Hallo allerseits,
ich griff letztes Wochenende auch mal wieder zu den Bordeauxen aus dem nicht ganz so großen Jahr 1993 - und was kam heraus?
Les Forts de Latour; 2.Wein Château Latour; Pauillac; 1993 rot;
relativ hell, reife, offene Nase, cabernettypische Noten, u.a. reife, rote Paprika, mittelgewichtig, ausgewogen und fein, hat sich seit dem letzten Test positiv entwickelt, inzwischen aber sicher auf dem Punkt. Sehr gute 91/100 Th. Für den Preis von seinerzeit 37 DM völlig in Ordnung, mehr würde ich aber auch heute nicht ausgeben wollen dafür.
Château Haut Bailly; Cru Classé; Pessac-Leognan; 1993 rot;
reife, komplexe Nase, die sich zu öffnen beginnt, nobler als der Forts de Latour, deutlich üppiger, ja, für den Jahrgang fast körperrreich zu nennen, aber nicht überextrahiert ... Fruchtbetont, reif, etwas erdig-lehmige Noten. Reif, aber er kann auch noch liegen. Für seinerzeit um die 32 DM ein Schnäppchen. Außergewöhnlich gute 93+/100 Th. für einen sehr überraschenden Wein, den ich erstmalig in die Kehle laufen ließ! Dürfte zu den besseren Vertretern des Jahrgangs gehören.
Bordeaux 1993
- thvins
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Montrose 1993 - Notiz vom 30.12.2008
Durch Freds Schwärmen vom Montrose 1993 im Weihnachtsthread (bei TAW) angesteckt gab es bei mir diesen nun über zwei Tage gegen den 1996er...
Château Montrose; Saint Estephe; 2eme Grand Cru Classé; 1993 rot;
Sehr feine, aber eingängige Nase, sehr harmonisch, elegant, aber auch nicht aufregend - mir persönlich fehlten ein wenig die Spitzen und die Gänsehaut für das Gefühlskino der großen Weine. Ein ser kompromißbereiter, feiner und nachhaltiger Bordeaux, der jetzt viel Spaß macht. Wenn das klassisch ist, kann es durchaus gefallen, da hab ich schon deutlich weniger Spaß im Glas gehabt.
Zum damals bezahlten Preis eine sehr faire Weingegenleistung. Ob das für heutige Preise noch gilt, stelle ich mal in Frage. Der Wein hat seit der Arrivage nichts anderes als meinen Keller gesehen und somit darf ich mich zufrieden zurücklehnen und noch auf eine zweite Flasche freuen. Viel mehr als den damaligen Preis würde ich aber auch heute nicht zahlen wollen...
Exzellente 94/100 Th.
Beste Grüße
Torsten
PS: Ergänzung vom 31.12.2008 bezüglich Nachkauffrage zu 40 €...
...in meinem Kellerbuch stehen 39 DM zu Buche, sprich knapp unter 20 €... Gekauft hatte ich ihn damals bei der Arrivage bei Karstadt in Magdeburg, da ich insgesamt 3 oder 4 gemischte 12er Kisten gekauft hatte, bekam ich diese sogar kostenfrei nach Bernburg (knappe 50 km entfernt) angeliefert...
Wenn du auf sanfte, finessebetonte Weine stehst, könnte sich der Preis knapp unter 40 € auch heute noch lohnen, wenn der Wein aus seriöser Quelle kommt. Aber es gibt auch so viel Besseres heute für 40 €, wenn man nicht ausschließlich auf Bordeaux fixiert ist.
... Wie gesagt, den damaligen Preis und das lange Weglegen habe ich nicht bereut. 40 € wär für mich sicher die Schmerzgrenze für den Wein heute - ein gutes PGV wärs vielleicht schon nur noch relativ, wenn man nur Bordeaux zum Vergleich heranzieht.
PPS 2010: Na, das will ich dann diese Woche noch mal prüfen...
