Bordeaux 2018

Medoc und seine Appellationen, Bourg und Umgebung, Fronsac, Pomerol, Saint Emilion und Umgebung, Entre Deux Mers, Graves und Pessac-Leognan, Sauternes und Co.
diogenes
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Re: Bordeaux 2018

Beitrag von diogenes »

TOM hat geschrieben:Hier noch ein Artikel von der RVF.
https://n.larvf.com/optiext/optiextensi ... 5K7u%2B2oM

Die reden auch von hohen Alkoholwerten...
Ich glaube, dass ich mit 2018 dann eher vorsichtig bin. Nicht dass es eine Wiederholung des 2015er Jahrgangs wird.
Ich habe 2015 u.a. MHL gesubst und der ist mir mit seinen 15% schon sehr dicht und voluminös. Zugegeben, jung macht er auf Grund seiner Fruchtigkeit sogar Spaß, aber eigentlich kenne ich den MHL etwas anders und ob der in 10-15 Jahren dann schmeckt oder der Alkohol doch negativ auffällt, weiß ich eben nicht.

Andererseits hat Herr Hilse (vielen Dank für den Beitrag) den Jahrgang ja doch sehr gelobt und unser Augenmerk auf einige spannende Zweitweine gelenkt...

Bemerkenswert fand ich auch, dass die Punkte-Einstufung von Herrn Hilse und Herrn Lobenberg bspw. bei Meyney und Charmail ähnlich ausfallen (unter Berücksichtigung des üblichen Punkte-Abstands zwischen best-ever LOB und dem eher konservativen Herrn Hilse). Der WineSpectator (der ja auch oft hoch punktet) hingegen hat den Meyney deutlich schlechter bewertet...

Mein persönliches Fazit (bisher): Vorsichtig subsen mit Schwerpunkt auf dem linken Ufer...

Herr Hilse sollte auch in den Olymp der Critic scores von Liv-ex aufgenommen werden. Andererseits will er das vielleicht gar nicht.
carpe vinum!
Matthias Hilse
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Re: Bordeaux 2018

Beitrag von Matthias Hilse »

diogenes hat geschrieben: Herr Hilse sollte auch in den Olymp der Critic scores von Liv-ex aufgenommen werden. Andererseits will er das vielleicht gar nicht.
Vielen Dank, aber das wäre der Ehre zu viel. Ich leide ja durchaus an Höhenangst und hätte da oben auf diesem Olymp nun gar keine Freude. Ausserdem müsste ich meinen Senf zu so vielen Weinen geben, dass ich Ärger mit meiner Leber bekommen würde :)
An dieser Stelle muss ich mich korrigieren: offensichtlich bin ich einer Falschmeldung aufgesessen, denn Lafon La Tuilerie ertönt in Zukunft nicht in den Glocken von Angelus. Verkauft wurde das Weingut jedoch.
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse
diogenes
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Re: Bordeaux 2018

Beitrag von diogenes »

Matthias Hilse hat geschrieben: Herr Hilse sollte auch in den Olymp der Critic scores von Liv-ex aufgenommen werden. Andererseits will er das vielleicht gar nicht.
Vielen Dank, aber das wäre der Ehre zu viel. Ich leide ja durchaus an Höhenangst und hätte da oben auf diesem Olymp nun gar keine Freude. Ausserdem müsste ich meinen Senf zu so vielen Weinen geben, dass ich Ärger mit meiner Leber bekommen würde :)
Herzliche Grüße,
Matthias Hilse[/quote]

Die Virtuosität, mit der Sie wie kein Anderer die deutsche Sprache zu rhetorischen Höhenflügen zu führen wissen, gepaart mit Ihrem Wissen und Ihrer Erfahrung bezüglich Bordeaux Weinen, da liegen doch kongeniale Verkostungsbeschreibungen in der Natur der Sache.
Jedem Bordeaux Liebhaber, der auf seine Muttersprache Deutsch einmal eine zusätzliche, bereichernde Sichtweise werfen will, kann ich nur wärmstens ans Herz legen, Herrn Hilses AUX FINS GOURMET GOURMETBRIEF zu abonnieren.
carpe vinum!
diogenes
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Re: Bordeaux 2018

