Erich, Deine uns häufig vermittelten Geruchs- und Geschmackseindrucksassoziationen von Weinen empfinde ich als ebenso beeindruckend wie einschüchternd (im Sinne von - ich kann das nicht nachvollziehen und beurteilen, kenne ich doch die Referenz-Gerüche/-Geschmacksreferenzen nicht;hier etwas Zanzibar-Ananas und Pomelo). Das hat für mich etwas sehr individuelles, geradezu elitäres an sich. Hut ab vor diesem Ansatz, aber weit weg von meinem Weinzugang.
Im Falle von dem 2017er Wittmann ganz simple Fragen unterhalb Deines Abstraktionslevels : Hat der Wein Dir sinnlich geschmeckt und Genuß bereitet? Wenn Du ihn in einer um zwei Stufen höheren Liga verortest, warum dann nicht ein Nachkaufreflex von 3? Stimmt der Eindruck, dass Du eher Einzelflaschentrinker bist und diesen als Geschmacksdetektiv auf den Grund gehst?
Mit Wittmanns-Basis Weinen hatte ich in den vergangenen Jahren recht unterschiedliche Erfahrungen (2016/17 besser als 2018/19) - die Tendenz geht mit zunehmendem Alter und Standing des Produzenten (Ende der neunziger Jahre waren die Weine für mich ein Einstieg in die Riesling-Welt - tolle Weine für etwa 10-12 DM) in Richtung stets-solide, gediegen ohne Kick, Überraschungsmoment und Wagnis (finde die Weine von H.O. Spanier in benachbarter Lage spannender).
Gruss
Bernd
Wittmann
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Re: Wittmann
Hallo Bernd,
die Pomelo ist da noch recht einfach zu erkunden, die gibt's in jedem besseren Supermarkt, aber besser nicht die chinesischen nehmen. Schon beim Schälen zeigt sich ein ganz eigener grün-herb-reduzierter Zitrusgeruch. Bei der Zanzibar-Ananas wird's schwieriger. Ich mag eigentlich keine Ananas, jedensfalls nicht die, die's bei uns so gibt und auf Zanzibar hatte ich vor gut zwanzig Jahren mein erstes "Ananas-Erweckungserlebnis", hat wenig bis gar nichts mit dem zu tun, was hier so üblich ist. Also sofort wenn's wieder geht, einen Flug nach Dar-es-Salaam buchen, von da mit dem Boot nach Zanzibar...
Als elitär würde ich das nicht unbedingt bezeichnen wollen, es sind meine persönlichen Assoziationen, die ich habe. Und ich hab halt einfach eine gewisse Anzahl an Aromen abrufbar -alltägliche und etwas speziellere, von einfach bis kaum nachvollziehbar-, die ich in den letzten Jahrzehnten zusammengesammelt habe.
Was den Genuß angeht: ja, sehr schönes Weinchen, das mir ziemlich viel Spaß gemacht hat. Aber -auch unter Würdigung des Normalpreises- kein "Mehrfachnachkäufer" für mich. Da spielt's jetzt auch keine Rolle, daß er als klassifizierter Gutswein auch einer Ersten Lage das Wasser reichen kann, kostet ja auch normalerweise (fast) soviel wie woanders eine EL.
Und tatsächlich hab' ich von den meisten Flaschen nur zwei, Vielfalt im Keller ist mir sehr wichtig.
Was die allgemeine Entwicklung bei Wittmann angeht, der 17er ist der jüngste Wein, den ich kenne und ich kann ihm keine Gediegenheit zuschreiben. Was nicht heißt, daß das für Teile des Sortiments zutreffen könnte...
die Pomelo ist da noch recht einfach zu erkunden, die gibt's in jedem besseren Supermarkt, aber besser nicht die chinesischen nehmen. Schon beim Schälen zeigt sich ein ganz eigener grün-herb-reduzierter Zitrusgeruch. Bei der Zanzibar-Ananas wird's schwieriger. Ich mag eigentlich keine Ananas, jedensfalls nicht die, die's bei uns so gibt und auf Zanzibar hatte ich vor gut zwanzig Jahren mein erstes "Ananas-Erweckungserlebnis", hat wenig bis gar nichts mit dem zu tun, was hier so üblich ist. Also sofort wenn's wieder geht, einen Flug nach Dar-es-Salaam buchen, von da mit dem Boot nach Zanzibar...