Château Montrose; Saint Estephe; 2eme Grand Cru Classé; 1993 rot;
Sehr feine, aber eingängige Nase, sehr harmonisch, elegant, aber auch nicht aufregend - mir persönlich fehlten ein wenig die Spitzen und die Gänsehaut für das Gefühlskino der großen Weine. Ein ser kompromißbereiter, feiner und nachhaltiger Bordeaux, der jetzt viel Spaß macht. Wenn das klassisch ist, kann es durchaus gefallen, da hab ich schon deutlich weniger Spaß im Glas gehabt.
Zum damals bezahlten Preis eine sehr faire Weingegenleistung. Ob das für heutige Preise noch gilt, stelle ich mal in Frage. Der Wein hat seit der Arrivage nichts anderes als meinen Keller gesehen und somit darf ich mich zufrieden zurücklehnen und noch auf eine zweite Flasche freuen. Viel mehr als den damaligen Preis würde ich aber auch heute nicht zahlen wollen...
Exzellente 94/100 Th.
Beste Grüße
Torsten
PS: Ergänzung vom 31.12.2008 bezüglich Nachkauffrage zu 40 €...
...in meinem Kellerbuch stehen 39 DM zu Buche, sprich knapp unter 20 €... Gekauft hatte ich ihn damals bei der Arrivage bei Karstadt in Magdeburg, da ich insgesamt 3 oder 4 gemischte 12er Kisten gekauft hatte, bekam ich diese sogar kostenfrei nach Bernburg (knappe 50 km entfernt) angeliefert...
Wenn du auf sanfte, finessebetonte Weine stehst, könnte sich der Preis knapp unter 40 € auch heute noch lohnen, wenn der Wein aus seriöser Quelle kommt. Aber es gibt auch so viel Besseres heute für 40 €, wenn man nicht ausschließlich auf Bordeaux fixiert ist.
... Wie gesagt, den damaligen Preis und das lange Weglegen habe ich nicht bereut. 40 € wär für mich sicher die Schmerzgrenze für den Wein heute - ein gutes PGV wärs vielleicht schon nur noch relativ, wenn man nur Bordeaux zum Vergleich heranzieht.
PPS 2010: Na, das will ich dann diese Woche noch mal prüfen...
- thvins
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Haut Bailly 1993 - Notiz vom 15.06.2009
Gestern stand mir der Sinn nach Bordeaux und was bekam ich in meine Krallen?
Château Haut Bailly; Cru Classé; Pessac-Leognan; 1993 rot;
meine letzte von 2 vor deutlich mehr als 10 Jahren in den Keller gelegten Flaschen - jetzt muss ich doch mal eine Lanze für den insolventen Karstadt brechen... seinerzeit bei der Arrivage habe ich mich für etwa 24 Flaschen Bordeaux dort interessiert, hatte zu jener Zeit aber weder Auto noch Fahrerlaubnis und per Zug wäre nicht so schön gewesen. Als ich dem Weinfachverkäufer sagte, was mein Problem ist, wiegelte er ab und sagte: "Kein Problem, ich bringe ihnen die 24 gewünschten Flaschen in zwei Holzkisten ohne Aufpreis nach Hause". Und so war´s dann auch. So verstecken sich noch immer einige weitere 1993er im Keller, auch wenn schon etliches getrunken ist... Haut Bailly hatte mir schon mal richtig gut gefallen, aber die gestrige Flasche war mir noch ein Pünktchen mehr wert als die erste. Exzellente 94/100 Th. - knapp unter der Bezeichnug großer Wein für mich, aber bislang mit zur Spitze des Jahrgangs für mich gehörend. Mit dem verglichen, was ich sonst noch so trank bisher...
