,
Jochen
"Viele haben eine Meinung, aber keine Ahnung." (Franz Müntefering)
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