Muscadet

[octopussy]

Einige Winzer wie Veronique Günther-Chereau liefern einzelne Weine sogar erst nach mehr als einem Jahrzehnt in der Flasche aus. Im Dezember hatten wir von der Domaine de l'Ecu (damals schon Demeter-zertifiziert) aus 2001 den Muscadet Granite und den Muscadet Orthogneiss, beide top-frisch und sehr schön gereift. Sicher muss man diese Weine nicht so lange lagern, auch würde ich sagen, dass Muscadets mit sehr wenigen Ausnahmen allenfalls minimal von Flaschenreife profitieren. Die Frische geht verloren, dafür bildet sich häufig ein etwas ausgewogeneres Geschmacksbild heraus mit besser eingebundener Säure und etwas mehr Stoff. So war das auch bei den beiden l'Ecus: schön floral, feine Würze, v.a. beim Orthogneiss. Auch zum Essen gingen beide sehr gut.

Anderes Beispiel: jüngst habe ich mal wieder den Clos des Briords und die Cuvée 4 von der Domaine de la Pepière getrunken, beide aus 2010. Der Clos des Briords war eigentlich immer gut, ist jetzt aber deutlich besser als jung, einfach balancierter, etwas komplexer, harmonischer. Bei der Cuvée 4 war der Unterschied frappierend. Die Cuvée 4 heißt so, weil sie 4 Jahre sur lie im Tank reift, bevor sie abgefüllt wird. Der Wein war dann erst einmal schwierig, unausgewogen, spitze Säure. Mittlerweile hat er eine richtig schöne Stoffigkeit entwickelt, die die Säure besser abpuffert. Da hat sich das Warten gelohnt. Nichtsdestotrotz: im Zweifel ungefähr 99% aller Muscadets auf dem Markt trinkt man am besten in den ersten zwei Jahren.

[Dilbert]

Hallo Stephan,

schön mal wieder von Dir zu hören!

Das Thema hat mich jetzt wirklich neugierig gemacht. Ich denke, dass ich mir demnächst ein Versuchspaket bestellen werde. Werde wohl mit Pepière beginnen und dann mal weiter schauen!

Gruß,
Jochen

[EThC]

...schon im April gab's mal diese beiden Muscadets:

[Ralf Gundlach]

Da sitze ich draußen in meinem Tomatenhaus auf der Bank, trinke diesen Wein..und dann musste ich schreiben:

2015 Muscadet „Origine de Haut Bourg“ Domaine du Haut Bourg

In der Nase eher zurückhaltend, da denke ich als erstes an Zitronenmelisse. Am Gaumen schlank, höchstens mittelgewichtig, aber komplex. Mir fällt es schwer, diese Aromenvielfalt wiederzugeben. Verbeine, Zitrus, auch dezente Gelbfrucht. Sehr mineralisch. Mit einem ganz dezenten Schmelz. Angenehme, perfekt eingebundene Säure. Im Abgang salzige Noten. Abgesehen von Riesling habe ich noch niemals einen Wein getrunken, der schlank und trotzdem so komplex und lang ist, mit so viel Spiel. Der Wein ist 10 Jahre alt. Aber er wirkt wie ein 24er von der Frische her. Davon werde ich mir sofort bei unserem besten Weinhändler in Aachen (Kern) 6 Flaschen reservieren lassen. Übrigesn hat de nur 12% Alkohol.
Im neuen Vinum wurde der Muscadet mit 97 Punkten bewertet. Das ist natürlich an der Grenze des Wahnsinns. Aber die Begeisterung der Verkoster kann ich vollkommen nachvollziehen. Gleich werde ich den noch zu Wildfanggambas und Seewolf probieren. Denn das soll ja die Bestimmung eines Muscadet sein.

93 Punkte. Kostet bei Wein Kern 18 Euro.

Gruß

Ralf

[stefane]

Bid'gi, La Haye-Fouassière
Château Haute Carizière Muscadet Sèvre et Maine 2022
12%
€ 6,50

100% Melon de Bourgogne von Schiefer- und Quarzböden.
Ein sattes Grüngold im Glas.
In der Nase Ananas, etwas Minze, aber kaum Feuerstein, den ich bei einem Muscadet erwartet hätte.
Schöner Druck am Gaumen, aromatisch, fruchtig, trotzdem mit trockenem Mundgefühl. Milde Säure.
Ein eher runder Wein, die straffe Kargheit mancher Muscadets fehlt dem Wein. Nichts Großes, aber durchaus mit Spaß zu trinken.
Zum Abverkaufspreis natürlich sehr gut, aber auch die regulären € 9 sind angemessen.
14,5/20