Offene sehr typische Bordeaux - Nase, ein tiefer Schnüffelspaß, auch immer wieder Neues bietend. Am Gaumen mittelgewichtig und wunderbar ausbalanciert, reif und in richtig guter Spaßphase. Erfüllt die Erwartungen nicht nur, sondern übertrifft sie gar, denn man darf diese an einen 1993er ja nicht zu hoch hängen. Aber hier bei der Flasche stimmte alles, insofern hat er sich meine 94 Punkte redlich verdient. Gutes PGV kommt noch dazu. 32,36 DM habe ich notiert und das war mangels Kenntnis günstigerer Quellen damals eher teuer gekauft...
Château Haut Bailly; Cru Classé; Pessac-Leognan; 1993 rot;
meine letzte von 2 vor deutlich mehr als 10 Jahren in den Keller gelegten Flaschen - jetzt muss ich doch mal eine Lanze für den insolventen Karstadt brechen... seinerzeit bei der Arrivage habe ich mich für etwa 24 Flaschen Bordeaux dort interessiert, hatte zu jener Zeit aber weder Auto noch Fahrerlaubnis und per Zug wäre nicht so schön gewesen. Als ich dem Weinfachverkäufer sagte, was mein Problem ist, wiegelte er ab und sagte: "Kein Problem, ich bringe ihnen die 24 gewünschten Flaschen in zwei Holzkisten ohne Aufpreis nach Hause". Und so war´s dann auch. So verstecken sich noch immer einige weitere 1993er im Keller, auch wenn schon etliches getrunken ist... Haut Bailly hatte mir schon mal richtig gut gefallen, aber die gestrige Flasche war mir noch ein Pünktchen mehr wert als die erste. Exzellente 94/100 Th. - knapp unter der Bezeichnug großer Wein für mich, aber bislang mit zur Spitze des Jahrgangs für mich gehörend. Mit dem verglichen, was ich sonst noch so trank bisher...
Offene sehr typische Bordeaux - Nase, ein tiefer Schnüffelspaß, auch immer wieder Neues bietend. Am Gaumen mittelgewichtig und wunderbar ausbalanciert, reif und in richtig guter Spaßphase. Erfüllt die Erwartungen nicht nur, sondern übertrifft sie gar, denn man darf diese an einen 1993er ja nicht zu hoch hängen. Aber hier bei der Flasche stimmte alles, insofern hat er sich meine 94 Punkte redlich verdient. Gutes PGV kommt noch dazu. 32,36 DM habe ich notiert und das war mangels Kenntnis günstigerer Quellen damals eher teuer gekauft...
- thvins
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Re: Bordeaux 1993
Soweit meine alten 1993er Notizen. Auch auf die Gefahr hin, dass es dieses Jahr kaum noch was anderes ins Glas gibt als 1993er Bordeaux... - soeben habe ich mich entschlossen, mit dem Leoville Barton für den heutigen Abend zu beginnen, aus dem Keller geholt und gleich mal den Stöpsel gezogen (zu ca 75% durchfeuchteter Korken...)
Schaun wir mal, ob die Flasche magisch ist... Von der Erwartungshaltung gehe ich da nach vielen kontroversen Vormeinungen eher verhalten ran, ich will mich ja beim Las Cases, Montrose, Cos d´ Estournel und Pichon Comtesse eventuell noch steigern können...
Welche Reihenfolge erwarten die Experten?
Schaun wir mal, ob die Flasche magisch ist... Von der Erwartungshaltung gehe ich da nach vielen kontroversen Vormeinungen eher verhalten ran, ich will mich ja beim Las Cases, Montrose, Cos d´ Estournel und Pichon Comtesse eventuell noch steigern können...
Welche Reihenfolge erwarten die Experten?
Re: Bordeaux 1993
Hallo Torsten,
traurig und neidvoll lese ich Deine Notizen. War ja klar, dass das Weihnachtsprogramm zu gedrängt sein würde. Eventuell schaffe ich es noch mal im Frühjahr und eventuell hast Du dann ja noch den ein oder anderen 1993er, der dringend wegmuss
Ansonsten behelfe ich mich so oder so mit Deinen Beschreibungen.