Beitrag von diogenes »

Der Önologe Eric Boissenot aus dem Médoc, für 50 Weingüter im Bordelais und in der Welt persönlich beratend tätig, sieht den Jahrgang 2018 als einen weiteren Meilenstein bezüglich Qualität, basierend auf den klimatischen Bedingungen und der damit verbundenen technischen Umsetzungen der Winzer.
Die zur Zeit auftretenden klimatischen Veränderungen im Bordelais, begünstigen seiner Meinung nach, seit 2005 die Qualität der Weine, hin zu mehr Reife und keinen Grünnoten mehr im Cabernet.
« Bordeaux se trouve dans un cycle de changement climatique qui lui est favorable. Depuis 2005, on arrive plus facilement aux maturités. Il n’y a plus de verdeur dans les cabernet »
Aufgrund seiner Erfahrungen in Argentinien und Chile, weiss er, dass sich die klassischen bordelaiser Traubensorten Cabernet sauvignon und Merlot, unter extremen Bedingungen, sehr gut aus der Affaire ziehen.
Für ihn hat sich der Merlot noch nie zuvor so gut und ausgewogen, wie in 2018 präsentiert.
Ses expériences en Argentine et au Chili lui ayant appris que « les cépages bordelais s'en sortent très bien dans des conditions extrêmes ». S’il reconnaît la nécessité d’irriguer ces vignobles du nouveau monde, l’œnologue-conseil souligne que « le merlot n’a jamais été bon et équilibré qu’en 2018… »

https://www.vitisphere.com/actualite-89 ... deaux-.htm
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harti
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Re: Bordeaux 2018

Beitrag von harti »

diogenes hat geschrieben:Der Önologe Eric Boissenot aus dem Médoc, für 50 Weingüter im Bordelais und in der Welt persönlich beratend tätig, sieht den Jahrgang 2018 als einen weiteren Meilenstein bezüglich Qualität, basierend auf den klimatischen Bedingungen und der damit verbundenen technischen Umsetzungen der Winzer.
Die zur Zeit auftretenden klimatischen Veränderungen im Bordelais, begünstigen seiner Meinung nach, seit 2005 die Qualität der Weine, hin zu mehr Reife und keinen Grünnoten mehr im Cabernet.
« Bordeaux se trouve dans un cycle de changement climatique qui lui est favorable. Depuis 2005, on arrive plus facilement aux maturités. Il n’y a plus de verdeur dans les cabernet »
Aufgrund seiner Erfahrungen in Argentinien und Chile, weiss er, dass sich die klassischen bordelaiser Traubensorten Cabernet sauvignon und Merlot, unter extremen Bedingungen, sehr gut aus der Affaire ziehen.
Für ihn hat sich der Merlot noch nie zuvor so gut und ausgewogen, wie in 2018 präsentiert.
Ses expériences en Argentine et au Chili lui ayant appris que « les cépages bordelais s'en sortent très bien dans des conditions extrêmes ». S’il reconnaît la nécessité d’irriguer ces vignobles du nouveau monde, l’œnologue-conseil souligne que « le merlot n’a jamais été bon et équilibré qu’en 2018… »

https://www.vitisphere.com/actualite-89 ... deaux-.htm
Danke für den Hinweis! Wenn sich die Stilistik von Bordeaux in Richtung Chile und Argentinien verändert, dann weiß ich, welche Weine ich nicht mehr brauche :roll: . Kurzzeitig war meine Burg sturmreif geschossen, aber die Aussicht auf Fruchtcocktail lässt mich dann doch standhaft bleiben. Ich spar mein Geld lieber für die 16er Barolo 8-) .
port_ellen
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Re: Bordeaux 2018

Beitrag von port_ellen »

Ollie hat geschrieben:Ich erinnere ich mich diese Diskussionen schon zu den Jahrgaengen 2000, 2003 und 2005. Man sollte doch kleine Crus Bourgeois nehmen koennen, die schneller reifen und nun mittlerweile fuer eine Antwort zur Verfuegung stehen, oder nicht?
Cheers,
Ollie
ja genau, die viel-probierer sollten doch anhand der kleineren CB einschätzungen dazu haben.

mein erster testjahrgang wäre 2000, aber ohne die großen weine. das mittelfeld (grand mayne, du tertre, talbot und calon segur) war zu weihnachten 2018 nicht wirklich "reif", der wow-effekt ist ausgeblieben (>BDX-2000 thread). die weine wirkten eher mittelgewichtig und auch nur mittelkonzentriert. alkohol-grade 12.5-13, grand mayne:13.5.