Als elitär würde ich das nicht unbedingt bezeichnen wollen, es sind meine persönlichen Assoziationen, die ich habe. Und ich hab halt einfach eine gewisse Anzahl an Aromen abrufbar -alltägliche und etwas speziellere, von einfach bis kaum nachvollziehbar-, die ich in den letzten Jahrzehnten zusammengesammelt habe.
Was den Genuß angeht: ja, sehr schönes Weinchen, das mir ziemlich viel Spaß gemacht hat. Aber -auch unter Würdigung des Normalpreises- kein "Mehrfachnachkäufer" für mich. Da spielt's jetzt auch keine Rolle, daß er als klassifizierter Gutswein auch einer Ersten Lage das Wasser reichen kann, kostet ja auch normalerweise (fast) soviel wie woanders eine EL.
Und tatsächlich hab' ich von den meisten Flaschen nur zwei, Vielfalt im Keller ist mir sehr wichtig.
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Viele Grüße
Erich
Nicht was lebendig, kraftvoll, sich verkündigt, ist das gefährlich Furchtbare. Das ganz Gemeine ist's
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Re: Wittmann
...in kurzer Folge schon wieder Wittmann, diesmal ein äußerst schönes GGG:

Jetzt muß ich die Wittmann'schen Flaschen aber wieder eine Zeit unangetastet lassen, sonst komme ich selbst in den Verdacht, "Winzer-Overkill" zu betreiben...

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Re: Wittmann
Minneloa, was es nicht alles gibt...
Genau diesen 14er hätte ich um ein Haar anstelle der 16er Dönnhoff Hermannshöhle letzten Mittwoch aufgezogen. Gut, daß ich es gelassen habe, denn so schmecke ich bei Dir quasi mit und habe das doppelte Vergnügen und hab noch was zum Vorfreuen.
Na, sagen wir, das anderthalbfache. 

Genau diesen 14er hätte ich um ein Haar anstelle der 16er Dönnhoff Hermannshöhle letzten Mittwoch aufgezogen. Gut, daß ich es gelassen habe, denn so schmecke ich bei Dir quasi mit und habe das doppelte Vergnügen und hab noch was zum Vorfreuen.


Besten Gruß, Karsten
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Re: Wittmann
...es besteht beim 14er Morstein auch kein Grund zur Eile, denke ich. Ist aber gerade wirklich außergewöhnlich schön...
Minneloas gibt's bei uns regelmäßig, ist aromatisch ähnlich zu manchen Mandarinen, wirkt aber konzentrierter, fordernder...
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Viele Grüße
Erich
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Re: Wittmann
Stolzer Preis...
James Suckling hat ihn übrigens diachron verkostet: https://www.jamessuckling.com/wine-tast ... the-rhine/
Hier kann man seine Notizen&Punkte auch ohne zu bezahlen einsehen: https://www.cb-weinhandel.de/de/wittman ... -2017.html
Der 2014er ist sogar verhältnismäßig niedrig gepunktet und er schreibt:
2016 und 2017 (beide 98 Punkte) sind anscheinend leider nicht mehr erhältlich, schade. (Oder gut, für den Geldbeutel.)
Der Gundersheimer Riesling Erste Lage trocken 2019 wiederum macht mich neugierig: nur ca. 1/4 des Preises (18€) und vielleicht ein gutes PLV. Lobenberg vergleicht sogar mit Morstein:
James Suckling hat ihn übrigens diachron verkostet: https://www.jamessuckling.com/wine-tast ... the-rhine/
Hier kann man seine Notizen&Punkte auch ohne zu bezahlen einsehen: https://www.cb-weinhandel.de/de/wittman ... -2017.html
Der 2014er ist sogar verhältnismäßig niedrig gepunktet und er schreibt:
Vielleicht hat er sich ja seit 2018 auch einfach noch gut entwickelt. Würde auch passen zur Beurteilung von Weinschlumpf hier im Thread (S. 10), auch von 2018: "2014-2015: total vernagelt, flach."Perhaps this isn't the most powerful Morstein Wittmann ever made.
2016 und 2017 (beide 98 Punkte) sind anscheinend leider nicht mehr erhältlich, schade. (Oder gut, für den Geldbeutel.)
Der Gundersheimer Riesling Erste Lage trocken 2019 wiederum macht mich neugierig: nur ca. 1/4 des Preises (18€) und vielleicht ein gutes PLV. Lobenberg vergleicht sogar mit Morstein:
Glaub, den probier ich mal aus.Dieser 2019er ist einfach nur einer andere Power-Version des Morstein gepaart mit der Aulerde. Das ist massiv, das ist beeindruckend und trotzdem wahnsinnig spannen und aufregend. Ich bin völlig geflasht, gebe ihm dennoch weniger Punkte als den anderen Ersten Lagen, die ob ihrer Ausdrucksstärker und ihrer Einzigartigkeit fast abgehoben sind.
Zuletzt geändert von jessesmaria am So 7. Mär 2021, 09:00, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Wittmann
Das Gleiche gilt für´s 14er KirchspielEThC hat geschrieben:...es besteht beim 14er Morstein auch kein Grund zur Eile, denke ich. Ist aber gerade wirklich außergewöhnlich schön...
Minneloas gibt's bei uns regelmäßig, ist aromatisch ähnlich zu manchen Mandarinen, wirkt aber konzentrierter, fordernder...