Grüße,
wolf
traurig und neidvoll lese ich Deine Notizen. War ja klar, dass das Weihnachtsprogramm zu gedrängt sein würde. Eventuell schaffe ich es noch mal im Frühjahr und eventuell hast Du dann ja noch den ein oder anderen 1993er, der dringend wegmuss

Ansonsten behelfe ich mich so oder so mit Deinen Beschreibungen.
Grüße,
wolf
„Es war viel mehr.“
Johnny Depp dementiert, 30.000 Dollar im Monat für Alkohol ausgegeben zu haben. (Quelle: „B.Z.“)
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- Tony11
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Re: Bordeaux 1993
Hallo Torsten
Zum Eintrinken die Comtesse, ein absolute 93er BDX-Beauty!
Zum Essen passen hervoragend die beiden Appellationsbesten aus Saint-Estèphe.
Als Kontrast hernach den Kampf der Löwen: LB gegen LLC mit einem sicheren Sieger... für meinen Geschmack...
Mit den besten Grüssen
Meine Reihenfolge der Weine wäre gewesen.thvins hat geschrieben:Soweit meine alten 1993er Notizen. Auch auf die Gefahr hin, dass es dieses Jahr kaum noch was anderes ins Glas gibt als 1993er Bordeaux... - soeben habe ich mich entschlossen, mit dem Leoville Barton für den heutigen Abend zu beginnen, aus dem Keller geholt und gleich mal den Stöpsel gezogen (zu ca 75% durchfeuchteter Korken...)
Schaun wir mal, ob die Flasche magisch ist... Von der Erwartungshaltung gehe ich da nach vielen kontroversen Vormeinungen eher verhalten ran, ich will mich ja beim Las Cases, Montrose, Cos d´ Estournel und Pichon Comtesse eventuell noch steigern können...
Welche Reihenfolge erwarten die Experten?
Zum Eintrinken die Comtesse, ein absolute 93er BDX-Beauty!
Zum Essen passen hervoragend die beiden Appellationsbesten aus Saint-Estèphe.
Als Kontrast hernach den Kampf der Löwen: LB gegen LLC mit einem sicheren Sieger... für meinen Geschmack...

Mit den besten Grüssen
Tony Eleven
Soll ich Dir mal was sagen... ? Die nächste Flasche wartet !!!
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- thvins
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Leoville Barton 1993 - aktuell getrunken
Hallo Tony,
in der Trinkreihenfolge wird es bei mir nun genau umgekehrt aussehen. Da mir niemand helfen mag, bei den Weinen, scheue ich mich, mehr als eine Flasche aufzumachen. Die reifen Genossen sind ja nicht mehr wirklich über zwei oder mehr Tage gut zu trinken - Bei LeoB gestern baute der Wein im letzten Glas auch schon ab. Am Besten war er 5 bis 7 Stunden nach dem Öffnen, nach der achten hörte ich dann an der Ostsee die eine Kuh zur anderen sagen:"Komm, trink aus, wir wollen gehen..."
Und der gestern geöffnete Leo B hängt die Messlatte erstmal tief, sehr tief... Ich sah den Wein auf anständigem Cru Bourgeois Niveau. Vielleicht verstehe ich auch den Stil bloß nicht, zumindest konnte ich der Flasche nichts abgewinnen, was eines 2. Grand Cru würdig sein soll, minderes Jahr her oder hin...
