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Re: Bordeaux 2020
Verfasst: Fr 21. Mai 2021, 14:15
von Ollie
2020 ist zwar besser als befürchtet, aber wirklich sehr viele 2019er sind höher bewertet - fast alle, die mich interessieren! Und diejenigen Weine, die 2020 höhere Bewertungen bekommen haben, sind im Schnitt nur marginal besser als 2019. Es ist ja nicht so, als ob ein Wein eine ganze Klasse (3+ Punkte) zugelegt hätte bei allen Verkostern - und ob Canon bei Lisa nun 97-99 oder 98-100 hat, spielt praktisch eher keine Rolle.
Aber selbst wenn es einen Unterschied gäbe, selbst wenn Léoville Barton potentiell den besten Wein seiner Geschichte produzert hätte, wie etwa Le Figaro raunt: wieviel besser als 2019 ist das denn? Das heißt, bei der Beurteilung der Leistung kommt sogar noch hinzu, daß man neben der absoluten Leistung noch nicht einmal die relative Leistungsänderung beurteilen kann, wenn man den (ausgelieferten) Wein im Glas hat und dann irgendwie glaubt zu wissen, wie der (auf dem Höhepunkt gereifte) Wein dann mal schmecken wird.
Also geht man nach seinem persönlichen, hoffentlich hinreichend informierten Geschmack und der alten Regel, daß das Wetter morgen höchstwahrscheinlich fast so sein wird wie heute. Und umgekehrt das Wetter gestern ungefähr so war wie heute. Vor allem, wenn man den Preis als primäres Entscheidungskriterium. Und wenn 2020 der neue Ü2016 wäre - glaubt ihr nicht, sie hätten es uns gesagt?
Ich geh mal 2019er nachsubsen.
Cheers,
Ollie
Re: Bordeaux 2020
Verfasst: Fr 21. Mai 2021, 14:19
von amateur des vins
UlliB hat geschrieben:Das provoziert bei mir die Frage: wofür eigentlich?
Das provoziert bei mir die Gegenfrage: Warum muß Interesse einem Zweck unterworfen sein?
Interesse, das -- (1) geistige Anteilnahme, Aufmerksamkeit
UlliB hat geschrieben:Geht es um das ominöse Preis-Leistungs-Verhältnis, fehlt in dieser Gleichung der entscheidende Parameter, nämlich die Leistung - die kann man am Ende nämlich nur selber beurteilen. Hohe Kritiker-Punktzahlen sind keinerlei Garantie dafür, dass einem ein Wein gefällt.
[...]
will ich einen Wein haben und glaube ich - ohne ihn selber verkostet zu haben - mit hinreichender Sicherheit, dass er mir gefällt, muss ich den geforderten Preis zahlen. Oder ich lasse es eben bleiben.
Das Habenwollen ist aber bei manchen¹ nicht nur von der 0., sondern auch von der 1. Zeitableitung des Preises abhängig.

Mit anderen Worten: Anstatt der Unwägbarkeit der
Leistung führst Du die Unwägbarkeit des
Wollens ein.
Vielleicht können wir uns ja darauf einigen, daß der rationale Anteil an der Entscheidungsfindung viel kleiner ist, als man manchmal wahrhaben möchte? Vielleicht ist der alljährliche Bordeaux-Thread ja zu einem Gutteil Ausdruck vieler Rufe nach Bestätigung der eigenen Wünsche, um ihnen damit den weitgehend irreführenden Anschein von Rationalität zu verleihen?
__________
¹
Bei mir nicht. Hoffe ich jedenfalls. 
Re: Bordeaux 2020
Verfasst: Fr 21. Mai 2021, 14:28
von Ollie
amateur des vins hat geschrieben:Vielleicht können wir uns ja darauf einigen, daß der rationale Anteil an der Entscheidungsfindung viel kleiner ist, als man manchmal wahrhaben möchte? Vielleicht ist der alljährliche Bordeaux-Thread ja zu einem Gutteil Ausdruck vieler Rufe nach Bestätigung der eigenen Wünsche, um ihnen damit den weitgehend irreführenden Anschein von Rationalität zu verleihen?
Du alter
party pooper, du!
Cheers,
Ollie
Re: Bordeaux 2020
Verfasst: Fr 21. Mai 2021, 14:31
von amateur des vins
Ollie hat geschrieben:Du alter
party pooper, du!

Sie war's, sie war's!

Re: Bordeaux 2020
Verfasst: Fr 21. Mai 2021, 14:36
von UlliB
amateur des vins hat geschrieben:
Vielleicht können wir uns ja darauf einigen, daß der rationale Anteil an der Entscheidungsfindung viel kleiner ist, als man manchmal wahrhaben möchte?
Allerdings, das können wir. Ich habe das irrationale Spiel ja lange genug mitgespielt
Das macht die Sache mit den Referenzpreisen aber nicht besser. Nehme ich als Referenzjahrgang nicht 2016, sondern 1989 (der könnte sogar aus einer ganzen Reihe von Gründen ganz gut passen), wird mir ganz anders... es hilft ja nichts: wenn ich etwas haben möchte, ist es doch eigentlich egal, ob das (eventuell) Vergleichbare früher schon mal viel billiger war (1989) oder sogar schon mal deutlich teurer (das gibt's ja tatsächlich auch, 2010).
Gruß
Ulli
Re: Bordeaux 2020
Verfasst: Fr 21. Mai 2021, 21:00
von stollinger
Batailley (~39EVP) und Domaine de L'Eglise (~38EVP) sind heute noch erschienen. Schön finde ich die Beschreibung von Lobenberg zum Batailley: Die Nase wird schwärzer und monogamer.
Re: Bordeaux 2020
Verfasst: Fr 21. Mai 2021, 21:01
von Ollie
Jeffe Leve ist raus mit seinen Wertungen; einfach auf seiner Webseite im Suchfesterchen rechts oben das Chateau einhacken.
Cheers,
Ollie
Re: Bordeaux 2020
Verfasst: Fr 21. Mai 2021, 21:29
von Olaf Nikolai
Monogamer Wein. Was soll das sein?!
Son Scheiss.
Divers ist doch gerade in.....
Re: Bordeaux 2020
Verfasst: Fr 21. Mai 2021, 22:11
von Matthias Hilse
Olaf Nikolai hat geschrieben:Monogamer Wein. Was soll das sein?!
Son Scheiss.
Divers ist doch gerade in.....
Der "Son Scheiss" hat nichts mit 2020 zu tun, sondern wird als Distinktionsmerkmal zwischen Saint-Julien und Pauillac eingeführt. Das ist aber auch ziemlich schlüssig, wenn man sich nicht zu schade dafür ist, das semantische Mono (seien es Slben oder Nomen) mit dem thematischen gleichzusetzen oder zu verwechseln.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
Re: Bordeaux 2020
Verfasst: Fr 21. Mai 2021, 22:21
von stollinger
Bin mir nicht sicher, ob man das so hochsterilisieren muss...