Viele Grüße,
Jochen
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Re: Wittmann
...da zeigt sich wieder mal sehr schön, daß der Einzelne die ganzen Profi-Punkte getrost in die Tonne treten kann, da diese höchstens zufällig hinsichtlich seiner Vorlieben deckungsgleich sind.jessesmaria hat geschrieben:Der 2014er ist sogar verhältnismäßig niedrig gepunktet und er schreibt:
Vielleicht hat er sich ja seit 2018 auch einfach noch gut entwickelt.Perhaps this isn't the most powerful Morstein Wittmann ever made.
In diesem Fall: wenn jemand aus einem kühlen Jahr wie 2014 einen "most powerful" Wein erwartet, ist er schon von Haus aus weit am Thema vorbei. Wenn man sich ein Macho-GG erwartet, dann sollte man eher in 2015 oder so schauen.
...und mir gefällt dieser Morstein so gut, weil er -trotz aller Intensität- kein Power-Wein ist...
Und: Kaltjahr-GG's brauchen in der Regel ordentlich Zeit. Wer sowas unter 6 bis 7 Jahren Reife aufmacht, wird in aller Regel keine Freude damit haben, das war auch bei den A....-Jahr-Rieslingen aus 2010 so, die quasi unisono von den ganzen Weinauguren verrissen wurden und dann nach 8 bis 10 Jahren mehrheitlich zur Höchstform aufgelaufen sind.
Wenn diese ganzen Sucklings und Co. für ihren permanent verzapften Unsinn haftbar wären, wären das alles härteste Sozialfälle wegen astronomischer Verschuldung...

Viele Grüße
Erich
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Re: Wittmann
Ja, dafür war das jetzt wohl ein schönes Beispiel.EThC hat geschrieben: ...da zeigt sich wieder mal sehr schön, daß der Einzelne die ganzen Profi-Punkte getrost in die Tonne treten kann, da diese höchstens zufällig hinsichtlich seiner Vorlieben deckungsgleich sind.
Trotzdem finde ich es schwer, die "Experten"-Bewertungen einfach zu ignorieren. Oder wie susa es ausgedrückt hat (aus dem Thread Sinn und Unsinn der Punkte"):
In dem konkreten Fall: Würde ich 80€ für ein GG von Wittmann investieren wollen und hätte mehre Jahrgänge zur Auswahl, würde ich wohl zu den 98-Punkte-Weinen greifen. Die Alternative wäre ja, auf gut Glück die Auswahl dem Zufall zu überlassen. Es sei denn, ich wüsste a) dass 2014 ein kühler Jahrgang war, b) dass ich genau die daraus resultierende Stilistik haben möchte, c) (anders als "Experte" Suckling) dass das Trinkfenster wegen a) später angesetzt werden muss.susa hat geschrieben:Wer von sich behauptet, dass ein Punktewert für ihn vollkommen nebensächlich ist, muss aber schon ein sehr gefestigter und abgeklärter Charakter sein.
Aber wäre ja auch langweilig, wenn es zu einfach wär.

Andererseits: Ohne das Wissen um b) ist man wahrscheinlich mit jedem der Jahrgänge glücklich.
Ich hab jetzt mal den Niersteiner und den Gundersheimer 2019 bestellt und werde berichten.
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Re: Wittmann
Ich bin ja früher auch mal (Fremd-) Punkten gefolgt, vor allen den "Bicchieri" vom Gambero Rosso, da ich vorwiegend mit den Italienern sozialisiert wurde. Das hat auch eine Zeit lang sehr gut und mit äußerst wenigen Ausfällen funktioniert, aber irgendwann mußte ich über die Gläservergabe mehr und mehr den Kopf schütteln. Mit der Hinwendung zu D, A, F, P wurde es hinsichtlich der "bassd scho" Bestätigung der diversen Weinjuroren nicht unbedingt besser. Mit steigender eigener Erfahrung hab ich mich dann von den Fremd-Bepunktelungen mehr und mehr entfernt und schaue heute so gut wie gar nicht drauf bzw. registriere wahrgenommene Ausreißer nach oben oder unten meist mit Unverständnis.
Da muß halt jeder über die Jahre seinen eigenen Weg finden, ob und wie er damit umgehen mag...
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Viele Grüße
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