Im Einzelnen:
Château Leoville Barton; 2eme Grand Cru Classé; Saint Julien; 1993 rot; 12,5°
Offene Nase nach dominierenden roten Johannisbeeren, dahinter Spuren von Karamellbonbons, Rauch und Moschus. Am Gaumen säurebetont (aber noch im erträglichen Maße) und wieder rote johannisbeere, vielleicht auch etwas Schattenmorellen. Wäre im Sommer als guter Durstlöscher durchgegangen. Insgesamt recht karg und spröde wirkend - eine ältliche Jungfer, die man nicht gern küssen mag. Wo ist die Tiefe und Komplexität eines großen Bordeaux? Akzeptabel noch in der Finesse, den der Wein bei aller Kargheit zeigt, einzig begeisternd die Länge und das Motiv des Durstlöschers, aber letzteres suche ich nicht in einem theoretisch großen Wein. Für einen 2. Cru sehr ernüchternd, da hab ich aus 93 aus niederer Herkunft schon besseres getrunken.
Vielleicht hätte man ihn aber auch gar nicht so lange aufheben dürfen, 1999 habe ich ihn wohl etwas besser gesehen (damals vergab ich allerdings noch keine Punkte). Oder braucht er noch Zeit? Ich werd es mit einer weiteren Flasche nochmals erleben müssen...
Ich habe alles in allem 91/100 Th. bei wenig Trinkspaß gegeben, gepunktet hat er in der Nase, in der Finesse und vor allem in der Länge - insgesamt kommt er über ein sehr gut nicht heraus und mehr als 13 bis 15 € (2 Euro Bordeauxzuschlag!) würde ich für das Getrunkene blind nicht geben wollen. Gekostet hat er mich seinerzeit 47,50 DM, dann errechne ich meinen persönlichen PG-Index bei 0,90. Jahre später habe ich ihn schon bei 72 € angeboten gesehen, das wäre dann nur noch 0,42...
Dann werd ich heute mal zur ersten meiner drei Flaschen Leo Las Cases übergehen und hoffen, dass sie mich zufriedener macht...
Tony, ich kann durchaus verstehen, wenn diese Weine nicht zu einem Ausflug in den tief verschneiten Osten reizen, aber falls du mal in Sachsen Anhalt unterwegs sein musst, freue ich mich, wenn du an meine Pforte klopfst - es gibt dann was Besseres als Leo Barton aus 1993...
PS: @Wolf: auch für deinen Besuch findet sich Besseres! Ich hoffe, das klappt im Frühjahr, wenn das Wetter schöner ist, dann haben auch die Kinder mehr Spaß mit Schloß (u.a. Folterausstellung...), Märchengarten und Tierpark...
in der Trinkreihenfolge wird es bei mir nun genau umgekehrt aussehen. Da mir niemand helfen mag, bei den Weinen, scheue ich mich, mehr als eine Flasche aufzumachen. Die reifen Genossen sind ja nicht mehr wirklich über zwei oder mehr Tage gut zu trinken - Bei LeoB gestern baute der Wein im letzten Glas auch schon ab. Am Besten war er 5 bis 7 Stunden nach dem Öffnen, nach der achten hörte ich dann an der Ostsee die eine Kuh zur anderen sagen:"Komm, trink aus, wir wollen gehen..."
Und der gestern geöffnete Leo B hängt die Messlatte erstmal tief, sehr tief... Ich sah den Wein auf anständigem Cru Bourgeois Niveau. Vielleicht verstehe ich auch den Stil bloß nicht, zumindest konnte ich der Flasche nichts abgewinnen, was eines 2. Grand Cru würdig sein soll, minderes Jahr her oder hin...
Im Einzelnen:
Château Leoville Barton; 2eme Grand Cru Classé; Saint Julien; 1993 rot; 12,5°
Offene Nase nach dominierenden roten Johannisbeeren, dahinter Spuren von Karamellbonbons, Rauch und Moschus. Am Gaumen säurebetont (aber noch im erträglichen Maße) und wieder rote johannisbeere, vielleicht auch etwas Schattenmorellen. Wäre im Sommer als guter Durstlöscher durchgegangen. Insgesamt recht karg und spröde wirkend - eine ältliche Jungfer, die man nicht gern küssen mag. Wo ist die Tiefe und Komplexität eines großen Bordeaux? Akzeptabel noch in der Finesse, den der Wein bei aller Kargheit zeigt, einzig begeisternd die Länge und das Motiv des Durstlöschers, aber letzteres suche ich nicht in einem theoretisch großen Wein. Für einen 2. Cru sehr ernüchternd, da hab ich aus 93 aus niederer Herkunft schon besseres getrunken.