über 2003 wurde ja schon viel (kontroverses) geschrieben, ist sicher ein spezieller jahrgang. die CBs, an die ich mich erinnere (charmail, les grands chenes, meyney, phelan segur) waren zwar eher füllig, aber nicht unharmonisch, sondern sehr schön zu trinken.

2005 dürfte spannend werden.

gruss, m
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Ollie
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Re: Bordeaux 2018

Beitrag von Ollie »

Harti,

ueber den Stil der Weine aeussert sich Boissenot nicht; ich glaube kaum, dass 2018 die Weine "kalifornischer" (oder "suedamerikanischer") sind als etwa 2009, dazu sind die Unterschiede nicht gross genug. (Was nicht heisst, dass mir einige 2009er nicht unangenehm aufgefallen waeren.)

Cheers,
Ollie
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Ollie
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Re: Bordeaux 2018

Beitrag von Ollie »

port_ellen,

mit den 2000ern hatte ich bislang keine unangenehme Begegnung (wenn man von der Enttaeuschung mal absieht, keine Ueber-Drueber-Weine im Glas zu haben :lol:), 2003 war ich tatsaechlich auf der Suedhalbkugel unterwegs, deshalba habe ich keine europaeischen Weine des Jahrgangs, und mit 2005 hatte ich bei dem, was ich im Glas hatte (kleine Sachen), hauptsaechlich ein Problem mit der sehr, sehr optimistschen Extraktion. Bei 2009 fehlt mit noch die Uebersicht, ich wollte dieses Jahr mal an die Weine rangehen fuer eine erste Einschaetzung. Aber jung fand ich den 2010er schoener und bordeauxtypischer.

Aber bestimmt haben Andere hier ihre zusammengefassten Einschaetzungen zu den notorisch heissen Jahren abzugeben. Hilfreich waeren sie auf jeden Fall.

Cheers,
Ollie
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Jochen R.
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Re: Bordeaux 2018

Beitrag von Jochen R. »

Ollie hat geschrieben:port_ellen,

mit den 2000ern hatte ich bislang keine unangenehme Begegnung (wenn man von der Enttaeuschung mal absieht, keine Ueber-Drueber-Weine im Glas zu haben :lol:),
...
Hallo Ollie,
ich bin ja, wie an anderer Stelle schon geschrieben, bekennender Fan des
Jahrgangs 2000.
Heißt das bei dir, dass du bisher noch keine vermeintlichen "Über-Drüber-
Weine" im Glas hattest oder diese schon getrunken hast, aber nicht gut
performed haben?

Viele Grüße,
Jochen
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Ollie
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Re: Bordeaux 2018

Beitrag von Ollie »

Jochen R. hat geschrieben:Heißt das bei dir, dass du bisher noch keine vermeintlichen "Über-Drüber-Weine" im Glas hattest oder diese schon getrunken hast, aber nicht gut performed haben?
Nein, viel harmloser: Die 2000er, die ich bislang im Glas hatten, war durchaus gut und sehr gut (Fan zu sein bedarf es wenig), aber vielleicht nicht von der singulaeren Qualitaet, wie man damals kolportiert hatte oder die man von der kolportierten Jahrgangsqualtaet haette vermuten (erwarten?) koennen. Aber vielleicht sind die 2000er ja wirklich der Quantensprung im Vergleich zu den Jahrgaengen zuvor, und ich hab's nur nicht gemerkt. :lol:

Was ich vergass zu erwaehnen: Bis auf einige 2009er, wo ich die Augenbraue gehoben hatte zur Arrivage, sind mir die genannten Jahrgaenge trotz der Hitze nicht BDX-untypisch vorgekommen.

Cheers,
Ollie
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