Vielleicht hätte man ihn aber auch gar nicht so lange aufheben dürfen, 1999 habe ich ihn wohl etwas besser gesehen (damals vergab ich allerdings noch keine Punkte). Oder braucht er noch Zeit? Ich werd es mit einer weiteren Flasche nochmals erleben müssen...
Ich habe alles in allem 91/100 Th. bei wenig Trinkspaß gegeben, gepunktet hat er in der Nase, in der Finesse und vor allem in der Länge - insgesamt kommt er über ein sehr gut nicht heraus und mehr als 13 bis 15 € (2 Euro Bordeauxzuschlag!) würde ich für das Getrunkene blind nicht geben wollen. Gekostet hat er mich seinerzeit 47,50 DM, dann errechne ich meinen persönlichen PG-Index bei 0,90. Jahre später habe ich ihn schon bei 72 € angeboten gesehen, das wäre dann nur noch 0,42...
Dann werd ich heute mal zur ersten meiner drei Flaschen Leo Las Cases übergehen und hoffen, dass sie mich zufriedener macht...
Tony, ich kann durchaus verstehen, wenn diese Weine nicht zu einem Ausflug in den tief verschneiten Osten reizen, aber falls du mal in Sachsen Anhalt unterwegs sein musst, freue ich mich, wenn du an meine Pforte klopfst - es gibt dann was Besseres als Leo Barton aus 1993...
PS: @Wolf: auch für deinen Besuch findet sich Besseres! Ich hoffe, das klappt im Frühjahr, wenn das Wetter schöner ist, dann haben auch die Kinder mehr Spaß mit Schloß (u.a. Folterausstellung...), Märchengarten und Tierpark...
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Leoville Las Cases 1993 - aktuell getrunken
Gestern nun der Saint Julien Partner und wie es Tony prophezeit hat, gab es hier einen sehr eindeutigen Sieger und einen Wein,dem ich zumindest auch im Kontext des Jahrganges das Attribut "groß" zubilligen möchte...
Château Leoville Las Cases; 2eme Grand Cru Classé; Saint Julien; 1993 rot;
Ungemein duftende, fast schon sexy zu nennende Nase, sehr komplex, allein das Riechen macht Spaß. Viel recht reife Frucht, dazu eine Spur Paprika, Wacholder und Zeder. Am Gaumen eine völlige Harmonie. Mittelgewichtig, aber beim längeren Schlürfen regelrecht explodierend. Zeigt Finesse und Vielschichtigkeit. Darf man getrost als großen Wein bezeichnen, noch dazu, wo er nicht aus einem großen Jahr kommt. Reif und wunderbar zu trinken. 95/100 Th.
PG-Index 1,05 bei Zugrundelegung des von mir bei der Arrivage bezahlten Preises. Ein Nachkauf zu Preisen bis zu 50 € aus seriöser Quelle wäre zu empfehlen, aber ob man ihn dafür noch bekommt, weiß ich natürlich nicht.
Vielleicht einer der schönsten Weine des Jahrgangs. Zumindest der bislang für mich Beste. Wie gut, dass ich da noch zwei weitere Flaschen von habe. Genau dass, was mir Spaß macht, wenn ich mir einen schönen Bordeaux vorstelle. Und selbst Yvonne hat er geschmeckt, wo sie doch sonst nur Bordeaux als Parker-Cuvée interessant findet...

Château Leoville Las Cases; 2eme Grand Cru Classé; Saint Julien; 1993 rot;
Ungemein duftende, fast schon sexy zu nennende Nase, sehr komplex, allein das Riechen macht Spaß. Viel recht reife Frucht, dazu eine Spur Paprika, Wacholder und Zeder. Am Gaumen eine völlige Harmonie. Mittelgewichtig, aber beim längeren Schlürfen regelrecht explodierend. Zeigt Finesse und Vielschichtigkeit. Darf man getrost als großen Wein bezeichnen, noch dazu, wo er nicht aus einem großen Jahr kommt. Reif und wunderbar zu trinken. 95/100 Th.
PG-Index 1,05 bei Zugrundelegung des von mir bei der Arrivage bezahlten Preises. Ein Nachkauf zu Preisen bis zu 50 € aus seriöser Quelle wäre zu empfehlen, aber ob man ihn dafür noch bekommt, weiß ich natürlich nicht.
Vielleicht einer der schönsten Weine des Jahrgangs. Zumindest der bislang für mich Beste. Wie gut, dass ich da noch zwei weitere Flaschen von habe. Genau dass, was mir Spaß macht, wenn ich mir einen schönen Bordeaux vorstelle. Und selbst Yvonne hat er geschmeckt, wo sie doch sonst nur Bordeaux als Parker-Cuvée interessant findet...


- Tony11
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Re: Bordeaux 1993
Hallo Torsten
Da bin ich von der Beschreibung her ganz bei Dir. Punktemässig bin ich bei dem Wein, mit allen Bonusen eingerechnet für das Jahr, für die jetzt aufgerufenen Preise und den Charme, bei round about 92 Punkten. In echt wären es rund 90 Tony-Punkte. Ein absolut toller Wert in diesem nicht einfachen Jahr.
Bin schon gespannt ob die Comtesse auch diese hohe Wertung bei Dir erzielt. SIe wird Dich vor allem durch ihre sprichwörtliche Süffigkeit und ihren damenhaften Schmelz begeistern, so hoffe ich doch.
Mit den besten Grüssen
Da bin ich von der Beschreibung her ganz bei Dir. Punktemässig bin ich bei dem Wein, mit allen Bonusen eingerechnet für das Jahr, für die jetzt aufgerufenen Preise und den Charme, bei round about 92 Punkten. In echt wären es rund 90 Tony-Punkte. Ein absolut toller Wert in diesem nicht einfachen Jahr.
Bin schon gespannt ob die Comtesse auch diese hohe Wertung bei Dir erzielt. SIe wird Dich vor allem durch ihre sprichwörtliche Süffigkeit und ihren damenhaften Schmelz begeistern, so hoffe ich doch.

Mit den besten Grüssen
Tony Eleven
Soll ich Dir mal was sagen... ? Die nächste Flasche wartet !!!
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Re: Bordeaux 1993
Hallo Tony,
sicher wäre es schwieriger für den Wein, in einer z.B. Leoville Las Cases Vertikale punktemäßig mit zu halten, sicher sind hier die Punkte auch dem Empfinden zu dem Wein beim Trinken angeglichen - und das Empfinden hat signalisiert "großer Wein", denn er hat mich beeindruckt, mich lächeln und schwärmen gemacht und meine Sinne angesprochen, was z.B. der immer noch exzellente Montrose gestern nicht mehr so in dem Maße tat. Hat man andere mehr begeisternde Weine in einer Reihe, geht das sicher zu Lasten eines LLC 1993, enttäuschen andere dagegen, kann ein solcher Wein natürlich strahlen. Das ist für mich ein wesentlicher Unterschied zwischen Probenverkostungen und dem intensiven Beschäftigen mit nur einer Flasche.
Und bislang brauchten alle drei 1993er ihre Zeit, um so zu begeistern, wie sie es auf jeweils ihrem Niveau taten. Ich bin mir sicher, unter Verkostungsdruck und Zeit nur von 20 bis 30 Minuten für den Wein wären die Werte bei allen drei Weinen deutlich niedriger ausgefallen. bei allen dreien kam das Aha-Erlebnis bei der zweiten Hälfte der langsam genossenen Flasche, deutlich nach dem Essen... Da fingen sie an, der Leo B zu flüstern, der LLC zu schwelgen und zu verführen, der Montrose redselig zu werden...
Mit Schatzi-Jahrgang hast du wohl gar nicht so unrecht. Bislang habe ich z.B. mit 1994 deutlich mehr Verständnisprobleme und deutlich weniger Trinkspaß...
Zum gestrigen Wein:
Château Montrose; 2eme Grand Cru Classé; Saint Estephe; 1993 rot;
Leicht offene Nase, Cassis, Paprika und Rauch, reif und angenehm zu trinken, mit etwas Finesse und anständiger Länge ausgestattet, aber ohne Ambitionen auf einen großen Wein zu zeigen. Ausgewogen und gut zu trinken bei manchmal noch aufblitzendem Tannin, welches aber schön rund ist. Exzellenter Wein, um ihm gerecht zu werden - sicher im Kontext des Jahrgangs korrekt, auch wenn er weniger berührte als meine erste Flasche davon vor einiger Zeit (siehe Notiz weiter oben). Irgendwo genau die Mitte zwischen einem eher enttäuschenden Leo B und einem begeisternden Leo LC.
Bei einem seinerzeit bezahlten Preis von 39 DM ergibt sich für mich ein PG-Index von 1,00
sicher wäre es schwieriger für den Wein, in einer z.B. Leoville Las Cases Vertikale punktemäßig mit zu halten, sicher sind hier die Punkte auch dem Empfinden zu dem Wein beim Trinken angeglichen - und das Empfinden hat signalisiert "großer Wein", denn er hat mich beeindruckt, mich lächeln und schwärmen gemacht und meine Sinne angesprochen, was z.B. der immer noch exzellente Montrose gestern nicht mehr so in dem Maße tat. Hat man andere mehr begeisternde Weine in einer Reihe, geht das sicher zu Lasten eines LLC 1993, enttäuschen andere dagegen, kann ein solcher Wein natürlich strahlen. Das ist für mich ein wesentlicher Unterschied zwischen Probenverkostungen und dem intensiven Beschäftigen mit nur einer Flasche.
Und bislang brauchten alle drei 1993er ihre Zeit, um so zu begeistern, wie sie es auf jeweils ihrem Niveau taten. Ich bin mir sicher, unter Verkostungsdruck und Zeit nur von 20 bis 30 Minuten für den Wein wären die Werte bei allen drei Weinen deutlich niedriger ausgefallen. bei allen dreien kam das Aha-Erlebnis bei der zweiten Hälfte der langsam genossenen Flasche, deutlich nach dem Essen... Da fingen sie an, der Leo B zu flüstern, der LLC zu schwelgen und zu verführen, der Montrose redselig zu werden...
Mit Schatzi-Jahrgang hast du wohl gar nicht so unrecht. Bislang habe ich z.B. mit 1994 deutlich mehr Verständnisprobleme und deutlich weniger Trinkspaß...
Zum gestrigen Wein:
Château Montrose; 2eme Grand Cru Classé; Saint Estephe; 1993 rot;
Leicht offene Nase, Cassis, Paprika und Rauch, reif und angenehm zu trinken, mit etwas Finesse und anständiger Länge ausgestattet, aber ohne Ambitionen auf einen großen Wein zu zeigen. Ausgewogen und gut zu trinken bei manchmal noch aufblitzendem Tannin, welches aber schön rund ist. Exzellenter Wein, um ihm gerecht zu werden - sicher im Kontext des Jahrgangs korrekt, auch wenn er weniger berührte als meine erste Flasche davon vor einiger Zeit (siehe Notiz weiter oben). Irgendwo genau die Mitte zwischen einem eher enttäuschenden Leo B und einem begeisternden Leo LC.
Bei einem seinerzeit bezahlten Preis von 39 DM ergibt sich für mich ein PG-Index von 1,00